Die Agentur, nein, die Interaktivagentur – was machen die bloß? Will wirklich jemand im Detail wissen, was wir machen? Nein, so genau wissen will es niemand, man will nur das Ergebnis sehen.
Das Ergebnis sollte mehr sein: mehr Absatz, mehr Abschlüsse, mehr Kommunikation, mehr Kontakt mit dem Konsumenten. Mehr davon führt in der Regel dazu, dass am Ende mehr übrig bleibt. Und das ist das Ziel von Marken & Unternehmen, natürlich nicht nur im interaktiven Kanal.
Aber wie kommt man dort mit einem möglichst effizienten Einsatz von Geld und Zeit hin? Man bedient sich einer Interaktivagentur: Die verstehen mein Geschäft, mein Produkt und die wissen auch, wie man den Kontakt zum interaktiven Konsumenten knüpft.
Nun ja, so ist unser Bild von der Agentur. Aber die Agentur macht es sich nicht leicht, dieses Verständnis über das Produkt zu entwickeln. In der Regel wird dabei viel Zeit und Budget auch darauf verwendet, dem Auftraggeber zu beschreiben, was er denn von uns, der Agentur, kaufen wird.
Das Problem mit dieser Beschreibung ist, dass fast niemand, vor allem selten der Auftaggeber, diese Beschreibung wirklich für sich nutzbar machen kann. Sie ist in vielen Fällen nur Mittel zum Zweck und dient vor allem als eine Art Versicherung, um vorab möglichst detailiert zu erfahren, was man später in den Dimensionen Funktion, Budget und Zeit geliefert bekommt.
Wir halten das aufgrund unserer Erfahrungen immer öfter für eine Scheinsicherheit. Die Realität holt uns dabei fast immer wieder ein, die Welt dreht sich weiter. Wenn ich als Auftraggeber so mit einer Agentur arbeite, habe ich wenig Möglichkeiten, den eingeschlagenen Weg noch zu verändern und die Entwicklung wirklich mitzugestalten.
Jede Änderung, im Werkvertragsverhältnis liebevoll „Change Request“ genannt, wird zunächst diskutiert, in den drei Dimensionen beleuchtet und führt im schlimmsten Fall in allen Dimensionen zu vorher nicht geplanten Veränderungen.
Genau an dieser Stelle setzt der agile Projektansatz an. Wir bieten unseren Auftraggebern damit eine Alternative zum traditionellen Vorgehen an. Nicht für jeden Projekttyp, nicht für jede Art von Zusammenarbeit, aber für eine deutlich breite Zielgruppe auf dem Weg in eine andere Welt von Projekten.
Wir wollen mit unserem Auftraggeber dessen Projekt bestmöglich umsetzen. Hierzu wollen wir nicht nur vorab spezifizieren, wie die Umsetzung aussehen soll, sondern wollen das Werkzeug zur Umsetzung an den Wünschen des Auftraggebers kontinuierlich und maßgeschneidert mit ihm zusammen entwickeln. Dabei verstricken wir uns nicht in technischen Details, sondern fokussieren die geschäftliche oder kommunikative Herausforderung – die technischen Fragestellungen lösen wir selbstverständlich auch.
Als technische Plattform für diesen Weg setzen wir Ruby on Rails ein. Weil es unser Werkzeug ist, mit dem wir uns auf die sich entwickelnden Aufgabenstellungen unserer Auftraggeber fokussieren und unsere Auftraggeber in den Entwicklungsprozess einbeziehen können.
Nachdem viele Auftraggeber von Dienstleistern die Erfahrung des in der Spezifikation Gefangenseins gemacht haben, werden wir als Interaktivagentur immer häufiger gefragt, ob wir nicht eine Interaktivspezifikation (= Interaktivimplementation) anbieten können. Unsere Antwort ist ein klares Ja – agile Entwicklung mit Ruby on Rails ist die Alternative, ein Projekt gemeinsam zum Erfolg zu führen.
Meno Abels (40) leitet seit 1. Juli bei SinnerSchrader das neue Ruby-on-Rails-Team.
Agenturen
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Geht der Trend zum Vollbildmodus?
In den letzten Tagen sind mir gleich zwei Websites (und eine halbe) über den Weg gelaufen, die im Vollbildmodus spielen. Für IKEA wartet Nils auf September und mithin auf den neuen IKEA-Katalog. Nebenbei – kam der nicht früher schon im August?
