Netzradio

Das Radio hat sich eigentlich nur deshalb bis heute halten können, weil es einen großen Vorteil gegenüber anderen Medien hat: die drahtlose Übertragung. Küchenradios, Werkstatt- , Büro- und Autoradios gäbe es wohl kaum, wenn sie an irgendein Kabelnetz angeschlossen werden müssten.

Neben der klassischen analogen Lang-, Mittel-, Kurz- und Ultrakurzwelle konnten sich die digitalen Verwandten DSR, DAB und DRM allesamt noch nicht richtig oder gar nicht durchsetzen. Jetzt kommt WLAN und damit IP-Radio. Und siehe da: Es gibt längst Geräte dafür. Eines davon, das Noxon iRadio, ist gerade auf der CeBIT zu sehen. Es spielt Internetradio und MP3 vom lokalen Server. Das Schwestergerät Noxon 2 radio kann auch UKW.
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Ein anderes, die Squeezebox, hat das Zeug zum modernen Klassiker. Die Quetschkommode kommt mit eingebautem Pandora-Anschluss und kann seit Herbst auch RSS-Feeds empfangen. So eine Kiste im Badezimmer spielt also morgens beim Rasieren nicht nur die Lieblingsmusik, sondern zeigt auch noch die aktuellen Schlagzeilen von Spiegel Online, Heise und Fischmarkt.

Web 2.0 ist also nicht nur big fonts and rounded corners, sondern auch coole Endgeräte. Und demnächst geht das auch andersherum: Die Bundesnetzagentur hat just in dieser Woche den UKW-Bereich für „drahtlose Audio-Funkanwendungen“ freigegeben. Damit werden zum Beispiel MP3-Spieler mit eingebautem UKW-Sender möglich, der das Autoradio bespielt. Oder das Küchenradio.

Mobiles Ajax

Ajax ist bekanntlich ganz toll und ganz wichtig für Web 2.0. Aber was ist Ajax für den mobilen Nutzer, der zwar gern always on wäre, es aber aus vielerlei Gründen oft genug nicht ist? Die meisten Ajax-Anwendungen verlieren heute Daten, wenn die Verbindung zum Server abreißt – ein No Go, wie Robert schreiben würde.

Carsten Bormann (Viele Köche verfärben das Ei) hat da eine Idee – den PANIC-Mode. Das Akronym steht für:

 P ersistency for
A JAX in
N etworks with
I ntermittent
C onnectivity.

Der PANIC-Ansatz basiert darauf, Updates im Browser persistent zu spreichern, bis der Server bestätigt, dass sie erfolgreich gespeichert worden sind. Carsten referiert heute dazu auf der O’Reilly Emerging Technology Conference in San Diego. Kongress-Coverage von Heiko Hebig, Nicole Simon und bei Technorati.

„For Web-mogul wannabes“

Das paßt ganz gut zu untenstehendem Chart: Das Wall Street Journal (wir bekommen derzeit täglich ZWEI Expemplare, ohne daß ich weiß, wer sie bestellt hat) gibt Start-ups wichtige Tipps zur Eintscheidung, ob eine Idee gut ist oder nicht.
1. Is what your are doing really a company or just a feature that will end up as part of some existing product?
2. Do you do something 10 Times better than Google and MySpace do?
3. If you´re developing for the web, what is to stop spammers from ruining everything you are trying to do?
4. From where, precisely, did you get that dorky company name?

Google Drive Epic 2006

Schon wieder Google. Aber was hilft’s? Techcrunch – erstaunlicherweise mit sich selbst uneinig, ob es nicht doch TechCrunch heißt – berichtet über Pläne für ein Google Drive, auf dem Nutzer alle (und zwar wirklich alle) ihre Daten speichern können. Diese Pläne wurden in der letzten Woche auf einer Analystenkonferenz bekannt und vermutlich nur deshalb übersehen, weil Google-Finanzchef George Reyes kurz zuvor mit unvorsichtigen Worten über verlangsamtes Wachstum für Aufregung gesorgt hatte.

