Keine Druckereien, kein Papier, keine Lastwagen

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Noch hat Rupert Murdoch die Bancrofts nicht überzeugt, ihm Dow Jones zu verkaufen, da hat er schon relativ präzise Vorstellungen, was er mit dem Wall Street Journal anstellen möchte:

Wie wäre es, fragt er rhetorisch, wenn man eine Redaktion der Spitzenklasse zusammenkaufte, und das „Journal“ dann nur im Netz und völlig kostenlos anböte? „Keine Druckereien, kein Papier, keine Lastwagen. Wie lange würde es dauern, bis die Werbung kommt? Es wäre jedenfalls erfolgreich, es würde funktionieren und man würde … ein kleines bisschen Geld verdienen“, so Murdochs hypothetische Reise in die Zukunft.

Dow Jones ist seit vielen Jahren Kunde des Frankfurter Büros von SinnerSchrader.

Sieg der Verbraucher

Warum das iPhone wichtig ist, auch wenn es allerlei Klugschwätzer für überteuert und technisch mittelmäßig halten, erklärt der fulminante Thomas Knüwer so:

Die Begeisterung um das Iphone könnte der Anfang vom Sieg der Verbraucher über die Programmierer werden – und der Beginn einer Revolution. Denn jene skeptischen Technik-Experten sind der kleinere Teil der Käufer von Handy, Computern, Kameras. Sie finden sich auf jeder neuen Plattform zurecht, ihnen genügen die heute handelsüblichen, kargen Gebrauchsanleitungen, sie kennen die Tricks, um kleine Software-Macken zu umgehen.

Ich gehöre nicht dazu. Seit kurzem habe ich ein Nokia N95. Es ist ein tolles Handy, das beste, das ich bisher hatte. Doch warum kann ich keine Gmail-Konten darüber abrufen? Warum ist das Handbuch schlampig und chaotisch zusammengeschustert? Warum kann ich einzelne Elemente nicht dorthin schieben, wo ich sie hinhaben möchte?

Ein gut ausgestattetes, elegant aussehendes und vor allem funktionierendes Mobiltelefon – das wäre schön. Und ich bin guter Hoffnung, dass es heute in den USA auf den Markt kommt. Warum? Weil Apple mit dem aus Sicht der Technik-Fanatiker ebenfalls überteuerten und mittelmäßigen und rechtetechnisch Guantanomo-ähnlichen Ipod genau dieses Erlebnis geliefert hat.

Genau. Ich fand Nokia früher auch super. Und das E61 hat seine Vorzüge. Aber es bleibt trotzdem Mist.
Nein, das iPhone ist nicht nur ein wohlinszenierter Medien-Hype. Kann gut sein, dass der heutige Tag ein Meilenstein für eine Entwicklung ist, die zwei ganze Branchen umkrempeln wird: die Hersteller mobiler Kommunikationsgeräte und die Mobilnetzbetreiber. Wir werden sehen. Der Konsument hat die Macht.

Happy iPhone Day

„Willste mal das iPhone sehen?“ Mit dieser Frage begrüßte mich heute morgen Matthias Schrader. War nur ein Scherz.

Stephen Colbert hat auch kein iPhone bekommen. Aber trotzdem rezensiert er es.

Ausgezeichneter Newsletter

compact

Beim BCP Best of Corporate Publishing – laut Veranstalter Europas größter Wettbewerb für Unternehmenskommunikation – hat compact, der Newsletter der comdirect, eine Silbermedaille bekommen. Der ansonsten printlastige Preis wurde in der Kategorie Electronic Publishing in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben.

comdirect ist ein Kunde von SinnerSchrader. compact wird redaktionell von G+J Corporate Media betreut, wir sind für die Gestaltung verantwortlich und freuen uns mit comdirect über die Auszeichnung.

Spaß ist eine Nutzeranforderung

Unbedingt lesen: Facebook for the Enterprise = Facebook von Dennis Howlett

Facebook and Twitter are unquestionably the platforms du jour and flavors of the month.

Der Hype der Woche, keine Frage. Aber es ist mehr als Hype. Es geht um die Frage, wie wir unsere Kontakte im Netz pflegen, auf welchen Plattformen wir unsere Gespräche führen, Beziehungen aufbauen und mit anderen interagieren.

Und dabei geht es keinesfalls nur um eine nette Freizeitbeschäftigung, sondern um unser aller Kerngeschäft. Jason Wood schreibt (Hervorhebung von mir):

After spending some time building up my Facebook Profile and talking to colleagues about its power as a platform, my mind began racing about how Facebook (and other popular social networking sites like MySpace) is potentially disruptive in a way that many corporate focused „platforms“ really aren’t. I’ve spent a fair amount of time dissecting Salesforce.com’s AppExchange, and SAP’s SDN, and WebEx Connect; yet none of these hold the power that Facebook has, in my view.

Plattformen wie Facebook und Twitter verändern das Geschäftsleben selbst. Das ist ihre zerreißende und Unruhe stiftende (engl. disruptive) Kraft. Dennis Howlett meinte Ende Mai:

I am convinced now more than ever that the MySpace Facebook generation are going to obliterate a lot of what we understand about business today. Much of what my generation of business people understand about business is based on applying command and control hierarchies that folk like my friend Sig Rinde abhor.

Und heute:

That was a month ago. Today, I see a combination of Twitter and Facebook as having the potential to replace 90% of the email I receive while improving my personal productivity.

I think Facebook is to “Online Communications World” what Amazon is to Online Shopping. An almost complete, somewhat open platform.

