Vielen Dank, liebe Blogger!

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Die NEXT 2012 ist vorbei und zwei wirklich spannende Konferenztage liegen hinter uns. An dieser Stelle möchten wir uns bei den Official NEXT Bloggern für ihre tolle Arbeit bedanken. Ihr wart unglaublich fleißig und habt so viele Beiträge zur NEXT Berlin produziert – Videos, Fotos, Texte, Tweets und vieles mehr. Wir sind immer noch dabei, euren Input zu lesen, anzusehen und zu hören 😉 Eure Arbeit war und ist wirklich großartig und wir freuen uns schon darauf, euch alle auf der NEXT 2013 wiederzusehen! Besonderer Dank gilt Adam Tinworth, der uns mit zahlreichen interessanten Beiträgen auf http://nextberlin.eu/ seine Sicht auf die Konferenz gezeigt und uns auf dem Laufenden gehalten hat.
Für alle, die sich gern ein eigenes Bild der Arbeit der Official NEXT Blogger machen möchten, haben wir ein paar Links zusammengestellt:
A facebook for Things & Toys von Anja Rauch
Christophe Maire, CEO of txtr von Halley Suitt Tucker
7 new laws for a world gone digital von Sébastien Flury
Alexander Bard, History, Sociology of Tech at NEXT Berlin von Nicolas Charbonnier
Key takeaways + summary from NEXT Berlin according to Annika Lidne and me von Henriette Weber & Annika Lidne
Tageszusammenfassungen der NEXT 2012 von Daniel Friesenecker
Ein Nachmittag mit Geeks und Nerds: „Lasst die Liebe regieren“ von Jürgen Vielmeier
Diese zwölf Startups wollen in Berlin abräumen von Martin Weigert

Gone fishin‘

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In den nächsten Wochen wird es hier hoffentlich nicht ruhiger, aber definitiv anders. Ich verschwinde in den Sommerurlaub, nicht ohne jedoch mich um eine Urlaubsvertretung bemüht zu haben. Ich habe zehn Kollegen, die hier bereits als Autoren zu lesen waren, um jeweils zwei Beiträge gebeten. Theoretisch sollte damit vier Wochen lang an jedem Arbeitstag mindestens ein neues Posting zu lesen sein.
Doch um sicher zu gehen, rufe ich auch Sie auf, liebe Fischmarkt-Leser, Ihre Gastbeiträge einzureichen. Meine geschätzte Kollegin Anja Waltemate wird sich bis zum 28. Juli darum kümmern. Schicken Sie also gern Ihre Themenvorschläge oder am besten gleich fertige Texte an anja@fischmarkt.de. Beiträge können aus dem gesamten Themenspektrum des Fischmarktes kommen, sie sollten nur keine platte Werbung und nicht langweilig sein.
Ich werde ab und an vorbeischauen und auch gelegentlich kommentieren. Schöne Ferien!
Foto: 2Tales, CC-Lizenz

Was aus meinen Prognosen für 2009 wurde

Es war mein erster Arbeitstag im Januar, als ich acht Prognosen für das nun fast abgelaufende Jahr 2009 abgab. Und da heute mein letzter Arbeitstag in diesem Jahr ist, frage ich mich nun, was daraus geworden ist.

