Was aus meinen Prognosen für 2011 wurde

Anfang Januar hatte ich neun Prognosen für das nun fast abgelaufene Jahr aufgestellt. Zeit für einen Rückblick: Was ist aus meinen Prognosen geworden?

  1. Prognose: Die Generation Internet bleibt auch in diesem Jahr draußen vor der Tür. Die Geburtsjahrgänge ab 1991 sind zahlenmäßig zu schwach, um sich in einer alternden Gesellschaft durchzusetzen, in der Rentner, Pensionäre und Sozialleistungsempfänger den Ton angeben. Realität: Während die Generation Internet nach wie vor keine Rolle spielt, ist die Generation C64 in Gestalt der Piratenpartei ins Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen und hat sich mit D64 eine eigene, SPD-nahe Lobbyorganisation geschaffen.
  2. Prognose: Das Leistungsschutzrecht für verlegerische Leistungen, bereits 2009 im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP verankert, steht auch 2011 noch auf der Agenda. Realität: Die Bundesregierung arbeitete im Herbst an einem Gesetzentwurf zum Leistungsschutzrecht, der jedoch bis dato nicht vorliegt.
  3. Prognose: Datenschutz und digitale Privatsphäre sind das große Thema des Jahres. Eine neue Generation von Start-ups wie MyCube und Personal bringt konstruktive Lösungen für das Dilemma zwischen digitaler Privatsphäre und Social (the animal formerly known as Social Media). Realität: Datenschutz und die digitale Privatsphäre waren eines der großen Themen des Jahres, das Stichwort lautete Post-Privacy. Von MyCube und Personal war wenig zu hören, dafür umso mehr von der datenschutzkritischen Spackeria, die indes nicht über ein Blog und ein paar kleinere Wellen im Medienteich hinauskam.
  4. Prognose: Das nächste Buch von Jeff Jarvis (Public Parts) gibt dieser Debatte erst richtig Schwung. Es erscheint in diesem Jahr, die deutsche Ausgabe wird unter dem Titel Das Deutsche Paradoxon publiziert. Realität: Das Buch ist erschienen, hatte wenig Einfluss auf die Debatte, entspann aber eine interessante Kontroverse mit Evgeny Morozov.
  5. Prognose: Der Werbemarkt wächst auch 2011 leicht. Die Gewinner sind Online- und TV-Werbung, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Konvergenz ihrer Technologien. Realität: Der Werbemarkt wuchs um 2,7 Prozent, was in etwa dem allgemeinen Wirtschaftswachstum entspricht. Für Internetwerbung wurden 13,2 Prozent mehr ausgegeben als im Vorjahr, TV-Werbung legte um etwa drei Prozent zu. Die einzige Verlierergattung waren die Zeitungen.
  6. Prognose: Apple TV bekommt noch in diesem Jahr einen App Store. Damit überträgt Steve Jobs das Erfolgsmodell von iTunes, iPhone, iPad und Mac App Store auf das Fernsehen. Google TV nimmt einen zweiten Anlauf im Weihnachtsgeschäft 2011. Realität: Der App Store für Apple TV ist ausgeblieben, stattdessen verdichten sich Gerüchte um ein vollwertiges Fernsehgerät aus dem Hause Apple. Steve Jobs starb im Herbst nach langer Krankheit, nachdem er im Sommer seinen Posten als CEO an Tim Cook übergeben hatte. Google TV war auch im zweiten Anlauf kein Erfolg, Eric Schmidt kündigte Anfang Dezember jedoch an, dass im schon im Sommer 2012 die Mehrzahl aller neuen Fernsehgeräte mit Google TV ausgestattet sein sollen.
  7. Prognose: Das App-Fieber des vergangenen Jahres klingt weiter ab, aber das neue Paradigma setzt sich durch. Mac App Store, Chrome OS – alles wird App. Sogar Microsoft kündigt einen App Store für Windows an, der aber nicht vor 2013 starten wird. Realität: Das App-Paradigma hat sich durchgesetzt. Der App Store für Windows soll als Beta-Version schon im Februar 2012 verfügbar sein.
  8. Prognose: Das digitale Buch hebt endgültig ab. Amazon bringt den Kindle Store nach Deutschland, Google Books lässt noch auf sich warten, die Sortimente der übrigen Anbieter werden größer. Realität: Erstmals werden ausreichend Bestsellertitel und günstige Hardware angeboten. Der Kindle Store ging schon im April an den Start. E-Reader gehörten zu den Topsellern im Weihnachtsgeschäft. Auf der Frankfurter Buchmesse kündigte Google zwar den Launch seines deutschen E-Book-Angebots noch in diesem Jahr an. Der blieb bislang aber aus.
  9. Prognose: Facebook geht 2011 an die Börse. Der Börsengang schlägt alles, was im digitalen Bereich bis jetzt da war. Es ist ein Meilenstein wie die IPOs von Netscape und Google. Realität: Facebook schob den Börsengang um ein weiteres Jahr hinaus. Die jüngste PR-Offensive lässt einen IPO für das zeitige Frühjahr 2012 erwarten. Statt Facebook gingen 2011 u.a. LinkedIn, Groupon, Pandora und Zynga an die Börse. Die meisten Börsengänge waren zwar eher eine Enttäuschung, dennoch ist es von Vorteil für den Markt, dass der Exit über die Börse möglich bleibt.

