Brutto, Netto, Merkel

Bild_7Kaum gestartet, verstolperte das Dreamteam MerkelKauder bereits den Wahlkampfauftakt im virtuellen. Gelegenheit für uns, den Aufreger des Tages als eleganten Aufhänger zu nutzen, auf unseren kleinen Shop bei Spreadshirt hinzuweisen. Letztere erfreuen uns seit Jahren mit einem Service, auf den Jochen Krisch mit Blick auf Zazzle und CafePress jüngst zu recht hinwies: Personalisierte Produkte schnell und kostengünstig in Losgröße 1 herzustellen.


Kleiner Nachtrag zum Thema Merkel+Pop von Tobias Kniebe in der heutigen SZ: "Kann man Deutschland überhaupt regieren, wenn man zwar ein Dauerticket für den Bayreuther Wagnerhimmel, aber nur eine einzige "Beatles"-Platte besitzt? Angela Merkel und der Pop, das sind zwei getrennte Universen."

Das Nivea-Haus wird gebaut

Flagship Stores setzen effektvolle Kontrapunkte zur allgegenwärtigen
Verramschung von Marken. Das kennen wir von Premiumherstellern schon
lange. Jetzt entdeckt Nivea das Prinzip der Veredelung durch Inszenierung. In Hamburg, auf der Ecke Colonnaden / Jungfernstieg, hat Beiersdorf eine
700 Quadratmeter angemietet, um dort das
erste Nivea-Haus in Deutschland zu eröfnen. Nach Angaben von
Beiersdorf-Sprecher Peter Nebel soll dort die "ganze Nivea-Welt
erlebbar", aber kein Produkt verkauft werden. Nivea will beraten und neue
Produkte erklären; es soll Haut-Untersuchungen und Anwendungen wie
Massagen und Schminken geben. Man wolle dem Handel keine
Konkurrenz machen, suche nicht nach einem neuen Vertriebskanal, steht in der Welt.

Der Schutz der Wiederverkäufer ist sicherlich ehrenvoll, aber was
ist damit gewonnen? Die Kosmetikberaterin erklärt in exklusiver
Umgebung eine Creme, die der Besucher umständlich eine Ecke weiter beim Billigdrogisten kaufen muß – wenn dort überhaupt das Sortiment in der erforderlichen Tiefe vorrätig ist.

Das gleiche Problem hat die Marke übrigens im
Internet. Der Unterschied zwischen gucken und hier oder hier
kaufen ist schon eindrucksvoll. Schon so manche Marke hat sich aus
diesem Grund dazu entschieden, den Internetkanal nicht gänzlich den
Internethändlern zu überlassen. Sony, Puma, Esprit, ja selbst Haribo
sind Marken, die ebenfalls nie riskieren werden, ihren
Händlervertrieb zu verprellen. Aber sie reagieren auf die Wünsche ihrer
Kunden und bieten im Internet ein in sich geschlossenes Kauferlebnis an
– denn nur hier kann eine Marke sich frei von allen Einflüssen
präsentieren. Und das kommt ganz nebenbei nicht nur Hamburgern zugute.

„I want my MTV“

MTV Overdrive
In Amerika haben Fernsehsender damit begonnen, eigene Programme im Internet aufzubauen, berichtet die New York Times. Aber erst wenn die Mediaplaner ihre Etats umschichten, steht die Wachablösung wirklich vor der Tür.

"While MTV’s TV network is being criticized, its new Internet video service, MTV Overdrive,
is being praised as perhaps the slickest attempt yet to combine the
packaging of television with the interactivity of the Internet. With
one click, users can view dozens of shows – music video collections,
newscasts, artist interviews and supplements to MTV’s signature
programs like "The Real World." And with a second click, users can see the various segments that make
up those shows. They also can assemble a program of their choosing,
mixing and matching parts of any of those shows, as well as videos and
older programs from MTV’s archive of thousands."

NYT: "More People Turn to the Web to Watch TV"
Download nytimes_turntowebtowatchtv.pdf

Analog profitiert von Digital

Der ehemalige ostdeutsche Fotofilmproduzent und heutige Bilderentwickler Orwo profitiert von der Beliebtheit der Digitalfotografie. "Immer mehr Menschen wollen ihre per Digitalkamera aufgenommenen
Bilder zu jeder x-beliebigen Tageszeit von ihrem Computer aus direkt
zum Entwickeln an ein Fotolabor schicken und im Gegenzug die Abzüge auf
Fotopapier bequem auf direktem Wege per Post nach Hause bekommen", sagte der Geschäftsführer der ORWO Net GmbH, Gerhard Köhler, der dpa. Die Nachfrage werde laut Prognosen stark steigen. Demnach werde es 2005
in Deutschland mindestens drei Milliarden Fotoabzüge geben, die als
digitale Bilder aufgenommen wurden.

Das ist sicher richtig und eine erfreuliche Entwicklung – denn irgendwo müssen sie ja hin, die ganzen Digitalies. Ich befürchte, daß diese analoge Bilderblüte von kurzer Dauer ist. Ich sage nur: Flickr.com. Archivieren und publizieren über einen Kanal. Die Materialisierung wird nur noch einigen ausgesuchten Exemplaren vergönnt sein.