Barcamp Mitteldeutschland – Fazit aus Jena

Besser spät als nie, ein Fazit vom Barcamp Mitteldeutschland
Location
Jena war ist ganz wunderbar, ein niedliches Studentenstädtchen zwischen den Hügeln mit vielen kleinen Cafés und Kneipen, die alle in gangbarer Entfernung zusammen liegen. Das Wetter stimmte und die Atmosphäre der Stadt lässt sich durchaus treffend mit dem Wort „gemütlich“ zusammenfassen. Der JenTower, ehemals IntershopTower, ehemals wasweissichnoch-Tower mitten im Zentrum der Stadt war eine Barcamp-Location, die ich vor Ort als „untoppable“ kategorisiert habe. Im 27. Stock waren für ein Barcamp perfekt geeignete Räumlichkeiten organisiert worden, mit einem herrlichen Blick über die Stadt und das Umland. Ganz herrlich, hoffentlich gibt es noch ein Barcamp Mitteldeutschland Teil 2.
Organisation
Im Vorfeld hatte man ein bisschen Sorge, dass die Orga ausreichend aktiv war, da sich im Wiki nicht so viel tat. Vor Ort wurde man aber Lügen gestraft. Räume, Beamer, Anmeldung, Kinderbetreuung, Samstag-Abend-Party usw., alles top! Kaffee gab es von sonntagmorgen.com, Saft von Walther’s (wie gewohnt). Zwei Mäkel habe ich aber doch zu bemeckern: Das WLAN war nicht zu gebrauchen, komisch, dass das bei fast jedem Barcamp zum Problem wird. Und es war schade, dass es keine Speiseverpflegung gab, bei den bisherigen Barcamps fand ich die Frühstücks- und Mittagsrunden immer äußerst bereichernd. Vielleicht sollte man überlegen, ob man für zukünftige Barcamps eine Verpflegungspauschale für die Teilnehmer erhebt, falls es keinen Sponsor gibt, das würde auch die No-Show-Rate senken. Ich hätte nichts dagegen, ein paar Euro für zentrale Verpflegung abzudrücken.
Barcamper
Das war super. Der Kern der „Dauerbarcamper“ war relativ klein und die Bloggerrate scheinbar ebenfalls. Keine selbstreferenziellen Bloggersessions und viele neue Gesichter, die auch spannendes aus ihrem Internetleben zu erzählen hatten. Wie nicht anders von einem Barcamp zu erwarten, waren alle Teilnehmer extrem kontaktfreudig, umgänglich und wunderbar unkompliziert. Diese typische Barcamper-Mentalität macht für mich eindeutig immer wieder das Faszinosum Barcamp am meisten aus.
Sessions Tag 1
Das Problem wie immer: Welche Sessions besuche ich? Ich habe ein gutes Händchen gehabt und fast alle Sessions waren mindestens unterhaltsam, immer interessant und manchmal auch lehrreich. Ein kurzer Abriss der von mir besuchten Sessions:
Recht2.0 – Haftung und so für UGC von Carsten Ulbricht. Sehr interessant und aufschlussreich. Ich dachte, dass ich zu diesem Thema schon ein gutes Basiswissen hätte, aber es gibt tatsächlich so viele Konstellationen und Einzelfälle, die alle so unterschiedlich bewertet werden können, dass man wahrscheinlich ein ganzen JuraCamp damit füllen könnte.
Persönliches Wissensmanagement im Web2.0 von Dirk Röhrborn – Tja, das war nicht so dolle. Es wurde vorgestellt, wie sich das Thema Wissensmanagement aus wissenschaftlicher Sicht darstellt, und das man im neuen Netz mit noch mehr Informationen befeuert wird als je zuvor, Lösungen und Tools, die mir bahnbrechende Erkenntnisse bereitet hätten, wurden aber nicht ausgepackt. Fazit: Man muss halt sehen, wie man klarkommt, hilft alles nix. (Folien bei Slideshare)
