Sport-Communities im Test (2)

In der Reihe „Sport-Communities im Test“ testet der Fischmarkt Sport-Communities. Wer hätte das gedacht. Heute unter der virtuellen Lupe: netzathleten.de
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Bei den netzathleten arbeiten nach eigenen Angaben inzwischen über 20 Personen an der Plattform, geführt unter anderem vom Profi-Kanuten Stefan Pfannmoeller, der derzeit sogar wegen der netzathleten sein Kanu in die Garage geschoben hat. Allerdings mangelt es bisher anscheinend an Designern, denn die netzathleten kommen optisch eher blass daher. Auf der Homepage wird voll auf das Marketing-Zugpferd Stefan Kretzschmar gesetzt, zu kurz kommt aber für einen neu vorbeikommenden Nutzer der eigentliche Sinn und Zweck der Seite. Ohne Registrierung kann man dann leider auch nicht viel auf der Seite anfangen, es gibt so gut wie keine Links und die einzige Erklärung für das Portal ist ein mäßig gutes Video ohne Ton:

Link: sevenload.com
Nach der Registrierung stehen dann aber natürlich doch noch einige Funktionen zur Verfügung. Logischerweise ist die Pflege des eigenen Profils ein Schwerpunkt; schließlich will man sich ja präsentieren. Die eigenen Sportarten können festgelegt werden, Fotos können eingestellt werden und jeder User bekommt ein eigenes Blog gestellt. Interaktion mit anderen Nutzern findet über Buddylisten und den Zusammenschluss in Teams statt. Die Vereinsebene wird nicht explizit dargestellt, sondern über die Teamfunktion abgehandelt. Ein Team hat dann auch wieder Blog, Gästebuch, Bildupload. Allerdings ist alles äußerst unübersichtlich und man weiß eigentlich nie, wo man sich gerade genau befindet. Nett ist die Funktion, dass man sich als Fan von Sportlern oder Teams setzen und damit den Sportler/das Team in den entsprechenden Top-Listen nach oben voten kann. Und bei Facebook hat man sich den praktischen Newsfeed abgekupfert. „Was machen deine Freunde?“ wird auf der persönlichen Startseite des Nutzers beantwortet.
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Löblich außerdem: Eine sehr feingranulare Rechteverwaltung, so dass man Vertrauen bekommt, dass ein bewusster Umgang mit den Daten erfolgt. Technik? Die Webseite basiert auf Java-Technologie und kapselt die Unterseiten leider in einem Mainframe, sehr nervig, wenn man denn Bookmarks auf Deeplinks setzen möchte. AJAX und Web2.0-Konsorten werden scheinbar nicht verwendet (?), technisch gesehen also eher Web 1.0.
Fazit: Die von einer Sport-Community zu erwartenden Standard-Funktionen sind zwar vorhanden und funktionieren, es fehlt aber der Kick, das Besondere, das Fesselnde. Insbesondere gestalterisch ist sicher noch einiges an Potenzial nach oben vorhanden, sowohl an der reinen Optik, als auch bei der Usabililty. Übersichtlichkeit gibt es eigentlich nicht und man bleibt einfach nicht hängen, gerade weil die Vernetzung der Community nicht ansprechend abgebildet wird. Mehr Nutzerbilder, mehr Farbe, mehr Sport-Action! Es macht einfach nicht so richtig Spaß, im Portal ziellos mal durch die Gegend zu klicken. Robert Basic hat sich schon vor einiger Zeit mit genau diesem Thema beschäftigt, seitdem scheint sich leider noch nicht viel verändert zu haben. Interessant wäre natürlich eine Nutzerzahl zu haben, leider konnte ich darüber nichts finden, außer dass sich die Nutzerzahl angeblich derzeit monatlich verdoppelt. Das muss aber ja nichts heißen.
Erfolgschancen: Trotzdem noch 10%, da ein paar nette Marketing-Aktivitäten angeleiert wurden (Promis als Anchor, Gratis-T-Shirt bei 7 neuen Einladungen, Anti-Doping-Aktion), die möglicherweise den ein oder anderen Nutzer locken. Fußball wird übrigens mit „ß“ geschrieben.

