Twitter für Events nutzen, aber richtig

Twitter hat eine hohe Affinität zu Konferenzen und Veranstaltungen aller Art, spätestens seit der SXSW 2007, als Twitter förmlich explodierte. Was liegt für einen Ticketingdienstleister wie amiando da näher als eine Analyse der Twitternutzung im Umfeld von Events, wie sie jetzt vorliegt.
Ein Team um Mitgründer Dennis von Ferenczy hat zehn internationale Veranstaltungen, darunter auch die NEXT10, unter die Lupe genommen und eine Reihe interessanter Erkennisse herausdestilliert:

  1. Ob viel oder wenig getwittert wird, hängt nicht von der Größe der Veranstaltung ab. Es gibt Events, über die nur zehn Prozent der Teilnehmer twittern – und Events, über die bis zu acht Mal so viele Nutzer twittern als daran teilnehmen.
  2. 60 Prozent der gesamten Twitter-Kommunikation findet während der Veranstaltung statt, die restlichen 40 Prozent verteilen sich gleichmäßig auf die Zeit davor und danach, mit einer zweiten kleinen Spitze einige Tage nach dem Event.
  3. Wenige Power-User dominieren die Twitter-Nutzung auch im Eventumfeld. 35 Prozent der Nutzer generieren 80 Prozent aller Tweets. Diese Gruppe hat hohen Einfluss auf die Außenwahrnehmung eines Events.

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Die Studie kann hier gegen Abgabe persönlicher Daten bezogen werden.

The Age of Augmented Humanity.

Es waren große Worte, mit denen Eric Schmidt, CEO von Google bei der diesjährigen IFA eingeleitet wurde. Niemand Geringeres als Albert Einstein und seine Vision von Technologie als Wegbereiter der Demokratie dienten als Prolog:

„Technology enables communication and communication enables democracy!“

Schmidt mühte sich den Worten gerecht zu werden und sprach gleich von einem neuen Zeitalter, das eingeleitet sei: das Zeitalter der Erweiterten Menschheit! Die begriffliche Ähnlichkeit zur Augmented Reality fällt dabei auf und in einem Interview mit der FAZ hat Eric Schmidt auch betont, dass die Augmented Humanity auf dem selben Prinzip aufbaue. So soll uns in 5-10 Jahren unser mobiles Gerät nicht nur mitteilen, wer die Oper direkt vor mir erbaut hat, sondern auch mitteilen, ob Freunde von mir in der Nähe sind oder welche Geschäfte, vielleicht sogar welches andere Opernstück ich mir in der Umgebung anschauen könnte, weil es eher meinen Geschmack trifft. Im Prinzip heißt das nicht anderes, als dass Google in Zukunft unsere Wünsche, Stimmungen und Freunde so gut kennt, dass mir nicht nur Dinge, Orte oder Erlebnisse vorgeschlagen werden, nach denen ich suche, sondern, von denen ich bisher noch gar nichts ahnte.

„Computer science is now driving knowledge in human discipline in all sorts of new ways… Imagine a future where you don’t forget anything. Why? Because the computer remembers. You don’t have to remember anymore.“

Ein Computer, der dir alles Wissen der Welt in Sekundenschnelle zur Verfügung stellt? Das hatten wir doch schonmal. Genau, IBM verkündete vor einigen Wochen den allwissenden Computer konstruieren zu wollen. Hier bei Fischmarkt schrieben wir damals, dass der Watson genannte Supercomputer Antworten auf komplizierte Fragen innerhalb weniger Sekunden finden könnte; und all das ohne große Streuverluste mit irrelevanten Informationen, wie wir es von Google kennen.
Der erste Schritt in das Zeitalter der Augmented Humanity ist nun mit Google Instant getan. Bei dieser Weiterentwicklung der Suchmaschine erscheinen in Echtzeit unter der Eingabeleiste potentielle Suchergebnisse und gibt uns so, quasi unterwegs noch alternative Inhalte mit auf den Weg.

