Martin Recke

Co-Founder @nextconf, corporate editor @AccentureSong, PR guy, blogger, journalistic background, political scientist, theology, singer, father, landlord, roman-catholic.

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Zum fünften Mal lädt SinnerSchrader im nächsten Jahr zur next conference ein. Die next10 findet am 4. und 5. Mai statt. Nach den fantastischen Erfahrungen auf Kampnagel dieses Jahr haben wir die ehemalige Kranfabrik wieder zum Veranstaltungsort gewählt.
Wie die next09 in diesem Jahr wird auch die next10 mit einem Pre-Conference Day und Visionary Keynotes am 4. Mai starten. Der Hauptkonferenztag mit dem gewohnt umfangreichen Programm (vier parallele Tracks!) ist der 5. Mai.
Der Ticketverkauf beginnt heute mit einem begrenzten Kontingent zum Freundschaftspreis von 390 Euro (zzgl. MwSt.). Das ist ein 50-prozentiger Nachlass gegenüber dem regulären Ticketpreis.
Registrieren Sie sich also jetzt und sichern Sie sich den besten Preis für ihr Ticket. Angesichts der wirtschaftlichen Lage haben wir die Ticketpreise nicht angehoben, sodass jeder die Chance hat teilzunehmen. Dennoch können Sie sicher sein, dass wir alles daransetzen, die next10 noch besser zu machen als die letzte Ausgabe.

Ein Plädoyer für Biss in der politischen Kommunikation

Rhetorik ist die hohe Kunst, den Zuhörer zu überzeugen. Politiker in Ministerämtern beherrschen diese Kunst in den allermeisten Fällen, sonst würden sie es gar nicht erst ins Amt schaffen. Wer mit Politikern diskutieren will, tut gut daran, sich ebenbürtige rhetorische Fähigkeiten anzueignen. Sonst geht die Sache schief. Wie in dieser Woche zweimal geschehen.
Wer das Zeit-Gespräch zwischen Ursula von der Leyen und Franziska Heine unvoreingenommen liest, dem fallen sofort die sehr ungleichen Gesprächsanteile auf. Die Ministerin redet mehr als die Petentin und hat dadurch die Möglichkeit, ihre Argumentation ausführlich darzulegen. Sie verwendet packende, emotional gefärbte Argumente und zitiert umfangreiche Quellen für ihre Position.
Was daran nicht stimmt oder auch nur einseitig argumentiert ist, müsste der des Themas unkundige Zeit-Leser von Franziska Heine erfahren. Das geschieht jedoch nur an wenigen Stellen, viele Argumente der Ministerin lässt sie unwidersprochen stehen. Sie ist praktisch permanent in der Defensive, verteidigt ihre Position aber oft nur kurz angebunden, ohne die eigene Argumentation aufzubauen. Die detaillierte Widerlegung findet wieder nur ex post in irgendwelchen Blogs statt, die der Zeit-Leser im Zweifel nicht liest.
So geht das nicht! Die Argumente müssen auf den Tisch. Sich wie ein Mathematiker auf ein paar knapp gehaltene Aussagen zurückzuziehen und die logischen Schlussfolgerungen daraus dem geneigten Leser zu überlassen, schafft nur unnötigen Raum für die Kontrahentin, der eine solch noble Zurückhaltung schon qua Amt wesensfremd sein muss.
Mir fehlt da schlichtweg der Biss. Felix hingegen findet Franziska Heine genau richtig so und wünscht ihr eine ebenso zahnlose Ministerin als Gesprächspartnerin:

warum eigentlich gelten die normalen anstandregeln in der politik nicht? warum gilt derjenige, der am besten taktiert, rhetorisch am elegantesten lügt oder agitiert und sich bei seinen schweinereien nicht erwischen lässt, als guter politiker und nicht derjenige der nicht auf tricks, rhetorisches stroh- und störfeuer angewiesen ist, sondern auf die kraft seiner argumente vertraut? warum zielt die politik fast immer auf die diskreditierung ihrer gegner ab, statt sie mit argumenten niederzuringen?

