Martin Recke

Co-Founder @nextconf, corporate editor @AccentureSong, PR guy, blogger, journalistic background, political scientist, theology, singer, father, landlord, roman-catholic.

Datenschutz: Ilse Aigner und der digitale Radiergummi

Die Idee ist bestechend: Bilder im Internet sollen ein Verfallsdatum bekommen oder vom Nutzer nicht nur publiziert, sondern auch wieder gelöscht werden können. Doch ein tragfähiges Konzept, wie diese Idee in die Praxis umzusetzen wäre, hat bis jetzt noch niemand vorlegen können.
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner hat sich diese Idee und ein ganz konkretes Konzept nebst fast fertiger Softwareimplementierung zu eigen gemacht. Die Software heißt X-Pire, entwickelt hat sie Informatikprofessor Michael Backes. Bei einer Ministeriumsveranstaltung durfte er heute seine Lösung präsentieren.
Das Echo ist eher verhalten. Bitte vergessen, lautet das Fazit von Jürgen Schmidt, Chefredakteur heise Security. Zum Vergessen, meint fast gleichlautend netzpolitik.org. Kristian Köhntopp lenkte schon vor einer Woche die Aufmerksamkeit auf die zentrale Schwäche des Konzepts:

Was ist X-Pire?
Ein Firefox-Plugin für ein proprietäres Bildformat, das kryptographisch signierte Bilder nach einem bestimmten Datum nicht mehr anzeigt. Was natürlich auch circa 3 Millionen Weisen leicht auszutricksen ist, und in keiner Weise einem Radiergummi entspricht.
Noch dazu ist X-Pire ein ausgezeichnetes Ausforschungsinstrument, das sich gegen die Privatsphäre derjenigen Benutzer richtet, die das Plugin tatsächlich installieren.
Durch das Runterladen des Schlüssels vom Keyserver bekommt der Betreiber des Keyservers ausgezeichnete Analytics-Daten darüber, welcher Benutzer wann welches Bild angesehen hat – wie können Sie eine solche Praxis gutheißen, Frau Aigner?

Beim Thema Datenschutz beschleicht mich häufig das Gefühl, eine Debatte zu erleben, die nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist. Ein Meilenstein war sicherlich das Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichts von 1983. Doch seitdem sind bald 30 Jahre vergangen.
Schon gut zehn Jahre nach dem wegweisenden Urteil erschien das Web auf der Bildfläche. Angesichts der damit verbundenen neuen Herausforderungen wurde das Thema Datenschutz bereits damals neu diskutiert, allerdings ohne wirkliche Lösung. Konzepte wie X-Pire sind keineswegs neu, konnten sich aber aus vielen guten Gründen nicht durchsetzen.
Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag die Aufgabe gegeben, das Bundesdatenschutzgesetz ans Internetzeitalter anzupassen. Dass hier dicke Bretter zu bohren sind, weiß auch Ilse Aigner.
Fragen an die Ministerin gibt es also genug. Warum nicht auf großer Bühne bei der NEXT11 mit ihr diskutieren? Hier der Vorschlag, bitte abstimmen!

US-Investoren entdecken den Standort Berlin

Berlin statt Silicon Valley, titelt netzwertig.com plakativ. Der Anlass:

ResearchGATE, das weltweit größte Social Network für Wissenschaftler, verlagert seine Zentrale von Boston nach Berlin. Ein bekannter US-Investor riet dazu, die deutsche Hauptstadt der Alternative Silicon Valley vorzuziehen.

Bei dem Investor handelt es sich um Matt Cohler, einen der ganz frühen Mitarbeiter von Facebook, heute Partner bei Benchmark Capital. Man könnte auch Fred Wilson von Union Square Ventures nennen, oder Mike Volpi von Index Ventures.

Die beiden letzteren haben gerade in Soundcloud investiert, eines der Berliner Vorzeige-Start-ups, gegründet von Alexander Ljung, einem schwedisch-britischen Gründer in Berlin.

