Die neue airtours.de ist live. SinnerSchrader hat die Website des Luxusreiseanbieters neu inszeniert. Die Aufgabe war, eine klar strukturierte, informative Markenplattform in frischem Design mit großflächigen Bildern und erweiterten Funktionen zu schaffen.
Die neue Website ist ein Schritt im Rahmen der Neuausrichtung der Marke airtours, die zur TUI gehört. Für den anstehenden Markenrelaunch hat airtours die WPP-Agenturen Wunderman (Lead), Lambie Narn (Branding) und Cohn & Wolfe (PR) verpflichtet.
Mein Chef ist ein Business Punk. Oder so.
Business Punk heißt ein neues Magazin aus dem Hause Gruner + Jahr (schön übrigens auch die Website), das von gestandenen Printjournalisten schon ordentlich sein Fett weg bekommen hat. Aber es gibt auch Positives zu berichten.
Mein Chef (im Bild unten rechts) hat es nämlich in eine Reihe mit Pippi Langstrumpf, Indiana Jones und Sting und damit ins punkige Businessblatt geschafft. Rolf Hansen, CEO und Gründer von simyo (ein Kunde von SinnerSchrader) und eine Art Richard Branson der deutschen Mobilfunkbranche, zählt dort seine Helden auf.
Matthias Schrader, Gründer der Agentur SinnerSchrader, führt sein Internetgeschäft durch alle Höhen und Tiefen und ist trotz New Economy und Börsengang immer normal geblieben. Mit dem Herz am rechten Fleck und einem guten Kopf auf den Schultern kann man auch als Unternehmer ein wenig Punk sein.
Punk!
Warum Facebook zweimal im Jahr sein Design ändert
Facebook wird in Kürze seine Startseite umgestalten. Das Ziel: „simplifying the user experience on the home page“. Die Details des jüngsten Redesigns hat mashable.
Schon wieder? Die letzte Neugestaltung liegt noch nicht lange zurück. Erst im März hatte Facebook seine Startseite erneuert. Warum legt das inzwischen größte Social Network der Welt ein derart hohes Innovationstempo vor? Insbesondere, da jedes Redesign zu einem Aufschrei der Empörung bei seinen Nutzern führt?
Die Antwort gab Chief Operating Officer Sheryl Sandberg in der vergangenen Woche in Palo Alto:
„If Mark were here, I know that he’d say, ‚The risk is that we don’t do enough,'“ said Sandberg. She acknowledged that users protested, for example, the New Feed and the home page redesign, but said that in both cases, user engagement — and number of users overall — rose. „We’ll know when we’re not doing the right thing when users don’t continue to grow and when engagement doesn’t grow.“
Die Zahl der Nutzer und ihre Aktivität auf Facebook sind der Maßstab, an der Erfolg oder Misserfolg gemessen werden, nicht die öffentliche Aufregung. Und lieber mal zu viel verändern als zu wenig. Facebook schaut sich an, was die Nutzer tun – weniger, was sie sagen. Und ist bereit, die Erkenntnisse daraus sehr schnell in Innovation umzusetzen.
Man vergleiche das mit dem Innovationstempo bei StudiVZ (SchülerVZ, meinVZ). Deren Design basiert immer noch auf dem Facebook von 2006. Traurig, aber wahr.
Jet4you.com auf Expansionskurs
Der Konsument im Mittelpunkt: Jet4you.com bietet seinen Kunden neue Funktionen. SinnerSchrader hat einen neuen Kundenbereich in die Website der marokkanischen Fluggesellschaft integriert. Fluggäste können nun Kundenprofile anlegen, Buchungen einsehen, Daten und Reiseziele anpassen sowie Extras buchen.
Ganze 85 Prozent der Flugbuchungen generiert die Marke Jet4you über ihre Website. SinnerSchrader betreut die Low-Cost-Airline seit ihrer Gründung 2006 und hat maßgeblich zum Erfolg des Onlinevertriebskanals beigetragen. Seit kurzem ist die Website neben Französisch, Englisch und Italienisch auch in Spanisch verfügbar.
Jet4you operiert in sechs Ländern (Marokko, Frankreich, Italien, Belgien, Schweiz und Spanien) und bedient 19 Reiseziele. Innerhalb von drei Jahren hat sie sich auf diesen Strecken zum führenden Carrier entwickelt. Seit 2008 ist Jet4you ein 100prozentiges Unternehmen der TUI und wird nächstes Jahr ihr europäisches Streckennetz weiter ausbauen.
Quelle: Pressemitteilung
Google Wave und die Ökonomie der Aufmerksamkeit
Gestern bekam ich eine Einladung zu Google Wave (danke, Malte!). Ich will nicht verschweigen, dass mir beim ersten Blick auf die Testimplementierung das revolutionäre Potential noch verschlossen blieb. Aber das ist ja immer so und kein Grund, wie der Spiegel in technik- und kulturfeindliche Reflexe zu verfallen.