Mobile Web2.0 von Benno – Spannend. Das Internet wird endlich endlich endlich mobil und die Webseitebetreiber bekommen eine neue Herausforderung. Es gibt Unmengen von Ausgabegeräten mit Unmengen von Ausgabesoftware und dann soll alles auch noch ganz fix sein und super Usability-optimiert. Das Thema wird in diesem und dem nächsten Jahr nach meiner Überzeugung ein ganz großes und in der Session wurde gezeigt, was passieren muss, damit das mobile Netz auch nutzbar ist. Guter Vortrag, viel Diskussion, nicht zuviel Technik.
Widgets/Adgets von Sven – Ein kurzweiliger Rundschlag durch die Welt der Widgets. Ich bin noch nicht überzeugt, dass sich die Leute wie Blöde irgendwelche Kästchen von anderen Seiten auf der eigenen Seite zum Flickenteppich zusammenstellen (auch wenn ich ein Qype-Dingens in der Sidebar habe). Trotzdem scheint es ein Thema zu sein, so viel gibt es da schon. Der Exkurs zu den Facebook Applications war natürlich auch spannend, das Thema werde ich noch genauer verfolgen (wartet ab, einfach weiter den Feed lesen).
Mogulus – Meine erste Session in Jena, gehalten zusammen mit Sven und Tina. Wir haben gezeigt, was Mogulus ist, was Mogulus kann, wie mogulieren geht. In der Session einen Barcamp-Mitteldeutschland-Channel eingerichtet und viele Fragen beantwortet. Ich hoffe, es hat dem ein oder anderen gefallen…
Sessions Tag 2
Getting Things Done Einführung von Oliver – Die schon oft zuvor gehaltene GTD-Einführung habe ich endlich auch einmal selbst besuchen können. Ich lese gerade das Buch von David Allen und es war sehr hilfreich, die Basics einmal zusammengefasst vorgesetzt zu bekommen. Die Learnings aus meiner Alltagsanwendung des GTD-Prinzips werden bald auch hier auf dem Fischmarkt zu lesen sein.
Webcomics von Jojo – Ich hatte ja keine Ahnung davon, dass es so viel Comickrams im Netz gibt. Und dass Comics, die nur für das Netz gemacht sind, ganz anderen „Gesetzen“ gehorchen (vor allem aber mehr Möglichkeiten bieten). Sehr kurzweilige Session von Jojo, den ich aus Berlin kenne. (Folien bei Slideshare)
Twitter – Zum Abschluss habe ich dann im vom Vortag erprobten Session-Team mit Sven und Tina sowie zusätzlich Volker etwas über Twitter erzählt. Eigentlich eher als Einstieg für Nicht-Twitterer gedacht, waren bis auf ein, zwei Leutchen nur Hardcore-Twitterer zugegen. Von daher wurde es eher zu einem Erfahrungsaustausch mit Toolempfehlungsrunde und alle, die Präsentatoren eingeschlossen, haben noch etwas gelernt. In Hannover werde ich am nächsten Wochenende gerne noch einmal eine Twitter-Session anbieten, würde allerdings explizit „Twitter für Nicht-Twitterer“ auf das Sessionkärtchen schreiben. Die Session hat Tina auch moguliert und sie läuft im barcampmd-Stream. Einfach mal reinschauen. jovelstefan bei Twitter, svensonsan bei Twitter, PickiHH bei Twitter, MultaniFX bei Twitter.
Ein großes Dankeschön an die Organisatoren, alle Teilnehmer, alle Sponsoren und an Friederike, die mir ein Bett zur Verfügung stellte und ganz bezaubernd gastfreundlich war! Ich warte sehnsüchtig auf eine Wiederholung und freue mich schon auf das nächste Barcamp in Hannover.
Eine kleine Auswahl weiterer Berichte: da, da, da, da, da, da, da, da. Podcast da. Und eine schöne Linkliste noch da.
Bildnachweise: JenTower und Session-Wall von greinr, Ich in der Session von killywilly
Anmerkung: Dieser Artikel ist in ähnlicher Form auch auf dem jovelblog zu finden.