Berlin 177

Matt Cohler bringt seine Argumentation für Berlin auf diesen Nenner: In der deutschen Hauptstadt bekomme man gute Entwickler für nicht so viel Geld. Und Fred Wilson erkundete bereits vor 18 Monaten mit Lukasz Gadowski per Fahrrad die Berliner Szene:

Wenn er Deals in San Francisco macht und dafür von New York sechs Stunden fliegen muss, ist das auch nicht groß anders, als die sieben bis neun Stunden nach Europa. Und im Gegensatz zum Valley könnte die Wettbewerbsdynamik ja eine andere sein.

Fred Wilson gab damals seine Einschätzung wie folgt zu Protokoll:

I got the distinct feeling today in Berlin that there is a mismatch between the number of high energy/high quality tech startups and the capital to fund all of them. It feels like New York ten years ago.

Sie wollen Fred Wilson oder Matt Cohler auf der NEXT11 in Berlin sehen? Hier zwei Vorschläge für Panels:

Stimmen Sie ab! Der Call for Participation läuft noch bis Ende Januar.

Foto: klara.kristina @ flickr, Lizenz

Neun Prognosen für 2011

Mit meinen Prognosen für das neue Jahr bin ich traditionell spät dran. Was steht an für 2011?

  1. Die Generation Internet bleibt auch in diesem Jahr draußen vor der Tür. Die Geburtsjahrgänge ab 1991 sind zahlenmäßig zu schwach, um sich in einer alternden Gesellschaft durchzusetzen, in der Rentner, Pensionäre und Sozialleistungsempfänger den Ton angeben.
  2. Das Leistungsschutzrecht für verlegerische Leistungen, bereits 2009 im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP verankert, steht auch 2011 noch auf der Agenda, Mario Sixtus zum Trotz.
  3. Datenschutz und digitale Privatsphäre sind das große Thema des Jahres. Eine neue Generation von Start-ups wie MyCube und Personal bringt konstruktive Lösungen für das Dilemma zwischen digitaler Privatsphäre und Social (the animal formerly known as Social Media).
  4. Das nächste Buch von Jeff Jarvis (Public Parts) gibt dieser Debatte erst richtig Schwung. Es erscheint in diesem Jahr, die deutsche Ausgabe wird unter dem Titel Das Deutsche Paradoxon publiziert.
  5. Der Werbemarkt wächst auch 2011 leicht. Die Gewinner sind Online- und TV-Werbung, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Konvergenz ihrer Technologien.
  6. Apple TV bekommt noch in diesem Jahr einen App Store. Damit überträgt Steve Jobs das Erfolgsmodell von iTunes, iPhone, iPad und Mac App Store auf das Fernsehen. Google TV nimmt einen zweiten Anlauf im Weihnachtsgeschäft 2011.
  7. Das App-Fieber des vergangenen Jahres klingt weiter ab, aber das neue Paradigma setzt sich durch. Mac App Store, Chrome OS – alles wird App. Sogar Microsoft kündigt einen App Store für Windows an, der aber nicht vor 2013 starten wird.
  8. Das digitale Buch hebt endgültig ab. Amazon bringt den Kindle Store nach Deutschland, Google Books lässt noch auf sich warten, die Sortimente der übrigen Anbieter werden größer.
  9. Facebook geht 2011 an die Börse. Der Börsengang schlägt alles, was im digitalen Bereich bis jetzt da war. Es ist ein Meilenstein wie die IPOs von Netscape und Google.

Was meinen Sie? Welche Themen bestimmen das Jahr 2011?

Was aus meinen Prognosen für 2010 wurde

Vor einem Jahr hatte ich eine Reihe mehr oder weniger gewagter Thesen für 2010 aufgestellt. Nun ist es höchste Zeit für einen Blick zurück. Was war die Prognose, was die Realität?

