LetsBuyIt.com ist zurück

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So meldet es das e-commerce-blog. Aber seit wann? Und warum überhaupt? Die Website trägt die Unterzeile "Copyright © LetsBuyIt 2001-2005" und schweigt sich zu solchen Fragen vornehm aus. Über Letsbuyit.com steht dort nur das Offensichtliche:

Das größte Marktplatz der Welt hat wieder geöffnet. Die Hauptvorteile bei LetsBuyIt sind die gleichen wie immer: großartige Produkte und großartige Preise.

Na gut. Aber etwas mehr hätte ich schon gern gewusst. War LetsBuyIt.com überhaupt weg? Oder nur aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden?

Rückblende: Im Herbst 2002 hatte die börsennotierte LetsBuyIt.com N.V. das verlustbringende operative Geschäft in eine LBI Holdings Ltd. ausgegliedert und anschließend Namen und Geschäftsmodell gewechselt. Seitdem hatte LetsBuyIt.com offensichtlich die Unternehmenskommunikation eingestellt – jedenfalls finden sich keine Spuren davon im Netz.

Bei heise.de endet die Coverage mit dem Jahr 2002 (plus einem Nachspiel mit Kimble Schmitz im Jahr darauf). Es gibt noch eine Investoren-Website, die auf dem Stand von Ende 2002 stehengeblieben ist. Tages- und Fachpresse berichten seitdem nur noch über den ehemaligen Börsenmantel – das operative Geschäft hat offensichtlich jegliche Relevanz verloren.

Kleine Randnotiz: Heiko Hebig hat sich neulich Gedanken darüber gemacht, wie LetsBuyIt 2.0 wohl aussehen würde.

Shopblogger eröffnet Shop

Klingt ein wenig wie „Hund beißt Mann“. Und es ist zwar schade, aber diese Nachricht muss jetzt trotzdem unsere Kongressankündigung von der Pole Position verdrängen: Björn Harste, besser bekannt als Der Shopblogger, eröffnet eine virtuelle Filiale mit ausgewählten Produkten aus seinem Bremer Supermarkt, darunter die legendäre Zotter-Schokolade. Der Shop verwendet das freie Softwaresystem osCommerce.

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Das Thema Versandkosten hat Björn elegant gelöst: Unter 30 Euro sind moderate 4,50 Euro erträgliche 6,90 Euro fällig, darüber liefert er versandkostenfrei. Im Gegenzug verlangt er Vorkasse, was das Ausfallrisiko minimiert. Stammkunden können ab der dritten Bestellung per Rechnung zahlen.

Und in der Fußzeile verkündet der Shop: 26098 Zugriffe seit Donnerstag, 30. März 2006. Nicht schlecht für den Anfang.

Nachtrag: Mehr dazu bei Gastgewerbe Gedankensplitter

Zweiter Nachtrag: Und Robert Basic hat den passenden Spruch auf den Lippen:

Shopbloggers Blog bloggt frische Shops, frische Shops bloggt Shopbloggers Blog

Flüssig

Mit einer bemerkenswerten Präsentation [Film auf YouTube via Heiko Hebig] auf der mix06 hat die Agentur Fluid aus San Francisco auf sich aufmerksam gemacht. Schon 1990 gegründet, zeigt Fluid, wie E-Commerce heute auch aussehen kann.

Von Fluid stammt Concept Retail, eine Art Baukastensystem für die etwas andere Produktpräsentation im Internet. Farbänderungen, Zoom, Hotspots mit Zusatztext – Features wie diese lassen sich mit einem laut Fluid einfach und intuitiv zu bedienenden Entwicklungswerkzeug bauen.

Eine der Flaggschiff-Fallstudien ist The North Face, ein Premiumhersteller für Outdoor-Ausrüstung. Mit Rotation, Hotspot und Vergrößerungsfunktion präsentierte Produkte verkauften sich zum Teil um mehr als 40 Prozent besser als Produkte mit statischen Bildern.

Den Hinweis auf fluid.com verdanke ich André Schuster aus der Neuen Informatik.

Aprilscherze (wird fortgesetzt)

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Halb drei am Vortag des 1. April 2006 – was hatten wir bis jetzt?

Nachträge vom 31. März:

Online-Handel wird abgeschaltet

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Deshalb ruht morgen für einen Tag der gesamte E-Commerce in Deutschland. Der Grund:

Der deutsche Internethandel soll ein einheitliches Shopping- und Bezahlsystem bekommen.

Doch lest selbst.

