Web-2.0-Presseschau

Zwischen der umfangreichen Berichterstattung (Danke, Oliver!) vom Web-2.0-Kongress geht das webzwonullige Leben da draußen weiter. Zwei Artikel – aus der Welt von heute und der FAZ von morgen (auch das übrigens macht das Web möglich) – beleuchten zwei Seiten derselben Medaille:
Ulrike Langer beschreibt in der Welt, wie und warum Marken mit ihrer Werbung ins Netz gehen – und dort selbst Fernsehen (und anderes) machen, statt wie bisher beim klassischen TV die fertig produzierten Reichweiten einzukaufen:

Um junge Konsumenten dort zu packen, wo sie für Werbung noch empfänglich sind, schichten vor allem internationale Markenriesen wie Coca Cola, Toyota oder die Konsumgüterkonzerne Proctor & Gamble und Johnson & Johnson immer größere Teile ihrer Werbebudgets in Richtung Internet um. Dafür wird bei der Fernsehwerbung gekürzt. Allein Coca Cola schaltete im Jahr 2001 noch TV-Spots bei den großen US-Networks im Wert von 270 Millionen US-Dollar. 2004 und 2005 waren es nur noch rund 190 Millionen Dollar, und die Tendenz setzt sich fort.

Holger Schmidt kommentiert in der FAZ zuverlässig wie immer den Google/YouTube-Deal. Anderer Anlass, gleiche Logik:

In großem Stil werden zur Zeit Werbebudgets ins Netz verlagert. Anders als im Web 1.0 müssen Nutzer mit gleichen Interessen nicht mühsam auf eine Internetseite gelockt werden, um ihnen dann dort Werbung zu präsentieren. Heute treffen und gruppieren sich die Nutzer spontan und ohne teure Werbekampagnen im Netz. Damit wird das Internet zum idealen Werbeumfeld, um Zielgruppen zu erreichen, die sich mit den traditionellen Massenmedien kaum punktgenau erreichen lassen.

Wie schnell sich eine Investition in eine Online-Gemeinschaft rechnen kann, hat jüngst Medientycoon Rupert Murdoch gezeigt. Für 580 Millionen Dollar hat er Myspace übernommen, um nur wenig später 900 Millionen Dollar von Google zu kassieren, damit Google als Suchmaschine auf Myspace präsent ist.

Ähnlich wird sich auch der YouTube-Deal rentieren, da ist sich Schmidt sicher. Diesmal allerdings wird Google kassieren.

Oliver Günther: Warum dauert das so lange? (Web 2.0-Konferenz, Offenbach)

Oliver Günther [Prof für Wirtschaftsinformatik an der Humboldt-Uni Berlin] fragt sich, warum aktuell noch an den selben Konzepten gearbeitet wird, die schon 1995 Vision waren.
Die ‚drei P‘ lage
* Price (Nicht alles lässt sich über Werbung finanzieren.)
* Performance (Ja, und was wenn es nicht funktioniert?)
und
* Privacy (mit unserer Firma verkaufen wir natürlich auch unsere (= Ihre) Daten)
User misstrauen den Firmen, geben ihre Zahlungsdaten ungern her, Webdienste sind unsicher.
Oliver Günther breitet ein ganzes Sammelsurium an Sicherheitsrisiken aus, was Shoppingdaten alles passieren kann. Da wird einem ganz schummerig – allerdings dürfte das eher auf einen Securitykongress gehören.
Lösbar, um zusammenzufassen, wäre vieles, wenn die Provider ausschließlich verschlüsselte Daten lagern würden.
Jedenfalls müssen die drei Ps adressiert werden, bevor sich die Visionen von 1995 oder 2006 verwirklichen lassen.
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Am Rande: „Wie finden Sie es denn bisher“, die Frage kommt von der Presseverantwortlichen des Kongressveranstalters IIRC Technologies. Was ist das für ne Frage: Das freie WLAN funktioniert, die Referenten tun massiv (praktische) Butter bei die Fische (und kennen manche Antworten beruhigenderweise auch nicht) und die Rückfragen aus dem Publikum zeigen, dass man keinem mehr erklären muss, was ein Weblog oder was RSS ist. Was willste mehr? (Und alle außer mir, die nen Lap auf den Knien haben und hier bei den Steckdosen sitzen, scheinen Mails zu beantworten.) Ach ja. Journalisten habne einen orangen Blob auf dem Namensschild. Ich hab es durch ein ‚Liveblogger‘ ergänzt. „Vorsicht. Bissiger Blogger“ hatte keinen Platz.