Soweit die Rückschau. Was den Ausblick auf 2012 betrifft: In den Kommentaren ist Platz für Anregungen.

Neun Prognosen für 2011

Mit meinen Prognosen für das neue Jahr bin ich traditionell spät dran. Was steht an für 2011?

  1. Die Generation Internet bleibt auch in diesem Jahr draußen vor der Tür. Die Geburtsjahrgänge ab 1991 sind zahlenmäßig zu schwach, um sich in einer alternden Gesellschaft durchzusetzen, in der Rentner, Pensionäre und Sozialleistungsempfänger den Ton angeben.
  2. Das Leistungsschutzrecht für verlegerische Leistungen, bereits 2009 im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP verankert, steht auch 2011 noch auf der Agenda, Mario Sixtus zum Trotz.
  3. Datenschutz und digitale Privatsphäre sind das große Thema des Jahres. Eine neue Generation von Start-ups wie MyCube und Personal bringt konstruktive Lösungen für das Dilemma zwischen digitaler Privatsphäre und Social (the animal formerly known as Social Media).
  4. Das nächste Buch von Jeff Jarvis (Public Parts) gibt dieser Debatte erst richtig Schwung. Es erscheint in diesem Jahr, die deutsche Ausgabe wird unter dem Titel Das Deutsche Paradoxon publiziert.
  5. Der Werbemarkt wächst auch 2011 leicht. Die Gewinner sind Online- und TV-Werbung, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Konvergenz ihrer Technologien.
  6. Apple TV bekommt noch in diesem Jahr einen App Store. Damit überträgt Steve Jobs das Erfolgsmodell von iTunes, iPhone, iPad und Mac App Store auf das Fernsehen. Google TV nimmt einen zweiten Anlauf im Weihnachtsgeschäft 2011.
  7. Das App-Fieber des vergangenen Jahres klingt weiter ab, aber das neue Paradigma setzt sich durch. Mac App Store, Chrome OS – alles wird App. Sogar Microsoft kündigt einen App Store für Windows an, der aber nicht vor 2013 starten wird.
  8. Das digitale Buch hebt endgültig ab. Amazon bringt den Kindle Store nach Deutschland, Google Books lässt noch auf sich warten, die Sortimente der übrigen Anbieter werden größer.
  9. Facebook geht 2011 an die Börse. Der Börsengang schlägt alles, was im digitalen Bereich bis jetzt da war. Es ist ein Meilenstein wie die IPOs von Netscape und Google.