Web 2.0 Awards

Mehr als 300 Web-2.0-Sites in 38 Kategorien, 21 Interviews mit den Gründern der Preisträger – die Web 2.0 Awards bieten eine Menge Futter für alle Web-2.0-Enthusiasten (und für Kritiker gleichermaßen, sofern sie wissen wollen, wovon sie reden).
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Irgendwie bezeichnend: In der Kategorie Marketing gibt es keine Preisträger, sondern nur lobende Erwähnungen für Opinity, Root und Your Elevator Pitch. Bei Retail gewann Etsy vor threadless und wists. Dazu ein Interview mit Robert Kalin von Etsy:

We want to create new ways to shop that are only possible using the Web as a medium. The industrial revolution and consolidation of corporations are making it hard for independent artisans to distribute their goods. We want to change this.

Der E-Commerce residiert in einer Sammelkategorie mit Business und Money (Gewinner: LinkedIn, Basecamp und Sidejobtrack). Lobend erwähnt wird hier Shopify, deren Blog ich auch den Hinweis auf die Awards verdanke.

arena goes E-Commerce

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Ab 11. August rollt der Bundesligafußball statt bei Premiere bei arena. Bevor es soweit ist, hat der neue Eigner der Pay-TV-Rechte jedoch noch eine Aufgabe zu lösen: Er muss erst einmal Kunden gewinnen, und zwar nicht zu knapp. Dafür setzt die Muttergesellschaft Unity Media auf das Web. Siehe die druckfrische Pressemitteilung der dafür gewonnenen Leadagentur SinnerSchrader Studios:

„Unser Ziel ist klar: Wir wollen in kurzer Zeit sehr viele Kunden über das Web gewinnen“, beschreibt Nakul Dewan, Vice President Marketing Strategy & Communication von Unity Media, die Ausgangslage. „Für diese anspruchsvolle und zeitkritische Aufgabe haben wir uns den Top-Spezialisten in Deutschland ausgesucht.“

Mit dieser web-orientierten Marketingstrategie wird sich arena auch deutlich vom bisherigen Rechteinhaber absetzen, der vor allem auf klassisches Marketing setzt – und von Anfang an mit den resultierenden Kosten zu kämpfen hatte. Im Unterschied dazu gibt arena den Kostenvorteil der Onlinebestellung laut FTD an seine Kunden weiter:

Kunden, die per Web buchen, sollten ein besseres Angebot erhalten, heißt es.

Mehr über die Details werden wir am Montag wissen, wenn arena zur Pressekonferenz lädt. Seit gestern ist bekannt, dass TBWA die klassische Kommunikation betreut.

Internet World feat. Social Commerce

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Auf drei vollen Seiten plus Titel berichtet unser Leib- und Magenblatt Internet World über Social Commerce. Sehr schöne Geschichte. Vom Cluetrain Manifesto über Jochen Krisch bis zu den üblichen Bedenkenträgern aus deutschen Landen ist wirklich alles dabei:

„Ich würde sagen, das ist Feuilleton-Commerce“, bringt es Matthias Ehrlich, Vorstandsvorsitzender des Web.de-Vermarkters United Internet Media, auf den Punkt. „Die Internet-Branche hat schon mal Schiffbruch erlitten, indem sie jede Laboridee als machbar, sinnvoll und den letzten Schrei bewertet hat.“ Seiner Meinung nach würden sich beispielsweise Weblogs als Verkaufsplattform nur bedingt eignen, da Verkaufen unter fremden Menschen der Sicherheit durch Formalisierung und Branding bedarf. Auch Datenschutzthemen seien extrem wichtig. „Wir brauchen Shopping-Plattformen, die eine Führung haben und hinter der eine Marke steht, und das ist der große Vorteil von Web.de“, betont er.

Klingt schon ein wenig wie eine ungesunde Mischung aus Ignoranz und Pfeifen im Walde. Zitieren wir zum Vergleich den Geschäftsbericht [PDF] der Web.de AG (heute Combots AG) für das Jahr 2004:

Der Bereich E-Commerce beinhaltet Transaktionserlöse im Rahmen von Direktmarketingaktivitäten, bei denen WEB.DE als Intermediär an den Umsatzerlösen der vermittelten E-Commerce-Umsätze partizipiert. Die Umsatzerlöse im Bereich E-Commerce lagen im Geschäftsjahr 2004 bei 4,3 Millionen Euro (nach 6,3 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2003 und 3,8 Millionen Euro in 2002). Das E-Commerce-Geschäft von WEB.DE erwies sich damit in 2004 wiederum als sehr volatil.

Ich mag mich irren, aber nach einem Riesengeschäft sieht das in meinen Augen nicht aus. Eher nach – immerhin – 10 Prozent Umsatzanteil (Gesamtumsatz von Web.de im Jahr 2004: genau 43 Millionen Euro). Zum Vergleich mag Spreadshirt dienen, das inzwischen 225 Mitarbeiter beschäftigt (und damit vermutlich etwas mehr als 4,3 Millionen Umsatz macht – nämlich rund 8,7 Millionen Euro im Jahr 2005).

