iPhone 5: Prächtige Hardware, veraltetes Interface und verschlechterte Services?

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Heute ist der alljährliche iPhone-Gedenktag. Millionen von Menschen weltweit bekommen ihre neuen, glänzenden Geräte. Designed by Apple in California, assembled in China. Der Verkaufsstart eines neuen iPhones hat sich zu einem Phänomen der Popkultur ausgewachsen.
Doch worum geht es bei dem ganzen Getöse? Ist immer noch die Hardware das Wichtigste? Nein, sagt Chris Gardner:

What Apple has failed to understand, but its competitors have banked on, is that the smartphone market is not about swish hardware any more, but the device’s software and how easy it is to both use and customise to make the phone yours.

Die Hardware des iPhones folgt offensichtlich dem Trend zu leichteren, dünneren und schnelleren Geräten – infinitesimal werden all diese Gadgets irgendwann unsichtbar. Doch der Schlüssel dafür, diesem Ziel so nah wie möglich zu kommen, ist längst nicht mehr die Hardware, sondern die Software, das Interface.
iOS 6, die jüngste Iteration von Apples mobilem Betriebssystem, startete diese Woche, brachte aber nicht sehr viel Innovation auf diesem Gebiet – das Interface sieht immer noch mehr oder weniger genauso aus wie damals im Jahre 2007, als das erste iPhone auf den Markt kam. Die Nutzer haben nur wenige Möglichkeiten, das Interface zu personalisieren, beklagt Owen Williams:

Apple has not addressed the one thing that’s always bothered me about iOS. The iPhone just isn’t personal. It doesn’t know me and allow me to adjust it to make it my personal phone. I don’t think they understand that their end users aren’t a big faceless group of people.

Owen propagiert Windows Phone 8 und dessen Interface („Live Tiles“) als aktuelles Musterbeispiel.

The thing is, Microsoft gets it. They’re completely right. Live tiles actually do make the technology disappear.

Das heißt, wenn wir Owen folgen wollen, dass es ein Beispiel für ein Interface gibt, das dem hübschen Ziel einer unsichtbaren Technologie zumindest nahekommt. Und es stammt nicht von Apple.
Fügen wir nun noch das Desaster mit dem Umstieg von Google Maps auf Apples eigene Landkarten hinzu. Jetzt haben wir ein Bild mit prächtiger Hardware, einem zunehmend veralteten Interface und einem Serviceerlebnis, das sogar schlechter wird.
Allerdings denke ich, dass dies die Sicht der Technologieexperten ist. Auf Seiten der Konsumenten sehen die Dinge völlig anders aus. Heutzutage sehen Konsumenten Apple-Produkte als klaren Kauf an, mit der Gewissheit, keinen Fehler zu machen.
Der durchschnittliche Konsument vertraut darauf, dass Apple für ihn die Dinge ins Reine bringt. Er erwartet aus Cupertino ein aktualisiertes Interface und bessere Services erst dann, wenn sie fertig sind, und keine Minute früher. Oder, im Falle von Services, überlässt er das Problem dem (App-)Markt.
Google Maps dürfte schon bald wieder auf das iPhone zurückkehren.
Foto: Blake Patterson, Lizenz

Apple vs. Samsung und die deutsche Wahrnehmungsverzerrung

„Good artists copy, great artists steal“, sagte angeblich Pablo Picasso, aber definitiv Steve Jobs. Arbeiten bei Samsung gute oder großartige Designer? In jedem Fall haben sie das iPhone von Apple kopiert, entschied letzte Woche eine Jury in den USA.
Apple hat also in einem Gerichtsverfahren Recht bekommen, Samsung wurde zur einer Milliardenstrafe verurteilt. Dies gilt es festzuhalten, denn das Echo in Deutschland liest sich im Großen und Ganzen so, als sei Apple der Böse und Samsung das unschuldige Justizopfer. Also genau umgekehrt als es die Jury entschied.
Wie kommt das? Steve Jobs wurde zu Lebzeiten ein reality distortion field zugeschrieben, mit dem er seine Zuhörer in den Bann ziehen und seine Version der Realität aufzwingen konnte. Hierzulande scheint ein ähnliches Phänomen die Wahrnehmung von Apple zu trüben.
Über die Motive lässt sich nur spekulieren. Sicher gehört dazu die tiefsitzende Skepsis gegenüber wirtschaftlichem Erfolg an sich. Der exorbitante Aufstieg von Apple in den vergangenen zehn Jahren bietet jede Menge Projektionsfläche dafür.
Dazu kommt eine Art David-gegen-Goliath-Syndrom, die Parteinahme für den vermeintlich Schwächeren. Was in diesem Fall besonders unsinnig ist, denn Samsung hat fast sechsmal so viele Mitarbeiter wie Apple und macht mehr als doppelt so viel Umsatz – allerdings weniger Profit.
Schon eher valide sind die befürchteten Auswirkungen der Gerichtsentscheidung auf den Markt der Smartphones. Selbstverständlich profitiert der Verbraucher davon, dass billigere Kopien des begehrten Originals auf den Markt kommen. Aber kann es ein Recht auf Produktpiraterie geben? Wohl kaum.
Das stärkste Argument ist der Verweis auf das unsagbar kaputte Patentsystem der USA, das es möglich macht, selbst trivialste Ideen zu patentieren. Doch das sind die geltenden Regeln, und es lässt sich kein Vorwurf gegen Apple daraus konstruieren, dass Apple sich daran hält.
Nicht zu vergessen: Für Samsung hat sich die strategische Entscheidung, Apple zu kopieren, im großen Stil ausgezahlt. „Copying works“, stellt Farhad Manjoo bei PandoDaily lakonisch fest.