Diese generische Suche ist nur ein erster Schritt in die von Schmidt beschriebene Vision des personalisierten, ortsgebundenen und allwissenden Informationsdienstes. Insbesondere das Attribut allwissend dürfte im Zusammenhang mit Google für Aufsehen sorgen und die Befürchtungen, die im Zuge der StreetView-Debatte beinahe schon hysterische Züge annahmen, schüren. Denn während bei Google Instant noch die Statistik die Wahrscheinlichkeit berechnet, auf deren Grundlage Suchergebnisse vorgeschlagen werden, geht die von Schmidt auf der IFA vorgestellten Vision weiter:

When I walk down the streets of Berlin, I like history. What I want is for my computer – my smartphone – to be doing searches constantly. Did you know? Did you know? Did you know? This occurred here. This occurred there. Because it knows who I am, it knows what I care about, and it knows roughly where I am.
This notion of autonomous search – the ability to tell me things I didn’t know but am probably very interested in – is the next great stage, in my view, of search.

Erweitert die Google-Vision also unser Leben um sinnvolle Instrumente? Oder kommen wir dem Schreckensszenario von George Orwells „Big Brother“ einen Schritt näher?

NEXT Breakfast Meetup @ PICNIC ’10

Wie versprochen laden wir zum ersten NEXT Breakfast Meetup auf der PICNIC ein. Es findet am Freitag, 24. September um 9 Uhr im De Bakkerswinkel statt, direkt an der PICNIC-Location Westergasfabriek.
Kommen Sie vorbei und treffen Sie Monique van Dusseldorp, die das Team der NEXT Conference ab sofort als internationale Programmdirektorin verstärkt. Sie wird sich um den internationalen Keynote-Track kümmern und der NEXT eine noch stärkere internationale Ausrichtung geben.
picnic-design-250x250.jpgAls offizieller Netzwerkpartner der PICNIC können wir Ihnen einen Rabatt für PICNIC-Tickets anbieten. Mit dem Promocode nextpicnic erhalten Sie einen Nachlass von 15% für die PICNIC (gilt für 1- oder 3-Tages-Tickets). Tickets gibt’s hier.
Bitte denken Sie daran, sich auch für das NEXT Breakfast Meetup zu registrieren. Die Anmeldung ist kostenlos.

Geheimtipp: PICNIC in Amsterdam

picnic-design-250x250.jpgIn zwei Wochen ist wieder PICNIC in Amsterdam. Ich war die letzten drei Jahre da und bin ein großer Fan der Konferenz. Oder ist es eher ein Festival?
Letztes Jahr habe ich statt der großen Nabelschau Branchenmesse in Köln die damals parallel stattfindende PICNIC besucht und es nicht bereut, auch wenn sich das Wetter in den letzten drei Jahren kontinuierlich verschlechtert hat: von warm und sonnig (2007) über kalt und sonnig (2008) zu kalt und wolkig (2009).
Wird das PICNIC-Wetter in diesem Jahr dann kalt und regnerisch? Wir werden sehen. Am Termin kann es nicht liegen, der ist immer in der zweiten Septemberhälfte. Und die dmexco findet in diesem Jahr eine Woche früher statt, also keine Terminkollision.
Erfreulicherweise ist die PICNIC eine Partnerkonferenz der Next, weshalb wir einen Nachlass von 15 Prozent auf die Ticketpreise anbieten können. Mit dem Code nextpicnic gibt es hier günstigere Tickets.
Außerdem werden wir auf der PICNIC das erste einer Reihe von Next Breakfast Meetups veranstalten. Doch dazu später mehr an dieser Stelle.
Sehen wir uns in Amsterdam?