  1. Prognose: 2010 wird das Jahr der digitalen Revolution. Die Internet-Generation ist reif für den Wandel, wird zum Game Changer und schickt die Babyboomer auf ihr Altenteil. Realität: Die Revolution ist wieder einmal ausgeblieben. Oder doch nicht? Wir erleben eine Revolution, die in Form einer Evolution daherkommt. Wir neigen dazu, die kurzfristigen Auswirkungen von Innovation zu überschätzen, die langfristigen aber zu unterschätzen. Die Babyboomer haben 2010 zum letzten Gefecht gerüstet. Stuttgart 21, Gorleben, Sarrazin lauten die Stichworte. An diesen Kristallisationskernen hat sich ein letztes Mal die Generation Protest auf die Straße und in die Talkshows begeben, die nun am Ende ihres langen Marsch durch die Institutionen angekommen ist: in Rente und Pension. Weiterhin draußen vor der Tür bleibt die Generation Internet.
  2. Prognose: Die Babyboomer und andere Verlierer der Revolution werden sich heftig wehren und weiterhin versuchen, das Internet zurück in die Verpackung zu stopfen. Doch die Konterrevolution bleibt aus. Realität: Am stärksten haben sich die Verleger exponiert. Das von ihnen geforderte Leistungsschutzrecht für verlegerische Leistungen, bereits 2009 im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP verankert, war eines der großen Themen des vergangenen Jahres (und wird auch 2011 noch auf der Agenda stehen, Mario Sixtus zum Trotz).
  3. Prognose: Die Netzkritik wird hingegen eines der großen Themen des Jahres. Babyboomer Frank Schirrmacher war nur das Präludium. Inzwischen schicken sich bereits die Revolutionäre von gestern an, in den Chor der Kritiker einzustimmen. Realität: Die von Frank Schirrmacher angezettelte Debatte kam nicht wesentlich über das FAZ-Feuilleton hinaus und verebbte spätestens zur Jahresmitte.
  4. Prognose: Neben der Maschinenstürmerei 2.0 wird das Ende der Privatsphäre und die Neudefinition der Öffentlichkeit zum zweiten (und wichtigeren) großen Debattenthema. Realität: Diese Debatte bleibt wichtig, hat 2010 noch gar nicht richtig begonnen und dürfte durch das nächste Buch von Jeff Jarvis erst richtig an Schwung gewinnen. Es wird voraussichtlich in diesem Jahr erscheinen und Public Parts heißen, die deutsche Ausgabe soll unter dem Titel Das Deutsche Paradoxon publiziert werden.
  5. Prognose: Der Werbemarkt wird auch im Jahr 2010 stagnieren. Marken und Unternehmen verschieben ihre Budgets weiter in Richtung Internet. Nur ein Teil davon fließt in Onlinewerbung und bleibt so dem Werbemarkt erhalten. Ein immer größerer Anteil wird in Plattformen und Applikationen investiert. Realität: Der guten Konjunktur folgend hat sich der Werbemarkt im vergangenen Jahr besser als erwartet entwickelt. ZenithOptimedia erwartet für 2010 ein Wachstum von 2,9 Prozent und für die Folgejahre ähnliche Wachstumsraten. Neben dem Internet hat auch das TV die Krise nahezu ohne schwere Einbrüche überstanden. Beide werden in den nächsten Jahren nicht zuletzt wegen der zunehmenden Konvergenz ihrer Technologien auf Erfolgskurs bleiben, lautet die Prognose von ZenithOptimedia.
  6. Prognose: Mobile, ortsbezogene Dienste kommen ganz groß raus. Foursquare wird das neue Twitter (gut, eventuell auch Gowalla). Google wird die lokale, mobile Werbung revolutionieren. Realität: Mobile, ortsbezogene Dienste kamen groß raus, aber nicht ganz groß. Foursquare hat jede Menge Aufmerksamkeit bekommen, doch noch nicht den Durchbruch geschafft. Facebook droht mit Places den Foursquares und Gowallas das Wasser abzugraben.
  7. Prognose: 2010 wird das Jahr der erweiterten Realität. Wir werden eine Reihe spektakulärer Anwendungen auf mobilen Geräten sehen. Realität: Augmented Reality ist über den Spielzeugstatus noch nicht weit hinausgekommen. Ob das 2011 gelingen wird?

