Lies und ich sag dir, wer du bist.

Dieses Jahr ist die Zahl der Internetnutzer laut der ARD/ZDF-Online Studie in Deutschland auf 42,7 Millionen gestiegen, eine Steigerung von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist eine erfreuliche Nachricht. Weniger erfreulich ist dagegen, dass das Internet uns angeblich doof macht. Das Prinzip Copy und Paste vs. den, von einer Informationsflut übermannten, Internetsurfer.
Viel interessanter ist jedoch die ursprüngliche Frage, ob das Web unser Leseverhalten und sogar unsere Art zu Denken beeinflusst. Dem Thema stellt sich Nicholas Carr des Atlantic Magazines beeindruckend ausführlich. Er unterstellt Google und Co. rein kommerzielles Interesse daran, dass wir schnell und oberflächlich lesen und dadurch eine hohe Klickrate erreichen sollen. Dem ist auch nichts entgegen zu setzen, aber ist es nicht immer eine Typfrage, wie man was, wann liest?

They [the media] supply the stuff of thought, but they also shape the process of thought. And what the Net seems to be doing is chipping away my capacity for concentration and contemplation.

Passen wir uns wirklich einfach nur den Formaten des Internets an? Neues bietet neue Möglichkeiten und bei der Anzahl an täglichen News lassen sich Teaser, Blogs oder RSS-Feeds nicht mehr wegdenken. Es ergänzt unseren Horizont, ersetzt aber längst nicht alles. Beeinflusst das Netz, wie wir Informationen zu uns nehmen? Ja. Aber manipuliert es deswegen auch gleich unsere Art zu Denken?

Stop! Blogging Area starts here.

on-marketing.gifDie online-marketing-düsseldorf bietet am 17. und 18. September 2008 nicht nur Glanzstücke des digitalen Marketings, sondern glänzt auch mit Innovationen für Blogger. Die Messe stellt für Social Media Worker und Blogger einen eigens eingerichteten Arbeitsbereich und Treffpunkt zur Verfügung. Um Anmeldung zu der Blogger Area wird gebeten.
Wer sich schon zuvor mit bloggenden Kollegen austauschen möchte, kann dies am Vorabend in Düsseldorf tun. Mario Sixtus und Djure Meinen organisieren am 16. September ein Warm-Up für Blogger. Informationen zur Anmeldung und alles weitere lässt sich hier finden.

Find your median. Find Social Median.

socialmedian.JPGEs sieht nicht nur delicious aus, sondern ähnelt auch digg: Social Median. Der neue Social Bookmarking Service bietet altbekanntes: z.B. favorisierte Webseiten zu markieren und anderen den Fund innerhalb einer Community mitzuteilen. Neu dagegen ist, dass bei Social Median News Networks zu bestimmten Themen im Mittelpunkt stehen. Alles ist möglich von Apple über Social Networking bis YouTube. Bei von Nutzern selbsterstellten Netzwerken können nicht nur die Themen, sondern auch die Art und Anzahl der Quellen bestimmt werden. So geeky ist das gar nicht.

I know what you did last summer

Der Horrorstreifen jagt einem nur gemäßigte Schauer über den Rücken. Reelle dagegen lassen sich bei der amerikanischen Plattform CriminalSearches erleben. Erschreckend dabei ist nicht nur, was alles zu finden ist, sondern dass es jeder, überall und umsonst finden kann. Die neue Suchmaschine von PeopleFinders bietet Akteneinsichten jeder Art: von Straftaten bis zu Vermerken über Geschwindigkeitsüberschreitungen.

Do you really know who people are?

Mit der Suche nach Vor- und Nachname lassen sich im Handumdrehen Daten zu der gesuchten Person finden. Bunte Labels wie ein grünes D (Drug and Alcohol), ein rotes S (Sex related) oder ein pinkes T (Theft and Robbery) helfen bei der Zuordnung von Straftaten auf einen Blick.