Of the three paths open to tech companies in the wake of the iPhone–ignore Apple, out-innovate Apple, or copy Apple–Samsung’s decision has fared best. Yes, Samsung’s copying was amateurish and panicky, and now it will have to pay for its indiscretions. But the costs of patent infringement will fall far short of what Samsung gained by aping Apple.

Mitleid mit Samsung ist also völlig fehl am Platz.

René Obermann ist der beste Redner eines DAX-Konzerns

Köln, Lanxess Arena, 24. Mai 2012, Hauptversammlung der Deutschen Telekom. CEO René Obermann tritt ans Rednerpult und spricht zu den Aktionären. Eine jährliche Pflichtübung für jeden DAX-Vorstandschef. Viele schneiden dabei nicht besonders gut ab. Nur 7 von 30 erreichen auf der Verständlichkeitsskala von 0 (so verständlich wie eine Doktorarbeit) bis 10 (so verständlich wie Radionachrichten) einen Wert größer als 5.
René Obermann führt die von der Uni Hohenheim erstellte Rangliste mit einem Wert von 7,2 an. Er liegt damit vor BMW-Chef Norbert Reithofer und Noch-Infineon-Boss Peter Bauer. Dass der Telekom-Chef ein guter Redner ist, war auch schon auf der NEXT Berlin Anfang Mai in Berlin zu erleben. Damals eröffnete er die Konferenz mit einer Keynote.

Schade nur, dass René Obermann offensichtlich von seinem eigenen Stab ein enges Korsett verpasst bekommt: Er bleibt die ganze Zeit am Rednerpult, obwohl er auch frei sprechen kann. Seine Folien sind ebenfalls durchaus verbesserungsfähig. So bleiben zum Teil längere Passagen seiner Rede ganz ohne Folien, und auf einigen Folien steht eher zu viel Text. Dabei ist er durchaus schlagfertig und spontan, wie er an einer Stelle zeigen kann, als er einen Zuruf aus dem Publikum kontert. Und sein Englisch ist für einen Nicht-Muttersprachler (und aus Sicht eines solchen) absolut tadellos.
Verständlichkeit ist also erreicht, jetzt könnten noch Dynamik und rhetorischer Glanz dazukommen. Schließlich wird es Zeit, dass die Chefs der deutschen Unternehmensschwergewichte nicht nur in Gehaltsfragen zur Weltspitze gehören, sondern auch in ihrer Redekunst zu den angelsächsischen Vorbildern aufschließen. René Obermann hat als einer der jüngeren in dieser Riege gute Chancen auf einen Spitzenplatz.

Apple ist Post-Digital

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Gestern habe ich an dieser Stelle beschrieben, wie Apple die Post-PC-Welt dominiert. Bei weiterem Nachdenken fiel mir heute ein, dass Apple nicht nur die Post-PC-Welt dominiert, sondern auch das erste große post-digitale Unternehmen ist (und womöglich auch die post-digitale Welt dominieren wird).
Dies bedarf einer Erklärung. Adam Tinworth definiert Post-Digital wie folgt:

It’s about the new things that arise when digital is so ubiquitous as to be unremarkable.

Das genau ist der wesentliche Punkt, was das iPad betrifft. Apple haut in seinem Video für das neue iPad in die gleiche Kerbe:

Wir glauben, Technologie ist am besten, wenn man sie gar nicht sieht.