Und eine Bonus-Prognose: 2010 wird das Jahr, in dem Print digital wird. Kindle und Nook, iTablet oder iSlate (oder wie auch immer Apple das neue Spielzeug nennen wird) transformieren Nutzererlebnis und Geschäftsmodell des Gedruckten ins Digitale. Binnen fünf Jahren werden die Folgen ähnlich gravierend sein wie iPod und iTunes für die Musikindustrie waren. Behalten Sie auch innovative Formate wie das Miki im Auge. Realität: Das neue Spielzeug von Apple heißt iPad, und alle Verleger der Welt setzen sich einmal am Tag hin, um zu beten und Steve Jobs dafür zu danken, dass er die Verlagsbranche rettet. Doch nach dem Hype kam schnell die erste Ernüchterung: Die Verkaufszahlen der digitalen Printprodukte sinken rasant.

Muss das digitale Buch erst noch erfunden werden?

Zum zweiten Mal in Folge feiert Amazon den Kindle als Bestseller im Weihnachtsgeschäft. War das elektronische Buchlesegerät im letzten Jahr noch das meistverschenkte Produkt bei Amazon, ist es inzwischen zum meistverkauften Produkt aller Zeiten avanciert.
Skeptiker werden auch die jüngsten Erfolgsmeldungen nicht davon abhalten, am Erfolg des digitalen Buches zu zweifeln oder gar zu meinen, es müsse erst noch erfunden werden. In der Zwischenzeit rollt Amazon mit seinem auf die wesentlichen Vorteile des digitalen Mediums reduzierten Ansatz den Markt auf. Der Start des deutschen Kindle-Stores wird für das neue Jahr erwartet.
Bis dahin hat in Deutschland noch Apple mit iBooks die Nase vorn. Doch als Hardwarehersteller verfolgt Apple einen anderen Ansatz als Amazon. So können die elektronischen Bücher von Apple nur auf iPad, iPhone und iPod touch gelesen werden, während die Kindle-Anwendung auf den meisten relevanten Plattformen verfügbar ist: PC, Mac, iPhone, iPad, Blackberry, Android und demnächst auch Windows Phone 7.
Diese Portabilität ist, verbunden mit einer wirklich ausgereifen Synchronisierungsfunktion, die wahre Killer-Anwendung des Kindle. Denn so trägt der Leser seine Bücher stets bei sich, inklusive Lesezeichen an der richtigen Stelle. Wo immer ein paar Minuten für die Lektüre zu erübrigen sind, lässt sich ohne Umschweife damit beginnen. Der Apple-Fanboy kann das zwar auch, bleibt aber an das Hardwareuniversum des Steve Jobs gebunden.
Beide Ansätze, Kindle wie iBooks, beschränken sich auf das Wesentliche. Denn was ist ein Buch anderes als ein linearer Text, gegliedert in Kapitel und Absätze? Die Datenmenge des puren, digital strukturierten Textes ist so gering, dass sich die Frage stellt, warum das Medium Buch nicht schon sehr viel früher digitalisiert wurde. Die Antwort ist einfach: Bis vor kurzem fehlten die geeigneten Lesegeräte.
Hier ist Amazon mit dem Kindle der klare Innovationsführer. Seit dem Erscheinen dieses Gerätes ist klar, was funktionierende Lesegeräte für digitale Bücher bieten müssen und wie der Distributionsmechanismus beschaffen sein muss, um erfolgreich digitale Bücher zu vertreiben: ein Onlineshop, der mit dem Endgerät verbunden ist und die Ware sofort ausliefert, ohne dass der Leser noch irgendetwas tun müsste. Konkurrierenden Hardwareherstellern ist dringend zu raten, ihre Geräte für die Kindle-App zu öffnen.
Amazon verfolgt mit dem Kindle eine seit Gillette erfolgreiche Strategie: Das einmalig zu kaufende Gerät ist preisgünstig, um den Absatz der häufig zu kaufenden, teils deutlich weniger preisgünstigen Bücher zu fördern. Mit 139 Dollar für den aktuellen Kindle ist bereits ein Preisniveau kurz vor dem Spontankauf erreicht. Schon 2011 könnte der Kindle für weniger als 100 Dollar zu haben sein.
Im Buchmarkt hilft diese Strategie, die mächtigen überkommenen Verlagsstrukturen zumindest für eine Übergangszeit zu erhalten. Amazon kann die Preise für digitale Bücher hochhalten und damit den bestehenden Buchproduktions- und -vermarktungsapparaten ein Auskommen sichern. Mittelfristig allerdings dürfte der Buchkonsument einen starken Druck auf die Preise ausüben und sich langfristig damit durchsetzen.
Bis dahin hält noch ein zweites Hindernis den schnellen Siegeszug des digitalen Buches auf: die Verfügbarkeit der gewünschten Buchtitel. Amazon hat den deutschen Markt noch gar nicht adressiert, und iBooks ist von einem vollständigen Sortiment bis jetzt meilenweit entfernt. So muss der Leser auf andere Digitalbuchläden ausweichen und dann selbst das Problem lösen, wie die Lektüre auf das Endgerät der Wahl gelangt.
Doch auch keiner der übrigen Anbieter kann mit einem echten Vollsortiment aufwarten. textunes und txtr haben immerhin eigene Apps, beam setzt stattdessen auf Standards wie Mobipocket, PDF und ePub. Für den hiesigen Konsumenten ist die Beschaffung digitaler Lektüre noch nicht so einfach.
Doch das sind Kinderkrankheiten, vergleichbar den Anlaufschwierigkeiten von iPod und iTunes vor fast zehn Jahren. Früher oder später werden die Sortimente vollständig und der digitale Buchkauf so einfach wie heute der Musikkauf bei iTunes sein. Es hat ja auch eine Weile gedauert, bis die Beatles bei iTunes erhältlich waren. Die Zukunft des Buches ist digital.