Weil es ihnen ihre Gegner zu einfach machen. Diese Art von Politikern können sich nur deshalb durchsetzen, weil ihre Gegner zu schwach sind. Das Thema Kinderpornographie ist hoch emotional und sehr gefährlich für jede politische Debatte. Dagegen anzukommen kann nur mit Emotion gelingen. Emotionale Argumente müssen auf der gleichen Ebene entkräftet werden.
Für den politischen Erfolg braucht es drei Dinge: eine Strategie auf mittlere bis längere Sicht, eine Taktik auf kürzere Sicht und eine Rhetorik für die direkte Auseinandersetzung. Ursula von der Leyen hat das vorbildlich umgesetzt: das Thema für sich entdeckt, ihre Partei hinter sich gebracht, den Koalitionspartner nach allen Regeln der Kunst vorgeführt und schließlich die politischen Gegner marginalisiert.
Die Verteidiger des Internets und des Rechtsstaats hatten diesem Feldzug von Anfang an nichts entgegenzusetzen – keine Strategie, keine Taktik, keine Rhetorik. Das ist bedauerlich. Jedoch sind die hohe mediale Aufmerksamkeit der letzten Wochen und die starke Politisierung im Netz nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um wieder aus der Sackgasse herauszukommen. Man muss es nur tun.

Piraten und Petenten nicht auf Augenhöhe mit Zensursula

Wer verstehen will, warum Gesetze wie das Zensursula-Gesetz auch gegen den Widerstand von über 130.000 Unterzeichnern der Petition gegen Internetsperren beschlossen werden, der hat in dieser Woche zwei Verständnishilfen bekommen. Am Montag stellte sich Dirk Hillbrecht, immerhin der Vorsitzende der Piratenpartei, einer Diskussion mit dem alten CDU-Fuchs Rupert Scholz. Und bekam kräftig Prügel.
Heute nun druckt die Zeit ein Gespräch zwischen Ursula „Zensursula“ von der Leyen höchstselbst und Franziska Heine, der Initiatorin jener Petition. Sie war der ministeriellen Rhetorik nicht gewachsen. Und ging sang- und klanglos unter.
Es hilft nichts: Recht zu haben (oder das wenigstens zu meinen) und die vermeintlich besseren Argumente genügt nicht. Piraten und Petenten müssen auch rhetorisch auf Augenhöhe mit Politikern diskutieren können. Wenn sie aus der Nische herauswollen. Beim derzeitigen Zustand ihrer politischen Rhetorik ist sonst kein Blumentopf zu holen.

Wir stehen vor einer Konterrevolution

Der interaktive Konsument revolutioniert das Marketing. So lautet der erste Satz unseres Credo. Die Revolution geht hier also vom Volke aus, von den Konsumenten. Das Internet hat sie in die Lage versetzt, sich direkt und ohne Mittelsmänner aus beliebigen Quellen weltweit zu informieren, ihre eigene Meinung frei zu äußern und Waren oder Dienstleistungen in einer nie gekannten Auswahl beziehen zu können.
Doch wie jede Revolution hat auch diese ihre Verlierer. Das Internet ist, wir hatten es schon länger geahnt, eine disruptive Technologie. Es entwertet alles, mit dem es in Berührung kommt. Alles, was digitalisiert werden kann. Und das ist mehr, als manch einer dachte, damals, als er zum ersten Mal mit diesem immer noch neuen Medium in Berührung kam.
Der Preis einer Nachricht ist im Internet gleich Null. Das schmeckt den Verlagen nicht, die ihr Geschäftsmodell deshalb bedroht sehen. Sie fordern nun neue Leistungsschutzrechte, lebensverlängernde Maßnahmen für sterbende Blätter. Und die Politik scheint ihnen Gehör zu schenken.
Dabei befinden sich die meisten schrumpfenden Zeitungen und Zeitschriften in der Cash-Cow-Phase ihres Produktlebenszyklus. Sie können und sollen ohne weitere Investitionen gemolken werden, um den Cash-Flow zu liefern, mit dem ihre Eigentümer neue Geschäftsfelder aufbauen können. Was auch immer unter Leistungsschutzrechten zu verstehen sein mag, es gehört jedenfalls in die Kategorie der Innovationsbremsen und soll den Strukturwandel abfedern.
Die Vertriebskosten eines Musikstücks sind im Internet gleich Null. Das schmeckt der Tonträgerindustrie nicht, die deshalb ihre seit langem darbende Messe absagt. Sie fordert nun politisches Handeln, um den Diebstahl geistigen Eigentums im Netz zu stoppen. Gleiches Problem, gleiche Lösung?
Die Erosion der Tonträgerindustrie ist schon sehr viel weiter fortgeschritten als der langsame Niedergang der Printmedien, und die alternativen Vertriebswege im Netz (iTunes, Amazon MP3) sind längst etabliert. Hier ist nicht einmal zu ahnen, wie die Politik den darbenden Labels noch helfen könnte. Zudem fehlt der Musikindustrie ein entscheidendes Element, um sich im politischen Geschäft Gehör zu verschaffen: Deutungshoheit und Meinungsmacht.
Medien besitzen beides, und beides ist durch das Internet bedroht. Hier bietet sich die Intervention einer Politik geradezu an, die nach wie vor am liebsten nur mit Bild, BamS und Glotze regieren möchte und das auch ungebrochen tut. Hier zeichnet sich eine Allianz ab, die das Internet in Deutschland bedrohen könnte.
Nach Banken, Autoherstellern und Einzelhändlern sind nun die Medien an der Reihe. Sie sind die nächste Krisenbranche, die der Staatshilfe bedarf. Und die ersten Hilfsaktionen werden bereits eingefädelt. Die Allianz von Politik und Presse will um jeden Preis die Demokratie vor dem Internet retten – und bringt letztlich beides in Gefahr. Das Mantra dieser Allianz lautet: Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein.
Wir stehen vor einer Konterrevolution. Urheberrechtsnovellen, Vorratsdatenspeicherung und Netzsperren gegen Kinderpornographie waren nur der Anfang. Die CDU schickt sich schon an, mit Netzsperren gegen Urheberrechtsverletzer in den kommenden Wahlkampf zu ziehen. Der digitale Konsument, der zuallererst ein Bürger ist, soll auf ein (medien-)industrie- und politikverträgliches Maß zurechtgestutzt werden.
Das Motto der next07 lautete: Alle Macht dem Konsumenten!? Im Jahr 2009 ist ein offener Machtkampf ausgebrochen, in dem es um nichts weniger geht als die Kontrolle über das Internet. Eine TV-Diskussion bei Phoenix läuft morgen unter dem Titel „Außer Kontrolle – Welche Macht hat das Internet?“