In der Fußzeile gibt es einen kleinen Umschalter für den Vollbildmodus. Die Agentur ist laut off the record übrigens Nordpol, Hamburg.
Sofort im Vollbildmodus startet, sofern der Browser sie lässt, die neue Website von Closed.
Auch funktioniert die Umschaltung zwischen Vollbild und Normalmodus sauber. Für eine Modewebsite ist Vollbild eine gute Sache.
Especially when it comes to fashion brands, to be able to exploit the whole screen, without the functional but ugly browser buttons, allows you to establish a cleaner, more immersive, visual relationship with the user.
I really like the Closed website (and even their collections), because it’s aesthetically fascinating, easy to navigate and, last but not least, it integrates well the e-commerce part into the virtual look book.
Die Website stammt laut Quelltext von unseren Ottenser Nachbarn Superreal, deren eigene Website momentan auch sehr schön mit Vollbild spielt.
Haben wir es da mit einem neuen Trend zu tun? Fallen Ihnen gar weitere Beispiele ein? Dann lassen Sie es uns bitte wissen.
Es kann nicht um Preissenkungen gehen
„Die Onlineagenturen haben ein Mittel gegen den Preisdruck gefunden: die erfolgsabhängige Abrechnung“, schreibt Horizont in der gestrigen Ausgabe. „Die Interactive-Spezialisten reagieren damit auf das ständige Drängen der Werbekunden nach Preissenkungen.“ Erfolgsabhängige Abrechnung definiert Horizont so:
Es wird neben einer Grundpauschale ein variabler
Preis vereinbart, der abhängig vom Erfolg der Website
ist. Variablen sind dabei unter anderem Klickraten,
Downloads und Konversionraten. Die Onlineagenturen
reagieren damit auf die Forderungen der
Werbetreibenden, die Preise weiter zu senken. Sie
können so argumentieren, dass der Kunde doch bestimmt
bereit ist, mehr zu zahlen, wenn die Website besonders
erfolgreich ist, bzw. den bisherigen Preis weiterhin zu
bezahlen, wenn die vereinbarten Ziele erreicht werden.
Horizont-Redakteur Bert Rösch hat zu diesem Thema Fragen an Laurent Burdin gestellt, Geschäftsführer Beratung von SinnerSchrader.
Was halten Sie von diesem Modell generell?
Dieses Modell ist im Marketing nicht neu und online
besonders interessant, da sich alles messen lässt. Die
Möglichkeiten sind sehr spannend! Wir legen sehr viel
Wert auf die Performance und die ständige Verbesserung
der Website unserer Kunden. Deshalb spielt Web
Analytics bei SinnerSchrader eine große Rolle,
möglichst von vornherein bei jedem Projekt, und immer
mit Handlungsempfehlungen verbunden. Natürlich muss die
Agentur die zu messenden Kriterien beeinflussen können,
sonst hat ein solches Modell keinen Sinn.
Wird es bei Ihnen bereits praktiziert?
Ja.
Was spricht für das Modell?
Interaktivagenturen wie SinnerSchrader, die in vielen
Branchen aktiv sind und umfangreiche Erfahrung haben,
kennen das Verhalten des interaktiven Konsumenten sehr
gut und können einen wesentlichen Beitrag zur
Steigerung der Performance der Website leisten. Bei
umsatzgetriebenen Websites erleichtert eine
erfolgsabhängige Komponente die Skalierung des
Geschäftsmodells und motiviert alle Beteiligten.
Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Wir machen seit vielen Jahren sehr gute Erfahrungen mit
erfolgsabhängiger Vergütung im Onlinemediageschäft für
E-Commerce-Websites. Im Projektgeschäft sind unsere
Erfahrungen bis jetzt eher gemischt, weil zu gering.
Wir wünschen uns mehr von solchen Modellen.
Gab es schon einmal den Fall, dass ein Kunde nachzahlen
musste, weil die Website erfolgreicher war als geplant?
Die Frage stellt sich so nicht, wenn eine
erfolgsabhängige Komponente vereinbart wird.
Klassik-Agenturen werfen den Online-Agenturen oft vor,
die Preise zu verderben. Gibt man ihnen mit diesem
Modell nicht unnötig weiteres Futter?