Oder noch schlimmer, wie WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach sinnarmes Geschwurbel zu Protokoll zu geben, nur weil sich das Geschäftsmodell eines Zeitungsverlages nicht 1:1 ins Internet übertragen lässt. Diese Tatsache war spätestens seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre praktisch allgemein bekannt. Und ist gar nicht ungewöhnlich für ein neues Medium, werden doch auch in Radio und Fernsehen nicht etwa Zeitungsartikel vorgelesen, gegen Geld, dass der Zuschauer oder Hörer pro Beitrag zu entrichten hätte.
Das Schlimme Neuartige am Internet ist aber, dass es alte Medien stückchenweise inhaliert und transfomiert. Musik, Zeitungen, Bücher, Filme, TV-Serien und was sonst noch so in alten Medien transportiert werden kann finden sich allesamt im Netz wieder und absorbieren die knappe Aufmerksamkeit des Konsumenten. Dass die knapp ist und immer knapper wird, ist übrigens auch keine Neuigkeit.
Gewöhnlich lassen sich Geschäftsmodelle in einer Marktwirtschaft ganz gut auf Knappheiten aufbauen. Was knapp ist und nicht etwa im Überfluss vorhanden, dafür sind Kunden meist zu zahlen bereit. Nachrichten sind im Internet nicht gerade knapp, weshalb es schwierig ist, die Konsumenten zum Zahlen zu überreden, ohne zuvor ein Nachrichtenoligopol zu errichten. Was auch kaum möglich wäre.
Einladungen zu Google Wave hingegen sind knapp, weil der Dienst noch in einem sehr frühen Stadium ist. Selbst die noch überschaubare Nutzerzahl bringt die Server offensichtlich schon an ihre Leistungsgrenzen. An Aufmerksamkeit mangelt es Google Wave hingegen nicht, und das hat auch mit der Knappheit der Einladungen zu tun. Den Dienst umweht noch eine Aura des Geheimnisvollen.
Dem unbedarften Erstnutzer erschließt sich Google Wave zunächst ungefähr so schnell und leicht wie Twitter, nämlich praktisch gar nicht. Es braucht eine Initiation durch bereits Eingeweihte. Es scheint Potential für Kollaboration zu geben, aber so genau weiß man das noch nicht.
Muss Bodo Hombach zu den ersten 100.000 Nutzern gehören? Muss nicht, aber schaden könnte es auch nicht. Solange Verlagshäuser von Leuten geführt werden, die keinen Computer, aber dafür eine Vorzimmerdame haben, wäre es sogar ein Wettbewerbsvorteil.
PS: Ich bin m.recke@googlewave.com. Mal sehen, wann der erste Spam ankommt.
PS2: Nein, als Testnutzer der zweiten Welle habe ich (noch) keine Einladungen zu vergeben.
iSnack 2.0 oder Was Crowdsourcing so bewegen kann
Das hatte sich der Konsumgüterriese Kraft Foods fein ausgedacht. Zur Markteinführung einer neuen Variante des australischen Nationalbrotaufstrichs Vegemite sollten die Konsumenten über den Namen entscheiden. So wie bereits 1923 beim Original. Doch als die Stimmen ausgezählt waren, hieß das zuvor monatelang namenlos in den Supermärkten vertriebene neue Produkt iSnack 2.0 – so wie in iPod und Web 2.0.
Doch was in good old Europe bestenfalls ein Schmunzeln entlockt hätte, führte Down Under zu einer mittelschweren Revolte. Zwar mögen die Konsumenten das Produkt, doch hassen sie geradezu den völlig unpassenden Namen. Dazu muss man wissen, dass ein Markenprodukt wie Nutella im Vergleich zu Vegemite („proudly made in Australia“) und Marmite ein Nichts ist. Ein Name wie iSnack 2.0 ist geradezu ein Anschlag auf die australische Seele.
Deshalb dauerte es nur wenige Tage, bis Kraft Foods einlenkte, den gerade erst verkündeten Namen wieder kassierte – und die Konsumenten erneut um ihr Votum bat. Morgen soll nun der nächste, möglicherweise endgültige Name annonciert werden.
In der Zwischenzeit lohnt sich ein Blick auf die kreativen Unmutsäußerungen, zum Beispiel auf jenes T-Shirt (links), dass der Epic Fail Store feilbietet [via]. Oder das unvermeidliche Hitler-Video, das in einer von zwei Versionen auf YouTube bis jetzt 72.000 Aufrufe generierte, was noch verhältnismäßig wenig ist. Kraft wehrt sich übrigens nach Kräften gegen die Unterstellung, die ganze Affaire sei nicht mehr als ein genialer PR-Stunt gewesen.
