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Barcamp Nürnberg: der Samstag

Realität versus Phantasie: Quo vadis Second Life?
Warum ist Second Life (SL) so erfolgreich? Warum zieht es aktuell so viele Firmenaktivitäten an? Welche Rolle spielen Metaverse bzw. Uni-Verse, den OpenSource-Konkurrenten? Verlieren Firmen ihre Investition in SL, wenn Konkurrenten Marktanteile absorbieren? All das sind Fragen, die in der Session zu Second Life eine Rolle spielten.
Einigkeit herrschte darin, dass Unternehmen, um in Second Life Aufmerksamkeit zu erreichen, einen Mehrwert bieten müssen: durch Event und Kommunikation – und das im Einklang mit der in der in SL herrschenden ‚Kultur‘. Nur ‚Klötze‘ hinzustellen, in denen man drei Turnschuhe kaufen kann, reiche nicht aus.

Dann war die bisherige Erfahrung der Teilnehmer gefragt: Wie sehen erfolgreiche Events in SL aus? Wie bindet man Audiokanäle ein? Finden dort wirklich sinnvolle Veranstaltungen und Gespräche statt? Forschungen zeigen, dass sich Leute in virtuellen Welten ähnlich verhalten wie in realen Settings – was beispielsweise Körperdistanz angeht. Meetings in SL können – müssen aber nicht – effizienter sein als manche Telefonkonferenz, da ein größerer Fokus durch die 3D-Präsenz gegeben ist; so das Fazit.
Die Schnittstellen zur Realität sind allerdings nicht nur auf avatar-ebene gegeben: Welche Rolle spielen Einnahmen und Ausgaben in SL steuerlich? Wie gehen Menschen mit der im „erwachsenen“ SL herrschenden sexuellen Freizügigkeit um?
Und welche Rechtsnormen gelten eigentlich? Müsste die ‚reale‘ Polizei in SL Streife gehen? Oder gilt in SL das Recht eines virtuellen Nationalstaates, der im Besitz einer Firma ist?
Oder ist SL so dermaßen Nische‘, dass diese Fragen nicht relevant sind? Wie relevant war das „geekige“ WWW vor 10 Jahren? Ob Second Life und seine OpeSource-Clones eine ähnliche Entwicklung nehmen werden, wird spanned sein zu beobachten.
Die SL-Session gibt es auch als Podcast; ich werde noch verlinken. [Bisher nicht aufgetaucht.]
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Der Fall Saftblog
Patrick Breidenbach (werbeblogger.de) berichtet vom Fall Saftblog.de, das im Februar zwei Einträge über die olympischen Spiele in Turin geschrieben hatten und dabei die olympischen Ringe benutzt haben. Dafür wurden sie von deutschen olympischen Komitee abgemahnt und überlegten, ob sie nun ihr Blog schließen. Das Saftblog ist das Firmenblog einer Saftkellerei.
Was spricht gegen den Schutz von Marken auf diese Weise? Geht das Komitee auch gegen andere Verletzer auf diese Art vor? Was ist mit dem Schutz der Interessen der Sponsoren? Warum sollte das Komitee den Anwalt vorfinanzieren? Warum entfernt das Saftblog die beanstandeten olympischen Ringe nicht?
Genießt eigentlich ein Blog als Kommunikationskanal eines Unternehmens den Regeln des Presserechts – und genießt es auch die entsprechenden Freiheiten?
Was geschieht eigentlich, wenn sich – wie die Saftblogger sagen – ‚fremden Menschen‘ auf ihre Seite stellen und dem DOSB Briefe schreiben? Ist das erfolgreiche Communitybildung? Ist das nur der David-Goliath-Effekt? Gilt die fremde Fürsorge dem Mit-Blogger oder wirklich der an sich gesichtslosen Firma?
Hätte der DOSB vorwarnen können anstatt abzumahnen? Was, wenn die Netzaktivisten jetzt die Sponsoren ansprechen?
Update: Der Podcast zur Session (beim Werbeblogger)
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Runde der neuen Projekte
Da sich bei der Vorstellungsrunde gezeigt hatte, dass nicht wenige der Anwesenden eigene Onlineprojekte betreiben, setzte man eine Runde an, bei der diese Projekte vorgestellt werden könnten.
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Peter Schlink zeigte Laufrausch.net, eine Seite, die mit Hilfe von Google Maps eine Datenbank von Laufstrecken für Runner bietet. Das Projekt ist aktuell komplett nichtkommerziell und hat 800 registrierte Nutzer. Ein schönes Beispiel, wie man „an drei Wochenenden“ ein Projekt aufziehen kann, das bei entsprechendem Marketing und Bestückung mit Werbung oder Partnerprogrammen durchaus Geld einbringen würde.
Von Peter Schlink ist auch das Konzept geektogether, einer Art ‚thematischer Webmontag‘ oder ein ‚Barcamp aus einer Abend-Session‘ mit Begleitwiki.
Das Betamagazin.de ist ein Printmagazin, das ab Januar im zweimonatigen Rhythmus erscheinen soll und thematisch gebündelt gute und informative Artikel aus Weblogs und eigens für das Betamagazin geschriebene Beiträge versammelt soll. Das Vierfarbprodukt mit über 64 Seiten soll etwa 13 Euro kosten. Beiträge werden mit einem Gratisexemplar honoriert. Produziert wird ab PDF-Vorlage mit dem POD-Dienstleister Lulu. Eine -aus der Session angeregte- Verteilung als nur-PDF oder Podcast ist aktuell nicht geplant.
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Sleeq.de ist ein Presence-Projekt, bei dem man sich per Mail, Web oder Mobiltelefon ein- und ausbucht. So erfahren Freunde, wo man sich gerade aufhält und dass man für ein Treffen offen ist. Eingebucht und geortet wird man nicht automatisch sondern nur nach expliziter Anmeldung und nach drei Stunden „taucht“ man automatisch wieder ab. Das Projekt ist vor wenigen Wochen gestartet und lokalisiert die Nutzer lediglich über die Eingabe von Klartext.
Bucht man einen Nicht-Kontakt in den ‚Flirtalarm‘ so bekommt man selbst einen Info, dass der oder die Angebetete in der Nähe ist, und die ‚Zielperson‘ wird informiert, wo sich ein Interessent aufhält.
Ich selbst habe in dieser Session das das Interviewblog Netzstimmen und das Blog literaturwelt.de mit der unter anderem von fischmarkt.de unterstützen Sonderaktion zur Buchmesse 2006 vorgestellt.