E-Commerce-Forschung, made in Slowenien

Schon zum zwanzigsten Mal trafen sich kürzlich Wissenschaftler aus aller Welt im slowenischen Bled zur E-Conference – die es seit 1987 gibt, als in Deutschland die Versorgung von Privathaushalten mit Internet noch für unmöglich gehalten wurde und höchstens vereinzelte Haushalte zu BTX bzw. Datex-J Zugang hatten.
Die Konferenz zählt damit zu den traditionsreichsten ihrer Art und setzt sich aus wissenschaftlicher Sicht mit Electronic Commerce und verwandten Themenfeldern auseinander. Im Fokus der diesjährigen Konferenz standen E-Government-Bemühungen, neue Geschäftsmodelle, Interoperabilität und Mobilität.
In diesem Jahr habe ich an der Konferenz teilgenommen und einen Vortrag im Bereich „Privacy and Security in Electronic Environments“ gehalten. Der Vortrag resultierte aus der gemeinsamen Arbeit mit Kollegen von der Fraunhofer Gesellschaft, die einmal untersucht haben wollten, inwieweit Datenschutzbedenken Online-Käufer davon abhalten, an Loyalitätsprogrammen teilzunehmen.
Wenn man Psychographika wie Datenschutzbedenken (Concern for Information Privacy) erheben will, greift man auf vielfach validierte Fragenkataloge aus der Literatur zurück und untersucht, welchen Einfluss diese Psychographika z.B. auf die Nutzung von Loyalitätsprogrammen haben. Interessanterweise stellt sich heraus, dass Nutzer von Loyalitätsprogrammen signifikant höhere Datenschutzbedenken haben als Nicht-Nutzer. Das ist überraschend, könnte aber eventuell durch schlechte Erfahrungen der Nutzer hinsichtlich des Datenschutzes in aktuellen Loyalitätsprogrammen erklärt werden.
Zudem zeigten die Resultate der Arbeit, dass es bestimmte Marktsegmente gibt, die ein starkes Interesse an datenschutzfreundlichen Loyalitätsprogrammen haben. Eine entsprechende nutzerfreundliche Lösung mit blinden Signaturen entwickelten daraufhin die Forscher des Fraunhofer Instituts. Hier sind die Folien und der Beitrag.
Übrigens ist Bled ausgesprochen idyllisch und einen Besuch allemal wert. Diese Fotos zeigen keine Modelleisenbahnlandschaft, sondern den Bleder See und Umgebung:

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Oliver Hinz, Stipendiat der SinnerSchrader AG 2007

Multitouch von Microsoft

Microsoft Surface (Demovideo)

Bis gestern dachte ich, große Multitouchscreens seien von der Marktreife noch ein gutes Stück entfernt. Doch nun hat Microsoft auf der D5: All Things Digital eine Art Multitouch-Tisch („Microsoft Surface“) vorgestellt.

Die Maschinen sollen noch in diesem Jahr käuflich zu haben sein, preislich allerdings etwa um den Faktor 10 teurer als herkömmliche Rechner. Larry Larsen zeigt ein zehnminütiges Demovideo. Heise tickert eine Zusammenfassung der Pressemitteilung von Microsoft.

Doch am besten zeigt dieser Vierminüter von PopularMechanics, was in Microsofts neuem Tisch steckt:

Robert ist schon ziemlich aufgeregt.

Was die Internetbranche bewegt

next07: Inspiration und Interaktion (Kongress/Hamburg/03-05-07)
Am 3. Mai findet die next07 „Inspiration und Interaktion“ statt, Kongress für die aktuellen Innovationsthemen des Internet, mit dem wir an den Kongress next10years aus dem vergangenen Jahr anknüpfen.
Ab sofort ist die Registrierung für die next07 möglich. Die ersten 50 registrierten Teilnehmer zahlen einen Einführungspreis von nur 390 Euro, danach sind 590 Euro fällig.
next07, das heißt erfahren, welche Trends kommen und welche floppen, wer bei wem investiert. Die wichtigsten Köpfe der Branche treffen, die besten Konzepte und Geschäftsmodelle kennen lernen und über den Dächern der Hamburger Speicherstadt feiern – an einem Tag, an einem Ort. Mit 4 Keynotes, 50 Referenten und 700 Gästen.
Wenn Sie Marketing-Professional, Produkt-Manager, Grafik-, Web- und Interface-Designer, Entwickler, Blogger, Investor oder Gründer sind:
Jetzt registrieren!