Es kann bei solchen Modellen nicht darum gehen, die
Preise zu senken. Wenn wir dazu beitragen, die
Performance zu verbessern, sollten wir Anteil am Erfolg
haben. Und wenn wir als Agentur das Risiko unserer
Kunden mittragen, dann muss das auch für uns attraktiv
sein.
Ein TV-Spot im Gespräch
Es kommt nicht oft vor, dass ich auf einen TV-Spot angesprochen werde. In den letzten Tagen ist das gleich mehrfach passiert. Ein Ziel zumindest hat die Deutsche Telekom damit erreicht – über ihre neue Kampagne wird gesprochen. Auch im Netz.
Der von Tribal DDB erdachte TV-Spot nutzt eine andere Medieninszenierung, um den Claim „Erleben, was verbindet“ zu illustrieren: den Auftritt von Paul Potts, der mit einer Arie aus der Puccini-Oper Turandot im vergangenen Jahr das Finale der Casting-Show „Britain’s Got Talent“ gewann.
Und es mag sein, dass der Spot als Werbung nicht funktioniert. Jedenfalls bringt er die Telekom ins Gespräch.
Die Gründe für den Fachkräftemangel
Am Fachkräftemangel sind die Agenturen selbst schuld, meint Johannes Kleske, weil sie ihren Mitarbeitern praktisch keine Anreize mehr bieten. Das Agenturgeschäft hat seine eigenen Gesetze, lautete meine Replik.
Am häufig beklagten Fachkräftemangel besteht kein Zweifel. Doch was sind die Ursachen? Betrachten wir zunächst die nicht branchenspezifischen Gründe.
- Geburtenrückgang: In meinem Geburtsjahr 1969 wurden in Deutschland 1.142.366 Kinder geboren. Der Jahrgang 1983, dem die heute 25-jährigen Nachwuchskräfte angehören, zählt nur 827.933 Köpfe. Und die langfristigen Aussichten sind trübe: 2006 kamen gerade einmal 672.724 Kinder zur Welt. Das sind weniger als die Häfte der im geburtenstärksten Jahrgang 1964 geborenen 1.357.304 Menschen. (Quelle: Destatis)
- Abiturientenanteil: 2006 erreichten 415.000 Schulabgänger die Hochschulreife. Damit stieg die Studienberechtigtenquote auf 43,4 Prozent. Der Wissenschaftsrat fordert eine Quote von 50 Prozent, um den Nachwuchskräftemangel zu beheben. (Quelle: Destatis)
- Studienanfänger: 76,1 Prozent der Studienberechtigten beginnen tatsächlich ein Studium. Im Jahr 2006 waren das 344.822 Studienanfänger. Die Studienanfängerquote (Anteil der Studienanfänger in den relevanten Jahrgängen) lag 2006 bei 35,7 Prozent. (Quelle: Destatis)
- Hochschulabsolventen: Im Prüfungsjahr 2006 schlossen 220.782 Studenten ihr Studium ab. Die Hochschulabsolventenquote (Anteil der Absolventen eines Erststudiums in den relevanten Jahrgängen) stieg 2006 auf 22,2 Prozent. Fast ein Drittel der Studienanfänger des Jahres 2000 – die Studienanfängerquote betrug damals 32 Prozent – haben also ihr Studium abgebrochen oder nicht abgeschlossen. (Quelle: Destatis)
- Durchschnittsalter: Die Erstabsolventen deutscher Hochschulen waren 2006 im Durchschnitt 27,7 Jahre alt (Quelle: Destatis). In jenem Jahr kamen demnach die relativ kleinen Geburtsjahrgänge um 1978 auf den Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventen. Zwischen 1978 und 1988 gibt es mehrere Jahrgänge, die deutlich größer sind.
Insgesamt erreichen nur die Hälfte aller Studienberechtigten und nur knapp mehr als ein Fünftel eines Jahrgangs einen Hochschulabschluss. Und die Jahrgänge werden immer kleiner. Als Agenturen konkurrieren wir am Arbeitsmarkt also um eine begrenzte und tendenziell schrumpfende Zahl von Nachwuchskräften. Dazu kommen die spezifischen Ursachen unserer Branche:
- In den Jahren 2001 bis 2003 ging der Umsatz der Interaktivagenturen gegenüber den Boomjahren 1998 bis 2000 deutlich zurück. Daraufhin wurden eher Mitarbeiter entlassen als eingestellt und ausgebildet. Fachkräfte verließen die Branche oder wechselten auf Kundenseite und kehrten auch später nicht zurück. So fehlen heute insbesondere Fachkräfte mit fünf bis sieben Jahren Berufserfahrung.