Careless Computing? Richard Stallman und die Cloud

Die Wahrheit liegt in den Daten. Und wenn die Daten abheben und in die Wolken des Internets verschwinden, dann liegt die Wahrheit eben in den Wolken. Doch wer hat dann die Kontrolle?
Der säkulare Trend ist klar: weg vom lokalen Rechner, hin in die Datenzentren der großen Akteure wie Google und Amazon. Heißt das auch: weg aus der direkten Kontrolle des Nutzers, hin zur Kontrolle durch internationale Konzerne?

Richard Stallman. Photo by jeanbaptisteparis on Flickr. Some rights reserved
Richard Stallman ist ein Unikum. Bereits in den 80er Jahren gründete er die Free Software Foundation und setzt sich seitdem für freie Software ein, was nicht unbedingt auch kostenlose Software bedeutet. Das wohl bekannteste und bedeutendste Beispiel für freie Software ist Linux.
Auf Linux basiert das neue, von Google entwickelte Betriebssystem Chrome OS, das vor kurzem auf ersten Testrechnern ausgeliefert wurde. Es gibt auch eine freie Variante namens Chromium, doch mit freier Software hat das Unterfangen nicht viel zu tun.
Das meint jedenfalls Richard Stallman, der den polemischen Begriff Careless Computing ins Spiel gebracht hat. Für Stallman sieht Chrome OS wie ein Plan aus, der die Nutzer zu Careless Computing verführen soll, indem sie gezwungen werden, ihre Daten in der Cloud abzulegen statt auf den eigenen Rechnern. In den USA, so sein Argument, verlieren die Nutzer sogar die gesetzlichen Rechte an ihren eigenen Daten, wenn sie diese auf den Systemen von Unternehmen ablegen.
Sollten wir also unsere Daten der Cloud anvertrauen? Oder sollten vielleicht eher die Gesetze geändert werden, um sie der neuen Situation anzupassen?
Sie möchten Richard Stallman gerne auf der Bühne der NEXT Conference im Mai 2011 sehen? Der Call for Participation ist offen, Sie können hier abstimmen.