Was meinen Sie? Welche Themen bestimmen das Jahr 2011?

Warum Google TV eine Schreibmaschinentastatur braucht

Auf der IFA in Berlin sind erste Exponate aufgetaucht, die das Interface des kommenden Google TV in Aktion zeigen. Allerdings zeigt Sony nur ein Demo-Video des für diesen Herbst angekündigten Google-Fernsehers.

Eine wirkliche Live-Demo zeigte Google-Produktmanagerin Brittany Bohnet gestern im Rahmen der IFA-Keynote von Eric Schmidt. Das Video gibt es hier und hier, nebenbei bemerkt in einem der schlechtesten Webvideoplayer, den ich je gesehen habe. Die Demo beginnt bei Minute 32.
Google TV ist die Inkarnation des mächtigsten Google-Paradigmas überhaupt: Search. Die gesamte Interaktion funktioniert über die Suche. Und Suche heißt Tastatureingabe, egal ob Hardwaretastatur oder Touchscreen via Android. Zwar wird es auch eine Spracheingabe geben, auch die wurde gezeigt. Doch es dürfte dauern, bis die sich im Wohnzimmer durchsetzen kann.
Brittany Bohnet nutzte für die Demo eine Standardtastatur, kündigte aber an, dass die im Herbst auf den Markt kommenden Geräte großartige Fernbedienungen haben werden. Egal wie die aussehen, sie werden eine mehr oder weniger herkömmliche Schreibmaschinentastatur haben müssen, um Google TV bedienbar zu machen.
Und damit sind wir, was die Usability betrifft, im Prinzip wieder dort, wo wir auf der IFA 1983 schon einmal waren: beim Start von BTX nämlich. Die Älteren unter uns werden sich erinnern. Auch BTX brauchte eine Tastatur. Aber wer will schon mit einer Tastatur vor dem Fernseher sitzen?
Nerds ganz sicher, aber der Rest der Bevölkerung nahm erst Notiz von BTX, als die findigen Jungs von 1&1 ab 1988 den Dienst dorthin brachten, wo die Tastatur schon vorhanden war – auf den PC nämlich. Dort wuchs das Pflänzchen heran und legte den Grundstein für das, was seit der IFA 1995 T-Online heißt.
appletv_remote.png
Google TV und Apple TV unterscheiden sich nicht nur in der Qualität ihrer Bühnenpräsentationen. Klar, dass Eric Schmidt einem Steve Jobs auf der Bühne nicht das Wasser reichen kann. Der große Vorteil von Apple TV: Es braucht keine Tastatur. Eine simple Fernbedienung genügt, mit viel weniger Knöpfen als der übliche Unterhaltungselektronikschrott, der sonst so als Fernbedienung auf den Couchtischen der Republik liegt.
Das könnte der entscheidende Unterschied sein.

Apple vertagt die TV-Revolution. Vorerst.

Der Bericht über den Tod des herkömmlichen Fernsehens war stark übertrieben. Apple hat die Revolution vorerst vertagt. Das neue Apple TV (es bleibt beim alten Namen) hat keine Apps, kein iAd und kein iOS. Dafür aber mit 99 US-Dollar einen attraktiven Preis.

In Formfaktor und Farbe erinnert Apple TV an einen Eishockeypuck. Mit dem A4-Chip unter der Haube bringt das Gerät immerhin die technischen Voraussetzungen mit, um es später mit iOS aufzurüsten. So könnten Apps und iAd doch noch Einzug halten.
Vorher aber beschäftigt sich Apple damit, endlich auch das Wohnzimmer und den großen Bildschirm zu erobern. Die Strategie ist nicht dumm: Das neue Apple TV ersetzt kein vorhandenes Gerät, weder Receiver noch Spielekonsole, aber es ergänzt sie. Es kostet so wenig und nimmt so wenig Platz weg, dass es gute Chancen hat, als zusätzliches Gerät akzeptiert zu werden.
Ist Apple TV erst einmal etabliert, dann beginnt der Verdrängungswettbewerb. Ich glaube, ich habe schon das erste Weihnachtsgeschenk. (Wenn ich denn noch so lange warten kann.) 119 Euro sind immer noch akzeptabel, auch wenn ich die Wechselkurspolitik von Apple wahrscheinlich nie verstehen werde.