Zweites Kölner Barcamp

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Das zweite Kölner Barcamp ging am Samstag/Sonntag bei QSC in Köln über die Bühne. Ein großes Dankeschön an alle Teilnehmer, Organisatoren, Sponsoren und wer da sonst noch so reingefummelt hat. Die Un-Konferenz war allererste Sahne. Ich könnte mich nicht erinnern, schon einmal so viel kreativen und erhellenden Input in nur 2 Tagen bekommen zu haben. Und es ist schwer unmöglich, diesen in einen Blogartikel zu komprimieren. Ich versuch’s aber trotzdem.
Die Themenvielfalt der Sessions war extrem, teilweise wurden acht Sessions gleichzeitig gehalten. Die Aufnahmekapazität meines Geistes wurde bis zur Grenze ausgeschöpft und doch habe ich leider noch so viel Interessantes verpasst. Aus allen Ecken der Netzwelt war etwas dabei: Vom Recht in Metaversen und den ultimativ unverzichtbarensten Mac-Tools bis hin zu SEO-Fragerunden und den leidigen Softwarepatenten. Nebenbei lernte man auch noch, dass die deutsche Polizei das Web2.0 erfunden und auch schon lange installiert hat (sagt Guido Karl). Und endlich wurde nachgewiesen, dass Katzen 75% des Internet ausmachen.
Neben den Sessions war natürlich vor allem Diskutieren, Austauschen, Netzwerken und gegenseitiges Inspirieren angesagt. Und logisch, es waren auch wieder etliche Gründer am Platz, die meisten mit tollen Ideen, manche auch mit, naja, nicht ganz so guten. Aber alle mit bedingungsloser Leidenschaft und inbrünstiger Überzeugung für ihre Sache. Dabei sind mir vor allem folgende Projekte hängengeblieben, die entweder noch gar nicht gelauncht sind, oder die bisher an meiner Wahrnehmung vorbeigerauscht sind, so dass sie für mich ‚richtig‘ neu waren.
konsumo zum Beispiel macht in Wiki und E-Commerce. Die Nutzer sollen sich über ein Wiki gegenseitig bei der Kaufentscheidung helfen. Im Gegensatz zu den klassischen Produktbewertungsplattformen wie ciao.de geht es hier aber nicht um konkrete Produktmodelle sondern um den Produkttyp an sich und was man bei einem geplanten Kauf eines solchen beachten muss. Zum Beispiel, welche Griffgröße die richtige ist, wenn mir ich einen Tennisschläger zulegen möchte. Und was dabei die Rahmenhärte bedeutet. Social Kaufberatung also. Die closed beta sieht recht vielversprechend aus. Ein Blog gibt’s natürlich auch dazu.
spickmich.de ist ein Schülernetzwerk. Schon wieder eins? Naja, spickmich ist dann doch ein bisschen besonders und positioniert sich im umkämpften Community-Markt mit einer spannenden Funktion: Hier geben die Schüler ihren Lehrern die Noten. Und die Lehrer müssen dies auch hinnehmen, wie inzwischen gerichtlich bestätigt worden ist. Ob aber dieser USP gegen die Marketing-Power des StudiVZ-Abkömmlings SchülerVZ ausreicht? Bis Juli waren nach eigenen Angaben immerhin schon 150.000 Schüler registriert. Ich hätte mich als Schüler auf jeden Fall für spickmich entschieden.
Spannend könnte auch Mikestar werden (kurz vor der closed beta). Hier gibt es Karaoke im Netz. Musik, Video und Texte werden über das Netz gestreamt, die Nutzer trällern mit und zeichnen ihre akustischen Verbrechen dabei auf. Das neue Gesamtkunstwerk kann dann veröffentlicht werden und die Schmähkritik der anderen Nutzer kann losgehen. Hört sich nach Spaß an, ich bin in der Zielgruppe. Allerdings mache ich mir Sorgen, dass die Masse der Netznutzer nicht über ein adäquates Mikrofon verfügt und daher sich nicht von Mikestar fangen lassen wird.
Der Nutzen von Townster (einer der Sponsoren) erschließt sich mir bisher hingegen nicht so ganz, wobei ich aber auch überzeugter Qype-Nutzer bin. Auch hier kann man Orte eintragen und bewerten. Zusätzlich Events. Und den Standard-Community-Kram gibt es auch. Vielleicht kann mich hier jemand aufklären, was Townster besser kann als Qype (OK, die Gestaltung ist einiges angenehmer)?
Und dann muss ich noch Townkings bashen. Leute, danke für das Kölsch am Freitag Abend, aber was habt ihr denn da ins Netz gestellt? Die Anwendung ist komplett in Flash gebaut und jetzt weiß ich auch wieder, warum ich bei Flash erst mal schräg gucken muss. Überall hektisches Geblinke und Getue und dazu noch ganz schön viele Bugs. Das Tabbing in Formularen ist Grütze, Button-Klicks sind oft ohne Reaktion, das Scrollrad kann man auch nicht benutzen. Und mal ehrlich, müsst ihr den Nutzer dazu zwingen, dass er schon bei der Registrierung ein Foto von sich hochlädt? Und ich brauche Deeplinks!
Aber: Irgendwie sehe ich bei den meisten Projekten nur eingeschränkte Monetarisierungsmöglichkeiten. Wo sind die Geschäftsmodelle? Naja, auch eine Exit-Strategie ist eine Strategie. Blase2.0, ick hör dir tappsen…
Wer mehr vom Barcamp sehen will, schaut sich am besten die Mashup-Seite im Barcamp-Wiki an. Vorsicht, Material für viele Tage am Rechner!