- Agenturen bilden wenig aus. Dabei könnte Ausbildung ein Weg sein, die Abhängigkeit von der relativ kleinen Gruppe der Hochschulabsolventen zu verringern. Doch Ausbildung kostet Geld und dauert lange, löst also keine kurzfristigen Personalprobleme.
- Solche Probleme entstehen insbesondere durch die branchentypisch hohe Fluktuation. Mitarbeiter kommen und gehen in einem Tempo, das in vielen anderen Branchen kaum denkbar wäre.
Heutige Mitarbeiter zu halten und weiterzuentwickeln ist demnach wichtiger als sich im Konkurrenzkampf um fehlende Fachkräfte und immer knapperen Nachwuchs zu verschleißen. Was Agenturen für Mitarbeiterbindung und Personalentwicklung tun können? Dazu gibt Johannes Kleske ein paar wertvolle Hinweise.
Das Agenturgeschäft und seine Gesetze
Die Agenturen verkennen die Bedürfnisse ihrer Angestellten. Am Fachkräftemangel sind sie selbst schuld, weil sie praktisch keine Anreize mehr bieten. Johannes Kleske, seit einem knappen Jahr als festangesteller Information Architect bei Neue Digitale in Frankfurt beschäftigt, geht mit unserer Branche hart ins Gericht.
Die meisten Personaler in Agenturabteilungen glauben immer noch, dass die Agenturbranche sexy genug sei, um das als einziges Argument für einen Arbeitsplatz in einer Agentur anzuführen, denn mehr hat man derzeit einfach nicht zu bieten. Für den Arbeitsplatz bekommt man dann schlechte Bezahlung, massive Überstunden und den Burnout mit Anfang vierzig.
Nach dem Zusammenbruch der New Economy habe man es verpasst, in den Nachwuchs zu investieren.
Der geht dann heute lieber direkt in die Industrie, weil er dort mehr Geld bekommt, kaum Überstunden machen muss und bessere Aufstiegschancen hat. Oder man wird gleich Freelancer. Nie waren die Umstände dafür so günstig. Man kann fast nach Belieben die Tagessätze diktieren, weil den Agenturen die Alternativen fehlen.
Gut gebrüllt, Löwe. Doch das Agenturgeschäft hat seine eigenen Gesetze. Und diese Gesetze bestimmen die Arbeitsbedingungen der Angestellten (wie auch der Freelancer).
Freelancer können auf lange Sicht nicht mehr verdienen, als die Agenturkunden zu zahlen bereit sind, abzüglich des Teils, den die Agentur braucht, um ihre Fixkosten zu decken. Auch zu Zeiten großer Nachfrage nach Agenturdienstleistungen und entsprechend hoher Auslastung können Freelanceranteil und Tagessätze nicht unbegrenzt steigen, ohne die Rentabilität des Agenturgeschäfts zu gefährden.
Ähnliches gilt für die Gehälter der Festangestellten und die übrigen Leistungen. Das Agenturgeschäft schwankt in verschiedenen, kurzen und langen Zyklen. Die Entlohnung schwankt weniger stark bis gar nicht. Agenturangestellte verdienen daher in guten Zeiten tendenziell zu wenig, in schlechten Zeiten sieht das indes anders aus.
Das Agenturgeschäft wird nicht zuletzt von der Kundennachfrage getrieben. Das gilt kurz- wie langfristig. Pitches, Meilensteine und Ablieferungstermine beeinflussen Feierabende, Überstunden und Wochenenden. Der flexiblen Arbeitseinteilung sind so gewisse Grenzen gesetzt.
Attraktiv wird die Arbeit in Agenturen vor allem durch interessante Kunden, spannende Projekte, exzellente Teams und eine klare Vorstellung, wohin die Agentur sich in den kommenden Jahren entwickeln soll. Wenn diese Eckdaten nicht stimmen, dann nutzen auch noch so attraktive weiche Faktoren nichts.
next08: Get realtime – Fazit von Matthias Schrader
Das Live-Blogging-Team hat zum Ende der next08 Matthias Schrader noch einmal persönlich vor die Kamera geholt und ein erstes „realtime“-Fazit eingeholt. Schrader fühlt sich inspiriert als Agentur noch schneller und noch besser zu werden, ohne dass dabei der Spaß an der Sache verloren geht. Er sieht das Motto der Konferenz durch einen Pulsschlag der Teilnehmer weit jenseits der 80bpm voll realisiert. Get realtime.