Per Knopfdruck lassen sich Flugtickets buchen, Nachrichten verschicken und manchmal sichert das Internet auch den einzigen freien Zugang zu Informationen. So wie in diesen Tagen im Iran. Der Aufstand der Oppositionellen dort zeigt, dass das Internet längst eine Waffe ist, um sich gegen Zensur und staatliche Kontrollen zu wehren. Hat das Internet die Macht, eine Diktatur zu stürzen? Werden „Twitter“ und „Facebook“ reale menschlichen Beziehungen immer mehr ersetzen? Und wie viel Freiheit verträgt das Internet überhaupt?

Die Antwort auf diese Frage ist einfach. John Gilmore hat sie bereits 1993 gegeben:

The Net interprets censorship as damage and routes around it.


Siehe auch: Twitter in der Politik, im Iran und hierzulande

Twitter in der Politik, im Iran und hierzulande

Es ist eine frappierende Parallelität der Ereignisse. Im Iran wird gerade versucht, eine Diktatur mittels Twitter zu stürzen. Die sozialen Medien haben dort die Kommunikationsverhältnisse so verändert, dass die gewohnte vollständige Unterdrückung oppositioneller Stimmen nicht mehr funktioniert. Es gelingt den Machthabern nicht, das Internet genauso zu zensieren wie die Massenmedien.
Und in Deutschland schickt sich eine große Koalition an, just eine solche Zensurinfrastruktur einzuführen, wie sie die iranischen Machthaber gerne hätten. Auch hier formiert sich der Protest via Twitter. Noch können wir uns im Internet frei bewegen. Reicht künftig ein kinderpornografisches Twitpic, um den ganzen Dienst in Deutschland abzuschalten?
Der Iran twittert Morgenluft, kalauert Hajo Schumacher in der Welt. Digitale Schnellbote beobachtet die Süddeutsche Zeitung. Der Versuch, das iranische Regime zu stürzen, hat Twitter in Deutschland wieder einen enormen Aufmerksamkeitsschub verschafft. Zuletzt haben das plappernde Abgeordnete geschafft, die Ende Mai das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl vorzeitig bekanntgaben.
Die SPD macht sich mit ihrer Zustimmung zum mit heißer Nadel gestrickten Sperrgesetz für die digitale Generation unwählbar. Twitter könnte im kommenden Bundestagswahlkampf eine wichtige Rolle spielen – und eine andere, als es sich die auf Barack Obama schielenden, twitternden Wahlkämpfer gedacht hatten.