  1. Prognose: Eine Reihe von Marken und Markenartiklern, für die 2009 ein wirtschaftlich schwieriges Jahr wird, werden sich öffnen, den Konsumenten zuhören und mit ihnen reden. Und damit erste Erfolge feiern. Realität: Es gibt zwar einige Beispiele für eine Öffnung, doch die großen Erfolge bleiben aus. Ab Mitte des Jahres dominiert die eher mäßig erfolgreiche Kampagne von Vodafone die Diskussion.
  2. Prognose: Marken und große Unternehmen werden ihre Marketingbudgets weiterhin ins Internet verschieben, das inzwischen der bei weitem effizienteste Marketingkanal ist – und deshalb ein Gewinner der Rezession. Realität: Der OVK prognostiziert der Onlinewerbung für 2009 ein Plus von 10 Prozent. Das kann sich in einem insgesamt rückläufigen Werbemarkt sehen lassen.
  3. Prognose: 2009 wird mehr Onlinewerbeumsatz mit Performance Marketing (SEM/Affiliate) als mit klassischer Displaywerbung gemacht. Auch Displaywerbung wird immer mehr nach Performance-Modellen abgerechnet statt nach TKP. Realität: Nimmt man die OVK-Prognose als Maßstab, so ist der erste Teil nicht eingetroffen, auch wenn das Affiliatemarketing überproportional gewachsen ist. Die Abrechnung nach Performance hingegen hat an Boden gewonnen.
  4. Prognose: Im New Media Service Ranking werden die Top Ten kräftig umsortiert. Aber spannend wird erst das Ranking im Folgejahr (auf Basis der Umsätze von 2009). Realität: In den Top Ten hat sich wenig getan. Das Ranking 2010 bleibt abzuwarten.
  5. Prognose: Der Druck auf die Printmedien wird stark steigen. In den USA werden die ersten großen Tageszeitungen ihre gedruckten Ausgaben reduzieren oder ganz aufgeben und ins Web migrieren. In Deutschland werden vor allem die Verlagsapparate Federn lassen müssen. Sie sind im Web nicht refinanzierbar. Realität: Die Krise der Printmedien war eines der großen Themen des Jahres 2009. Mehrere US-Tageszeitungen sind eingestellt worden. In Deutschland haben die Verlage massiv Stellen abgebaut.
  6. Prognose: Alte Medien werden Blogs kaufen, sogar in Deutschland, um ihre Position im Web zu verbessern. Problem: Es gibt in Deutschland nur wenige professionell betriebene Blogs. Realität: Bereits im Januar wurde Basic Thinking verkauft, allerdings nicht an ein klassisches Medienunternehmen. Der Mangel an professionell betriebenen Blogs bleibt bestehen.
  7. Prognose: Holtzbrinck wird sich nach Kräften bemühen, seine Investitionen in StudiVZ zurückzuverdienen. Da die GWP es nicht schafft, StudiVZ zu vermarkten, wird der Vermarkter gewechselt. Für einen Verkauf an Facebook ist es nun zu spät. Am Ende wird ein Notverkauf stehen. Realität: Holtzbrinck hat den Vermarkter nicht gewechselt, sondern umbenannt. Facebook ist kräftig gewachsen. Zu einem Notverkauf von StudiVZ ist es bis jetzt nicht gekommen.
  8. Prognose: Cloud Computing wird abheben, sowohl als Buzzword als auch in der Nutzung. In der Rezession 2001/2002 konnte sich Open Source in Unternehmen durchsetzen, diesmal wird es Cloud Computing sein. Realität: Google hat mit seiner „Go Google“-Kampagne massiv um Unternehmen geworben, die ihre elektronische Büroinfrastruktur weg von Microsoft und lokalen Maschinen hin zur Google-Cloud bewegen wollen. Das Google Chrome OS wird im kommenden Jahr dem Thema einen weiteren kräftigen Schub geben.

Insgesamt ein eher gemisches Bild, wie das mit Prognosen so ist, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. So schließe ich nun das Kontor für dieses Jahr. Anfang Januar geht es weiter, dann mit Prognosen für das Jahr 2010.

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Klassentreffen in Berlin

Die dritte re:publica war aus unerfindlichen Gründen, die mit „n“ beginnen und auf „ext“ enden, für mich die erste. Dessen ungeachtet stellte sich schon nach Minuten jenes Gefühl ein, das ich von Klassentreffen kenne. Vom 1. bis 3. April versammelte sich in Berlin eine Szene, die der re:publica nicht ganz zu Unrecht das Etikett einer Bloggerkonferenz einträgt.
Dagegen ist auch gar nichts einzuwenden. Konferenzen mit einem solch klaren Fokus können sehr langlebig und überaus erfolgreich sein. Doch der Nachteil ist offensichtlich: Hier beschäftigt sich eine Branche vor allem mit sich selbst. Nach der dritten Wiederholung ist das ungefähr so spannend wie der Versandhandelskongress. Es überwiegt das Befindlichkeitsblogging.
Das Programm ritt ganz überwiegend die Steckenpferde seiner Macher. Das Resultat war jede Menge preaching to the choir. So brilliant Lawrence Lessig präsentierte, so eloquent Cory Doctorow parlierte – im Publikum saß kaum jemand, der ihre Weltsicht, Thesen und Forderungen nicht auch vorher schon teilte.
Die Kontroversen auf der re:publica’09 waren demzufolge die Binnendebatten einer Szene, die sich aus Differenz und Dissens zur Außenwelt definiert. Während dieselbe Außenwelt kaum vertreten war – vor allem nicht auf der Bühne. Die Realität schien nicht angekommen in diesen sonnigen Berliner Apriltagen.