Ist die Aktion nun ein Argument gegen Crowdsourcing? Wohl kaum. Mehr Aufmerksamkeit hätte ein Produktstart kaum bekommen können. Und Kraft hat sicher nicht falsch gehandelt, als sie den Namen binnen weniger Tage zurückzogen und eine neue öffentliche Namenssuche starteten. So kann’s gehen, wenn Konsumgüterhersteller auf den Konsumenten hören, der schließlich am Ende die Rechnung bezahlt. [via]
Neue Regeln für den Journalismus
Kaum jemand bestreitet noch, dass der Journalismus sich verändern muss, um zu überleben. Die Frage ist nur, wie. Dan Gillmor, seinerseits Journalist und Akademiker, beantwortet diese Frage mit 22 neuen Regeln für den Journalismus. Ole Reißmann hat Gillmors Antworten ins Deutsche übersetzt. Einige dieser Regeln klingen reichlich hart in meinen Ohren, die meisten aber hören sich gut an. Pars pro toto hier die erste Regel:
1. Wir verzichten bis auf wenige Ausnahmen auf Jahrestags- und Jubiläumsgeschichten. Sie sind Rückzugsort für faule, unkreative Journalisten.
Das Original und die Übersetzung.
Social Network Jappy hat 1,5 Millionen aktive Nutzer
Jeder spricht von Facebook, doch kaum einer kennt Jappy. Dabei hat Jappy inzwischen die Marke von 1,5 Millionen aktiven Nutzern erreicht. Facebook hatte im September knapp 4,3 Millionen aktive Nutzer. Größer als Facebook sind nur noch die VZ-Netzwerke, mit wer-kennt-wen liefert sich Facebook bereits ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei den VZ-Netzwerken sind zwar 15 Millionen Nutzer registriert, de facto kommt aber laut Google Trends keines der drei VZ-Netzwerke auf mehr als 500.000 Daily Unique Visitors.
Jappy liegt laut Google Trends etwa gleichauf mit den Lokalisten. Bei beiden allerdings zeigt der Trend seit etwa einem Jahr nach unten – ebenso wie bei den VZ-Netzwerken und bei wer-kennt-wen. Nur Facebook zeigt einen stabilen Aufwärtstrend.
Jappy ist bereits seit mehr als acht Jahren aktiv und in den letzten Jahren jeweils um 100 Prozent gewachsen. Zu Beginn vor allem in Großstädten und Ballungsräumen verbreitet, ist Jappy inzwischen flächendeckend präsent. Die Nutzer sind enorm aktiv: Jeder kommt im Durchschnitt auf 160 Seitenabrufe pro Tag. Täglich werden 8 Millionen Nachrichten verschickt und mehr als 4 Millionen Gästebucheinträge verfasst. Zu Spitzenzeiten sind über 100.000 Nutzer gleichzeitig online.
Dass Jappy bisher außerhalb der eigenen Nutzerschaft kaum bekannt ist, liegt an der überaus breiten Zielgruppe und der sehr geringen Affinität zu Early Adoptern und anderen Multiplikatoren der Branche. Jappy hat keine aggressive Wachstumsstrategie verfolgt, sondern ist organisch gewachsen.
Onlinewerbung in Großbritannien überholt TV
Mercedes steht mit seinem Werbeausgabeverhalten in Großbritannien offensichtlich nicht alleine: Im ersten Halbjahr 2009 war das Internet zum ersten Mal das größte Werbemedium in Großbritannien, noch vor dem Fernsehen.
Der Onlinewerbeumsatz wuchs in den ersten sechs Monaten um 4,6 Prozent auf 1,75 Mrd. Pfund. Das entspricht einem Anteil von 23,5 Prozent am Werbemarkt. Die Zahlen stammen aus einer Untersuchung des Internet Advertising Bureau (IAB).
Die TV-Werbung schrumpfte im gleichen Zeitraum um 16,1 Prozent auf 1,64 Mrd. Pfund, entsprechend einem Marktanteil von 21,9 Prozent. Der gesamte Werbemarkt in Großbritannien schrumpfte mit 16,6 Prozent sogar noch etwas stärker auf 7,74 Mrd. Pfund.
Mehr dazu: IAB, WSJ, turi2
Die neue Mitte wählt FDP. Und nicht die Piraten
Auch wenn sie sich auf Twitter noch nicht zu äußern wagt. Elisabeth Noelle-Neumann formulierte in den 70er Jahren die Theorie der Schweigespirale. Danach hängt es in vielen Fällen von der wahrgenommenen Mehrheitsmeinung ab, ob sich Menschen öffentlich zu ihrer Meinung bekennen.