Genau daran hat Apple in den letzten zehn Jahren gearbeitet. Der iPod war der erste Treffer. Er hat Musik allgegenwärtig und gleichzeitig fast unsichtbar gemacht. Wer das heutige Musikerlebnis mit dem CD-Gerümpel vergleicht, weiß was ich meine.
Dann kam das iPhone und führe ein neues Paradigma touch-basierter Interfaces ein. Mit dem iPhone begann die Tastatur zur verschwinden. Als Steve Jobs das iPhone vorstellte, waren die Konsumenten schon an winzige Tastaturen auf ihren Blackberrys gewöhnt.
Heute haben wir uns an virtuelle Tastaturen auf Touchscreens gewöhnt. Und auch an die Qualität der Touchscreens von Apple, was es manchmal schwer macht, mit älteren Exemplaren an Fahrkartenautomaten zurechtzukommen.
Das iPad hat dieses Touchscreen-Paradigma einen Schritt weitergebracht, indem es Touchscreens in weniger als zwei Jahren zum neuen Standardinterface für Computer gemacht hat. Das iPad (und genauso das iPhone, der iPod touch und iPod nano) sind im Grunde nichts anderes als Screens.
Alles andere ist schon fast unsichtbar geworden. Dieser Prozess der Reduzierung begann übrigens mit dem ersten iMac und damit schon 1998, kurz nachdem Steve Jobs zu Apple zurückgekehrt war.
Mich fasziniert, dass Apples Wettbewerber diese Botschaft immer noch nicht verstanden haben: Die Konsumenten wollen keine hässlichen Kisten auf oder unter ihren Schreibtischen. Sie wollen nur einen Bildschirm, eine Tastatur und eine Maus (obwohl die Maus obsolet ist und schnellstens durch ein Trackpad ersetzt werden sollte).
Eigentlich aber wollen sie auch das nicht, sondern einfach nur die Dinge tun, die sie tun wollen, ohne über Technologie nachzudenken.
Dieser Text erschien im Original auf nextberlin.eu.

Steve Jobs über die Veränderbarkeit der Welt

Spätestens mit seinem Ableben hat Steve Jobs eine neue Welle des kollektiven Nachdenkens über die Welt und ihre Veränderbarkeit angestoßen. Warum sich die Welt tatsächlich ändern lässt, und zwar mehr als gedacht, das erklärt ein bärtiger und etwas jüngerer Steve hier in nur 46 Sekunden.

Das Video ist ein kurzer Ausschnitt aus einer kürzlich bei PBS ausgestrahlten Dokumentation. [via]

Welcher Browser bringt Umsatz?

Nutzer des Internet Explorer sind dümmer als solche, die mit anderen Browsern surfen. Diese Meldung geisterte kürzlich weltweit durch die Medien – war aber leider ausgedacht. Wenden wir uns also den Fakten zu. Lassen wir die IQ-Debatte beiseite und betrachten einmal die Umsätze, die von unterschiedlichen Browsern generiert werden.
Der Vergleich verschiedener Browser beschäftigt die Internetgemeinde bereits seit Zeiten von Mosaic und Netscape. Die Frage, welcher Browser eine marktbeherrschende Stellung hat und welcher eher irrelevant ist, ist auch bei der Entwicklung komplexer, transaktionaler Webapplikationen wichtig. Eine Abwägung zwischen Aufwand und möglichem Gewinn.
Die Browsermatrix
Zu Projektbeginn wird daher eine so genannte Browsermaxtrix definiert. Sie legt fest, welche Browser von einer Webapplikation vollumfänglich unterstützt werden, auf welchen nur Grundfunktionen angeboten werden und welche nicht unterstützt oder, z.B. aufgrund von Sicherheitsmängeln, komplett ausgeschlossen werden.
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Abbildung 1: Visitor in Branchen nach Browsertyp (Quelle: SinnerSchrader Benchmark 1.HJ/2011)
Firefox und Internet Explorer dominieren – aber nicht überall
Im Branchenvergleich der Verteilung der Besucher auf Websites (vgl. Abbildung 1: Visitor in Branchen nach Browsertyp) erkennt man sofort klare Unterschiede in der Verteilung. Die marktbeherrschende Position von Firefox und Internet Explorer ist deutlich zu sehen. Sichtbar wird aber auch der stark schwankende Anteil der großen Browser je nach Branche. Liegen in unserem Vergleich Firefox und Internet Explorer im Travel nachezu gleichauf, so ist für den Telco-Sektor der Firefox und für Retail der Internet Explorer wichtiger.
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Abbildung 2: Order in Branchen nach Browsertyp (Quelle: SinnerSchrader Benchmark 1.HJ/2011)
Die klassische Betrachtung anhand der Besucher verdeckt einen wichtigen Aspekt: Die Zielerreichung der Website – die Conversion. Erst die Betrachtung der erreichten Ziele (hier Bestellungen/Orders) zeigt, welche Browser von der relevanten Zielgruppe benutzt werden und damit unterstützt werden müssen.
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Abbildung 3: Visitor vs Order nach Browser im Retail (Quelle: SinnerSchrader Benchmark 1.HJ/2011)
Welcher Browser bringt Umsatz?
In der Detailbetrachtung des Retail-Sektors wird dieser Unterschied zwischen Besuch und Zielerreichung sehr deutlich. Während 71% der Besucher im Retail den Internet Explorer nutzen, sind nur 57% der Käufer mit diesem Browser unterwegs. Beim Firefox sieht man ein gegenteiliges Bild: Nur 22% der Besucher, aber 37% der Käufer nutzen diesen Browser. Dieser Effekt schlägt sich dementsprechend klar in der Conversion-Rate in Abhängigkeit zum Browser nieder: Der Firefox erzielt im Mittel eine Conversion-Rate von 1,7%, der Internet Explorer lediglich 0,8%.
Fazit
Diese Betrachtung hat nur die großen Browsertypen unterschieden. Schon hier wurden große Unterschiedene zwischen den Branchen deutlich. Deutlich wurde aber auch, dass nicht nur die Besucher in einer solchen Auswertung ausgewertet werden dürfen, sondern vor allem auch die Zielerreichung der Website. Erst dann ergibt sich ein klares Bild und eine gute Grundlage für die Auswahl der Browsermatrix.