Barcamp Nürnberg, Nachglühen

So, wie versprochen noch ein paar Links für alle, die Nürnberg verpasst haben oder etwas effizienter nachbereiten wollen 😉
* Die „Berichte“-Seite im Wiki
* Nicole Simons Replik (Re: „Wo sind die Frauen?“) auf einen Seitenhieb von mir im Telepolisartikel zu Barcamps allgemein und Nürnberg im Besonderen.
* Barcamp-Berichte im SoSo-Blog
* Noch viel mehr ‚barcampnuernberg‘ bei Technorati
* The faces of Barcamp Nürnberg @ Flickr jede/r war aufgefordert, sich in einer ‚Photobooth‘ abzulichten.
* Barcamp-Podcast beim Werbeblogger
* Die Datei des Second-Life-Podcasts hat offenbar Nicole. Also beobachten 😉
Mehr? Bitte in die Kommentare 😉

Barcamp Nürnberg: Der Sonntag

Die eigene Firma gründen
Richard Seibt vom „Linux Business Campus Nürnberg“ (LBCN) einem bundesweit operierenden Netzwerk zur Unterstützung und Beratung von Open-Source-Firmen, ging in einer Doppelsitzung – und unterstützt von anwesenden Gründern – die verschiedensten Aspekte einer Unternehmensgründung durch.
Skizziert wurde der Weg von der Idee über Teambildung – allein ist es schwierig, da war man sich einig – über das Konzept aus Marktanalyse, Businessmodell und Marktzugang – bis hin zur Finanzierung und Detailfragen, wie der Beteiligung von Mitarbeitern am Unternehmen.
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Seibts zentraler Tipp war, Netzwerke zu nutzen (Netzwerk Nordbayern, cyberone/doIT u.a.). Die dort stattfindenden Ideen-, Konzept- und Businessplanwettbewerbe stellen eine gute Chance für Start-Ups dar, zu qualitativ hochwertigen Businessplänen und guten Kontakten zu Geldgebern zu kommen. Man muss ja mit dem Gründen nicht warten, bis die Preisverleihung ist.Den Planungsaufwand hat man ja ohnehin. Die Preisgelder sollte man allerdings nicht als Geldzufluss von vornherein einbeziehen. Der Schutz der Plandetails wird in der Regel über NDAs oder Patente gewährleistet. Auch wenn das Bild vom unehrlichen Business Angel, der die Idee unter den Arm klemmt und mit einem anderen Team umsetzt auch hier an die Wand gemalt wurde.
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Barcamp Nürnberg: der Samstag

Realität versus Phantasie: Quo vadis Second Life?
Warum ist Second Life (SL) so erfolgreich? Warum zieht es aktuell so viele Firmenaktivitäten an? Welche Rolle spielen Metaverse bzw. Uni-Verse, den OpenSource-Konkurrenten? Verlieren Firmen ihre Investition in SL, wenn Konkurrenten Marktanteile absorbieren? All das sind Fragen, die in der Session zu Second Life eine Rolle spielten.
Einigkeit herrschte darin, dass Unternehmen, um in Second Life Aufmerksamkeit zu erreichen, einen Mehrwert bieten müssen: durch Event und Kommunikation – und das im Einklang mit der in der in SL herrschenden ‚Kultur‘. Nur ‚Klötze‘ hinzustellen, in denen man drei Turnschuhe kaufen kann, reiche nicht aus.
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Barcamp Nürnberg: Vorspann

Nach Berlin, Wien, Zürich und Köln findet das fünfte Barcamp deutscher Zunge an diesem Wochenende in Nürnberg statt. Bei dieser ‚un-conference‘ ist jeder Referent und keiner nur Zuhörer.
Nach einer Kick-off-Party am Freitag Abend entsteht das Konferenzprogramm am Freitag Abend am Samstag morgen an zwei Pinwänden. Entstanden waren die Barcamps in den USA als Gegenbewegung zu exklusiven Zirkeln, die sich unter dem Titel Foocamp auf Einladung von Tim O’Reilly trafen.
Zentrale Orgastelle eines Barcamps ist ein Wiki. Der Eintritt ist frei, Räume und Catering, Wifi und Beamer stellen Sponsoren. In Nürnberg ist sogar das Wirtschaftsreferat der Stadt einer davon. Kaffee, Frühstück und Lunch sind frei, es gibt WLAN und T-Shirts. Und jede Menge „Web 2.0“-Adepten von Entwicklern (die hier heftigst umschwärmt werden, wenn sie Drupal oder „Second Life“ kennen) über Blogger und Podcaster bis zu den Marketingexperten.
Diskutiert wird über Podcasts, Projektmanagement in Softwareprojekten, Firmengründungstipps , Gegenwart und Zukunft von „Second Life“ oder über die Frage, wie Google im Inneren tickt. In einem Raum ist die neue Wii-Konsole von Nintendo aufgebaut, bei der man beim Tennisspielen auch wirklich ins Schwitzen kommt – und wird eingehend getestet.
Ausführlichere Berichte folgen.

Barcamp Tag 2

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„Getting Things Done“: Wie man die Dinge erledigt kriegt

Über die Selbstmanagementtechnik GTD referierte Hans Dorsch.