Fischmarkt auf der OMD

Hallenplan OMD

Auch in diesem Jahr haben wir (Achtung, Floskelalarm!) weder Kosten noch Mühen gescheut, um unseren treuen Lesern auf der OMD den Fischmarkt zu präsentieren. Diesmal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Arena, wo ein Teil des Kongressprogramms stattfindet. Am 25. und 26. September in Düsseldorf.

Micropublishing für alle

Zum vorläufigen Abschluss der Micropublishing-Reihe auf dem Fischmarkt beantworten wir heute die Frage, was Gruppen, Projekte, Unternehmen und Institutionen mit Twitter & Co. anfangen können. Bis jetzt erschienen:

Hard to believe that only 10 or 15 years ago we interacted with coworkers and colleagues with memos and phone calls. Email and instant messaging changed all that. Now there’s a new communications revolution coming. These services mix contacts, instant messaging, blogging, and texting, and they’re poised to make email feel as antiquated as the mimeograph.
Robert Scoble, Fast Company

Dreizeiler schreiben, das kann jeder. Eine naheliegende Nutzanwendung für Micropublishingdienste sind aktuelle Schlagzeilen. So liefert zum Beispiel die BBC verschiedene Nachrichtendienste per Twitter aus. Breaking News von CNN sind zu haben, aber auch der Heise-Ticker und zahllose Focus-Meldungen.

Mashable publiziert Links ins Blog. Eine kleine Twitter-Berühmtheit ist die Feuerwehr von Los Angeles. Barcamps und die pl0gbar nutzen Twitter. Und auch für deutsche Startups beginnt Twitter zum guten Ton zu gehören.

Micropublishing

So habe ich nicht lange gefackelt und einen SinnerSchrader-Twitter eingerichtet. Dort sind neben den üblichen Neuigkeiten, die wir auch über Kanäle wie Website, Newsletter und RSS publizieren, kleine Updates zu erwarten. Manche Themen werden nur bei Twitter stattfinden, andere zuerst bei Twitter und erst später auf anderen Plattformen.

Wir werden selbstverständlich auch dort auf das lauschen, was unsere Follower zu sagen haben. Und antworten. Kurz gesagt: Zu erwarten sind kurze, schnelle Nachrichten für die Leute, die uns bei Twitter zuhören. Was sie wissen wollen, das werden wir zu liefern versuchen.

Gruppen, Projekte, Unternehmen und Institutionen müssen genauso wie andere erst herausfinden, wen und was genau sie mit Micropublishing erreichen können. Das wird vermutlich sehr unterschiedlich sein und ein großes Spektrum von Nutzungsideen hervorbringen, an die heute wohl noch niemand denkt. Außer vielleicht Robert Scoble:

Sales and marketing are lagging in seeing the potential here. When I used all these services to tell the world that my wife and I were expecting a child in September, I anticipated hearing from the world’s largest consumer-products companies begging me to try their latest diapers, food, car seats, and financial instruments. What came back? Nothing. Where was Procter & Gamble?

Given what it and other companies spend acquiring new customers, there’s an untapped gold mine in Twitter and Facebook because we’re volunteering so much information about what we’re doing right now, whether it’s working on a project or eating a chicken-salad sandwich. Learning how to tap it correctly–both to sell to me directly and in seeing major trends in the millions of daily public posts–will be the next major challenge for these companies.

If we revisit this conversation again in three years, I suspect that we’ll have found all sorts of little uses for these services, and they’ll simply become what email is today: something we must do just to participate in the heartbeat of business.

Wir werden sehen.

Es ist alles dabei

Das Thema auf dem Fischmarkt: Micropublishing. Heute: Wie finde ich Freunde? Und was schreiben die da?

Bis vor kurzem war es bei Twitter praktisch unmöglich, irgendjemanden zu finden. Jetzt gibt es immerhin eine einfache Suchfunktion und einen Adressbuchabgleich, wenn auch bis jetzt nur mit Gmail. Doch die Suchfunktion hat ihre Tücken bei Leuten, die statt ihres echten Namens ein Kürzel, einen Spitznamen oder einen nom de guerre verwenden.