Live von der Le Web 3

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Seit gestern trifft sich das Who is who der europäischen Webszene in Paris auf der Le Web 3. Von dort berichtet live unser Korrespondent Mark Pohlmann. Hier sein erster (von gestern) und sein zweiter Bericht. (Simon Perres ist übrigens in Deutschland besser als Schimon Peres bekannt.)
Die angekündigten Live-Videos funktionieren dem Anschein nach nicht. Nachtrag 14:27 Uhr: Gerade fängt mein Kopfhörer an zu quaken – es gibt ein Livebild aus Paris.

Kleine Kongresskunde

Sime06
Gestern ging in Stockholm die Sime06 zuende. Den ersten Kongresstag hat Marko Ahtisaari in sieben Punkten zusammengefasst:

1. Bubble trouble: interpreting history through purely financial cycles will cause you to misinterpret what’s happening
2. Consumer power: they make the media, they listen to each other, corporations must adapt to communicate with those rules
3. Packaging experiences: those companies who overinvest in making things beautiful and simple to use will win
4. The end of anonymity: we’re no longer dogs on the internet. A growing importance of online communication based on real identities
5. Small group communication: from shouting to a mass, to engaging a group of 3-10 people to communicate with each other
6. Undeniable trend toward advertising business models: spinal tap for companies especially in mobile telecoms. Users represented by proxies
7. Let’s believe in Europe: in 5 years, over half of the top internet brands will be launched and run from Europe

Die nächsten Kongresse rücken schon näher: Am 11. und 12. Dezember findet in Paris die dritte Les Blogs statt, jetzt Le Web 3 (Web 3.0?). Loïc Le Meur rechnet mit bis zu 900 Teilnehmern, gestern waren bereits 692 registriert. Nachtrag: Es gibt noch 100 Plätze, nächste Woche wird die Registrierung geschlossen. So etwas wünsche ich mir für das kommende Frühjahr…
Vom 21. bis 23. Januar 2007 macht der Kongresszug in München Halt, beim Digital Lifestyle Day, auch als der digitale Bambi bekannt.
Anfang Februar geht es dann in Genf weiter. Die Lift07 (vom 7. bis 9. Februar) hat in dieser Woche das Kongressprogramm veröffentlicht.
Oder darf es Kalifornien sein? Dort ist im März (vom 7. bis 10.) die TED („Icons. Geniuses. Mavericks“). Das Logo erinnert ein wenig an das der SPD.
In Las Vegas lädt Microsoft vom 30. April bis 2. Mai zur MIX07 ein. Die Registrierung ist für Anfang Januar angekündigt.
Viel weiter reicht der Blick im Moment noch nicht voraus. Aller Voraussicht nach im April werden wir die Neuauflage der Next 10 Years erleben. Und die neunte reboot dürfte wohl wie immer Anfang Juni sein.

Das relevante Neue

Derzeit stecken wir mitten in den Vorbereitungen für die Nachfolgeveranstaltung der Next 10 Years. Nein, einen Termin können wir noch nicht nennen, und der neue Name wird auch noch nicht verraten. Jedenfalls nicht von mir.

Bei diesen Vorbereitungen fragen wir uns, wie sich der Kongress im nächsten Jahr von ähnlich gelagerten Veranstaltungen unterscheiden soll. Und wer dort sprechen wird. Dabei hilft nun ein Überblicksartikel aus der aktuellen Ausgabe des GDI Impuls, verfasst von Bruno Giussani, Autor eines Blogs mit dem wunderbaren Titel „Lunch over IP“.

Giussani berichtet von fünf Konferenzen aus dem ersten Halbjahr 2006, darunter der Digital Lifestyle Day und die reboot. Zu seinen Stars gehören Al Gore, Joichi Ito, René Berger, Norbert Bolz und Robert Scoble. Ein PDF gibt es hier, den Text in englischer Sprache dort.

Gefährlicher Glaube

Spiegel-Gespräch mit Jaron Lanier (Ausriss)

Zwar etwas kurzfristig, aber sei es drum: Am Donnerstag findet das 2. Dresdner Zukunftsforum statt. Der prominenteste Sprecher ist Tim O’Reilly. Doch den größten PR-Coup haben die Veranstalter mit Jaron Lanier gelandet, der gestern im Spiegel vor dem gefährlichen Glauben an die Weisheit der Massen warnte.