Apple TV und iAd: Warum Ads wichtiger sind als Apps

Als ich gestern auf der Heimfahrt MacBreak Weekly lauschte, da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren von den Augen: Nicht die Apps sind der Killerfaktor für Apple TV, sondern die (i)Ads. Oder vielleicht auch beides. Auf jeden Fall sind Apps nichts ohne Ads.

Exponat 1: MacBreak Weekly 209
Das heiß erwartete neue Apple TV (oder auch iTV) ist ein Pflock, den Apple ins TV-Geschäft einschlagen wird. Dieses Geschäft ruht auf zwei Säulen: Fernsehwerbung und Direktzahlungen der Konsumenten in Form von Bezahlfernsehen, Kabelfernsehen und Rundfunkgebühren. Apple baut beide Elemente nach: iAd für die Werbung, iTunes und App Store für die Direktzahlungen. Und behält jeweils einen Teil der Umsätze für sich.
Allein die TV-Kabelindustrie in den USA hat im vergangenen Jahr 89,9 Mrd. US-Dollar Umsatz erwirtschaftet, davon 53 Mrd. für klassisches Kabelfernsehen. Der US-Markt für Fernsehwerbung wird in diesem Jahr auf 35,4 Mrd. geschätzt. Apple selbst kam im vergangenen Jahr auf 42,9 Mrd. Umsatz, allerdings weltweit.
Mit iAd, iTunes und App Store auf iTV fängt Apple an, an diesem großen Kuchen zu knabbern. Wie seinerzeit bei der Schlacht mit der Musikindustrie wird entscheidend sein, ob es gelingt, die Produzenten attraktiver Inhalte auf die Apple-Plattform zu ziehen – oder vielmehr, wann. Denn mit iPod, iPhone, iPad und iTunes (auf Mac/PC) hat Apple heute bereits eine sehr große Plattform, auf der heute schon mehr und mehr TV-Inhalte verfügbar sind – gute Startvoraussetzungen für das neue Apple TV.
Als erste Branche wird wohl die TV-Kabelindustrie die neue Konkurrenz zu spüren bekommen. Je mehr attraktive TV-Inhalte im Apple-Ökosystem verfügbar sind, desto geringer der Bedarf für Kabelfernsehen. Die Netzbetreiber werden zu dumb pipes, reinen Durchleitern für das Internet – weder Apple noch Inhalteproduzenten oder TV-Sender müssten an sie zahlen. Und auch die TV-Sender sind nicht vor Apple sicher: Wer attraktive Filme oder Serien produziert, kann sie über Apple auch direkt vermarkten.
Dass Apple mit iAd den TV-Markt schon fest im Blick hat, darauf deutet schon die Website hin:
Apple_iAd.jpgExponat 2: advertising.apple.com
Das Killerargument für den Werbemarkt sind übrigens, und hier liegt auch die Verbindung zum zweiten heißen Trend Big Data, die Daten. Apple kann mit iAd echte, harte Nutzungsdaten liefern – kein Vergleich mit den fehlerträchtigen Quotenmessungen von Nielsen oder GfK. iAd ist das trojanische Pferd (Jung von Matt, aufgepasst!), mit dem Apple den TV-Werbemarkt ähnlich aufrollen kann wie Google seinerzeit mit Adwords den Onlinewerbemarkt – der immer noch kleiner ist.
iAd komplettiert das Ökosystem von Apple aufs Feinste. Für den Fernsehmarkt ist die Apple-Werbeplattform das vorletzte Puzzleteil, das noch gefehlt hat. Fehlt nur noch iTV (oder wie auch immer das neue Apple TV heißen wird). Spannend bleibt, was Google und Google TV dem entgegenzusetzen haben. Untätig bleiben wird Google jedenfalls nicht.

