Ebay 2.0

Etsy
Etsy is Ebay 2.0, meint Michael Arrington. Oder auch: P2P-Commerce with Tagging. Schade, dass P2P-Commerce dem an deutsche Sprache gewöhnten Ohr etwas seltsam klingt. Sonst hätte der Begriff die Chance, im nächsten Jahr Karriere zu machen.

Etsy ist bis jetzt eine Plattform für Handgemachtes, agiert also in einem Nischenmarkt. Aber denken wir uns diese Einschränkung einmal kurz weg, dann ist Etsy tatsächlich so etwas wie Ebay meets Web 2.0.

Tagging löst elegant das Problem der bei Ebay an allen Ecken knarzenden Ontologie. Natürlich gibt es trotzdem die gewohnten Kategorien und Powerseller-Shops. Sehr nett, wenn auch nur begrenzt nützlich ist die Zeitmaschine – sie zeigt an, was gerade aktuell eingestellt wurde.

E-Commerce 2006 wird viel mit Design und User Experience zu tun haben. Oder wie Robert Basic es formuliert

Was Flickr.com gestern war, wird Etsy.com morgen sein.

Was war 2005 (2): Tags

Da wir gerade von Etiketten sprachen: Auch Tags sind ein Phänomen, das in diesem Jahr das Web prägte, auch wenn die Idee schon älter ist. Gene Smith repetiert The Year in Tags. Erst im Januar war es, als Technorati Tags einführte? Sein Fazit:

2005 has proven that tags are both big (in the financial sense) and useful. Whether or not tagging is a game-changer will, I think, depend on what Yahoo, Amazon and Google do with tags in 2006.

Was war 2005 (1): Ajax

Auf jeden Fall ein Beispiel für die Macht eines schicken Etiketts. Denn die Technik – heute kurz und populär in der FTD erklärt, u.a. am Beispiel von writely.com – war ja nicht neu, als Jesse James Garrett im Februar den Begriff Ajax prägte. Schon bis Mai wuchs Ajax zum formidablen Buzzword heran. Den Entwicklern sei 10 Places You Must Use Ajax von Alex Bosworth ins Stammbuch geschrieben:

It’s been well over a year now since GMail changed the way everyone thought about web apps.

It’s now officially annoying to use web apps that haven’t replaced clunky html functionality with peppy Ajax goodness.

  Sic!

Rotierender Bär

Hse24
Gemeinhin gelten ja Tchibo und Teleshopping als Vorreiter in Sachen Impulskauf. Nun zeigt HSE24 auch im Online-Shop Produktvideos. Ich musste ziemlich lange suchen, bis ich ein Beispiel fand: den Weihnachtsbären 2005.
Das arme Tier rotiert im Video (ohne Ton!) auf einer Scheibe und bewegt
sich dabei etwas mechanisch… Idee gut, Ausführung eher schlicht.

Suche wird Massenware

Alexa
Eine Nachricht, von der niemand so genau weiß, was sie bedeutet. Die Amazon-Tochter Alexa bietet ihren Suchindex als Web Service an – kostenpflichtig zwar, aber recht günstig:

  • $1 per cpu hour ($0.50 for reserved but unused hours)
  • $1 per GB/year of user storage
  • $1 per 50 GB processed
  • $1 per GB uploaded/downloaded
  • $1 for every 4,000 user-published web service requests

Nicht ohne Ironie führt Alexa-Chef Bruce Gilliat
den neuen Service mit einer Spitze gegen die Großindustrie ein, zu der
er selbst gehört: "Users have never had this opportunity before. Big
industry has ruled
search, because it was the only player with access to the tools." [Wired]

Klar scheint jedenfalls, dass das Thema Suche damit in Nischen
vordringen kann, die bislang nicht kommerziell darstellbar waren. Für
Google, Yahoo und Co. dürfte dieser Schachzug auch nicht ohne
Konsequenzen bleiben, erwartet John Battelle:

I am quite sure this means that Yahoo and Google will have to stare
hard at their own (somewhat limited) search services and APIs, and
think what they might do to compete, that much is certain. And if this
starts to gain traction, all of a sudden, Amazon is a major search
player, right next to Yahoo, Google, MSN, and IAC. A9+Alexa+web
services= hmmmm….

Again, what do you think? Will this be like A9, a groundbreaking
development that fails to get traction with a wider audience? Or might
this just start something?