Keine Grenzen für weiteres Wachstum
„Boom bei Online-Agenturen hält an“, meldet soeben die Horizont. Das heute veröffentlichte New Media Service Ranking gibt Aufschluss über die Umsatzentwicklung unserer Branche. SinnerSchrader kommt in diesem Jahr auf Platz 5 – damit verbessern wir uns um eine Position.
Horizont-Redakteur Bert Rösch hat einige Fragen an Matthias Schrader gestellt, die wir – inklusive Antworten – unseren Lesern nicht vorenthalten möchten.
Horizont: Warum hat Ihre Firma 2007 beim Umsatz zugelegt?
Matthias Schrader: Zwei Gründe. Erstens: Unsere Kunden verlagern immer mehr
Marketingaktivitäten in die digitalen Kanäle – dementsprechend wachsen die
Budgets. Zweitens: Wir konnten durch unsere Arbeit interessante Neukunden
für uns gewinnen.
Was sind die Gründe für den anhaltenden Boom im Agenturgeschäft?
Die Konsumenten wollen Produkte und Dienstleistungen im Internet erleben und
dort Beziehungen zu Marken und Unternehmen aufbauen. Marketing und Vertrieb
stehen mitten in einer Revolution, die das Agenturgeschäft verändert. Sie
verlangen nach Agenturen, die den interaktiven Konsumenten kennen und den
gesamten digitalen Marketing- und Vertriebsprozess betreuen können.
Wie sind die Aussichten für 2008? Erstens in Bezug auf Ihr Unternehmen und
zweitens in Bezug auf die Onlinedienstleisterbranche.
Das Jahr 2008 ist sehr gut angelaufen. Unser Auftragseingang liegt bis jetzt
um rund 30 Prozent über dem Vorjahr. Neukunden fragen mehr und größere
Projekte an als in früheren Jahren. Für die Branche insgesamt dürfte Ähnliches gelten.
Was sind die größten Herausforderungen des Jahres 2008?
Die größte Herausforderung ist, die wachsende Bedeutung des Internets für
Marketing und Vertrieb stetig in den Köpfen der Entscheider auf allen Ebenen
zu verankern.
Was sind die größten Trends im Agenturgeschäft?
Die Interaktivagenturen übernehmen immer mehr die strategische
Markenführung, weil sie den Konsumenten in seinem Verhalten und mit seinen
Bedürfnissen am besten verstehen und daraus Maßnahmen ableiten können, die
Marken und Konsumenten wieder konnektieren. Weil sie damit für ihre Kunden
Mehrwert schaffen, haben sie die Chance, zur Leadagentur zu werden.
Hat sich der Preisdruck verbessert?
Definitiv. Die realisierten Tagessätze verbessern sich langsam, aber stetig.
Profitieren Sie von der Fußball-Europameisterschaft? Haben Sie dadurch
Aufträge gewonnen? Welche Impulse erwarten Sie für die gesamte Branche? In
welchem Umfang?
Die Fußball-EM ist in der Interaktivbranche kein Thema.
Profitieren Sie noch von der Web-2.0-Euphorie? Oder ist die Begeisterung
bereits abgeklungen?
Das Stichwort Web 2.0 steht seit zwei Jahren für eine neue Begeisterung am
Internet, für Aufbruchstimmung und für den Perspektivwechsel von den
Unternehmen hin zu den Konsumenten. Diese Welle hat viel Energie freigesetzt
und treibt nach wie vor viele Interaktivprojekte voran.
Warum stagnieren bei SinnerSchrader sowohl Umsatz als auch Mitarbeiterzahl, während die direkte Konkurrenz bei beiden Parametern deutlich zulegt? Ist bei SinnerSchrader die Grenze des Wachstums erreicht?
Wir sind 2007 mit der gleichen Kopfstärke organisch um 13 Prozent gewachsen.
Dadurch hat sich der Pro-Kopf-Umsatz drastisch verbessert. In den ersten
Monaten 2008 ist die Mitarbeiterzahl durch Neueinstellungen und die
Übernahme der spot-media AG auf über 200 angestiegen. Wir rechnen für das
laufende Geschäftsjahr 2007/2008 (bis 31. August) mit einem Wachstum von
mehr als 21 Prozent. Wir sehen keine Grenzen für weiteres Wachstum. Im
Gegenteil.