Wie Apple und Google das Fernsehen revolutionieren wollen

Neben Big Data ist interessanterweise das gute, alte Fernsehen eines der momentan heißesten Themen. Nicht in seiner analogen Form freilich, und auch nicht als digitales Fernsehen 1.0, das nur die Distribution digitalisiert hat, aber die Geschäftsmodelle unberührt ließ. Das heutige digitale Fernsehen ist nicht innovativer als es seinerzeit die CD im Vergleich zur Schallplatte war. Das digitale Fernsehen 2.0 entsteht derzeit bei Apple und Google.
Beide arbeiten an unterschiedlichen Ansätzen, die sich aus der ebenso unterschiedlichen Unternehmens- und Produktphilosophie erklären lassen. Apple stellt iTunes in den Mittelpunkt und setzt auf Hardware wie iPod, iPhone, iPad oder (wenn es denn kommt) iTV. Der digitale Content läuft auf allen Endgeräten inklusive Mac/PC per iTunes-Software. iTV wäre der Nachfolger von Apple TV, das Steve Jobs zuletzt im Juni als Apples Hobby bezeichnete, mangels übermäßigen Erfolges.
Einiges spricht dafür, dass Apple in diesem Markt auch weiterhin eher vorsichtig agiert. Die Gerüchteküche erwartet derzeit den Launch von iTV für Anfang September, auch wenn sich der Hype gerade wieder etwas abkühlt. Apple hat für den 1. September zu einem Pressetermin eingeladen, bei dem allerdings, saisonal bedingt, die neue iPod-Kollektion für das Weihnachtsgeschäft im Mittelpunkt stehen dürfte.
Google hat für diesen Herbst sein lange erwartetes Google TV angekündigt. Es besteht aus einer zusätzlichen Kiste, die zwischen Fernseher und Settopbox/Receiver installiert wird. In einige neue TV-Geräte soll Google TV auch gleich eingebaut werden. Im Vergleich Apple verfolgt Google eher eine offene Strategie, wie auch schon bei Android vs. iPhone im Mobilfunkmarkt.

Weder Apple noch Google scheint es derzeit zu gelingen, die großen TV-Sender in den USA an Bord zu holen. Der TV-Markt dürfte für beide nicht im Sturm zu nehmen sein, aber mittelfristig spricht vieles dafür, dass Apple den Erfolg von iPod, iPhone und iPad ein weiteres Mal wiederholen kann.
Denn der Killerfaktor könnten die Apps sein. Ein Apple TV (oder iTV) mit dem von iPhone und iPad bekannten Betriebssystem iOS und Zugang zum App Store macht aus dem guten, alten Fernsehkasten die Entertainmentplattform schlechthin, inklusive Games – wenn es Apple denn gelingt, das Bedienungsproblem zu lösen.

Do Traditional Publishers know their Consumers Better Than Start-ups?