Vielleicht auch eine Möglichkeit für Ebay? Falls Ebay doch eine Suchmaschine brauchen sollte…

Die Marken-Bausteinreise kommt

Tui_com

Die Pauschalreise ist tot? Stattdessen stellt sich der mündige Reisende die einzelnen Urlaubselemente (Flug, Hotel, Mietwagen) selbst zusammen? Klar – aber das haben die Touristikkonzerne auch schon gemerkt. "Von der neuen Geschäftslogik werden zwei Segmente profitieren: Anbieter, die ganz starke Marken haben, und Anbieter, die sich als Spezialisten profilieren", erklärte TUI-Vorstand Sebastian Ebel im März der Fachzeitschrift fvw. Das gleiche Thema wie nebenan beim Handel: Für das Mittelmaß wird es eng.

Die TUI hat nun einen weiteren Schritt in diese Richtung getan und ihr frisch renoviertes Flaggschiff TUI.com zur zentralen Anlaufstelle für viele (lies: künftig alle) TUI-Marken ausgebaut. Da lässt sich, so jedenfalls das Leistungsversprechen, schnell herausfinden, ob es ein passendes Urlaubsangebot im großen TUI-Portfolio gibt. Der erste Eindruck ist positiv: Die Aufgabe scheint ganz elegant gelöst. Besonders schick ist die Möglichkeit, den Preis einzugrenzen.

Richtig und falsch

System_error
Ari Paparo
erinnert mit einer
bemerkenswerten
Analyse
seiner eigenen Fehler daran, dass so mancher Dienst, den wir derzeit enthusiastisch als Web 2.0 feiern, schon ganz alte Wurzeln hat. So ist ja
del.icio.us, dieser
Tage für ein paar Mark fuffzich
an
Yahoo verkauft
(und momentan down), keineswegs der erste
Lesezeichenorganisator im Netz.

Blink hieß sein 1999 gegründeter Dienst, der – anders als del.icio.us – mit Geld
und einem Geschäftsplan ausgestattet war, zu Spitzenzeiten 1,5 Millionen Nutzer
hatte (del.icio.us: je nach Quelle 200.000 bis 300.000) und dennoch nicht
überlebte.
Warum? Weil Blink ein paar kleine, aber entscheidende Dinge anders gemacht hatte als später del.icio.us.

Etiketten (Tags) statt Ordner, öffentliche statt private Lesezeichen
als Voreinstellung, bessere und vor allem einfachere Mechanismen, mit
denen Nutzer neue, interessante Links entdecken können – das ist der
ganze Unterschied. Vor allem die beiden letztgenannten Punkte (Make it Instantly Useful und Don’t Let Technology Decide) gehören nach wie vor zu den gängigsten Fehlern im Projektalltag. [betamode]

Vereinigte Räume

Roomsunited
Irgendwas mit Wohnungsplanung plant roomsunited im Februar 2006 zu starten. Was genau, habe ich nicht verstanden. Soll ich aber vermutlich auch gar nicht.

Ach doch, ich soll mich registrieren und dann verstehen. Ok. Puh, der Imagefilm ist mehr als 13 Minuten lang und fängt eher wie eine Powerpoint-Präsentation mit Soundtrack an. Jetzt kommt die unvermeidliche Straßenumfrage. Aktuelle Studien. Wieder Straßenumfrage. Kann ich mir jetzt nicht ansehen.

Doch, von Marketing verstehen sie was. Sie haben ein Blog und einen prominenten Blogger im Team.

Agenda-Setting bei KarstadtQuelle

Karstadt_weihnachten_1
"Online-Handel ist die Zukunft", das ist irgendwie schon immer das Credo Thomas
Middelhoff
, der zu seinen  Bertelsmann-Zeiten u.a. verantwortlich für den Verkauf von AOL und den Kauf von Napster war. Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Erst verdiente er (für seinen Arbeitgeber) mit dem Internet auf einen Schlag Milliarden, dann gab er sie hundertmillionenweise wieder aus.

Jetzt ist er Chef von KarstadtQuelle, und schon rappelt´s wieder im Online-Versandpaket. Das Internet sei der Verkaufsrenner im Weihnachtsgeschäft, die Bestellungen steigen, der Umsatz lege bis 2008 um 50 Prozent zu, und KarstadtQuelle nun schon die Nummer zwei im deutschen E-Commerce.

Erfreulich an Middelhoff ist seine Entschlossenheit beim Agenda-Setting. Ich lese es so, daß er für den Versender Quelle keine andere Perspektive mehr sieht als zum Online-Versender zu mutieren. Treue Katalog- und Quelle-Shop-Kunden sind eine aussterbende Spezies. Nun sind die Konzernmarken in der Vergangenheit nicht durch besondere Internetaffinität aufgefallen. Dies wird jetzt im Hau-ruck-Verfahren nachgeholt.