Heiko Hebig, Burda Media: Web 2.0 mit Fragezeichen

„War der TED der Start von Fernsehen 2.0? Wenn ja, dann haben wir jetzt auch ein Web 2.0“, sagt Heiko Hebig. Wir haben jetzt eine logische Weiterentwicklung von dem, was es auch bisher gab. Jetzt gibt es eine Tour durch das Web 2.0:Heiko fotogafiert Herrn Kirsch, fragt, ob er darf und stellt sein Bild in Flickr.
Er zeigt, wie über die Geokoordinaten, die er dazugetrickst hat, gleich via Mashup Herr Kirsch in Offenbach via Google Earth lokalisiert werden kann. „Hurra, mein erstes Mashup, das war spannend“, jubelt Heiko sarksatisch.
Jetzt wird geflockt, also… der Browser Flock demonstriert. Will aber nicht. Schön. Wäre ein Demo des Bloggingtools gewesen.
Heiko zeigt jetzt, wie man beliebige Fotos in die Multimedialeiste von Flock zieht. Und wie man von Flickr aus bloggt. Zweiter Versuch. Wir sehen: Es dauert. Failed. „Ich hab da heute kein Glück, ich merk das schon.“
Jetzt der IE7, der kommt automatisch zu jedem, der Prio-Updates aktiviert hat. Heiko Hebig empfiehlt ihn. Der kann RSS. „Komm Baby“, lockt Heiko. Es geht. Ist ja auch kein Blog. Wir lesen Focus Online jetzt werbefrei (wie Heiko hervorhebt). Spiegel Online ist via IE7 gar nicht per RSS lesbar – auch das zeigt Heiko. Also schon mal testen, wenn man RSS-Feeds anbietet. Guter Tipp.
Jetzt ist Xopus dran: Man kann innerhalb einer Webseite schreiben, ohne dass man einen Webeditor benutzen muss. Xopus ist drei bis vier Jahre alt und war die Inspiration für Dienste wie den Onlineeditor Writely.
Vox ist ein neuer Dienst des Bloganbieters Sixapart: Fotos, Texte, Podcasts und Videos können integriert online gestellt werden. Das zu demonstrieren traut sich Heiko offenbar an diesem Unglückstag nicht.
Technorati.com ist eine Blog-Such- und Auswerte-Maschine. Hier zeigt Heiko, dass man meine (und andere) Beiträge schon sieht. Jetzt zeigt Hebig, wie man Flickrfotos extern aber online mit Sprechblasen versieht und wieder zu Flickr laden kann. Das funktioniert. „Ein tolles Produktivitätstool“, witzelt Heiko.
Gut, er hatte vorgewarnt: „Wenn sie Flickr schon kennen, gehen sie zu den Kollegen vom Technik-Track.“ Ach, das ist hier nicht der Technik-Track? *grins* „Wenn ich jetzt ein Quote ziehe läuft ein Query.“ Ach, er redet von Sanebull.com und zeig,t wie sich die Yahoo-Aktie angesichts des Google-YouTube-Deals verändert.
Und was haben wir gelernt: alles funktioniert – außer Blogs. 😉
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Aus der Diskussion:
Die Deutsche werden nie alle bloggen (dazu seien sie zu technikfeindlich), aber durchaus auf dem Fernseher Internetinhalte konsumieren. (Und das, wo ich mir das Ferngucken grade abgewöhne, naja.)

