OMD läuft DIMA den Rang ab

Omd_plan

Online-Werbung, dir geht es gut. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, die OMD
(Online Marketing Düsseldorf) lieferte ihn. 50 Prozent mehr Aussteller
als im Vorjahr, vervierfachte Fläche und dank 4.000 Gästen rappelvolle
Messestände zeigten eine wieder von sich selbst überzeugte Branche. Das
Elend eine Halle weiter, wo die Direktmarketer gleichzeitig versuchten,
ihre ehemals glanzvolle Universalmesse DIMA vor der Selbstauflösung zu
bewahren, verstärkte den Eindruck. Bei den Klassik-Kollegen hat sich
die Zahl der Aussteller in zwei Jahren halbiert. Die E-Mail-Versender
waren erstmals nicht mehr auf beiden Messen präsent, sondern komplett
zu den Onlinern gewechselt.

Weiterlesen

The Times They Are A-Changin‘

Böse, böse:

GrafDie Werbeindustrie hatte schon immer ihre liebe Not mit den
Interaktiven. Vor allem die Technikfraktion paßt einfach nicht in das
hippe Ambiente der auf maximale Oberfläche optimierten Agenturen. So
schwanken die Werbeagenturen seit einem Jahrzehnt immer zwischen Make
und Buy: Weil sie als Kommunikations-Allrounder den Anspruch haben,
sowieso alles besser zu können und besser zu wissen, holen sie mal die
Interaktiven in die Agentur, dann sourcen sie sie aus, dann wird wieder
ein eigenes Biotop für sie aufgebaut und am Schluss werden sie dann in
Richtung Arbeitsagentur entsorgt. In jeder Zwischenstufe holt man sich
(wenn die managementmethode mal wieder ‚Kernkompetenzen‘ heißt) das
Interaktiv-Knowhow von einem, der sich damit auskennt.

Hightext-Urgestein Joachim Graf im iblog aus Anlass der Auflösung der Interactive-Unit von Springer & Jacoby. Vor ein paar Jahren hörte sich das noch ganz anders an:

Lazzeroni2"Die einen werden von großen Werbeagenturen gekauft, die Übrigen
werden ein Teil der IT-Industrie", erwartet Claudius Lazzeroni,
Professor für Kommunikationsdesign an der Universität Essen. […]

Claudius Lazzeroni
leitet eine der erfolgreichen Agenturen, ist also nicht nur
beobachtender Professor, sondern auch Gründer: Nach ein paar Jahren
als Kreativdirektor bei Pixelpark zog Lazzeroni in einen alten
Pferdestall im Berliner Szeneviertel Prenzlauer Berg. Er grub den
Hof um. Säte Rasen.

Aus dem Stall wurde ImStall, eine Agentur mit heute rund 30
Mitarbeitern, geplanten 5,8 Millionen Mark Umsatz und einem Gewinn
am Ende des Jahres. Lazzeroni zweifelt, ob er den Erfolg
wiederholen kann. Wenn Jacobs etwa eine weltweite Kampagne über
alle Medien hinweg wolle, dann habe ImStall schlechte Chancen, weil
die Firma zu klein sei. "Wir müssen Teil eines Netzwerks werden,
wenn wir unabhängig bleiben wollen."

Was aus ImStall wurde, ist bekannt. Aber das beantwortet natürlich noch immer nicht die Frage, welche Zukunft die Interactive-Units der Werbeagenturen haben.

Zentralkomitee

"Wir leben im Google-Kommunismus. Und Du überlegst, ob Du in der Prawda etwas gegen das Zentralkomitee sagen kannst?"

So der Kommentar von Matthias Schrader, frisch von der OMD zurück, zur gestern bekannt gewordenen Abschaffung der Agenturprovision durch Google, die Holger Schmidt heute in der FAZ mit einem schlanken Satz würdigt:

"Um das Wachstum des
Suchmaschinenmarketings zu steigern, ersetzt Google die marktübliche
Agenturprovision von 15 Prozent durch ein leistungsabhängiges
Anreizmodell."

Nachtrag: Mehr zum Thema bei Betamode

Luxus per Mausklick

VuittonLouis Vuitton nimmt den Kampf mit Ebay auf. Der Luxusmodehersteller will, so kündete gestern die FTD, künftig seine Produkte selbst über das Internet verkaufen. Das ist natürlich Wasser auf die Gebetsmühlen des Fischmarktes. Denn diese absehbare Entwicklung hat Matthias Schrader als eine treibende Kraft für den neuen Rock’n’Roll-Faktor des E-Commerce ausgemacht. Seine These:

Weil die stationären Vertriebsformen in Deutschland mächtiger
als anderswo erscheinen, zögern viele Hersteller in den Direktvertrieb
einzusteigen. Ein folgenschwerer Fehler. Der mündige Konsument von
heute will direkt kaufen, kann er dieses nicht, weicht er aus – zum
Beispiel auf Ebay. Die Hersteller treiben durch ihre Angst vor dem
Direktvertrieb Ebay die Kunden in Scharen zu. In keinem Land weltweit
gibt es eine so hohe Penetration von Ebay-Accounts wie in Deutschland.
Und über keinen anderen Mittler gerät die Marke so unter die Räder.