Aber weiter im Text:

Christoph Röck, Geschäftsführer des Shopping-Portal-Herstellers Pangora, einer Tochter von Lycos, ist ähnlich skeptisch, was den Erfolg solch dezentraler Shop-Systeme in Deutschland betrifft. „Der amerikanische Markt funktioniert anders als der deutsche, allein schon aufgrund der schieren Masse an gleichsprachigen Internet-Nutzern“, ist er überzeugt. Das bedeutet im Klartext, dass auf einen Weblog mehr Leser kommen und damit auch mehr potenzielle Käufer.

Alles richtig – aber trotzdem falsch gedacht. Deutschland ist Ebay-Land No. 2 (nach den USA). Dass dem so ist, hat viel mit dem kollektiven Dauerwinterschlaf zu tun, aus dem die hiesige E-Commerce-Branche gerade erst erwacht ist.

Auch von der Idee, auf privaten Homepages Freunden und Bekannten die eigenen Lieblingsprodukte zu verkaufen, hält der E-Commerce-Profi gar nichts: „Wie oft gehen Sie auf die Seiten Ihrer Freunde, um sich über Neuigkeiten zu informieren?“, fragt er.

„Schonmal Spreadshirt angesehen?“, frage ich zurück.

So Zeug ist online

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Was ist das? Es ist kein Shop, aber man kann trotzdem verkaufen. Es ist kein Portal, aber man findet sich trotzdem zurecht. Es ist eine ernsthafte Shoppingplattform, aber der Spaß kommt trotzdem nicht zu kurz.

„So Zeug: selbstgemacht“ ist eines der faszinierendsten Konzepte überhaupt. Angesiedelt irgendwo zwischen Anzeigen-Börse und Etsy-Basar.

Vorschusslorbeeren von Jochen Krisch. Jetzt online, meldet das zugehörige Blog.

Wozu Versandkosten?

Letzte Woche bekam der Fischmarkt Post von Tchibo:

From: Tchibo Newsletter [mailto:Newsletter@tchibo.de]
Sent: Thursday, March 16, 2006 12:41 PM
To: info
Subject: Nur noch bis Montag versandkostenfrei bestellen!

Liebe Frau […],
 
verpassen Sie nicht unsere Schnupperwochen bei Tchibo.de: Nur noch bis Montag, den 20. März 2006, liefern wir Ihnen Ihre erste Bestellung versandkostenfrei!* Sie sparen 3,95 Euro! […]

* Nur für Ihre erste Bestellung bei Tchibo direct. Pro Haushalt nur eine versandkostenfreie Lieferung. Der Gutschein ist nur gültig bei einer Bestellung im Internet und gilt nicht für Bestellungen aus dem Tchibo Blumen-Shop.

Warum Tchibo diese Aktion fährt, sollte klar sein. Doch warum kassiert Tchibo überhaupt Versandkosten, wenn auch in eher symbolischer Höhe?

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Die Höhe oder die schiere Existenz von Versandkosten gehört bekanntlich zu den häufigsten Gründen für den Bestellabbruch. Ein echter Warenkorbkiller ist es, den Kunden erst auf dem Weg zur Kasse die Versandkosten mitzuteilen, nachdem er schon seine vollständigen Adressdaten eingegeben hat. Falls die Versandkosten von der Postleitzahl abhängig sind, dann muss die PLZ zuerst abgefragt werden, damit der Kunde den Endpreis kennt.

Dass es auch ohne Versandkosten geht, beweist Amazon seit Jahren. Nach Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und in die Schweiz wird kostenlos geliefert – ab einem Bestellwert von 20 Euro. Nur so kann die Kalkulation aufgehen. Das ist die erste und wichtigste Funktion der Versandkosten: Sie sorgen für eine akzeptable Mindestbongröße, indem sie Kleinstbestellungen mit einem spürbaren Preisaufschlag belegen.

Diese Aufgabe kann bei Waren, die sich preiswert versenden lassen, auch ein Mindestbestellwert erfüllen. Alle anderen Waren liefert auch Amazon nicht kostenfrei:

Ausgenommen sind einige Produkte aus den Bereichen Elektronik & Foto sowie Küche, Haus & Garten und Spielwaren, die wir auf Grund der Beschaffenheit des Produktes und eines damit verbundenen Aufwands nicht kostenfrei liefern können.

Amazons kostenlosen Buchversand ab 0 Euro haben wir der Buchpreisbindung zu verdanken. Dadurch ist die Marge im Buchhandel so groß, dass Amazon davon locker die Versandkosten decken kann. Die Unterdeckung bei Kleinstbestellungen – Bücher für 3 Euro oder weniger – dürfte kaum ins Gewicht fallen.

Wenn die Wettbewerbssituation sich ändert, könnte auch Amazon wieder Versandkosten für Kleinbestellungen einführen. Es gab sie schon einmal, bis Amazon sie zunächst befristet und schließlich dauerhaft wieder abgeschafft hat. Wir werden sehen.