Raffaela Grün: Weblife – Blogging bei aon

Telekom Austria ist Österreichs führender TK-Anbieter mit über drei Millionen Festnetzanschlüssen und mit Österreichs größtem Mobilfunker. aon ist die Privatkundenmarke der Firma.
Der Portalservice aon.at ist die Landeseite für aon-Kunden und die zentrale Verwaltungsschnittstelle für ihren Onlinezugnag, ihre Mail und Anderes. Dort gibt es auch das Blogtool Weblife, Softwaredownloads und Musikdownloads.
Diese Dienste sind keine Business Cases und verdienen kein Geld. Das Ziel ist, Kundenbindung zu erzeugen, um trotz Preisdruck Kunden zu halten: Telefon, DSL und Mobilfunk sollen weiter bei aon genutzt werden. Der Breitbandzugnag soll also sowohl faktisch als auch emotional aufgewertet werden.
Weblife ist ein Mulltimedia-Blogwerkzeug, das im Dezember gelauncht wurde und nur von aon-Kunden genutzt werden kann. ‚Bessere‘ Kunden (Breitband) haben auch mehr Möglichkeiten im Blog (Layoutvorlagen, Podcast, Speicher, Statistik etc.). Es entstehen keine weiteren Kosten, aber User können auf mehr Leistung upgraden.
Ein Fokus liegt neben den Blogs auf den Bilderalben. Wir kriegen grad ne hübsche Demo – gute Usability und jede Menge AJAX. Hübsch: Bilder kann man auch noch (picasa-ähnlich) bearbeiten und zu Bilderalben zusammenfassen. Ein Flashplayer spielt sie ab und man kann definieren, wer sie sehen darf.
Weblife wird inzwischen auch intern und als externes Marketingblog benutzt (Pressesprecher: http://bredlbloggt.telekom.at). Sponsoring und Events werden mit Blogs unterfüttert. Ein aon-Reporter berichtet Backstage von events, bei denen aon sponsort. „Das Bloggen breitet sich amöbisch im Unternehmen aus“, fasst Raffaela Grün zusammen.
Fazit:

  • Blogs dienen zur Kundenbindung.
  • Kommunikation mit externen Stakeholdern
  • interne Kommunikation
  • ideal für crossmediale Thematisierung von Marketingthemen (Sponsoring, Event etc.)

Aus der Diskussion:

  • Die Kundenbindung wird nicht gemessen, die Nutzung aber steigt.
  • Offenbar sind die Angebote wertvoll.
  • „Wir übersetzen noch Web 2.0 in die Sprache unserer Kunden und holen sie dort ab, wo sie sind.“
  • Auf 500.000 Breitband-Privat-Kunden kommen 2.000 Blogs.
  • Bisher sind vor allem die Jüngeren blog-affin, weitere Gruppen sollen (ggf. in Kooperation mit einer Zeitung) erschlossen werden.
  • Das Blogsystem wurde von Knallgrau.at implementiert.

Michael Rossa, Siemens Blog 100

Michael Rossa leitet das, wie er sagt, „kleine Team“ Corporate Media bei Siemens.
Usability und Branding der Website zu verbessern sind seine Hauptzeile, „aber hinter unserem Rücken passieren Dinge, die das beeinflussen“ sagt er und zeigt die J-Grafik der steigenden Blogzahlen bei Technorati.
„Die Kunden sind die neuen ’spin doctors'“, weiß Rossa und will darauf regieren; auch sei man seit längerem ein Fan des ‚Cluetrain Manifests‚ und versuche das umzusetzen.
ICQ, Skype und Firefox sind typische Marken, erreichen Millionen von Downloads ohne relevante Marketingbudgets. (Neben mir sitzt Alex Wunschel, und Rossa benutzt seinen Podcast grade als Beispiel für einen Startpunkt des Blog-Domino-Spiels. Und Alex freut sich 😉 )
Seit März 2005 hat Siemens ein CEO-Blog. Ein globales Intranetportal aggregiert parallel dazu Blogs von Mitarbeitern in der „employee corner“.
Die Siemens „Blogging Policy“ (meine Zusammenfassung):