Auch Louis Vuitton verkauft schon seit fünf Jahren online – aber nur in den USA. Und das hat die Edelmarke mit vielen ihrer Wettbewerber gemeinsam. Insofern könnte von dieser Ankündigung eine Signalwirkung ausgehen. Also, liebe Dienstleister: Geht auf die Straße Roadshow! Verkündet die frohe Botschaft allen Markenartiklern. Wer glaubt und sich gute und edle Shops bauen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird von den Konsumenten verdammt werden…

Neues E-Commerce-Fachblatt am Horizont

InternetworldbusinessAuf den ersten Blick klingt vielversprechend, was die Neue Mediengesellschaft Ulm zum Relaunch der Internet World (Zeitschrift, nicht Messe) ankündigt:

Seit dem Platzen der Internet-Blase im Jahr 2001 ist das Web fast unbemerkt zum bedeutsamen Rückgrat der deutschen Wirtschaft geworden, an das nahezu alle Unternehmen angeschlossen sind. Als Schnittstelle zum Kunden ist das Internet in der deutschen Wirtschaft zum Normalfall geworden, quasi jedes deutsche Unternehmen betreibt in irgendeiner Form eCommerce oft mit Fokus auf Marketing und Vertrieb. Dabei müssen im Internet Interessenten gesucht und gefunden werden, diese sind in Kunden zu wandeln, die Waren und Rechnungen bekommen und möglichst zu Dauerkunden gemacht werden sollen.

Bei der Optimierung dieses Kanals gilt es neue Trends zu kennen, das eingesetzte eCommerce-Modell zu optimieren, neue Dienstleister und ihre Angebote zu kennen, von Erfolgen und Misserfolgen anderer zu lernen, die Basistechnologien zu verstehen und eigene Erfolge bewertbar zu machen.

All dies will das Blatt, künftig unter dem Titel "Internet World Business" und im 14-täglichen Rhythmus, seinen Lesern bieten – dann nur noch Abonnenten, der freie Verkauf wird eingestellt. Ob das funktionieren kann, wird beim Medienrauschen eifrig diskutiert.

Eines scheint klar zu sein: Für den Webentwickler ist das Blatt künftig nichts mehr. Für den Fischmarkt hingegen wird es Pflichtblatt, falls die Pläne auch nur halbwegs eingelöst werden.

Sozial ist, was Arbeit schafft

Untitled1

Neben Offerten für Vi*gr* und Sp*r gehören Angebote für outgesourcte Programmierleistungen in Weissrussland und Indien zu den liebsten Opfern meines Spam-Filters. Manchmal rutscht jedoch, so wie heute, eine Mail falsch-negativ durch und ich kann nicht widerstehen, doch mal zu schauen, was für einen sozialabgabebefreiten Tagessatz von 120 EUR  so alles möglich ist. Da wirbt zum Beispiel heute Semantica IT aus Minsk recht offen mit  ihren Programmierleistungen für den niedersächsischen  Europaabgeordneten Prof. Dr. Hans-Peter Mayer. Ein CMS habe man entwickelt und implementiert – klar, das wäre in Deutschland nicht bezahlbar gewesen, so die  schlüssige Argumentation der smarten Jungsn aus dem fernen Osten. Vor diesem Hintergrund erscheint die Presseerklärung des MdEP zur EU-Dienstleistungsrichtlinie nur konsequent:

Ziel ist es, die grenzüberschreitende Erbringung von Dienstleistungen zu erleichtern. Auf diese Weise soll der Wettbewerb zwischen den Anbietern verstärkt werden, um Innovationen zu fördern und Preise zu senken.

Vielleicht hätte man dem guten Mann noch sagen müssen, dass die EU noch nicht bis nach Weissrussland reicht…

Die Wahrheit des Tages

Eine Firma mit einem Webauftritt sollte heute schon von jeder
Webagentur “bloggisches” einfordern. Statt auf Frames, armseligen
Quellcode, Flash und statischen Quatsch zu setzen, der nie upgedatet
wird. [Robert Basic]

Auf der Systems

SystemsEin Blick zurück in die Geschichte zeigt die treibende Idee hinter dem Erfolg des Personal Computers. Pioniere wie Douglas Engelbart und Alan Kay haben die Technik der Rechenmaschinen für den Menschen zugänglich gemacht. Ein Vortrag von Christian Jung (SinnerSchrader Neue Informatik) auf der Systems beschreibt diese Vision und zeigt, wie sie im heutigen Projektalltag durch den Einsatz von User Centric Design (UCD) weiterlebt.
Stefan Kunze stellt in einem weiteren Vortrag die UCD-Projektmethodik vor. Termin: 27. Oktober.