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In den Notizen der besagten Präsentation stand angeblich u.a.:

Store 100% of User Data

With infinite storage, we can house all user files, including: emails, web history, pictures, bookmarks, etc and make it accessible from anywhere (any device, any platform, etc). […]

As we move toward the “Store 100%” reality, the online copy of your data will become your Golden Copy and your local-machine copy serves more like a cache. An important implication of this theme is that we can make your online copy more secure than it would be on your own machine.

Another important implication of this theme is that storing 100% of a user’s data makes each piece of data more valuable because it can be access across applications. For example: a user’s Orkut profile has more value when it’s accessible from Gmail (as addressbook), Lighthouse (as access list), etc.

Die Präsentation war öffentlich zugänglich – bis Greg Linden über das Thema berichtete. Google ersetzte die Folien umgehend durch eine entschärfte Version, doch der ursprüngliche Text erschien prompt in den Kommentarspalten. (Wenn auch Zweifel bleiben, ob es diesen Text tatsächlich gegeben hat und ob die dort veröffentlichte Fassung tatsächlich das Original ist.)

Epic 2015, anyone?

Nachtrag: Der Text ist offenbar echt. So jedenfalls Reuters:

When asked to confirm plans for a GDrive, a Google spokeswoman declined to comment on any specific service but confirmed that presentation containing the notes had been mistakenly released on the Web.

„We deleted the slide notes because they were not intended for publication,“ Google spokeswoman Lynn Fox said.

Zweiter Nachtrag: Einige Angaben in der Präsentation waren falsch. Sagt Google in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht.

Zynismus, Revolution und Krieg

Was ist Web 2.0? Auf jeden Fall ein genialer Marketingschachzug von Tim O’Reilly. Eine (wie er selbst zugibt) zynische Definition von Eric G. Myers lautet:

Stuff that allows users to create content or share content with a pastel palette, big fonts and rounded corners. It’s more than that of course, but it seems like some ideas that are flying the Web 2.0 banner are little more than the definition above. When the revolution comes, they will be the first against the wall.

Jochen Krisch und der OnlineShopBerater untersuchen die Angst der Shopbetreiber vor der Revolution:

Für die kleinen Shopbetreiber, die einen engen Markt und ein eigenständiges Profil haben, ist es vergleichsweise unerheblich, ob sie sich heute auf das Web 2.0 einstellen oder in zwei Jahren. Sie können jederzeit starten und jederzeit davon profitieren (siehe unten).

Panik schieben sollten die großen Gemischtwarenhändler (Quelle, Neckermann, Otto, etc.), die vor allem von ihrer bekannten Marke zehren, die aber sortimentsseitig kein besonderes Profil aufweisen und auch sonst wenig Zusatznutzen bieten können.

Und Kent Newsome lässt gleich reihenweise Web-2.0-Anwendungen gegeneinander zu den Web 2.0 Wars antreten. [via jkOnTheRun, dort Links auf sechs Runden Krieg bei Kent]

Märkte sind Gespräche

Als ich vor einem Jahr die Mission dieses Blogs beschrieb, lag schon des Namens Fischmarkt wegen der Bezug zum Cluetrain Manifesto nahe. Dieser Zug hielt gestern in Hamburg. Einer der Autoren des schon 1999 veröffentlichten Manifests war da, um vor einem Publikum aus PR-Profis und Bloggern zu referieren: David Weinberger. Und was er sagte, war im Grunde nicht mehr als die konkrete Anwendung der 95 Thesen von damals auf das Phänomen Blogosphere.
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Für mich die wichtigste Erkenntnis des Abends: Bei allem Hype 2.0 um Web 2.0 und Bubble 2.0 gibt es eine Menge, was damals (Hype, Web und Bubble 1.0) richtig war und heute immer noch richtig ist. These 94:

To traditional corporations, networked conversations may appear confused, may sound confusing. But we are organizing faster than they are. We have better tools, more new ideas, no rules to slow us down.