  • Verwende Zeit zum Bloggen zum Bloggen von etwas, was mit dem Unternehmen zu tun hat.
  • Befolge das Gesetz.
  • Sei Dir des Images des Unternehmens bewusst.
  • Halte Unternehmensgeheimnisse ein.
  • Verbreite keine Werbung.
  • [Das ging zu schnell.]

Zur Zeit gibt es „100 Tage Bloggen“ als Testphase (die endet bald), dann kommt eine Pilotphase mit Rollout und eine Operations-Phase. Themen und Risiken wurden betrachtet und untersucht. (z.B.: Was, wenn keiner bloggt? Was, wenn rechtliche Prolbeme auftauchen?).
Eine Moderationsseite wurde zur Steuerung und als Übersicht eingebaut, mit FAQs, Votingmöglichkeiten etc. In einem BlogZoo wurden öffentliche Blogs ausgestellt. Ein BlogCookbook wurde als Erklärungsseite zur verfügung gestellt. Jeden Freitag gibt es ein Interview mit einem Blogexperten als Podcast.
Wöchentlich wird ein „Blog of the Week“ gekürt (ohen weitere Belohnung dafür) – was die Blogger zunächst nicht gut fanden. Es passierte trotzdem. (Gelächter im Raum.)
Die Übersicht wird hergestellt über eine Portalseite mit „Latest Postings“, „Tags and Topics“ und die „Most Active Blogs“.
Das Projekt startete – nach einer Testphase – am ersten Tag mit 117 Blogs. Jetzt sind es 250. Davon sind aktuell noch 80 aktiv (das müssen wieder mehr werden, sagt Rossa). Zunächst wurden die User in eigenen Blogs aktiv, nun vernetzen sie sich. Die Leserzahlen fallen nicht, sondern sind stabil. Es bloggen (fast) alle — außer den Kommunikatoren (da werden wir noch fragen: warum?).
User nutzen die Blogs auch für ‚Hilferufe‘ an die Community und empfinden das Graben durch die Siemens-Blogosphäre als ‚Schatzjagd‘ durch die Firmenkultur.
Als Starblogger entpuppten sich eine chinesische Werksstudentin und ein Servicetechniker für Notrufsäulen an Autobahnen.

  • Bisher war das interne Marketingbudget gleich Null. Die kritische Masse war binnen 57 Tagen erreicht.
  • Bloggen ist einfach, aber ein Blog mit ‚Geschäftswert‘ zu führen ist nicht einfach.
  • Man muss lernen, wie man Konversationen beginnt und beendet.
  • Es gab bisher keine Missbrauchsfälle.
  • Experten und Projektmanager, die bisher keine Stimme hatten, bloggen.
  • Manager und Kommunikatoren halten sich zurück (die sind mehr Nach- und Vor-denken gewohnt oder brauchen den Kanal nicht).
  • Die Zeit der ‚kontrollierten Kommunikation‘ durch die PR ist vorbei.

Verbleibende Herausforderungen sind, wie Firma, Mitarbeiter und Management das System noch besser nutzen können, um ihre Ziele (Vernetzung, Kommunikation, Feedback u.a.) zu erreichen.
Als Marketing beim Rollout sind u.a. 20-Sekunden-Interviews mit Bloggern als Videos geplant. Und auch der Betriebsrat steht dem ganzen Projekt positiv gegenüber und plant die interne Blogosphäre als Infoquelle zu nutzen.