Unser Haus, unser Auto, unser Boot

Beim gestrigen open betabreakfast im Hamburger Co-Workingspace betahaus ging es um die Chancen und Herausforderungen von Peer-to-Peer-Modellen – kurz P2P. Der Begriff stammt aus der IT-Branche und steht für ein Rechnernetzwerk, in dem alle Computer gleichberechtigt sind und diese sowohl Dienste in Anspruch nehmen, als auch zur Verfügung stellen können.
Dieses Modell ist in der Offline-Welt mittlerweile zu einer gesellschaftlichen Bewegung mit einer enormen kulturellen und wirtschaftlichen Kraft geworden. Moderne Technologien ermöglichen nicht nur das vereinfachte Teilen von Gütern, sondern bringen auch Menschen zusammen und reduzieren überflüssigen Konsum. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das amerikanische NeighborGoods, eine Tauschbörse für die Nachbarschaft.
Doch auch in Deutschland sind der Gemeinschaftsgedanke und das Teilen, Tauschen und Verschenken im vollem Gange. Beim betabreakfast stellte Ingo Struckmeyer sein Hamburger Start-Up Rent’n’Roll vor. Über die Carsharing-Plattform lassen sich zukünftig private Autos mieten und vermieten. Für Struckmeyer ist der Marktplatz eine Ergänzung zum kürzlich gelaunchten Mobilitätskonzept car2go – denn Rent’n’Roll bietet verschiedene Fahrzeugklassen an und nutzt in der Stadt bereits vorhandene Ressourcen.
Der Hyperkonsum des 20. Jahrhunderts, in dem der Besitz jedes Einzelnen eine große Rolle spielte, wird allmählich vom kollaborativen Konsum abgelöst. Auch Unternehmen und Dienstleister müssen sich diesen neuen Marktgegebenheiten anpassen. So befindet sich Amazon derzeit mit dem Kindle Lending Club in der Beta-Phase. Über die Plattform können die Leser von Kindle E-Books ihre gekauften Titel über eine begrenzte Zeit an Freunde verleihen.
Griffin Farley, BBH New York, fasst diese Entwicklung prägnant zusammen:

„Plan not just for those that buy your products, but for those that will eventually buy your products from them“

Wer noch weiter in das Thema einsteigen möchte, sollte sich dieses Video der beiden Buchautoren Rachel Botsman und Roo Rogers anschauen:

3LiveShop: Die Zukunft des Beratungsgesprächs

Vor einigen Wochen stellte Corning Incorporated ihre Vision für den Einsatz von interaktiven Glas-Oberflächen in unserem Alltag vor.
Das Video zeigt auf beeindruckende Weise, wie wir in Zukunft unsere Haushaltsgeräte und andere alltägliche Gegenstände über Touchdisplays steuern und mit Freunden über diese Technologie kommunizieren werden.
Einen ersten Schritt in diese Richtung hat nun B-Reel, eine Firma für digitale Produkte, in Kooperation mit Teenager Engineering und Isotop gemacht.
Für den schwedischen Telefonanbieter 3 Sweden entwickelten sie ein
E-Commerce-Interface, das den Kunden interaktiv mit einem realen Verkäufer in Verbindung bringt. Das Beratungsgespräch erfolgt über Videotelefonie. Die Besonderheit am 3LiveShop ist, dass der Verkäufer über einen Multitouch-Screen, der vor der Webcam positioniert ist, dem Kunden die Produkte und Funktionen direkt zeigen kann. Zudem ist es möglich, sie jederzeit an die Bedürfnisse des Kunden anzupassen.