Der Adressbuchabgleich wird immer mehr zum Standard für Social Software. Die meisten Dienste beschränken sich allerdings auf einen simplen Import mit anschließender Einladungsmassenmail – social spam, sozusagen. Twitter hingegen sagt mir, wie übrigens auch Facebook, wer aus meinem Adressbuch bereits dort ist. Diese Menschen muss ich nicht erst überzeugen, und zudem kann ich direkt sehen, was sie schreiben.

Micropublishing

Denn das ist ohnehin die große Frage: Was gibt es bei Twitter & Co. eigentlich zu lesen? Wenn context king ist, was ist dann mit dem content? Klare Sache – der Inhalt ist genauso alpha oder bestenfalls beta wie die Plattformen, auf denen er publiziert wird. Wir erleben gerade einen übergroßen Betatest.

Das inhaltliche Spektrum reicht vom persönlichen Befinden über Hinweise auf Blogeinträge oder aktuelle Ereignisse bis zur Live-Berichterstattung und Mitteilungen über die Verrichtung der Notdurft. Es ist alles dabei. Was ist daran spannend? David Berlind vergleicht Twitter mit Bloomberg oder Reuters:

Investors subscribe to these services and sit in front of giant consoles as editors from these organizations spit out one-liners at them — one-liners with material information to investors — in near real-time. In other words, if there’s a reporter at a financial briefing for some public company and an executive of that company makes an important forward looking statement, that statement will appear on the consoles of thousands of investors within seconds of it being uttered.

On the investor side, there’s a stream of these one-liners about everything that’s important to them flowing by their consoles like a river. The secret sauce is not just in the business process (a chain of talented writers and editors who feed the system), but also in the infrastructure that facilitates that process: a proprietary infrastructure that, as far as I can tell, has been completely cloned by the likes of Twitter and Twitter-competitor Pownce.

Publishing one-liners takes only as long as it takes to type the one-liner. Subscribing to a source of one-liners the way an investor might subscribe to Bloomberg’s information services takes only seconds as well. Whereas Bloomberg puts a sophisticated system in the hands of an exclusive group of people on a private network, Twitter and Pownce make such a system available to everyone on the Web.

Dieses Potential von Twitter, Pownce & Co. wird bis dato nicht annähernd ausgeschöpft. Wie sollte es auch? Es hat einige Jahre gebraucht, bis Blogging so weit war, wie es heute ist. (Und der deutsche Sprachraum hinkt dem angelsächsischen immer noch und mit immer größerem Abstand hinterher.)

Micropublishing bringt neue Möglichkeiten für den Einzelnen, aber auch für Gruppen, Projekte, Unternehmen und Institutionen. Welche das sind, dazu demnächst mehr an dieser Stelle.

Sport-Communities im Test (1)

Aktionswochen bei Kentucky Fried Chicken auf dem Fischmarkt! Erst StudiVZ, dann Micropublishing, jetzt beschäftigt uns das Thema Sport-Communities. Davon gibt es schon so einige, denn der/die Gründer einer Community möchte/n natürlich zunächst, dass die Community möglichst groß wird (mehr User = mehr Cash beim Exit) – und da sind Themen, die die breite Masse ansprechen, ja durchaus naheliegend, um einen ordentlichen Grundstock an Nutzern aufzubauen. Siehe auch Studenten, Krawattenträger, Musiker, Trolle. So denn auch der Sport, gerade da dieses Feld bis vor kurzem interessanterweise noch nicht besonders intensiv beackert wurde.
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Was könnte dem einzelnen Nutzer die Registrierung in einer Sport(ler)-Community bringen? Folgendes sagen die diversen Community-Betreiber, die in dieser Woche hier untersucht werden:

  1. mit schon bekannten Sportlern in Kontakt bleiben und sich austauschen
  2. neue Sportfreunde, Trainingspartner, Diskussionsteilnehmer finden
  3. Organisationserleichterung für Sportgruppen, -mannschaften etc.
  4. Präsentation der eigenen Person, des Teams, des Vereins…