Jörg Reimann, BMW: The Consumer is Taking Control

Bei der BMW Marketing Innovation hat man zwei Aufgaben: die Welt nach neuen Trends zu scannen und daraus neue Marketingansätze zu entwickeln. Jörg Reimann, dessen Chef, skizziert die klassische Struktur von BMW und zeigt auf, wo es Schnittstellen zu UGC und anderen Web 2.0-Phänomenen gibt.
Im Zeitalter der Disintermediation, der Ausschaltung des ‚Vermittlers‘ zwischen Firmen und Kunden, wird sich über P2P-Kommunikation ein direkter Kontakt zum Kunden ergeben. Daraus folgt unter anderem, dass der angebotene Content spannend sein muss.
Ein Beispiel dafür ist der ExpertenPocast von der IAA 2005. 10- und 5-Minuten-Clips auf Deutsch und Englisch wurden per RSS als Podcasts angeboten. Bei iTunes schaffte es der Podcast auf Platz 43 und das Experiment wurde als Erfolg verbucht.
Jetzt sagt er doch glatt „Ich will nicht zuviel Werbung für Google machen“, dabei zeigte er schon ein Google-Video (der BMW-Spot dort war aber grade nicht verfügbar) und eins von YouTube.
Reimann ermutigt dazu, Links willkommen zu heißen und auch den Content in die Welt hinaus zu entlassen.
BMW bietet zudem Audiobooks an bei bmw-audiobooks.com. Autoren wie Karin Slaughter erstellen für das Format eigens Thriller, in denen BMWs eine Rolle spielen. Das ist auch die Frage: Wo ist die Grenze zwischen Marketing und Literatur? Hier wurde der Markencontent wie Reimann sagt ‚besonders subtil‘ eingearbeitet, so dass dies für die Autoren akzeptabel war.
BMW macht auch Vodcasts und berichtet von Messen, der F1 und von Golfevents. „Man muss etwas zu erzählen haben, und es muss eine spannende Geschichte sein“, betont Reimann. Exklusive Events oder Interviews und Hintergrundgeschichten bieten sich an.
Über solche Kanäle lässt sich der Impact von Live-Events massiv und international verbreitern. Binnen 24 Stunden wurde ein ‚geklautes‘ Werbevideo – dem auch noch der Ton verloren gegangen war – bei YouTube über 80.000 mal angesehen. Das Video stand parallel auch bei BMW im Pressebereich.
Zum Mini veranstaltete BMW einen Clip-Contest und erhielt viele ‚User-generated‘-Beiträge. „Andererseits wollen wir im driver’s seat sein und unsere Marke interpretieren und nicht den Kunden überlassen – aber wenn die Message gut ist, dann verbreiten wir die gerne global“, schränkt Reimann ein und betont: „Videoportale sind serious stuff, das sind nicht nur Kiddies, die Urlaubsvideos hochladen.“
Communities wie iVillage und Myspace dienen als Vorbild für eine demnächst startende BMW-Community „M Power World“. User-generated Content und Vernetzungsfunktionen werden vermischt mit Premium Content aus dem ‚Inneren‘ von BMW – „nicht vor der Presse, aber detaillierter“ (Reimann). BMW erfofft sich über diesen Kanal Marktforschungsinformationen darüber, was der BMW-Kunde sich im Detail wünscht. „Vielleicht nicht repräsentativ, aber authentisch“.
„Blogs sind mein Liebligsthema“, sagt Reimann und gesteht „Die Frage, wie man Blogs nutzt, hat mir schon die eine oder andere schlaflose Nacht bereitet.“ Sein Rezept lautet: „Wir wollen, dass die Blogger über uns schreiben. Sie sind meinungsstärker und in der Reichweite relevanter als viele Journalisten.“
Und deswegen behandelt BMW für sie relevante Blogger auch wie Pressevertreter. „Das sind keien Freakblogs, das sind relevante, meinungsstarke Medien. Ich warne davor, sie zu vernachlässigen“, ist Reimanns Rat (da ist Reimann deutlich weiter als mancher Frontmann deutscher Agenturen).
Das IAAblog.com war BMWs Blog zur IAA, auf dem Thomas Gigold über alle Aussteller berichtete – natürlich auch über BMW. BMWoracleRACING.com ist ein Blog über BMWs Engagement beim Segelsport. „Die Nachfrage bei diesem Blog ist extrem hoch“, freut sich Reimann. Auf dem Vlog vlogbymini.de berichtete der Videoblogger gabemac (xolo.tv) von der Automobilausstellung Leipzig.
„Der Long Tail geht nicht weg, er wird relevanter“, gibt Reimann seine Einschätzung. Neue Nischen entstehen ständig und über Long-Tail-Kanäle sind sie zu erschließen.