Matthias Schrader ist Gründer und CEO von SinnerSchrader.
work 2.0 – selbst- oder fremdbestimmt?
„Wie schön, dass ich so viele Möglichkeiten habe! Ich darf jeden Tag etwas dazulernen und kann mich mit meinen Projekten und Kunden zusammen weiterentwickeln! Ich habe alles selbst in der Hand.“
„So toll finde ich das nicht: Immer muss ich flexibel sein. Ständig ändert sich alles und ich muss weiter dazu lernen, sonst ist mein Know-how morgen nichts mehr wert. Und wer sagt mir, wo es lang geht?“
Zwei Sichtweisen auf dieselbe Situation. Was wir heute als work 2.0 bezeichnen, nämlich die Eigenverantwortung des Einzelnen für seine berufliche Entwicklung, ist gerade bei Freelancern und vielen Agenturen besonders gut zu beobachten: Sie stellen sich den veränderten Anforderungen, anstatt nach der guten alten Zeit zu rufen.
work 2.0 geht deutlich weiter als das IKEA-Prinzip, nach dem einfach standardisierte Bauteile zusammenfügt werden. Obwohl: IKEA hat auch aufgehört, passende Schrauben dazuzulegen, mit der Begründung, es gäbe so viele unterschiedliche Wände. Stimmt ja auch.
In der Arbeitswelt ist es nämlich so, dass es eine immer größere Vielfalt von Anforderungen gibt. Und weil die Vielfalt immer größer wird, kann man irgendwann nicht mehr von Standards sprechen. Erste und oberste Anforderung ist dann: Wandlungsfähigkeit, also lernfähig, wach und neugierig zu bleiben.
Alte Strukturen ächzen
Die Gewinner von work 2.0 werden diejenigen sein, die unternehmerische Eigenschaften mitbringen. Man muss seine Bildung selbst organisieren, seine Aufträge, seine Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Multiplikatoren – alles möglichst professionell und konkret. Man produziert sich selbst (als wer auch immer), inklusive Qualitätskontrolle (wenn man schlau ist), denn das Feedback vom Markt kommt schnell und direkt.
Analog zu web 2.0 sieht man auch in der heutigen Arbeitswelt, wie die alten, zentralen Strukturen ächzen und viele hilflos fordern, dass flexible Arbeitsformen wie z. B. Zeitarbeit wieder abgeschafft werden. Gewerkschaften sind da ganz groß, aber auch die Politik nutzt das Vehikel gern, um Ängste zu schüren. Kein Mensch scheint sich für die Chancen zu interessieren, die flexibles Arbeiten mit sich bringt.
Die kreative Klasse
Allerdings: Die viel besungene kreative Klasse hat das längst verstanden. Und sie wächst. Es gibt sogar eine Theorie über sie, wie Wikipedia verrät. Sie sind es, die Innovationen vorantreiben. Viele arbeiten in Agenturen oder sind in der Technologie oder Beratung tätig. Als Einzelne, Teams, Sozietäten, Bürogemeinschaften. Oft mit zwei bis vier Visitenkarten im Gepäck.
Und: Es sind keine verschrobenen Erfinder und Künstler, vielmehr moderne Dienstleister, die jederzeit den Wert ihrer Arbeit für den jeweiligen Kunden im Blick haben. Die Anzahl derer, die dieser kreativen Klasse zugeordnet werden, bestimmen vermutlich früher oder später Wirtschaftspotenzial und somit den Wohlstand einer Gesellschaft. Zum Beispiel unserer.
Vielleicht sollte man sich mal darum kümmern?
Christiane Strasse ist Gründerin und Geschäftsführerin von projektwerk. Sie beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und gründete projektwerk 1999 als Plattform für die Akteure dieses Marktes. projektwerk ist Sponsor der next08.
Chris Wallon wird Kreativchef
Am 1. April tritt Chris Wallon (32, im Bild links) als Kreativgeschäftsführer von SinnerSchrader an. Er kommt von Interone Worldwide aus Köln und komplettiert die Geschäftsführung von SinnerSchrader.
Mit Sven Meyer (Beratung, im Bild links), Rainer Sax (Technologie) und Gregory Jacob (Flash/Kreation, re.) verstärken uns zudem drei neue Teamleiter.
Alle Details hier.