David Allens „Getting Things Done“-System (oft mit „GTD“ abgekürzt und getaggt) hat eine einfache Grundannahme: Für alle „Sachen“ gibt es einen Ort oder eine „nächste Aktion“.
Die zu beantwortenden Fragen sind einfach: Ist etwas zu bearbeiten? Ist es nützlich? Sind Aktionen zu definieren? Ist etwas auf Termin zu nehmen oder zu archivieren.

Alle Ideen, die im Kopf herumschwirren, werden als Projekte und ihre Arbeitsschritte erfasst und es wird definiert, ob sie auf „Next-Action Listen“, auf Termin oder in einen „Irgendwann“-Korb kommen“.
Auf das Erfassen erfolgt ein „Durcharbeiten“, bei dem nächste Aktionen definiert werden und ein „Erledigen“. Lediglich „einschrittige“ Aufgaben von unter zwei Minuten werden sofort erledigt. Archivmaterialien werden sofort in ein geeignetes alphabetisches System überführt, Terminangelegenheiten kommen in die 42 (31+11/12) Ordner umfassende Wiedervorlage.

Alle mehrschrittigen Aufgaben landen auf einer Projektliste, und für jedes Projekt sind „nächste Aktionen“ zu definieren, die auf Kontextlisten landen.
Kontextlisten sind eine der Innovationen von Allen: Aufgaben werden „Orten“ oder „Umständen“ zugeordnet wie „PC Online“ oder „zu Hause“.
Abhängig vom Kontext können dann die Aktionslisten abgearbeitet werden. Aktionen sind grundsätzlich „sichtbare Handlungen“ wie das Erledigen von Telefongesprächen oder das Verfassen von Brainstorminglisten.

Relativ bald geht es in den Gedankenaustausch über: Die Chaostypen gegen die Strukturierten, die Papierfans gegen die Digitalen. Und es wird klar: GTD verändert nicht von selbst das Leben, ohne Selbstdisziplin erledigen sich eben die Aufgaben doch nicht.


Wikis und Weblogs in Unternehmen

Ohne die passende Kommunikationskultur – die auch zugelassen werden muss – lassen sich Wikis und Weblogs in Unternehmen schwer implementieren. Wird Wissen als Besitz höherer Hierarchieebenen betrachtet, stehen die Chancen für eine Abteilungen und Hierarchien übergreifende Kommunikationsplattform schlecht. Auch Konkurrenzsituationen zwischen Arbeitsbereichen (DIE von der IT, DIE vom Marketing) oder jung/alt spielen eine Rolle. Andererseits stehen und fallen solche Projekte auch mit der Unterstützung der oberen Hierarchieebenen.

Hier ist einiges an Vermittlungsarbeit zwischen den längs und quer laufenden Gruppen und Kulturen zu leisten.
Einstiegsbarrieren sowohl finanzieller und schulungsbezogener Art sind bei klassischen Wissensmanagement-Anwendungen das Problem; Wiki-Anwendungen sind inzwischen relativ gut bekannt und haben relativ niedrige Einstiegsschwellen.
Bei SAP sind beispielsweise Systeme parallel im Einsatz: Offizielle Dokumente liegen im Portal, während Entwicklerdokus zunächst im Wiki liegen, die dann, wenn sie ‚stehen’, ins offizielle Portal wandern.

Auch bei (beeep), einer große deutschen Wochenzeitung, sind neben internen Newsgroups auch viele Wikis und sogar ein interner Instant-Messaging-Server im Einsatz. Erwartbar ist, dass der Kulturwandel allein dadurch einsetzt, dass einige wenige Leute diese Werkzeuge einfach benutzen.

Wie profitieren Unternehmen von ‚einfachem’ KM?
Einige Pluspunkte sind sichtbar:

  • Wissen wandert nicht ab oder ist auch bei Abwesenheit verfügbar.
  • Statt Systeme zu bauen kann man sich auf die Bereitstellung von Infrastruktur konzentrieren.
  • Fehlt eine solche Struktur, so holen sich die Mitarbeiter ihr Wissen aus dem ‚offenen Internet’ und ihre Nachfragen außen werden zum Informationsleck.
  • Menschen, denen man kreative Tools zur Verfügung stellt, entfalten Kompetenzen über ihre enge Arbeitsrolle hinaus und bringen ihr Potential optimal ein.
  • E-Mail-Volumina nehmen in der Regel bei Nutzung dieser Tools ab – Informationen können besser verteilt werden, als durch (zu breite) Streu-CC:s in E-Mails.
  • Wenn die Menschen gewohnt sind, sich Informationen im internen Netz auf dem Holschuldweg selbst zu organisieren, sind sie medien-affiner und auch eher auf dem neusten Stand, was Entwicklungen und Strategien im Unternehmen und Strukturen seiner Kultur betrifft.
  • Besteht eine Kommunikationskultur, so kann man auch die „informellen“ Netze und Informationsquellen nutzen, um Fragestellungen anzugehen.