3LiveShop ist der Beweis dafür, dass es auch in Zukunft persönliche Beratungsgespräche geben wird. Allerdings spielt die räumliche Distanz zwischen Kunde und Verkäufer dann keine Rolle mehr.

Ein Raum für uns, ein Raum für alle

Im November 1957 erschien die erste deutsche Do-it-yourself-Illustrierte „Selbst ist der Mann“ im Verlag Brink & Herting in Hamburg. Zielgruppe war die Generation Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg. Das Heimwerken erlaubte es, zu überschaubaren Kosten seine eigenen vier Wände zu verschönern.
„Do it yourself“ (kurz: DIY) ist eine Bewegung, die heutzutage viele Tätigkeiten im Bereich Hobby und Kultur umfasst. Geprägt von Misstrauen gegenüber Produkten der Industrie und Vorgaben der Massenmedien, steht dabei der Glaube an Selbstorganisation, Improvistation und Eigeninitiative im Vordergrund.
Mittlerweile ist DIY in vielen Subkulturen fest verankert und so kam es, dass sich 54 Jahre nach Veröffentlichung der ersten Ausgabe von „Selbst ist der Mann“ drei Männer in Hamburg zusammensetzten und darüber diskutierten, einen Raum für eigene Projekte zu schaffen.
Letzte Woche erblickte die baustelle, Hamburgs erstes „DIY-Werkraum-FabLab-Hackerspace-MashUp“, das Licht der Welt.

Auf der baustelle wird erfunden und geforscht, ausprobiert und getüftelt, gebaut und gepimpt werden. Ob Urban Gardening oder 3D-Drucker, Experimentalküche oder Arduinos, Crafting oder Kunst: Wir verstehen die baustelle als einen Ort der Fragen und Antworten, der unsere Phantasie beflügelt, unsere Neugier weckt und uns den Raum gibt, an kreativen Projekten zu arbeiten. Quelle: die baustelle

Der Spaß, individuelle Dinge zu fertigen und das eigene Wissen mit anderen zu teilen, steht im Mittelpunkt. Mittelfristig können jedoch bei „die baustelle“ auch Innovationen vorangetrieben werden.
Laut Eric A. Hippel, Professor am MIT Sloan School of Management, entstehen 77% der Innovationen nicht durch forschende Unternehmen, sondern durch die Konsumenten selbst, die Massenprodukte an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen.

Mit 3D-Druckern kann jeder zum Produzenten werden
Mit dem betahaus Hamburg hat die baustelle vorerst ihre Räumlichkeiten gefunden. Dort wird am 03. März 2011 im Rahmen des nächsten betabreakfast das Projekt ausführlich vorgestellt.

The Future of Art


Das Internet verändert grundlegend die Art und Weise, wie wir Zusammenhänge wahrnehmen, Geschichten erzählen und soziale Beziehungen bilden.
Unter dem Titel RESPONSE:ABILITY fand vom 1.-6. Februar die diesjährige Berliner Transmediale, das größte deutsche Festival für Kunst und digitale Medien, statt.
Die von dem Kreativstudio KS12 gegründete Projekt-Plattform Emergence Collective hat während der Veranstaltung eine fortlaufende Dokumentation gedreht, in der sich diverse Künstler zur Frage, wie das digitale Zeitalter die Kunst beeinflusst, geäußert haben.

The idea of originality and proprietaryness contributes to the whole Great Man theory, which is slowly disintegrating. The concept of the genius – you know, the Freud, the Marx, the Leonardo, the Einstein – who come up with an idea that is completely related to the man who came up with the idea. Today, ideas just get thrown out there and used. And it’s that use in a way that’s the art, rather than the person that comes up with the idea. – Ken Wahl, Painter

Das 20-minütige Video gibt spannende Einblicke in die neue Form der Zusammenarbeit (mass collaboration), die Förderung von Projekten (micropatronage) und die Definition von Ästhetik in einem vernetzten Zeitalter.