Derzeit wird die Vorstellung immer populärer, das Kollektiv könne nicht nur Zahlenwerte wie einen Marktpreis ermitteln, sondern verfüge als eine – gern Schwarmgeist genannte – höhere Intelligenz über eigene Ideen, ja sogar über eine überlegene Meinung. Eine solche Denkweise hat in der Geschichte schon mehrfach zu sozialen und politischen Verheerungen geführt. Mir bereitet die Vision Sorgen, nur das große Ganze, das Kollektiv sei real und wichtig – nicht aber der einzelne Mensch. Das war der Fehler in allen totalitären Ideologien, vom Nazi-Regime über Pol Pot bis zu den Islamisten.

Das Interview hat völlig zu Unrecht bislang kaum Verbreitung in deutschsprachigen Blogs gefunden. Bis dato hat es neben dem Veranstalter-Blog selbst nur das Bildblog (!) erwähnt. (Was daran liegen könnte, dass der Text nicht im Netz verfügbar.)

Kongressblogger – aber richtig

Es kommt immer mehr in Mode (und das ist auch gut so), Blogger ähnlich wie Journalisten für Kongresse zu akkreditieren und aktiv um sie zu werben. Der heute in Offenbach bei Frankfurt begonnene Web-2.0-Kongress tut es, bei Chance Web 2.0 vor zwei Wochen in Köln war es auch nicht anders, und einst im Mai bei der next10years hatten wir es genauso gehalten.

Doch wie immer in solchen Sachen kann man Fehler machen. Hier die acht gängigen Irrtümer:

  1. Hauptsache, es bloggt überhaupt jemand, egal wer. Falsch! Es sollten schon die richtigen sein – Menschen, die sich mit dem Thema auch sonst befassen, die darüber schreiben und demzufolge auch Leser haben, die sich für das Kongressthema interessieren.
  2. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Falsch! Die Wildcards für Blogger sollten weder in der Reihenfolge des Bewerbungseingangs noch per Los vergeben werden. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Der Kongressveranstalter muss die Blogger, die er gerne dabei hätte, aktiv auswählen und einladen. Weitere Interessenten werden sich dann schon von selbst melden, denn Blogger sind vernetzte Wesen.
  3. Kongressblogger dürfen nicht bezahlt werden, damit ihre Authentizität nicht in Gefahr gerät. Falsch! Es kann nötig und sinnvoll sein, zum Beispiel Fahrtkosten zu übernehmen oder auch ein Honorar zu zahlen. Und irgendwer muss ja auch das Kongressblog füllen, während die Veranstaltung läuft. Das kann gut ein Gastblogger tun – die Veranstalter dürften derweil wohl anderes zu tun haben.
  4. Wir brauchen kein Kongressblog. Falsch! Jedem Kongress steht heute ein Blog gut zu Gesicht. Es gibt keinen effizienteren Weg, mit Teilnehmern, Interessenten, Journalisten und Bloggern dauerhaft in Kontakt zu bleiben, sie mit aktuellen Informationen zu versorgen und Feedback zu bekommen. Und dann gilt die Herberger-Devise: Nach dem Kongress ist vor dem Kongress.
  5. Kongressblogger müssen bezahlt werden, damit sie überhaupt kommen und nichts Böses über den Kongress schreiben. Auch falsch! Bestechung funktioniert in den seltensten Fällen. Häufig fliegt sie auf und damit dem Veranstalter um die Ohren. Oder bezahlen Sie auch Journalisten?
  6. Blogger sind unbestechlich. Ebenso falsch! Es kann nützlich sein, sie gut zu behandeln – Steckdosen und W-LAN zum Beispiel werden gern genommen. Arbeitstische helfen ebenfalls. Und diverse Goodies nehmen auch Blogger entgegen. Vielleicht nicht alle, aber viele.
  7. Kongressblogger müssen Eintritt zahlen wie jeder andere Teilnehmer auch. Erst recht falsch! Mancher Blogger ist vielleicht eher ein zufällig bloggender Teilnehmer und wird gern zahlen, weil er genau weiß, dass am Ende irgendjemand die Rechnung übernehmen muss, weil er den Wert der Veranstaltung kennt oder er selbst hohen Nutzen aus dem Kongress ziehen kann. Das hängt auch von der Höhe des Eintritts ab – schon mal an Sondertarife für Blogger gedacht?
  8. Ich brauche keine Blogger auf meinem Kongress. Falsch! Das mag für die Norddeutschen Obstbautage noch gelten (aber auch nur, bis dort der erste Saftblogger auftaucht) – für die meisten Kongresse gilt es nicht mehr. Die Suche nach den relevanten Blogs kann nicht früh genug beginnen. Denn vielleicht findet sich so auch der eine oder andere interessante Referent – jenseits der üblichen Verdächtigen, die seit mindestens zehn Jahren immer wieder ihre Köpfe hinhalten.