Auf manche Fragen wäre noch einzugehen: Wie nun unterstützt man diesen Kulturwandel, wie motiviert man zu Leistungen in solchen Systemen jenseits des digitalen Schulterklopfens?

Zu bewähren scheinen sich offene Angebote, eigene Tool-Zusammenstellungen in übersichtlichen Gruppen zu nutzen, zu denen frei eingeladen werden kann.
Und: Ist eine Motivierung überhaupt notwendig, wenn ohnehin eine ganze Phalanx an Schwarz-Wikis ohnehin im dunkeln blühen, wie bei einem großen Automobilhersteller.

Und mehr: Ein neues Berufsbild des „Community Managers“ (z.B. bei BASF), die die interne Kommunikation in „zweinulligen“ Internstrukturen bearbeiten, entsteht.


Bürgerjournalismus und/oder User Generated Content

Erste UGC-Projekte in Deutschland sind die BILD-Leserreporter (Fotos), Opinio (Rheinische Post), Stern „Augenzeuge“ (Foto-Agentur), Readers Edition (netzeitung.de) und „Tagesspiegel Sensation“ (Satire) – alle verfolgen verschiedene Ansätze und Ziele. Bei den „stern shortnews“ werden texte aus externen Quellen neu formuliert.

International am erfolgreichsten ist OhmyNews (in Süd-Korea seit 2001), als Vorbild für weltweiten kollaborativen Journalismus, das wohl primär aufgrund restriktiver Bedingungen in Süd-Korea erfolgreich wurde.

Was ist Bürgerjournalismus und was sind seine Ziele? Wie ist die Situation heute einzuschätzen? Ist Journalismus ein zu erlernendes Handwerk oder eine „normale“ Äußerung von Bürgern?

„Wenn Leute etwas intelligentes zu sagen haben, dann sollte man die Reichweite dafür schaffen“, meint Peter Schink, der bei der Netzeitung für die Konzeption der Readers Edition zuständig war und jetzt bei der Welt Blogs implementiert und für den Online-Relaunch verantwortlich ist. Er geht davon aus, dass Bürgerjournalismus sich dem Journalismus annähern sollte, dass beide Formen aber nicht auf einer Stufe stehen.

Bei der Readers Edition kamen laut Schink nur wenige Urheberrechtsverletzungen oder Einschmuggelungen von PR-Inhalten vor. Gegenüber Modellen wie bei den Linkbewertern Digg.com/Yigg.de wird auf einer solchen Inhaltsplattform jedoch ein gemeinsamer Standard geschaffen. „Was uns fehlt ist ein Google News für Blogs“, wünscht sich Schink.

„Bei den Bürgern ist soviel Insiderwissen vorhanden, dafür wäre eine Plattform wünschenswert“, konstatiert Gerd Stodiek vom Blogverlag Mosaicmotion, der auch über die Differenzen zwischen Bürgerradio in Afrika und deutschen Projekten berichtete.

Politik online und Netzpolitik

Foto von Oliver Baumgart

Es sind mehr Fragen und Optimismus, die die „Politik Online“-Session
unter Leitung von Falk Lüke (Berlin) beim ersten Barcamp Deutschlands
in Berlin prägen.

Kann man online Politikverdrossenheit entgegenwirken? Wo zieht man –
vor allem am rechten Rand – die Grenze? Ist auch ein rechtes Blog
Information oder Demagogie? Sind Wikis innerhalb von Parteien oder
über Parteigrenzen hinweg eine Möglichkeit ausgewogene und
„bullshit-freie“ Information an Bürgerinnen und Bürger zu bekommen?
Immerhin konnte man sich auf einen Ansatz einigen: Wünschenswert wäre
eine „Matrix der Meinungen“, in der die Ansätze der Parteien zu
verschiedenen Fragestellungen in Differenz zu anderen Parteien und
eventuell in Differenz zu früheren Statements der Partei dargestellt
werden.

Markus Beckedahl hat unangenehme Fragen gleich zu
Anfang: Wie erklärt sich die Differenz zwischen Interesse an
netzpolitischen Fragestellungen und dem Mangel an Aktion und dem
Unwissen der Entscheider in der Politik andererseits? Also kurz: Warum
engagieren sich so wenige? Warum nutzen die Techniker nicht ihre
Fähigkeiten, um politische Infrastrukturen zu bauen?
Während viel zu wenige ihre Blogs als politische Plattformen nutzen,
arbeiten andere an einem Konsumnetz, das dem Fernsehen immer ähnlicher
wird.