Es ist der Tag, an dem die G-20-Länder eine Reform der Finanzmärkte beschließen und der Nato-Gipfel in Straßburg beginnt, und es ist der Tag, an dem Hunderte Afrikaner auf dem Überweg nach Europa ertrinken. Doch in den etwa hunderttausend deutschen Blogs, die das Internet sekündlich mit Text und Information fluten, findet sich dazu so gut wie nichts. Die Teilnehmer der größten deutschen Bloggerkonferenz „re:publica“, die sich jetzt zum dritten Mal in Berlin trafen, haben andere Prioritäten.

Wir befinden uns inmitten eines ökonomischen Tsunamis. Doch die Wirtschaft war kein Thema auf den Podien. Politik und Staat erleben eine ungeahnte Hochkonjunktur, Banken und Konzerne werden verstaatlicht. Und Peter Schaar sagt zum Thema Datenschutz das, was er immer sagt. Zum Gähnen.
Diese Szene, die sich drei Tage in Berlin selbst feierte, ist sich selbst genug. Sie interessiert sich nicht für den Rest der Welt, und der Rest der Welt interessiert sich nur begrenzt für sie. Die Blogger haben jetzt ihren etablierten Branchenkongress.
Das ist nicht wenig, aber ist das genug?

Es wird verflucht noch mal Zeit, dass die Akteure des Web 2.0, die Social Networker, Twitterer und vor allem die Blogger, von sich ablassen, die selbstbeschworene Macht ausüben und ihren Fokus auf die Probleme unserer Zeit richten!

Themenblog ist umgezogen

Als Mark Pohlmann sich im August 2007 nach 9 1/2 Jahren SinnerSchrader mit seiner Agentur Mavens selbständig machte, da ließ er sein Blog zurück. Eigentlich wollte er das (oder auch den) Themenblog mitnehmen, aber dann gingen selbstverständlich seine Kunden und auch die next conference vor. Also blieb das Themenblog bei uns und war noch einmal fast 1 1/2 Jahre powered by SinnerSchrader. Doch diese Ära ist jetzt vorbei, und das Themenblog erstrahlt im neuen Glanz.
Themenblog 2009
Zum Vergleich hier noch einmal das alte Design, das immerhin fast drei Jahre lang online war und in seinen Grundzügen (damals für den Fischmarkt) von Matthias Schrader himself entwickelt worden war.
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Abzüge in der B-Note gibt es nur dafür, dass die alten Links zwar weiterhin funktionieren, aber auch das alte Design zeigen. Obwohl das ja einen gewissen Charme hat.

Robert Basic schreibt seine Memoiren

Robert Basic (Foto)Als ich das Video sah, mit dem Robert Basic seinen Abschied von Basic Thinking nahm, da wurde mir schlagartig klar, warum dieses Blog so erfolgreich war und (gemessen nach eingehenden Links) die beiden Schwergewichte Spreeblick und Bildblog von der Spitze verdrängt hat: Robert schwimmt mitten im Mainstream. Er ist der Helmut Thoma der hiesigen Blogosphäre, und Basic Thinking das RTL. Dagegen kommt diese Berliner Mischung aus Arte und Offenem Kanal einfach nicht an.
In seinem neuen Blog written in basic erzählt er nun die ganze Geschichte, wie es zum spektakulären Verkauf von Basic Thinking kam. Lesen!