Wie Amazon ist Facebook gerade dabei, aus seiner anfänglichen Nische (hier Bücher, da Studenten) herauszuwachsen und sich sehr viel breiter aufzustellen – und damit seinen Wirkungskreis erheblich zu vergrößern. Thomas Otter hört die Signale:

There is a message in this for us enterprisey software types. Fun is a user requirement.

Loïc Le Meur ist einverstanden.

Warum habe ich eigentlich kein Konto bei StudiVZ, aber eines bei Facebook?

Spreadshirt wird erwachsen

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Das Jahr 2006 geht zu Ende, als Gadowski die eigene Unzufriedenheit deutlich spürt. Spreadshirt macht zu viel — und zu viel nicht richtig. Beispiel Produktpalette: Kleidung stand immer im Vordergrund, „aber wir hatten unser Sortiment hemmungslos erweitert. Zuerst waren es Tassen, zuletzt auch Schlüsselbänder und Regenschirme. Eine Nachfrage findet sich schließlich immer. Das Problem ist, dass man damit Zeit und Energie verliert.“

In der aktuellen brand eins schreibt Christian Sywottek über „Das Ende der Pubertät“ bei Spreadshirt.

Er berichtet wie das Unternehmen die Herausforderungen der Internationalisierung anfangs unterschätzte, sich zu sehr mit der immer größer werdende Produktpalette verzettelte und nicht auf die eigene Stärke besann: individuell bedruckte Textilien zu produzieren. Doch jetzt tritt man in Leipzig auf die Bremse und lernt dazu — was Strukturen angeht, die Arbeitsweise und die Konzentration aufs Wesentliche.

Nachtrag: Mittlerweile gibt es den Artikel auch online.

Die erste deutsche Facebook-Anwendung

Jimdo

Jimdo könnte die erste deutsche Facebook-Anwendung sein. Zumindest ist den Jimdo-Machern bei unseren ehemaligen Bahrenfelder Nachbarn Northclick und auch mir keine andere bekannt. Matthias Henze schreibt dazu:

Eine Jimdo-Page ist die perfekte Ergänzung zu einem Social-Community-Profil. Auf einer eigenen Page können die User mehr Informationen über sich, ihr Hobby oder jedes andere Thema darstellen als es auf einer Profilseite möglich ist. Die derzeitige Applikationen fügt der Profil-Seite einen Screenshot der eigenen Jimdo-Page mit Link hinzu. So können die Besucher der Profil-Page schnell zu der Jimdo-Page mit den weiterführenden Informationen wechseln. Weitere Verknüpfungen mit Facebook sind derzeit in der Entwicklung.

Übrigens auch bei Qype, wenn ich die Worte von Stephan Uhrenbacher richtig interpretiere. Hier geht es direkt zu Jimdo bei Facebook.

Nachtrag: Und da ist sie schon, Qypeface, die Qype-Anwendung für Facebook. Gefunden bei Herrn Lumma. Nun stellt sich doch die Frage, wer früher da war.

Qypeface

Zweiter Nachtrag: Jetzt lese ich auch im Qype-Blog von Qypeface:

Damit ist Qype einer der ersten deutschen Startups, welche eine Facebook Application am Start haben. Diese werden wir natürlich nach und nach weiter ausbauen.

Viel Erfolg!

Dritter Nachtrag: Die erste deutsche Facebook-Anwendung war wahrscheinlich mabber chatrooms. Ich Dummerchen.

mabber chatrooms

Mehr zum Thema weiß Robert Basic.

Hauptsache konsumentenorientiert

Wer schon immer mal wissen wollte, in welche Unternehmen Burda investiert, dem hilft heute Lutz Meier in der gedruckten FTD weiter:

Hauptsache konsumentenorientiert, sagt Jürgen Todenhöfer, der Vizechef des Verlagskonzerns. So müssten Internetfirmen sein, damit Burda Geld hereinsteckt.

Das ist doch mal ein Ansatz.

Cannes Cyberlions zu wenig interaktiv

Natürlich habe ich am Donnerstag nach der Bekanntgabe sofort alle Gewinner angeschaut. Nike Plus und Dove Evolution kannte ich schon und haben mich wieder extrem begeistert.

Aber schon bei den Gold- und Silberprämierten war ich ein wenig enttäuscht. Warum? Nun, keine Frage, die Kreativideen sind inhaltlich äußerst passend und stimmig, nur die Umsetzung ist mir, wie bei reversa, Shiseido oder Ikea, häufig zu wenig interaktiv. Abgesehen von irre langen Ladezeiten (ja, ich weiss, in Japan haben sie alle dicke Breitbandleitungen) gestaltet sich die User Experience eher so: Klick-Klick-30-Sek.-Video-Klick-Video-Klick-Video… Ja, sind wir denn im Fernsehen?

Stattdessen stachen die Banner mit ihren witzigen Ideen, die dem gelangweilten oder gestressten Surfer kurzweilige Abwechslung bieten, positiv heraus. Zum Beispiel Impossible is Nothing von Adidas: Ich ließ das Männchen minutenlang über die Website laufen und freute mich über immer neue kleine Illustrationen.

Oder Tissue für Mantecorp Coristina d Flu: Die Taschentücher erzählen eine kleine Geschichte, mit der man sich sofort identifiziert – und die Tücher flogen immer wieder, weil’s so schön aussah. Absolut genial nimmt Squeeze für Coca-Cola Japan Bezug auf die alltäglich-banalen Aktionen des Nutzers mit dem Browser. Schade, dass es nur Bronze dafür gab.