amiando macht jetzt auch E-Mail-Marketing

Das Münchner Start-up amiando hat mal wieder seine Website gründlich aufgeräumt, das Preissystem verändert und bietet jetzt auch ein brauchbares E-Mail-Marketing an.
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Design und Usability wurden komplett überarbeitet. „amiando wird kinderleicht zu bedienen“, verspricht Gründer und CEO Felix Haas. „Wir haben fast alles umgestellt. Unser Ziel war es, unser Feature-Set (German Engineering) mit einfacher Bedienung (Silicon Valley Style) zu verbinden.“
War bisher ein Euro pro Ticket auch bei kostenlosen Events fällig, so verzichtet amiando ab sofort auf diesen Obulus und verspricht sich davon eine höhere Bekanntheit. amiando wird damit auch für Veranstaltungen wie zum Beispiel Barcamps interessant, die bis dato häufig an dieser Preishürde scheiterten.
Für uns als Veranstalter der next ist das neue E-Mail-Tool besonders interessant. Zwar konnte amiando auch bisher schon E-Mails versenden, diese Funktion war jedoch eher rudimentär. Künftig kann amiando sehr brauchbare E-Mail-Newsletter versenden und hat auch gleich ein eigenes Tracking integriert.
Allerdings ist der Mailversand jenseits der ersten 1.000 Mails im Monat nicht mehr kostenlos. Bis 10.000 Mails ist ein Cent pro Mail fällig, danach ein halber Cent. 15.000 Mails im Monat kosten demnach 115 Euro.
Für die next haben wir bis jetzt Mailchimp verwendet. Mailchimp arbeitet, anders als amiando, mit einem Staffelpreismodell, das abhängig von der Zahl der Abonnenten ist. Die parallele Datenpflege in zwei verschiedenen Tools ist jedoch recht mühsam und aufwendig.
Wir setzen amiando schon seit der next07 ein. Damals war das Start-up gerade erst frisch aus dem Ei geschlüpft. Seitdem hatte das Team immer ein offenes Ohr für unsere Wünsche, Ideen und Verbesserungsvorschläge. Es hat sehr viel Spaß gemacht zu sehen, wie aus Ideen konkrete Features und Produkte wurden.
Wir werden das neue E-Mail-Tool in der nächsten Zeit auf jeden Fall testen. Auf den ersten Blick erscheint die Filterfunktion noch ausbaufähig. Ich bin aber ziemlich sicher, dass Felix und Co. früher oder später nachrüsten werden, was vielleicht noch fehlt.

DLD Women: Warum eine Konferenz für Frauen Sinn hat


Welchen Sinn hat eine Konferenz für Frauen wie die DLD Women letzte Woche in München? Werden dort nur die üblichen Frauenthemen verhandelt, als da wären: Warum schaffen es so wenig Frauen in Führungspositionen? Müssen Frauen wie Männer sein, um Erfolg zu haben? Wollen sie das – Erfolg haben oder wie Männer sein? Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern?
Ja, auch die üblichen Frauenthemen. In einem Punkt nämlich unterscheiden sich Männer und Frauen herzlich wenig: Beide reden am liebsten über sich selbst und über ihre eigenen Themen. Und weil dem so ist, hat auch eine Frauenkonferenz Sinn. Sie gibt Frauen Raum für ihre Themen, die auf klassischen Männerkonferenzen keinen oder nur wenig Platz finden. Und die Männer nerven.
Gibt es Konferenzen für Männer? Vielleicht nicht explizit, aber was ist eine Konferenz, bei der 95 Prozent der Sprecher und 85 Prozent der Teilnehmer Männer sind? Der Normalfall? Bei Burdas DLD Women war es umgekehrt: Männer waren zwar zugelassen, aber auf der Bühne wie im Auditorium klar in der Minderheit. Gefühlt im Verhältnis 30:1.
Viele der anwesenden Frauen waren zum ersten Mal auf einer DLD-Konferenz. Diese Tatsache allein macht die DLD Women zu einer perfekten Line Extension: Sie tut dem Mutterformat nicht weh, erschließt der Marke aber eine neue Zielgruppe. Es ist immer schlau, einen Ableger, sei es nun eine Konferenz oder eine Zeitschrift, um eine Zielgruppe herum zu bauen.
Noch dazu, wenn es eine Zielgruppe ist, die so dermaßen im genetischen Code von Burda liegt wie die Zielgruppe Frauen. Schließlich war es Aenne Burda, die mit „Burda Moden“ die weltgrößte Modezeitschrift etablierte. Frauen- und Modemarken wie „Bunte“, „Elle“, „Instyle“ oder „Freundin“ gehören zum Kerngeschäft von Burda.
DLD steht für Digital, Life, Design. An Life(style) und Design war kein Mangel letzte Woche in München, doch digital sind die Themen nur noch gelegentlich, wenn etwa die Zukunft der Medien aus weiblicher Perspektive debattiert wird oder es um Fashion, Style & Blogs geht. Die Faszination der Marke DLD geht von den Menschen aus und von der glänzenden Inszenierung, nicht so sehr von den Themen.