Willst Du transparent sein? Dann bist Du ein Eigendarsteller. Willst Du verschwiegen sein? Dann hast Du was zu verbergen. So ist die goldene Mitte aus Transparenz und Verschwiegenheit exakt das, was die Öffentlichkeit verdient. Das Nichtssagende, an dem sich keiner reiben kann. Und es vor sich dahinplätschert. Alles, was gesagt werden muss, wird vorher gewogen, analysiert und ausgefeilt, bis die Kanten weg sind. Ich habe mich dennoch für Transparenz entschieden, das zu teilen, was man erfährt und weiter geben kann. Sharing in zwonullig-style gesprochen. Und ein weiteres Mal ein klares Signal für das schätzungswürdige Fehlbare im Menschen, der nicht wie 10 PR-Abteilungen zusammen an seinen Worten schleift, stattdessen das sagt, wie er fühlt und sieht.

Was Basic Thinking wirklich wert war

Das Blog mit dem höchsten Linkeinkommen Deutschlands ging heute für 46.902 Euro über den Tisch. Der Käufer ist serverloft-Geschäftsführer Thomas Strohe, der das Blog „im Sinne von Robert“ weiterführen möchte.

Der Kaufpreis blieb weit hinter meiner Modellrechnung zurück. Deshalb hier ein aktualisiertes Rechenmodell, nach wie vor auf Basis der Bewertungsformel von Ahmed Bilal:

Blog Value = 2 x Estimated Yearly Revenue + Blog Premium – Running Costs

Schauen wir uns die einzelnen Elemente genauer an. Die Korrekturen in fett.

  • Estimated Yearly Revenue: Es dürfte kein Problem sein, den Jahresumsatz 2008 zu verdoppeln. Robert hat nach eigenen Angaben im letzten Jahr etwa 37.000 Euro umgesetzt. Macht also 74.000 Euro. Ich senke die Wachstumserwartungen auf Faktor 1,5 – also 55.500 Euro.
  • Blog Premium: Seien wir vorsichtig und setzen eine Prämie von 50.000 Euro an. Das dürfte für den Wert der Domain, den vorhandenen Inhalt, Design, Code und Community nicht allzu hoch gegriffen sein. Die Prämie sinkt nun auf 17.077 Euro. Warum? Dazu unten mehr.
  • Running Costs: Für 2009 plane ich zwei festfreie Autoren ein, die ein Fixum von schlappen 1.000 Euro/Monat sowie jeweils 10 Prozent der gesamten Werbe- und Sponsoringeinnahmen bekommen. Die Vermarktung kostet 15 Prozent. Für Hosting und alle weiteren Betriebskosten setze ich pauschal 10.000 Euro an. Macht zusammen 59.900 Euro. Durch die geringeren Werbeeinahmen sinken die laufenden Kosten auf 53.425 Euro, weil Autoren und Werbevermarkter weniger variable Vergütung erhalten.

Ich nehme weiterhin einen positiven Cashflow an. In diesem Fall kann (und wird vermutlich) der Erwerber einen erheblichen Teil der Werbeeinnahmen aus der linken in die rechte Tasche fließen lassen, indem er sich selbst Werbung verkauft.

Unter dem Strich sinkt die Prämie auf 17.077 Euro. Denkbar ist nach dem gleichen Bewertungsmodell selbstverständlich auch eine höhere Prämie bei entsprechend geringeren Einnahmen oder höheren Kosten.

Wie man es auch dreht: Basic Thinking war weniger wert als erwartet.

Nachtrag: „Unsere Schmerzgrenze lag knapp unter einem sechsstelligen Betrag“, erklärt Thomas Strohe im Interview bei Meedia. „Das Blog ist eine Herzensangelegenheit und das Geld dafür kommt aus dem PR-Topf.“

Das klingt überaus plausibel. Und bestätigt zugleich die Annahme, dass Robert mit direkten Verkaufsverhandlungen deutlich mehr Geld hätte erlösen können. Wenn er gewollt hätte. Wollte er aber nicht. So ist er.