wepad-magazine.jpg
We hear a lot of hubbub these days on so-called Paid Content on the Web. This idea seemed to be more or less dead until rumours of the imminent iPad revived it a few months ago. Publishers now smell a breath of fresh air, betting hugely on Apple’s new geeky device and even on the WePad, at least in Germany.
To make things clear: I’m not opposed to the idea as such. Maybe there is a market for Paid Content on the Web. But this should be decided by the market itself, by consumers who might want to pay or not. It shouldn’t be forced unto them by publishers who once were herolds of the free market or maybe the so-called social market economy, as we like to say in German.
But, and that’s a huge but: The consumer already pays a lot for all kinds of digital content. This has been pointed out a lot of times, but publishers still don’t seem to get it. In the old days, old media were delivered to the consumer who just paid for his newspaper, magazine or cable TV subscription, as he still does today.
With digital media, this model has changed profoundly. Now the consumer pays for the delivery first, and at least in case of mobile media delivery, he still pays a lot of money just for the bandwidth. And just as he has learned with cable TV, the consumer expects most of the media content to be a part of the package he already pays for.
In this new world, publishers save a lot on distribution costs that now are paid for directly by the consumer. If publishers still want the consumer to pay for their content, they have to figure out an added value. It’s clearly not enough to just put the same lame old content behind a paywall and expect the consumer to happily pay a new bill. He already pays for the Web.
That kind of added value is not easy to figure out. Gazillons of start-ups struggled to come up with something the consumer would love to pay for. Most of them failed. Why on earth should traditional publishers be in a superior position? Do they know their consumers better? After watching this space for more than 15 years now (my first login to the Internet was in 1994), I seriously doubt it.

Es geht um mehr als nur um Google

791px-1944_NormandyLST.jpgDie speziell in Deutschland geführte Attacke der Verlagshäuser auf Google ist mehr als nur das übliche Beißverhalten konkurrierender Konzerne. Es ist auch eine Schlacht um Meinungsmacht und Meinungsfreiheit, um das Oligopol der Verleger und meinungsführenden Redaktionen, das durch das Internet in seinen Grundfesten erschüttert ist.
Das kommerzielle Radio war das letzte Medium in Deutschland, das die Verleger, mit tatkräftiger Hilfe der Politik, weitgehend unter ihre Kontrolle bringen konnten. Deshalb ist es auch so schlecht. Es ist, bar jeden publizistischen Anspruchs, als Gelddruckmaschine für satte, träge und an zweistellige Umsatzrenditen gewöhnte Verlagshäuser ausgelegt.
Das kommerzielle Fernsehen war das erste Medium, das den Verlegern aus den Fingern glitt. Das als Verlegerfernsehen gestartete Sat1 ging erst an den Filmhändler Leo Kirch und fiel später Finanzinvestoren in die Hände. Bertelsmann konnte nur in einem herkulischen Kraftakt die RTL-Gruppe unter seine Kontrolle bringen. Fast hätte die Familie Mohn deshalb an die Börse gehen müssen.
Das Internet nahmen die Verleger in den neunziger Jahren vor allem als weitere Abspielstation für ihre ohnehin vorhandenen Inhalte wahr. Das Ziel war, das Internet wie zuvor das Radio unter verlegerische Kontrolle zu bringen. Früh schon wies die IVW, die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern, auch die Reichweiten der verlegerischen Onlinemedien aus.
Doch den damit verbundenen Anspruch, den gesamten Markt abzubilden und zu definieren, konnten sie nie vollends einlösen, denn die wirklich großen Spieler wie T-Online, früher AOL und später Google spielten das IVW-Spiel nicht mit. Die AGOF, die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung, krankt bis heute an den damals eingeführten, untauglichen Messgrößen wie Pageimpressions (total absurd) und Visits (nicht viel besser). Für Onlinereichweiten relevanter sind Unique Visitors und vor allem die Nutzungszeit.
Den unsäglichen Bildstreckenklickschindejournalismus im Netz haben sich die Verlage selbst eingebrockt, indem sie untaugliche Messinstrumente in den Markt gedrückt und damit den Zwang zur Pageimpressioninflation geschaffen haben. Und wie das bei Inflationen so ist: Das Überangebot an Inventar hat die Preise ins Bodenlose fallen lassen – und damit die Möglichkeiten, Onlinejournalismus aus Onlinewerbung zu finanzieren, nicht eben vergrößert.
Schwerer noch wiegt indes die Tatsache, dass das Netz kein Oligopol ist, dass es kein Verlagsmonopol auf Onlinejournalismus gibt, sondern dass im Netz, anders als in den meisten angestammten Printmärkten, echter Wettbewerb herrscht. Zweistellige Umsatzrenditen sind in diesem Umfeld nur schwer zu erzielen.
Und der Wettbewerb erstreckt sich auch auf den Markt der Meinungen. Die Redaktionen haben ihre Gatekeeperfunktion verloren. Sie bestimmen nicht mehr alleine, wer und wessen Meinung Zugang zur Öffentlichkeit erhält. Das Internet hat den Zugang zur Öffentlichkeit prinzipiell für jedermann geöffnet. Die meinungsführenden Redaktionen führen nicht mehr alleine.
Google steht in dieser Schlacht paradigmatisch für zwei Dinge: für unerwartete und unerwünschte Konkurrenz auf dem Werbemarkt und für die Öffnung des Meinungsmarktes. Google hat geschafft, was keinem Verlag gelungen ist: einen Milliardenumsatz im deutschen Werbemarkt zu erwirtschaften. Google steht für ein offenes Internet und einen freien Markt der Meinungen, wird dafür in China attackiert, in Italien verurteilt und in Deutschland dämonisiert.
800px-Declaration_independence.jpg
Es geht in dieser Schlacht nicht um Google, sondern um das offene Internet, das Recht auf freie Meinungsäußerung und den Zugang für Jedermann. Es ist die letzte Schlacht der Verleger, und sie versuchen alles, um die Politik auf ihre Seite zu ziehen, wie seinerzeit beim Radio erfolgreich durchexerziert. Vielleicht ist es Zeit, sich an John Perry Barlow zu erinnern, der 1996 den digitalen Raum für unabhängig erklärte.