Die Fliege des Kutschers. Die Moral des Tuns und die Konferenz next10

Eine Antwort von Laurent Burdin, Geschäftsführer Beratung von SinnerSchrader und Spezialist für Automobilmarketing.

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Kennen Sie die Fabel „Die Kutsche und die Fliege“ von Jean de la Fontaine? Eine Metapher für einen Charakterzug: wenig Nützliches bewegen, aber immer betonen, wie unentbehrlich man ist.

Eine Kutsche mit schnaufendem Sechsgespann
Fuhr einst eine starke Steigung hinan
Auf schlechtem Weg in Sonnenglut.
Sie stockte. Frauen, Mönche, Greise stiegen ab.
Da kommt eine Fliege her und tut,
Als mache ihr Gesumm den Pferden frischen Mut
Und sporne sie zu besserem Trab.

Ich kenne Ähnliches von vielen,
Die immer die Geschäftigen spielen.
Sie mischen sich in alle Dinge,
Als ob es ohne sie nicht ginge –
Und sind nur ungelegen überall.
Schmeißt sie hinaus mit Knall und Fall!

Kompletter Text hier.

Das ist auf jeden Fall mein Fazit aus der Konferenz und zum Stand der Internetbranche von heute. Einfach machen, nicht reden.

Machen! Neue E-Commerce-Konzepte wie myfab.com, neue Social-Media-Kultur wie Lego und neues Sexleben wie makelovenotporn.com.

Machen! Es ist Zeit, etwas für die Automobilindustrie, ihre E-Commerce-Aktivitäten und ihre Zukunft online zu tun. Ich mache es gern. Wir machen es gern.

Get Ready for next10!

In drei Tagen beginnt in Berlin die next10. Mehr 1.100 Teilnehmer sind bereits registriert. Sind Sie dabei? Falls nicht, dann sollten Sie es sich bald überlegen, denn der reguläre Preis von 790 Euro gilt nur noch, solange der Vorrat reicht. Danach gilt der Spätbucherpreis von 990 Euro (jeweils plus Buchung und MwSt.). Registrieren Sie sich jetzt und sparen Sie 200 Euro! Zehn Tickets sind noch da.

Das Programm steht fest

Mit über 100 Sprechern und 40 Stunden Programm ist die next10 die umfangreichste next aller Zeiten. Am 11. Mai ab 9 Uhr eröffnen der Tanzforscher Peter Lovatt und John B. Rogers, Jr. von Local Motors mit zwei Keynotes die Konferenz. Um 11 Uhr spricht Louis Rossetto, der WIRED gegründet hat und heute die Schokoladenproduktion revolutioniert. Der erste Nachmittag gehört internationalen Agenturen und Best Practice Cases. Um 17:30 Uhr wird der Visual Effects Award verliehen, bevor der Dirigent Itay Talgam mit einer weiteren Keynote den ersten Konferenztag beschließt. Am Abend steigt die offizielle next10 Party.

Den zweiten Konferenztag eröffnen der IT-Experte und Hacker Pablos Holman sowie der Blogger und PR-Profi Brian Solis. Der boomenden App Economy ist der gesamte Track 2 gewidmet. MP3-Erfinder Karlheinz Brandenburg hält um 13:30 Uhr eine Keynote zum Thema „How to be a Game Changer“. Mit der Closing Party ab 18:30 Uhr endet die next10.

Mit dem Berlin Ticket können Sie dabei sein. Es gilt am 12. Mai ab 13.30 Uhr und kostet 50 Euro (plus Buchung und MwSt.). Der Einlass beginnt um 12.30 Uhr. Im Preis enthalten ist auch der Eintritt zur offiziellen Closing Party zum Abschluss des zweiten Konferenztages (ab 18.30 Uhr). Die Zahl der verfügbaren Tickets ist begrenzt, also schnell registrieren!