Zweiter Nachtrag: Nebenbei bemerkt – mit diesem Verkauf wird Basic Thinking ja zu einem Unternehmensblog (wie der Fischmarkt auch). Nicht ganz uninteressant. Und zeigt zugleich die Schwäche der Verlage, die hier für sehr kleines Geld eine sehr gute Startposition im Bloggerwald hätten erwerben können.

Wie Basic Thinking 100.000 Euro wert sein könnte

Der Wert von Basic Thinking hängt hauptsächlich vom Geschäftsplan seines Käufers ab, schrieb ich gestern an dieser Stelle. Und skizzierte einen solchen Plan. Offen blieb noch, wie ich auf dieser Basis auf einen Wert von 100.000 Euro komme. Ganz einfach.

Die Bewertungsformel von Ahmed Bilal besticht durch ihre Schlichtheit:

Blog Value = 2 x Estimated Yearly Revenue + Blog Premium – Running Costs

Schauen wir uns die einzelnen Elemente genauer an.

  • Estimated Yearly Revenue: Es dürfte kein Problem sein, den Jahresumsatz 2008 zu verdoppeln. Robert hat nach eigenen Angaben im letzten Jahr etwa 37.000 Euro umgesetzt. Macht also 74.000 Euro.
  • Blog Premium: Seien wir vorsichtig und setzen eine Prämie von 50.000 Euro an. Das dürfte für den Wert der Domain, den vorhandenen Inhalt, Design, Code und Community nicht allzu hoch gegriffen sein.
  • Running Costs: Für 2009 plane ich zwei festfreie Autoren ein, die ein Fixum von schlappen 1.000 Euro/Monat sowie jeweils 10 Prozent der gesamten Werbe- und Sponsoringeinnahmen bekommen. Die Vermarktung kostet 15 Prozent. Für Hosting und alle weiteren Betriebskosten setze ich pauschal 10.000 Euro an. Macht zusammen 59.900 Euro.

Kern dieses Geschäftsplanes war, das Blog vom ersten Tag an profitabel zu führen. Die laufenden Kosten durften also die erwarteten Umsätze nicht übersteigen. Die Profitabilitätsschwelle liegt bei etwa 50 Prozent Umsatzzuwachs, also 55.000 Euro Jahresumsatz.

Zwei feste Autoren scheinen mir das absolute Minimum zu sein. Mit einer Mischung aus fester und erfolgsabhängiger Vergütung bekommen sie planbare, wenn auch nicht besonders hohe Einnahmen und profitieren zugleich von etwaigen Erfolgen bei der Werbevermarktung. Und tragen einen gewissen Teil des Risikos. Die Werbevermarktung sollte komplett auf Provisionsbasis ruhen.

Den Umsatzmultiplikator reduziere ich vorsichtshalber auf 1,5. Demnach ergibt sich ein Wert von 1,5 x 74.000 + 50.000 – 59.900 = 101.100 Euro. Mit einem Multiplikator von 2 stiege der Wert bereits auf 138.100 Euro.

Ein realistisches Szenario?

Was der Verkauf von Basic Thinking bringen könnte

Ganz großes Kino. Robert Basic versteigert sein Blog, das seit geraumer Zeit an der Spitze der deutschen Blogcharts steht, bei Ebay. Bild.de schreibt vom deutschen Techcrunch, und schon schafft es die Geschichte zu TechCrunch. Mehr geht kaum.

Man reibt sich ungläubig die Augen: Basic Thinking soll das deutsche TechCrunch sein? Das Arrington-Imperium macht wahrscheinlich im Monat oder gar in der Woche mehr Gewinn als Robert Umsatz in einem ganzen Jahr. Der Vergleich trifft gleichwohl mitten ins Schwarze, denn es gibt eben kein anderes Blog in Deutschland, das näher an das große US-Vorbild heranreichen würde.

Die deutsche Blogosphäre liegt ziemlich am Boden.

  • Es fehlen Links.
  • Es fehlen gute Schreiber.
  • Es gibt keine funktionierende Vermarktung.
  • Es fehlen eigene Themen.