Diskussion

Wie verhalten sich ‚drivers seat‘ und ‚Konsumentenkontolle?
R: Wir müssen eine Balance finden, die Markenführung dürfen wir nicht aus der Hand geben. Wir wollen ihnen Content geben, den sie dann selbst verbreiten können, und stärker Nachfrageorientierung pflegen.
Wie hat sich das Marketing verändert?
R: Man muss die Rückkanäle auch pflegen udn schnell regaieren. Das ist eine Kernherausforderung, hinter diese Rückkanäle auch ein Beschwerdemanagement zu bauen. Ich empfehle nicht zu viele Kanäle und Blogs aufzubauen. So etwas kann man nicht an Call Center auslagern, da muss am anderen Ende auch jemand sitzen, der eine BMW-Visitenkarte hat.
Ein Snippet aus der ersten Kaffeepause:
Der Vertreter eines deutschen Versandhauses sagte sinngemäß: „Wir merken, dass Geld, das wir in Onlinewerbung stecken, mehr Rückläufe erzegt. Mittelfristig wird der Anteil, den wir dafür ausgeben, immer größer werden.“

Bob Stumpel: Enterprise RSS – Feeds for Thoughts

Bob fragt als erstes, wer alles RSS-Feeds liest. Während die globale Nutzung von RSS-Lesern bei 4-5% liegt, hat diese Technik zumindest im Publikum eine deutliche höhere Markdurchdringung. Da hat sich offenbar im Businessbereich einiges getan.
Bobs Agentur arbeitet für mehrere Web-2.0-Firmen wie Fon oder Xing, hilft aber auch Banken, sich zu ‚Zweinullisieren‘. Seiner Ansicht nach sind Symptome für 2.0-Firmen: kollektive Intelligenz, Kollaboration und Ranking, Community und Social Software und der ‚befähigte‘ User.
Bob bloggt unter dem Namen Everything 2.0 (ah, das les ich 😉 aber ich merk mir Namen so schlecht). Dort kategorisiert er RSS unter „News 2.0“ und unter „RSS 2.0“, aber wenn er Relationen aufzeigt, dann stellt sich heraus, dass RSS mit fast allen anderen Kategorien seine Web-2.0-Blogs in Verbindung steht.
Etwa 1 Milliarde RSS Feeds gibt es aktuell (1 Billion schreibt er, britische oder US-Billionen?). RSS hilft uns, die Infokanäle, die wir über E-Mail und über das Web haben, nach Relevanz zu sortieren und auszuwerten.
Ein paar von Bobs Ideen:

  • Firmen können über RSS „behind the firewall“-Systeme bauen und so Informationen optimal zeitnah und selektiv verteilen.
  • Verkäufer können via RSS über Leads informiert werden und Reports können zeitnah verteilt werden.
  • In Firmen sollte RSS einen Metalayer bilden, der alle Informationen zusammenbindet und dabei die Firmensicherheit im Auge behält.
  • Dabei sollte nicht die Firmenpolitik, sondern das Qualitätsfeedback der Nutzer eine große Rolle spielen.

Wo findet man in der eigenen Firma Ansätze für RSS-Nutzung? Nun, man fragt sich:

  • Welche Teile meines Intranets sind unbenutzt?
  • Wo hört Mail auf zu funktionieren?
  • Was blebt ungelesen oder ist falsch adressiert?
  • Was passiert JETZT, was ich wissen sollte?