Video: Moritz Koch über Share Economy im E-Commerce

Outsourcing ist an sich kein neues Konzept. Jeff Jarvis hat das alte Mantra „Do what you can do best – outsource the rest“ für das interaktive Zeitalter aktualisiert: „Do what you do best. And link to the rest.“

Für den E-Commerce heißt das vor allem: Erfinden Sie nicht das Rad neu, zum Beispiel den Checkout-Prozess, sondern nutzen Sie das, was schon da ist. Jeder neue Shop steht vor ähnlichen Aufgabenstellungen und muss die gleichen Probleme lösen wie andere vor ihm.

Moritz Koch hat sich in den letzten Monaten ausgiebig mit solchen Fragen beschäftigt. Er baut für SinnerSchrader den neuen Geschäftsbereich next commerce auf, der sich mit E-Commerce-Outsourcing beschäftigt.

Auf der next09 hat Moritz darüber referiert, wie Innovation und wirtschaftliche Herausforderungen die Architektur des E-Commerce-Stack verändern. Isolierte Silos gehören der Vergangenheit an, heutige Geschäftsmodelle basieren auf gemeinsam genutzten Ressourcen: Daten, Plattformen und Dienstleistungen. Der nächste Schritt ist, auch Wissen und Know-how zu teilen.

Video: Klaus Madzia und die Gratiskultur im Internet

Apropos Gratiskultur im Internet: Wenn in Deutschland jemand Erfahrung mit Gratismedien hat, dann ist es Klaus Madzia. Für Holtzbrinck hat er mehrere Gratiszeitungen an den Start gebracht und wieder eingemottet. Heute berät er die Deutsche Post bei ihren Gehversuchen in diesem Bereich.

Auf der next09 versuchte er zur provozieren, indem er neun von zehn Kostenlosmodellen im Internet das Aus prophezeite. Der Provokationsversuch misslang, weil offensichtlich niemand im Saal etwas anderes erwartet. Alexander Becker von Meedia schrieb lakonisch:

Die Web-Wirtschaft hat sich darauf eingestellt, dass demnächst mit einer harten Pleitewelle zu rechnen ist und das es für die Probleme der Medienhäuser, die im Netz Geld verdienen wollen, keine Lösung gibt. Madzias Fazit: „Meine Antwort: Ich habe keine“.

Twitter im Unternehmen (und in der Politik)

Deutschland hat seine erste Twitter-Affäre. In einem Strandkorb am Strand von Ording sitzend, habe ich am vergangenen Sonnabend über Twitter erfahren, dass Horst Köhler gleich im ersten Wahlgang als Bundespräsident wiedergewählt wurde – etwa zehn Minuten vor der protokollarisch korrekten Bekanntgabe durch den Bundestagspräsidenten.

Twitternde Abgeordnete brechen die teils geschriebenen, teils ungeschriebenen Regeln der politischen Kommunikation und verändern sie zugleich damit. Fraktionsvorsitzende kommen ihrer Aufgabe nach, ihre Fraktion zu disziplinieren – was in diesem Fall heißt, die Twitter-Sünder vom Zwitschern interner Angelegenheiten abzuhalten.

Der Bekanntheit von Twitter in Deutschland hat diese Affäre sicher nicht geschadet. Und vielleicht wird der kommende Wahlkampf ja doch etwas spannender als gedacht – dank Twitter.

Twitter kennt keine Sperrfrist und online ist wesentlich viraler als manche dachten. Wenn die Botschaft stimmt. Alle können für den Wahlkampf davon ausgehen, dass wir weitere solcher Momente erleben werden. Sicher stoßen in den nächsten Wochen noch mehr Kandidaten die Tür zur Online-Welt auf, legen sich digitale Profile zu und senden ihre Mischung aus Person und Position. Politik wird damit nahbar, greifbar – aber manchmal auch angreifbar.

Wir alle experimentieren noch mit unseren Twitterkonten, wie Nicole Simon auf der next09 feststellte. Sie hat über Twitter ein Buch geschrieben. Die Folien zu ihrer Präsentation finden Sie auf SlideShare. Ihre Bewertung können Sie auf SpeakerRate abgeben.