Etwas von dieser Konfusion lag auch gestern bei Edelman, Gastgeber dieses Bloggertreffens, in der Luft und machte zum guten Teil den Reiz des Abends aus. Djure Meinen fragt:

Mich würde interessieren wie die Nicht-Blogger – immerhin doch die Mehrheit im Auditorium – den Abend fanden. Wie die sich einbringen können, hat Weinberger ja noch mal kurz erklärt: Just leave a comment.

Nachtrag:

Zweiter Nachtrag:

Web 2.0 oder Web 1.0?

Gern hätte ich die Frage beantwortet, ob Google Page Creator, die neueste Beta aus dem Hause Google, Web 2.0 oder doch nur Web 1.0 ist. Aber – leider, leider – war ich nicht schnell genug, und die bereits von Google Analytics bekannte Marketingstrategie „extremely strong demand“ kam zum Zuge. Also bitte vorerst anderswo nachlesen.

Now who’s this editor for? It’s not for the professional web designer or site creator, I’d say, but rather for the quick’n’dirty, Geocities type of websites. It’s also not for bloggers, of course, as it creates a more traditional homepage. It’s not for the MySpace crowd (who likes to tinker with templates a lot), as it lacks social features. I can’t even see it for smaller companies wanting to have their own websites, as all sites at this time get the “googlepages.com” extension… and who’d want that?
Philipp Lenssen über die Zielgruppe von Google Page Creator

Die Auferstehung

Zwar steht mit Aschermittwoch erst die Fastenzeit bevor. Aber Heise ist der Zeit ja stets einen Schritt voraus. Mit österlicher Schlagzeile und Sonnenaufgang auf dem Titel präsentiert die März-Ausgabe der Technology Review das Thema Web 2.0.
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Die Experten sind sich einig, dass im Internet ein neues Kapitel aufgeschlagen wurde, bei dem eine kritische Masse von Online-Nutzern und das Wachstum bei Breitband- sowie drahtlosen Verbindungen Hand in Hand gehen mit neuen Programmiertechnologien, die neue Nutzungsmöglichkeiten für Software ermöglichen. Daraus wiederum ergeben sich Geschäftsmodelle, die sich meist um die Analyse und Aufbereitung dezentral erhobener Daten drehen: Web 2.0.

Seit gestern am Kiosk.

Was ist Web 2.0?

„Wenn in Deutschland irgendein neuer Dienst aufpoppt, dann kann man sich sicher sein, dass dies ein Klon eines amerikanischen Dienstes ist und mangels Alleinstellungsmerkmal auch recht flott wieder von der Bildfläche verschwindet“, stellte Nico Lumma im Dezember lakonisch fest. „So sieht es derzeit in Deutschland in Sachen Web 2.0 aus.“

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Vor diesem düsteren Hintergrund betritt demnächst Qype die Bühne. „Qype ist der ideale Ort, um die besten Adressen, Dienstleister und Treffpunkte einer Stadt zu finden, zu empfehlen und andere Menschen zu treffen.“ Soweit die Selbstdarstellung. Beispiele für ähnliche Ansätze sind Yelp oder Insider Pages.

Bis Qype den Vorhang hochzieht, bleibt einstweilen das frisch freigeschaltete Blog als Hilfe zur Meinungsbildung. Gründer Stephan Uhrenbacher schreibt dort just über die Bedeutung von Web 2.0. Sein Fazit:

Web 2.0 = Cheap Technology + Social Web + Ubiquity

Erstens sind viele Techniken gereift, die die Erstellung von faszinierenden Websites schnell und günstig machen. Die Kultur des Teilens hat da viel beigetragen.

Zweitens werden wir demnächst viele praktische Beispiele sehen, wie viel Spaß „social networking“ machen kann.

Drittens kann dank DSL Flatrate und Firefox fast jeder Anwender diese neuen Systeme auch tatsächlich nutzen.

Dem ist nichts hinzuzufügen. (Außer vielleicht, dass sich Links in einem Blog immer ganz gut machen würden.)