Ein Erfolg war zu erzeichnen beim Thema Softwarepatente: Geeks und
Nerds vernetzen sich über Mailinglisten und beschäftigten sich mit
Politik-Hacking, indem sich eine große Gruppe nach Brüssel begab und
das direkte Gespräch mit Politikern suchte – und sie waren
erfolgreich. In der breiten Bevölkerung aber bleiben IT-Themen unter
der Decke, solange nicht wirklich große Skandale passieren. Was wäre zu
tun, um solche Probleme einer breiteren Gruppe zu kommunizieren? Als
Hürde erweist sich dabei natürlich die Techniksprache der Fachleute –
hier wäre bei einer Übersetzung ins Allgemeinverständliche anzusetzen.

Eine der nächsten Herausforderungen sei das neue Urheberrecht, das
sich auf ein im Wesentlichen „kaputtes“ Digital Rights Management (DRM)
stütze. Aber auch bei den Geeks stoßen manche immer wieder
durchgekaute Themen nicht selten auf taube Ohren.

Als erfolgreich erweisen sich Kampagnen, die sich auf konkrete Handlungen
kaprizieren: Briefversand, Demonstrationen auf der Straße und
Ähnliches. Gleichzeitig könnte sich die ‚Netzpolitik‘ Hilfe zum
Beispiel bei den Mediengestaltern holen, Wettbewerbe veranstalten. Bei
großen Agenturen stößt man da wohl eher auf taube Ohren, ist die
Einschätzung von Patrick Breitenbach.

Was fehlt ist neben einer bürgernahen Sprache auch der Super-GAU, es
fehlt ein Tschernobyl-Äquivalent, es fehlt die großäugige Robbe.
Solche Bilder – natürlich ohne die dazu passende Katastrophe – gilt es für die IT zu schaffen und in globale Kampagnen einzubinden, darauf konnte sich die Gruppe einigen. Und schaut
neidisch in die USA, wo sich eine breite Koalition für die
Netzneutralität zusammen.

Foto: Oliver Baumgart

Blogsuchmaschinen

Christopher Laux‘
Motivation zur Arbeit an einer eigenen Suchmaschine für Blogs stammt
aus der Unzufriedenheit mit der Qualität von Blogsuchmaschinen: Die
Ergebnisse von Suchen innerhalb von Blogs waren über Dienste wie
Technorati oder die Blogsuche von Google oder Yahoo nicht zu
erreichen. Beim Barcamp Berlin diskutierte er seine Erfahrungen bei
den ersten Schritten, eine eigene Blogsuchmaschine zu bauen.

Die Maschine funktioniert so: Während ein „Spider“ Blogs findet, hat ein
„Visitor“ die Aufgabe, aktuelle Einträge zu finden. Diese beiden
Elemente sind bereits implementiert. Noch zu bauen sind Suchalgorithmen
und ein Webinterface, das Nutzern die eigentliche Suche erlaubt.

Im Spiderkonzept werden Bäume entsprechend bewertet, beispielsweise
als „Spam-Zweig“ (kappt man den, so werden auch viele andere
Spamquellen „gekappt“) oder als „Such-Zweig auf Italienisch“.
Sofern die Blogsuchmaschine monolingual (also beispielsweise englisch)
spidern soll, müssen auch fremdsprachige Blogs ausgeblendet werden.
Die Blogs in der Wunschsprache lassen sich recht einfach über einen
hohen Anteil an Wörtern aus einem passenden Lexikon ermitteln.

Vermeiden muss man auch, dass der Spider „im Kreis läuft“, denn unter
Millionen Blogs im Index solche Kreise zu ermitteln ist von der
Rechenkapazität her problematisch.
Generell wird auch versucht zu ermitteln, welche Teile des Blogs
welche Infos (Archivlink, interne Links, Blogroll) enthalten, und im
Prinzip können aus diesen Strukturen auch semantische
Schlussfolgerungen gezogen werden.
Blogs selbst werden erkannt anhand ihrer typischen URL-Struktur:
Anhand von 30 Regeln werden bisher 80% der Blogs erkannt. RSS als
Indikator zu nehmen hat sich nicht bewährt.

Im Betrieb zieht der Spider 1 GB/Stunde, es empfiehlt sich also ein
Server mit unlimitiertem Traffic. Ein Bloom-Filter
erübrigt es, alle bisher
erfassten URLs im Speicher zu halten, und die Datenfiles werden linear
strukturiert.

Der Visitor ist ähnlich strukturiert wie der Spider. Hier fallen
allerdings 30 GB/h an – wahrscheinlich weil die dafür vorgesehene
Maschine schneller ist. Statt 30 Connections wie beim Spider werden hier
parallel 50 Verbindungen gefahren.

