Kontrollierte Vorläufige Insolvenz

Eine Erklärung für die Ungereimtheiten in Sachen Fusion zwischen Interwall und Neusta erreichte den Fischmarkt inzwischen per Telefon. Demnach sei Interwall zwischenzeitlich durch Zahlungsausfall von Seiten eines bedeutenden Kunden in Schwierigkeiten geraten und befinde sich nun in einer „kontrollierten vorläufigen Insolvenz“. Per Umstrukturierung – was in diesem Fall wohl „Entlassungen“ heißt – soll die Firma wieder flott gemacht und fortgeführt werden. Das Thema Fusion habe sich demnach erledigt.
Den Rest der Geschichte hatte gestern ibusiness.de:

„Im Rahmen der Fusionsverhandlungen hat Interwall uns mitgeteilt, dass sie Liquiditätsprobleme eines Betrages in bedeutender Höhe haben und gegebenenfalls einen vorläufigen Insolvenzantrag stellen müssen“, erklärt Neusta-Chef Dirk Schwampe auf iBusiness-Nachfrage. Darauf hin habe Neusta die Fusionsverhandlungen abgebrochen.
Inzwischen habe Interwall laut einer von Neusta veröffentlichten Stellungnahme beim Amtsgericht Bremen vorläufige Insolvenz angemeldet.

Fusion und Diffusion

Interwall und Neusta

„Interwall und NEUSTA wachsen zusammen“, verkündete am 10. Januar 2006 eine Pressemitteilung der Bremer Agentur Interwall. „Durch die Fusion der Unternehmen Interwall und NEUSTA entsteht in Bremen eine der größten und weiter am stärksten wachsenden Internetagenturen.“

Das neue Unternehmen verbinde die Kompetenzen Multimedia, Online-Marketing, Merchandising-Shops und Softwareentwicklung, hieß es. Es beschäftige 115 Mitarbeiter und habe im Jahr 2005 einen kumulierten Umsatz von mehr als 9 Mio. Euro erzielt. Interwall wäre damit an Hanke hmmh Multimediahaus Bremen vorbeigezogen, das (laut New Media Service Ranking) 8,93 Mio. Euro umsetzte und damit Platz 10 belegte.

Doch knapp sechs Monate später will von der Fusion niemand mehr etwas wissen. Die Pressemitteilung ist stillschweigend von der Website verschwunden, und der verhinderte Fusionspartner Neusta hat seinen über lange Jahre bewährten Webauftritt reaktiviert.

Das aktuelle New Media Ranking weist Interwall mit 4,5 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2005 aus – und 98 (!) Mitarbeitern zu Beginn des Jahres 2006. Neusta müsste demnach ebenfalls 4,5 Mio. Euro umgesetzt haben und hat laut Website 77 Mitarbeiter. Macht zusammen 175 – und nicht 115, wie es in der Pressemitteilung hieß, in der Neusta-Geschäftsführer Carsten Meyer-Heder wie folgt zitiert wird:

„Wie hoch der Grad der gegenseitigen Ergänzung ist, zeigt die Tatsache, dass keine Schnittmengen bei Funktionen und Personal existieren. Konkret heißt dies, dass wir auf keinen einzigen Mitarbeiter verzichten. Im Gegenteil nehmen wir uns vor, weiter zu wachsen und in diesem Jahr etwa zehn zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.“

Irgendetwas kann da nicht stimmen.