Ausnahmen bestätigen freilich auch hier die Regel. Doch summa summarum ist die Bloglandschaft in Deutschland eine überaus harmlose Veranstaltung. Als Google vor bald sechs Jahren Blogger.com übernahm, war der Rückstand der hiesigen Szene auf die USA schon groß. Seitdem ist der Abstand immer weiter gewachsen.

Michael Arrington schrieb seine ersten Unternehmensprofile auf TechCrunch erst im Juni 2005. Etwa zur gleichen Zeit startete Roberts Blog durch. TechCrunch ist heute eine echte Macht, hat etliche Autoren und eine Reihe von spin-off-Blogs, veranstaltet Konferenzen und verleiht Preise. Arrington ist reich geworden. Und Robert?

Eine Einmannshow genügt in Deutschland, um stetig die Blogcharts anzuführen. Die vermutlich einnahmestärksten Blogs in Deutschland setzen im Monat 10.000 bis 20.000 Euro um. Immerhin. Aber kein Vergleich mit der Huffington Post, die vor einigen Wochen mit 100 Millionen US-Dollar bewertet wurde.

Wir werden in drei Tagen wissen, wie der Markt das (laut Blogcharts) führende Blog Deutschlands bewertet. Selbst wenn der wohlweislich fixierte Mindestpreis nicht erreicht werden sollte.

Das allein reicht schon, um diesen Verkauf für eine hervorragende Idee zu halten. Doch jenseits der vorbildlichen Inszenierung, die den Wert des Blogs noch einmal deutlich erhöht hat, gibt es auch eine Reihe von handfesten Gründen, warum Robert mit dem Verkauf seines Blogs Maßstäbe setzen wird. Hier ein Szenario, das ich gern sehen würde:

  • Basic Thinking wird für ein angemessenes Vielfaches des für 2009 erwarteten Umsatzes verkauft. Das Blog hat auch und gerade ohne Robert einen erheblichen Wert. Es ist eine eingeführte Marke und gut vernetzte Domain mit genug Traffic und je nach Messzeitpunkt bis zu 30.000 Feed-Abonnenten. Das umfangreiche Archiv wird auch künftig für Google-Traffic sorgen.

    Ein Verkauf inklusive Robert wäre übrigens kaum vorstellbar. Selbst wenn er einen Autoren- oder gar Arbeitsvertrag mit dem neuen Eigentümer schlösse, ließe sich dieser früher oder später wieder aufheben. Trotzdem wäre eine Earnout-Regelung sinnvoll, die Robert für einen Übergangszeitraum von drei bis sechs Monaten weiterhin an sein Blog binden würde. Damit ließe sich ein Maximum an Wert für beide Seiten realisieren. Vorausgesetzt allerdings:

  • Der Käufer führt das Blog weiter. Das ist nicht selbstverständlich. Er lässt keine Zeit verstreichen, sondern installiert sofort ein Autorenteam, das die wilde Themenmischung zunächst unverändert fortführt, aber den Schreibstil von Robert durch lesbares Deutsch ersetzt.
  • Basic Thinking bekommt eine professionelle Blogwerbevermarktung – etwas, das hierzulande noch immer eher die Ausnahme ist. Damit sollte es möglich sein, den Umsatz von 2008 mindestens zu verdoppeln.
  • Mittelfristig wird Basic Thinking zum Blognetzwerk ausgebaut. Das Hauptblog wird schärfer fokussiert und die übrigen Themen in weitere Blogs ausgelagert. Die größte Schwierigkeit dürfte sein, einige bienenfleißige Autoren mit guter Schreibe zu finden, die eigene Themen setzen können. Denn es reicht auf Dauer nicht, den großen englischsprachigen Blogs hinterherzulaufen. Eigene Themen müssen her.

Auf Basis dieses Szenarios und der Bewertungsformel von Ahmed Bilal, allerdings mit einem Multiplikator von nur 1,5, komme ich auf eine Bewertung von gut 100.000 Euro. Klar ist: Der Wert von Basic Thinking hängt hauptsächlich vom Geschäftsplan seines Käufers ab. Doch dazu morgen mehr an dieser Stelle.