Ein Problem war, dass nach einer halben Million Blogs dem System nach
einiger Zeit die Blogs ausgingen: Die Datenbank umfasst lediglich eine
halbe Million Blogs und … geht davon aus, dass das die halbe Million
‚besten‘ Blogs sind.
Aus den ‚Wer linkt auf wen“-Statistiken lässt sich ableiten, dass die
Long-Tail-Relation in der Tat umgekehrt exponentiell zueinander
verhält: Es gibt weniger und weniger Blogs mit immer mehr und mehr
Links, die auf sie zeigen. Für die Statistiker unter den Lesenden: Bei
einer doppelt logarithmischen Darstellung ergibt sich eine angenäherte
Gerade.

Timo Derstappen hat auf der
Basis von Technorati-Daten ein ähnliches System als Alert-System für PR-Abteilungen gebaut,
deren eigentliches Ziel die Auslösung eines PR-Alarms war, wenn
bestimmte Begriffe ‚peaken‘. Begriffe wurden in von Hand erstellten
Topic-Maps semantisch miteinander verknüpft und können so benutzt
werden, um Texte inhaltlich zu bewerten. Die Hardware-Anforderungen
sind relativ hoch und schwer im Rahmen eines Hobbyprojekts zu
realisieren. Invalides HTML oder RSS und Spamblogs waren auch für
dieses System – das aktuell nirgends installiert ist – ein Problem.

Buchtipp: „Mining the Web – Discovering Knowledge from Hypertext Data“
von S. Chakrabarti

Social Microformats, distribuierte Social Networks und der baldige Tod von OpenBC/XING, StudiVZ & Co.

Pixelsebi erklärt beim Barcamp-Wochenende
Berlin
, was die Probleme dabei
sind, dass Plattformen wie Myspace, Studio, Facebook oder OpenBC
unsere Netzwerk und Kontaktdaten in zentralen, nach außen nicht
offenen Systemen speichern:
Bei einem Wechsel im Leben, wenn man beispielsweise nicht mehr Student
ist, müsste man ‚migrieren‘ und verliert sein Netzwerk oder muss es
mühsam im neuen Service abbilden. Ähnlich verhält es sich, wenn ein
Dienst eingestellt wird oder jemandem verkauft wird, dem die Nutzer
nicht vertrauen.

Mikroformate zur Abbildung von Netzwerken und Kontaktdaten,
beispielsweise FOAF hCard und XFN, würden Möglichkeiten bieten, diese Informationen
in universeller Art abzubilden und sie an einem Speicherort eigener
Wahl miteinander zu vernetzen. Auch die Kontrolle darüber, wer welche
Daten einsehen kann, wäre wesentlich besser gegeben als aktuell.

Die Plattformbetreiber sind natürlich an einem solchen dezentralen
System nicht interessiert. Andererseits würde eine solche
Dezentralisierung die Annahme solcher Social Networks stark
beschleunigen und wäre im Interesse der Nutzer, die so wesentlich
einfacher ihre Kontaktdaten (Mail, mehrere IM-Systeme, mehrere
Netzwerke, Blogleserschaften etc.) miteinander abgleichen könnten.

Auch aus Sicht von Unternehmen wäre so etwas spannend, denn auch sie
wollen ihre sozialen Netzwerke überblicken können, sei es nach außen,
zu Lieferanten und Kunden, sei es – was Sebastian nicht ansprach –
nach innen ins Unternehmen selbst. Gerade für markenzentrierte
Netzwerke wäre eine solche plattformübergreifende Zugangsweise sehr
wertvoll.

„Dapper“ beispielsweise hat eine Technologie
entwickelt, um nach Eingabe einer URL das Profil, das dazu passt, in
Bausteine zu zerlegen, und man kann aus diesen Bausteinen wieder ein
„Profilkonstrukt“ rekonstruieren. Problematisch ist solches ‚Screen
Scraping‘ natürlich aus rechtlicher Sicht, aber an sich zeigt es den
Bedarf, der für einen solchen Dienst gibt, der Profildaten vernetzt.

Die Diskussion bewegt sich zwischen Fragen von Copyright und
Urheberrecht an den Daten in solchen Plattformen und der
Frage, ob dezentrale Systeme vertrauenswürdiger sind als
zentralisierte Angebote unter Firmenkontrolle. Was „verrate“ ich über
meine Freunde, was die eventuell gar nicht veröffentlicht haben
wollen? Wie genau wird authentisiert, ob jemand, der behauptet, ich zu
sein, auch die Wahrheit sagt?

Dienste wie ‚ClaimID‘ bieten schon
Vernetzungsdienste für Logins bei verschiedenen Netzwerken und
übernehmen so zentrale Vernetzungsaufgaben.

Bei People Aggregator hingegen kann man
– allerdings mit einem schwer benutzbaren Interface – alle
Schnittstellen zu verschiedenen Identitäten bei verschiedenen Diensten
zur Verfügung stellen.

Zu diesen neuen übergreifenden Identifikationsansätzen soll es eine
separate Session geben.