Die Tagesschau hat eine App

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Vor einem Jahr löste die Ankündigung in der nachrichtenarmen Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr noch ein mittleres Erdbeben aus. Nun ist die Tagesschau-App da, und die Debatte wirkt im Jahresabstand wie aus einer anderen Welt. (Auch wenn sie jetzt noch einmal rituell wiederholt wird.)
Früher, als die Medien noch überwiegend analog waren, wurden gesellschaftliche Großdebatten über medientechnische Innovationen wie Kabel- oder Satellitenfernsehen geführt. Heute, im digitalen Zeitalter, reicht schon die bloße Vorstellung einer simplen App, um die alten Schützengräben zwischen privat-kommerziellen Verlegern und öffentlich-rechtlichen Anstalten wieder aufzureißen.
Die Tagesschau auf iPhone und iPad, Android und Blackberry bedroht die Refinanzierungsmöglichkeiten der Verleger? Nur in einer Welt, die sich partout der fixen Idee verschrieben hat, den digitalen Mediennutzer zum Zahlen zu zwingen. Früher war das eher die Domäne der GEZ-finanzierten Öffentlich-Rechtlichen. Heute träumen davon die Verleger. Und schalten bild.de auf dem iPad ab, in der wahnwitzigen Hoffnung, dadurch mehr Bild-Apps zu verkaufen.
Im nun fast vergangenen Jahr hat die wackere Redaktion von ARD aktuell, ohne sich vom Sturm im medienpolitischen Wasserglas beeindrucken zu lassen, eine solide App zusammenschrauben lassen. Nun sind die Verleger am Zug.

Gimahhot schreibt erstmals schwarze Zahlen

gimahhot_2010.pngDie Hamburger Produktbörse Gimahhot hat im November zum ersten Mal auf EBIT-Basis schwarze Zahlen geschrieben. Gründer Jürgen Lankat kam dabei das gute Konsumklima zugute. So wuchs der Binnenumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 125 Prozent.
Gimahhot hatte auf die Wirtschaftskrise mit einem massiven Sparprogramm reagiert und die Belegschaft von fast 30 auf nun 7 Mitarbeiter reduziert. Die Profitabilität sollte damit allerdings erst im kommenden Jahr erreicht werden.
Im aktuellen Weihnachtsgeschäft konnte Gimahhot die Schwelle von 350.000 Kunden überschreiten und damit wie in den vergangenen beiden Jahren auch im laufenden Jahr rund 100.000 Neukunden gewinnen. Die Zahl der Bestellungen stieg bis Ende November um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Julian Assange auf der NEXT11?

Vor ein paar Tagen ging auf vote.nextconf.eu der Vorschlag ein, Julian Assange als Sprecher auf die NEXT11 im Mai 2011 nach Berlin einzuladen. Immerhin 47 Stimmen sind bis dato bereits für diesen Vorschlag eingegangen.
Nach den heutigen Ereignissen könnte es jedoch sein, dass Julian Assange im kommenden Mai verhindert sein wird. Dennoch wäre es immerhin ein Zeichen, wenn die Zahl der Stimmen etwas größer wäre – im Moment liegt er nur auf Platz 6.
Hier abstimmen.