Ihr individuelles Konferenzprogramm

Erstellen Sie sich Ihren Zeitplan im Web oder mobil mittels iPhone App (powered by Cellular) und Android App (powered by Mobile Roadie). Unser Medienpartner WELT KOMPAKT hält ein gedrucktes Programmheft für Sie bereit.

next goodies

2010 haben wir uns wieder viel Neues für Sie ausgedacht: Seien Sie beim Speed Dating dabei, basteln Sie sich Ihr eigenes next-Shirt und freuen Sie sich darauf, was Sie sonst noch erwartet.

Creative Technology. What we can learn from Nerds.

ADC_klein.jpgDer Wallfahrtsort der Kreativszene ist Frankfurt. Zumindest vom 12. bis 16. Mai, wenn der Art Directors Club für Deutschland e.V. zum ersten Mal in die Main-Metropole zum ADC Gipfel 2010 lädt. Das Motto The Clash of Creative Cultures verspricht ein furioses kulturelles Aufeinanderprallen der verschiedenen Kreativ-Disziplinen. Und SinnerSchrader mischt kräftig mit.
Chris Wallon, Kreativ-Geschäftsführer und Steffen Stäuber, Leiter des Innovation Lab sprechen am Freitag, 14. Mai um 11 Uhr auf der Medienbühne in Messehalle 5.0 über zwei an sich gegensätzliche kulturelle Praxen, Kreativität und Technologie, und ihren Clash im Alltag von Agenturen. Das Ergebnis des Aufeinanderprallens ist regelmäßig Creative Technology und beweist, dass auch Kreative etwas von Nerds lernen können. Die Messehalle 5.0 verbindet Hören und Sehen und beherbergt neben der Medienbühne auch die Ausstellung aller Arbeiten, die am ADC Wettbewerb 2010 teilgenommen haben.
Der ADC Gipfel: fünf Tage volles Programm und über 50 Referenten im Kongressprogramm. SinnerSchrader ist Partner des ADC Gipfels und bietet den Lesern des Fischmarkts Zugriff auf Karten zum Partnertarif. Mit dem Festivalpass für nur 399 € statt 480 € haben Fischmarkt-Abonnenten vergünstigten Zutritt zu allen Hauptveranstaltungen des Gipfels. Das Kongressticket für Stadtgespräche und Future Congress ist auf Wunsch auch einzeln buchbar zum Sondertarif von 199 € statt 250 €. Also schnell Karten sichern!

Berlin, Berlin, ich war dann mal da auf der re:publica…

Die re:publica in Berlin – zum vierten Mal stattfindend, zum ersten Mal mit mir. Dabei war lange Zeit nicht klar, ob ich überhaupt fahren darf. Als Freiberufler hat man das ja da viel einfacher, der ottonormale Angestellte hat eher das Problem der Zeit- und Urlaubsplanung.

Da ich selbst mitten in der Vorbereitung für eine Konferenz, der next10, stecke, kam bei mir noch erschwerend der Faktor Urlaubssperre und Termindruck hinzu – wir haben noch gut drei Wochen. Der eine oder andere Selbständige aus meinem Umfeld fragte mich schon Löcher in den Bauch, ob ich denn kommen werde. Oft brachte ich im Team das Thema auf den Tisch, dann entschied sich endlich letzte Woche, dass ich unter „verschärften“ Auflagen doch noch nach Berlin fahren darf.

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Was ich so nicht ganz erwartet hatte, halb Hamburg schien auf dem Weg in die Diaspora nach Berlin zu sein. Dies äußerte sich nicht zuletzt in unzähligen foursquare– und friendticker-check-ins im Hauptbahnhof am Mittwochmorgen, auch die Tweetrate mit dem Hashtag #rp10 bzw. mit „ich bin auf dem Weg nach Berlin“ stieg enorm an. Allein im 8.06-Uhr-Zug ab Hauptbahnhof saß meine halbe Twittertimeline. Ein herber Verlust für mein tägliches Leben, wenn diesem Zug etwas passiert wäre…

Einen Zug später trat auch ich meine Reise gen Osten Richtung Friedrichstadtpalast an, um zwei Stunden später feststellen zu müssen, ca. 2000 andere hatten die gleiche Idee. Lange Schlangen an den Akkreditierungsständen, mit zum Teil verwirrenden Verläufen. Kein WLAN, kein Netz, weder UMTS noch Edge noch profanes Telefonnetz. Das Areal um die re:pulica herum glich einer Steinzeit im Zeitalter des Web 2.0. Ein vernünftiges Arbeiten, wie ich es meinem Team versprochen hatte, war nicht möglich.