Auf Twitter war das Bild am Wahlabend klar: großes Entsetzen über die schwarz-gelbe Mehrheit, allgemeine Abscheu gegenüber der FDP. Dabei bin ich fast sicher, dass sich gerade auf Twitter überdurchschnittlich viele FDP-Wähler tummeln. Aber nur wenige von ihnen haben sich öffentlich geäußert, weil sie die Konfrontation mit der wahrgenommenen Mehrheit scheuten.
Es gibt ein neues liberales Milieu, das die Basis für den Wahlerfolg der FDP bildet. Und es ist gar nicht so weit entfernt von denen, die es Arbeit nennen. Gustav Seibt macht in der Süddeutschen Zeitung eine nicht unerhebliche neue Mitte aus.
Diese hätte früher selbstverständlich SPD oder Grüne gewählt. Heute aber ist sie vierteljährlich mit der Abrechnung der Umsatzsteuervoranmeldung beim Finanzamt beschäftigt. Viele kreative Berufe – Filmproduzenten, Webdesigner, Galeristen, etablierte Schauspieler – sind heute nicht mehr in Groß- und Staatsbetrieben wie Museen und Theatern beschäftigt. Stattdessen betreiben sie schnell entstehende wie vergehende kleine und mittlere Subunternehmen. Zwischen ihnen und dem Staat liegt keine Personalstelle mehr. Und so hat für sie das Wort „Transferleistung“ eine Anschaulichkeit, die da fehlt, wo man nur einmal im Monat achtlos einen Gehaltszettel abheftet.
Dass am unteren Rand dieses Kreativbürgertums die Zwangsverwaltung des Alltags durch die Arbeitsagenturen droht, macht die Einstellungen dieser Leute nicht sozialdemokratischer. Wer fast 20 Prozent Umsatzsteuer für jene öffentlich-rechtlichen Radiohonorare entrichtet, die von den öffentlich-rechtlichen Gebührenempfängern nicht vergütet werden, und wer einmal im Jahr die Bescheide der Künstlersozialkasse über die wahrscheinliche Rente ab 67 erhält, der schaut mit kühlem Blick auf die Rentnerheere bei den anderen Parteien.
Und so fort. Auch für die Piratenpartei, eigentlich eine Art FDP 2.0, hat Seibt eine passende Erklärung parat:
Übrigens mag es sein, dass die Piratenpartei bald den Prekariatsflügel dieses volatilen intellektuellen Unternehmertums darstellt. Und auch das hat nicht nur einen kulturellen Hintergrund, geht es doch um Zugangs- und Verwertungsrechte im Hauptarbeitsfeld dieser Schicht: dem Internet. Und um jene bürgerliche Freiheit sowieso, die den alten Staatsvolksparteien immer öfter weniger bedeutet als die Sicherheit. In diesem Milieu, das wachsen wird, will man sich weder von der Arbeitsagentur das Leben vorschreiben noch vom Staatsschutz durchleuchten lassen.
Dieser Freiheitswille, er hieß einmal Liberalismus.
Die Piratenpartei und mit ihr die lautstarke Mehrheit auf Twitter sitzen vorerst in ihrer Nische fest, als Minderheiten, die sie tatsächlich sind. Denn wie Christoph Salzig treffend bemerkt:
Die Selbstwahrnehmung der Anhänger und einiger Piraten selbst und die erzielte Wirkung stehen in einem dissonanten Verhältnis. Hierzu gibt es in der Marketing-, Werbe- und PR-Welt leider einige unübersehbare Parallelen. Nicht umsonst werden die zum Teile ebenso zaghaften wie untauglichen ersten Schritte einzelner Unternehmen, sich in Web 2.0 (allein, dass dieses Wort aus dem Sprachgebrauch der so genannten Social Media Evangelisten bereits getilgt wurde, spricht Bände) zu versuchen, mit einer Urgewalt gebrandmarkt, dass man den Eindruck gewinnen kann, das Ende des Word Wide Web steht bevor.
Doch die Wahrheit sieht anders aus. Während bisweilen für mehrere Tage (darauf beschränken sich derartige Diskussionen zum Glück) in der Social Media Nische kaum noch andere Themen gehandelt werden, nimmt die „große, weite Welt“ da draußen, kaum Notiz. Nicht allein Vodafone-Sprecher Kuzey Alexander Esener konstatierte, dass der vom „Mikrokosmos“ ausgelöste Social Media „Tsunami“ sich in den Filialen überhaupt nicht ausgewirkt hat. Ein wenig mehr Bodenständigkeit stünde vielen Protagonisten gut zu Gesicht. Das würde das Verständnis für die eigenen Ansichten und dringend notwendige Richtungswechsel in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik substanziell fördern.