Als Einstieg in RSS empfiehlt Bob beispielsweise Netvibes.
Update:
Aus der Diskussion: Was tut man, wenn keiner im Unternehmen über Blogs den RSS-Feed füttert? Normal ist, dass 1-2% der Leute aktiv bloggen oder Infos eingeben. Wenn man das auf 20% steigern kann, ist das bereits eine relevante Masse für einen Wandel im Unternehmen. Und auch die 80% der „Leechers und Lurkers“ sund für das Informationssystem notwendig. Generell sollte man versuchen, „alle an Bord zu behalten“.

Web-2.0-Kongress: Brad Rubenstein erklärt Blog Carnivals

Basisidee der Blog Carnivals bei BlogCarnival.com ist, dass man Nutzern Datensammlungen, die sie erstellt haben, in geeigneter Form wieder zur Verfügung stellt und so auf der Basis der Blogkultur eine Dienstleistung zur Verfügung stellt — so wie Technorati z.B. Blogsuche bereitstellt.
Brad erklärt, wie Carnivals funktionieren: In regelmäßigen Rhythmen stellen Blogger-Gruppen, in der Regel nach Themen, ‚Magazine‘ zu einem bei einem Thema ‚eingereichten‘ Blogartikel zur Verfügung, indem sie auf andere Artikel verweisen. Oft finden dabei auch thematische Events – beispielsweise bei Kochblogs – statt.
BlogCarnival.com hilft den Communities seit August 2005 (Blogcarnivals selbst gibt es seit Herbst 2002) bei organisatorischen und techischen Aspekten der Abwicklung solcher Blogevents. Durch Termininfos, Pläne, Automatisierung der Linkerstellung, Logos, Grafiken und Info-Widgets für ihre Blogs. Aktuell sind über 500 Carnivals aktiv und über 500 im Archiv bei Blogcarnival.
BC dreht praktisch die Portalidee um: Die Blogger kommen nicht zum Zentralportal, sondern stellen BC auf ihren Blogs Platz zur Verfügung: Für die Informationen des Portals, aber auch für das Branding von Blogcarnival.com, das ihre Communitybildung erleichtert.
Einzelne Carnivals erhalten bis zu 496 Einreichungen. Generell zeigt sich auch hier eine ‚Long Tail‘-Struktur: Nur wenige Carnivals erreichen viele Einreichungen, 50% der Carnivals bekommen nur ein bis zehn Einreichungen.
Mal sehen, ob Brad in den letzten zehn Minuten noch zu dem Thema kommt, das hier alle interessiert: Wie sieht das Geschäftsmodell aus?
Aktuell erzählt er, dass es sinnvoller ist, Communities mit solchen Webdienstleistungen zu beliefern, da sie sich nachhaltiger als „Kunden“ stabilisieren als Individuen.
Brad sucht nach Möglichkeiten, seine Nischencommunities besser über Anzeigen zu monetarisieren als bisher. Anzeigen werden sowohl auf dem Hauptsite als auch in den Widgets angezeigt.
11 Uhr, erste ‚Networkingpause‘. Andreas Weigend sacht: Offizielles Tag des Events bei Flickr und zum Bloggen ist „web2.0kongress“.
[Bild folgt.]

Im Dialog mit dem Kunden: Wie eingreifen?

Offene Kommunikation wird genauso propagiert wie gefürchtet. Was aber machen, wenn der Kunde, Mitarbeiter oder auch der Wettbewerb wirklich von seiner Möglichkeit Gebrauch macht, seine Meinung zu sagen? Wenn er kritisiert, vor aller Augen, in Blogs oder Foren von Unternehmen oder, schlimmer noch, in den Weiten des Webs. Dort, wo der eigene Arm nicht hinreicht. Mehr auf themenblog.de.