Zunächst einmal nichts besonderes, aber das ist bei anderen erfolgreichen Community-Modellen ja auch nicht unbedingt der Fall gewesen. Entscheidend ist also, wie man es macht…
In den meisten Sportarten sind Sportler irgendwie in einer Hierarchie organisiert, unabhängig davon, ob es sich um Profis oder Amateure handelt. Der Einzelne ist in der Regel Mitglied eines Vereins oder eines vereinsähnlichen Gebildes (z.B. Betriebsport). Bei Mannschaftssportarten ist dazwischen eben noch die Mannschaft einzuordnen.
Diese Struktur wir auch in den Sport-Communities abgebildet. Zunächst meldet man sich als Einzelperson an, kann aber sodann schon angelegten Mannschaften und/oder Vereinen beitreten oder diese selbst neu anlegen. Damit ist der grundsätzliche Aufbau geklärt, jetzt kommt erst einmal Standard-Community-Funktionalität hinzu: Profil einrichten und pflegen, Freunde/Kontakte finden und hinzufügen, Foren und Private Messages für die Diskussionskultur, Themengruppen finden und gründen etc.etc. Mit diesen Funktionen ist man dann schon einmal Web2.0 Ready.
Fehlt nur noch eine Prise Stallgeruch, es muss der Themenbezug (zur Erinnerung: Sport) hergestellt werden. Auch hierfür kann man sich viele nette Funktionen ausdenken: Erfolgshistorie, Spiel- und Wettkampfberichte, gegenseitige Bewertung der Leistungen, Tippspiele, News, Mannschafts- und Vereinsprofile, Fotos und Videos.
Diese Elemente bieten die Sport-Communities in kleinerem oder größerem Umfang alle und so werden sich in dieser Woche sportme.de, netzathleten.de, spielerkabine.net und noch die ein oder andere weitere Sport-Community einer Prüfung auf Herz und Lunge unterziehen lassen müssen, in der die kleinen, aber feinen Unterschiede aufgedeckt werden. Investoren, aufgepasst…!

Context is King, auch beim Micropublishing

Micropublishing in Theorie und Praxis. Heute: Wo sind meine Kumpanen?

Micropublishing unterscheidet sich vom Bloggen nicht nur durch die Kürze. Ohne Kontext ist alles nichts. Und der Kontext sind die Followers, um es in der Terminologie von Twitter zu sagen. Früher hießen sie Friends, aber das war missverständlich, denn schließlich ist nicht jeder Kontakt auch gleich ein Freund.

Treten wir gedanklich kurz einen Schritt zurück. Bloggen unterscheidet sich vom herkömmlichen Publizieren im Netz durch die Möglichkeit zu kommentieren. (Ausnahmen bestätigen die Regel.) Die wesentliche Innovation des Bloggens war, das starre Modell der 1:n-Kommunikation aufzubrechen. Blogger haben einen eingebauten Rückkanal von ihren Lesern. (Ja, ich weiß, Leserbriefe gab es auch früher schon.)

Beim Bloggen bleibt das Kommunikationsverhältnis trotzdem asymmetrisch. Einer legt vor, viele geben ihren Senf dazu. Twitter und Konsorten tendieren zu symmetrischen Kommunikationsverhältnissen. Einer der drei führenden Twitterer liest nahezu alle derer, die ihn lesen. Und das sind mehr als 5.000 (!). Auch hier gibt es Ausnahmen, insbesondere am oberen Ende der Twittercharts.

Micropublishing

Es ist also wichtig, wo die Leute mikropublizieren, die ich lesen möchte und gern als meine Leser hätte. Das ist wichtiger als die technischen Möglichkeiten der jeweiligen Micropublishing-Plattform. Denn was nutzt mir die schönste Software, wenn dort kein Mensch publiziert, der mich interessiert und der sich für mich interessieren würde?

Früher oder später wird dieses Problem an Bedeutung verlieren. Man vergleiche die heutige Situation mit der Frühphase des Bloggens, kurz nach der Jahrtausendwende, als unterschiedliche Blogplattformen völlig inkompatibel waren, RSS ein Nischenphänomen und der Trackback noch nicht erfunden war. Noch heute gibt es plattformgebundene Communities (Antville, LiveJournal, Blogger.com etc.), die ihre Wurzeln in jenen Tagen schlugen.