Zeitweise waren SMS im zurückkehrenden Telefonnetz das Kommunikationsmedium der Wahl! Im Laufe der zwei Tage, die ich vor Ort sein sollte, wurde es nicht merklich besser. Selbst bei der Anzeige „volles Netz verfügbar“ war es nicht möglich, auch nur eine einfache statische Seite aufzurufen. Sehr schade, aber wohl nachvollziehbar, wenn ca. 2000-2500 Leute gleichzeitig versuchen, ihren Laptop sowie ihr Smartphone ins Netz einzubuchen.

Nach der Akkreditierung, Bändchen umlegen, Konferenztasche abholen, Garderobe verstauen konnte ich mich endlich dem Programm zuwenden. Vieles klang interessant, doch allein die Vielfalt förderte nicht gerade die Übersichtlichkeit. Im gedruckten Programm – jaja, old-school, doch erstaunlich viele liefen mit dem gefalteten Zettel vor sich herum – waren die Workshops noch extra abgedruckt, so dass die Zeitplanung immer doppelt überprüft werden musste. Auf meinem Smartphone wäre mir das lieber gewesen, aber so gänzlich ohne Netz und Empfang wusste ich mit diesem Ding nichts mehr anzufangen…

Das Highlight der gesamten re:publica war die Session von Jeff Jarvis. Und mit dieser Meinung stehe ich bestimmt nicht alleine da, obwohl Peter Kruse ihm wohl fast den Rang abläuft in der Beliebtheit der Sessions. Doch Jeff Jarvis ist nicht nur Journalist und Professor, nein, er ist Entertainer. Und er weiß sich zu verkaufen.

Charmant leitet er den Vortrag ein, dass sein Deutsch bei weitem nicht so gut ist, um die komplette Zeit Deutsch zu sprechen – charmant wechselt er aber oftmals zwischen Englisch und Deutsch hin und her. Eine One-Man-Show, die den Saal zum Lachen bringt, auch wenn er sich von der jungen Generation einiges gefallen lassen muss. So zum Beispiel von einem Niederländer, der in der anschließenden Diskussion alle über 35 für alt erklärt und damit Jeff Jarvis fast die Show stiehlt. Bei der Twitterlesung am Abend ist er dann aber trotz Anwesenheit von u.a. Sascha Lobo, @kosmar, @bosch, @HappySchnitzel und @pickiHH wieder der uneingeschränkte Star der anwesenden „digitalen Besserwissergesellschaft“.

Andere Sessions waren natürlich auch interessant, liebend gerne hätte ich Kathrin Passig mit „Wie man Leuten nichts beibringt“ gehört. Doch die Planung sah nur einen kleinen Workshop-Raum vor, so mussten mind. 20, gefühlt eher 50 Leute vor der Tür stehen. Verstehen war da schwierig, es blieb nur der Twitterstream oder das Ausweichen auf weniger interessante Sessions, die aber komischerweise in größeren Räumen stattfanden. Immerhin konnte man da aber mal für einen Moment sitzen, verschnaufen und an den umliegenden Steckdosen Smartphone und Laptop aufladen.

Natürlich war ich nicht nur auf der re:publica, weil mein halber Bekanntenkreis da war und ich Jeff Jarvis sehen wollte. Nein, ich hatte ja harte Verpflichtungen. So networkte ich im Auftrag der next10, was das Zeug hielt. Traf mich mit den Gründern von friendticker, ging zum UdL Digital Meeting, genoss Berlins Nachtleben auf der von tumblr gesponserten „Fashion meets Tech“-Party, traf den einen oder anderen aus beruflichen Gründen und ja, am 2. Tag kam ich auch endlich dazu, meine Mails von Firmenaccount abzurufen. Nein, nicht im Friedrichstadtpalast, Quatsch Comedy Club oder in der Kalkscheune. Ich wich auf das St. Oberholz aus und zähle mich nun auch zur digitalen Bohème…