A Declaration of the Independence of Cyberspace

by John Perry Barlow
Governments of the Industrial World, you weary giants of flesh and steel, I come from Cyberspace, the new home of Mind. On behalf of the future, I ask you of the past to leave us alone. You are not welcome among us. You have no sovereignty where we gather.
We have no elected government, nor are we likely to have one, so I address you with no greater authority than that with which liberty itself always speaks. I declare the global social space we are building to be naturally independent of the tyrannies you seek to impose on us. You have no moral right to rule us nor do you possess any methods of enforcement we have true reason to fear.
Governments derive their just powers from the consent of the governed. You have neither solicited nor received ours. We did not invite you. You do not know us, nor do you know our world. Cyberspace does not lie within your borders. Do not think that you can build it, as though it were a public construction project. You cannot. It is an act of nature and it grows itself through our collective actions.
You have not engaged in our great and gathering conversation, nor did you create the wealth of our marketplaces. You do not know our culture, our ethics, or the unwritten codes that already provide our society more order than could be obtained by any of your impositions.
You claim there are problems among us that you need to solve. You use this claim as an excuse to invade our precincts. Many of these problems don’t exist. Where there are real conflicts, where there are wrongs, we will identify them and address them by our means. We are forming our own Social Contract . This governance will arise according to the conditions of our world, not yours. Our world is different.
Cyberspace consists of transactions, relationships, and thought itself, arrayed like a standing wave in the web of our communications. Ours is a world that is both everywhere and nowhere, but it is not where bodies live.
We are creating a world that all may enter without privilege or prejudice accorded by race, economic power, military force, or station of birth.
We are creating a world where anyone, anywhere may express his or her beliefs, no matter how singular, without fear of being coerced into silence or conformity.
Your legal concepts of property, expression, identity, movement, and context do not apply to us. They are all based on matter, and there is no matter here.
Our identities have no bodies, so, unlike you, we cannot obtain order by physical coercion. We believe that from ethics, enlightened self-interest, and the commonweal, our governance will emerge . Our identities may be distributed across many of your jurisdictions. The only law that all our constituent cultures would generally recognize is the Golden Rule. We hope we will be able to build our particular solutions on that basis. But we cannot accept the solutions you are attempting to impose.
In the United States, you have today created a law, the Telecommunications Reform Act, which repudiates your own Constitution and insults the dreams of Jefferson, Washington, Mill, Madison, DeToqueville, and Brandeis. These dreams must now be born anew in us.
You are terrified of your own children, since they are natives in a world where you will always be immigrants. Because you fear them, you entrust your bureaucracies with the parental responsibilities you are too cowardly to confront yourselves. In our world, all the sentiments and expressions of humanity, from the debasing to the angelic, are parts of a seamless whole, the global conversation of bits. We cannot separate the air that chokes from the air upon which wings beat.
In China, Germany, France, Russia, Singapore, Italy and the United States, you are trying to ward off the virus of liberty by erecting guard posts at the frontiers of Cyberspace. These may keep out the contagion for a small time, but they will not work in a world that will soon be blanketed in bit-bearing media.
Your increasingly obsolete information industries would perpetuate themselves by proposing laws, in America and elsewhere, that claim to own speech itself throughout the world. These laws would declare ideas to be another industrial product, no more noble than pig iron. In our world, whatever the human mind may create can be reproduced and distributed infinitely at no cost. The global conveyance of thought no longer requires your factories to accomplish.
These increasingly hostile and colonial measures place us in the same position as those previous lovers of freedom and self-determination who had to reject the authorities of distant, uninformed powers. We must declare our virtual selves immune to your sovereignty, even as we continue to consent to your rule over our bodies. We will spread ourselves across the Planet so that no one can arrest our thoughts.
We will create a civilization of the Mind in Cyberspace. May it be more humane and fair than the world your governments have made before.
Davos, Switzerland
February 8, 1996