Welche Alternativen gibt es zu Twitter? Recht verheißungsvoll ist Jaiku. Dort kann ich sehr elegant diverse RSS-Feeds importieren und damit für mehr Ausstoß sorgen. Jaiku könnte ein Drehkreuz für sämtliche digitale Lebensäußerungen sein. Allerdings habe ich dort erst 14 Freunde und mich bis jetzt nicht so recht darum gekümmert.

Ähnlich schaut es bei Pownce aus. Pownce kann nicht nur Kurznachrichten, sondern auch längere Texte, Dateien verschicken und Termine verwalten. Außerdem ist Pownce feingliedriger als Twitter bei der Auswahl der Adressaten jeder einzelnen Nachricht: Sie kann öffentlich, nur für meine sogenannten Freunde bestimmt oder auch an einzelne Leute adressiert sein.

Bei Pownce habe Brabblr. Dort zähle ich momentan ganze zwei Freunde und kann derzeit keine Einladungen verteilen.

Der Brabblr brabbelt meine Kurznachrichten auch gleich an verschiedene andere Microbloggingdienste. Momentan wären das neben Twitter und Jaiku auch Frazr, Wamadu und Mambler, die ich allerdings bis jetzt nicht benutze. Aber warum nicht? In Kombination mit dem Brabblr würde das meine Microblogging-Reichweite sicher dramatisch erhöhen.

Zum Universum des Micropublishing gehören auch die Statusnachrichten von Facebook oder StudiVZ. Auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Weitere Alternativen hat Mashable.

Woher weiß ich, wer was nutzt? Das ist eines der ungelösten Probleme der heutigen Microbloggingwelt. Ansatzpunkte zur Lösung bieten die RSS-Importmöglichkeiten von Jaiku oder auch Plaxo Pulse, Metadienste wie der Brabblr und nicht zuletzt Facebook, wo viele Microbloggingdienste schon mit Anwendungen präsent und damit sichtbar sind.

Dennoch bleibt viel Handarbeit dabei. Und war es im Zeitalter des Macrobloggings nur der RSS-Reader, der gefüttert werden wollte, so sind es jetzt gleich ein paar Dutzend verschiedener Microbloggingdienste. Ist mein sozialer Kontext vielleicht transportabel zu machen?

Das bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit werde ich mich etwas näher mit dem Brabblr befassen und mich bei Frazr, Wamadu und Mambler registrieren. Dazu demnächst mehr an dieser Stelle.

Spreadshirt macht es nochmal

Open Logo Project 1.6

Irgendwie kommt es mir vor, als ob es gestern war. Spreadshirt hat ein schickes Logo, seinerzeit gemeinschaftlich gesucht und gefunden. Nun ist ein gutes Jahr vorbei, Lukasz Gadowski hat seinen Chefsessel für Jana Eggers geräumt und Spreadshirt sucht erneut ein Logo.

Die Gründe sind vielschichtig: Spreadshirt will ein Modelabel werden, allerdings kein herkömmliches. Und der alte Claim „You think it. We print it.“ hilft da nicht weiter. Der neue lautet „your own label“, passt aber nicht richtig dorthin, wo der alte stand. Die Folge: Am nächsten Montag öffnen sich die Tore zum nächsten Open Logo Project.

Was ist Twitter?

Das Thema derzeit auf dem Fischmarkt: Micropublishing. Heute: Worüber reden wir eigentlich?

Was unterscheidet Twitter & Co. von, sagen wir mal, einem Blog? Da wäre zunächst die Kürze der einzelnen Einträge, in diesem Fall 140 Zeichen. Eine SMS hat 160 Zeichen. Es geht also in etwa um Dreizeiler, und das ist deutlich knapper als das notorische Drei-Absatz-Bloggen: Einleitung, Zitat, Schluss.

Mit der Kürze einher geht die Geschwindigkeit. Twittern ist wie SMS, Instant Messaging oder Chat: kurz und schnell. Gedanken, Beobachtungen, Ideen und Debatten zirkulieren via Twitter sehr viel schneller als in Blogs.

Twitter ist mobil und flexibel. Ich kann per Instant Messaging oder SMS twittern, den mobilen Twitter nutzen oder den Cellity-Tweeter installieren. Dank des Twitter API gibt es zahllose Twitter-Clients, also Software für fast jede erdenkliche Hardware.

Micropublishing

Twitter ist deshalb nicht an den Arbeitsplatzrechner gebunden. Und da es auch per SMS funktioniert, ist kein hochgerüstetes Smartphone oder dergleichen nötig – Twitter ist simples Moblogging für die Massen.

Twittern heißt, eine Frage zu beantworten: „What are you doing?“ Wenn wir Twitterer uns daran halten würden, wäre Twitter vermutlich ziemlich langweilig. Chris Brogan schlägt in seinem Newbies Guide to Twitter eine andere Frage vor: „What has your attention right now?“

Twitter erschließt sich nur im Kontext. Wer twittern will, muss dem Getwitter anderer Leute folgen und wird früher oder später auch selbst Anhänger finden. So entstehen Dialoge. Man kann auch einfach Chat dazu sagen.

Twitter zeigt die Antworten anderer auf mein Getwitter in einer separaten Lasche auf der Website an. Und Twittermail liefert mir sogar Antworten per Mail, die ich sonst womöglich übersehen hätte.

Twitter ist für den, der es nicht anders will, öffentlich. Das ganze Getwitter ist im Web nachzulesen und wird von Google indiziert, mittlerweile sehr schnell. Via Twitter erreichen mich relevante Links in Echtzeit. Und Nachrichten. Und viel Belangloses.

Aber das schadet nicht. Dem Rat von Chris Brogan kann ich mich nur anschließen: Bloß nicht alles lesen, sondern den Twitterstream in Echtzeit verfolgen, wenn es gerade passt. Und sonst ignorieren.

Wenn ich es recht bedenke, ist das auch eine Methode, mit der ich meine knapp 1.000 RSS-Feeds verfolge: Ich schaue, was jetzt gerade anliegt. Und vergesse den Rest. Es wäre schön, wenn das mit Mail auch möglich wäre.

Micropublishing ist nun aber mehr als nur Twitter. Meine nächste Frage lautet daher: Was gibt es sonst noch? Dazu morgen mehr an dieser Stelle.

Ach, ich vergaß: Twitter gibt es selbstverständlich auch per RSS. Mit allen bekannten Vorteilen. Es gilt also wirklich keine der bekannten Ausreden, Twitter ist einfach überall. Nur nicht in Fernsehen, Radio oder Druckwerken.

Das übliche pseudokritische und mit Blödsinn versetzte Gewäsch schrieb jetzt.de im Frühjahr, als die erste Twitterwelle durch den deutschsprachigen Raum rauschte. Der Webworkblogger verfasste damals ein ausführliches Handbuch, das zwar nicht mehr in allen Details aktuell, aber immer noch nützlich ist.

Micropublishing verändert das Web

Micropublishing

Liveblogging ist tot, es lebe Livetwittering. Veranstaltungen wie das gerade vergangene Barcamp Cologne 2 ziehen ihre digitale Spur längst nicht mehr allein in Blogs oder auf Fotos. Inzwischen gibt es Neuigkeiten in Echtzeit, kurz aber heftig.

Auf der next07 im Mai hatten wir dank unseres Sponsors Cellity eine große Twitter-Wand mit Kurznachrichten aus dem Auditorium. Warum? Wozu soll das gut sein? Und was ist so spannend daran?

Twitter ist nur der vielleicht prominenteste Vertreter für ein neues Genre von Micropublishing-Werkzeugen und für ein Phänomen, das die Kommunikation im Internet derzeit stark verändert. Die Rede ist von MicroMedia, von Echzeitkommunikation und auch schon von der Twitterization der Massenmedien. Der Trend zum Micropublishing schafft einen sozialen sechsten Sinn und bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Blogs und Blogging.

Auf dem Fischmarkt werden wir uns in den kommenden Tagen mit Micropublishing, Microblogging & Co. etwas ausführlicher beschäftigen. Wie schon in der StudiVZ-Testwoche bleibt es nicht bei der akademischen Betrachtung. Ich werde einige konkrete Schritte tun und darüber berichten. Mehr dazu morgen an dieser Stelle.

Bei Twitter bin ich übrigens hier zu finden.