Had tip to This Week in Google for the Barlow reference

Das Internet auf dem Weg zum Medium Nr. 1

Diese beiden Folien aus der jüngsten ACTA-Studie sollte sich jeder Marketing- und Medienentscheider einmal in Ruhe ansehen. Sie beschreiben zehn Jahre Revolution.
1999 suchten nur 9 Prozent der Bevölkerung im Internet nach näheren Informationen zu einem Thema, aber 67 Prozent achteten auf Berichte im Fernsehen, 58 Prozent lasen Berichte in Zeitungen und 44 Prozent in Zeitschriften. Heute ist das Internet mit 55 Prozent Medium Nr. 2 hinter dem Fernsehen (64 Prozent), aber vor Zeitungen (50 Prozent) und Zeitschriften (38 Prozent).
Allensbach2.png
Bei den 20- bis 29-Jährigen ist das Internet mit 81 Prozent bereits Medium Nr. 1, das Fernsehen (56 Prozent), Zeitungen (34 Prozent) und Zeitschriften (32 Prozent) haben den Anschluss verloren.
Allensbach3.png
[via]

Onlinewerbung in Großbritannien überholt TV

Mercedes steht mit seinem Werbeausgabeverhalten in Großbritannien offensichtlich nicht alleine: Im ersten Halbjahr 2009 war das Internet zum ersten Mal das größte Werbemedium in Großbritannien, noch vor dem Fernsehen.
Der Onlinewerbeumsatz wuchs in den ersten sechs Monaten um 4,6 Prozent auf 1,75 Mrd. Pfund. Das entspricht einem Anteil von 23,5 Prozent am Werbemarkt. Die Zahlen stammen aus einer Untersuchung des Internet Advertising Bureau (IAB).
Die TV-Werbung schrumpfte im gleichen Zeitraum um 16,1 Prozent auf 1,64 Mrd. Pfund, entsprechend einem Marktanteil von 21,9 Prozent. Der gesamte Werbemarkt in Großbritannien schrumpfte mit 16,6 Prozent sogar noch etwas stärker auf 7,74 Mrd. Pfund.
Mehr dazu: IAB, WSJ, turi2