Criminals could be living in your neighbourhood.

Ein weiteres Angebot der Seite ist die Suche nach dem Heimatort und den dort ansässigen Straftätern. In New York sieht das Ganze dann so aus:
newyork.JPGKeep informed with free criminal alerts.
Immer auf dem aktuellen Stand von einer suspekten Personen bleiben? Kein Problem: E-Mail-Abo einrichten und nie eine Folge Sünde von den Nachbarn verpassen.
Datenschutz in den USA scheint ad acta gelegt. Dafür sei der Schutz von Familien jetzt garantierter, so Bryce Lane, Präsident von PeopleFinders. Und dieses Anliegen stehe mit der Plattform natürlich im Vordergrund. Dass die Daten bei CriminalSearches unvollständig und nicht aktuell sind, beweist Brad Stone von der New York Times. In seinem Artikel verfolgt er die Spur, warum diese Daten überhaupt öffentlich sind.

„I think people generally understand the 21st-century reality that this type of public information is going to be widely available,“ said Nick Matzorkis, the chief executive of ZabaSearch, a search engine that provides people’s addresses and phone numbers, culled from public records. CriminalSearches.com „is another indication of the inevitability of the democratization of public information online,“ Mr. Matzorkis said.

Ist es das wirklich? Nur ein weiterer Hype? Wenn ja, ist das ein großer Rückschritt – zurück zur Überkontrolle.
Interessant: bei Rotten Neighbors können Häuser via Google Maps markiert und kommentiert werden. Auch in Deutschland.

Bloggen kommt in Mode

otto_fashion.JPGDer, wenn auch zweite, Schritt auf dem Catwalk des Otto-Blogs ist getan. Die Modejournalistinnen Kathrin Leist und Mahret Kupka schreiben auf Two for fashion über Trends, neue OTTO-Designs und Lifestyles. Nahe an der Modeszene soll die Nähe zum Kunden intensiviert werden, quasi postwendend.

Die Emotionalisierung des Online-Shoppings und die Einbindung der User ist einer der strategischen Pfeiler unserer Innovationsoffensive eShopping 2.0,

erläutert Dr. Rainer Hillebrand, Sprecher des OTTO-Vorstands. Mit dem Fashion-Blog bestätigt OTTO den Trend der sozialen, interaktiven Form der Kommunikation zwischen Unternehmen und Konsumenten. Mitarbeiter sollen in Gastbeiträgen bloggen und der Leser als aktiver Nutzer an Votings teilnehmen. Wie gesagt, es ist erst der zweite Schritt. Aber in die richtige Richtung.

Es kann nicht um Preissenkungen gehen

„Die Onlineagenturen haben ein Mittel gegen den Preisdruck gefunden: die erfolgsabhängige Abrechnung“, schreibt Horizont in der gestrigen Ausgabe. „Die Interactive-Spezialisten reagieren damit auf das ständige Drängen der Werbekunden nach Preissenkungen.“ Erfolgsabhängige Abrechnung definiert Horizont so:

Es wird neben einer Grundpauschale ein variabler
Preis vereinbart, der abhängig vom Erfolg der Website
ist. Variablen sind dabei unter anderem Klickraten,
Downloads und Konversionraten. Die Onlineagenturen
reagieren damit auf die Forderungen der
Werbetreibenden, die Preise weiter zu senken. Sie
können so argumentieren, dass der Kunde doch bestimmt
bereit ist, mehr zu zahlen, wenn die Website besonders
erfolgreich ist, bzw. den bisherigen Preis weiterhin zu
bezahlen, wenn die vereinbarten Ziele erreicht werden.

laurent_burdin_150x150.jpg

Horizont-Redakteur Bert Rösch hat zu diesem Thema Fragen an Laurent Burdin gestellt, Geschäftsführer Beratung von SinnerSchrader.

Was halten Sie von diesem Modell generell?

Dieses Modell ist im Marketing nicht neu und online
besonders interessant, da sich alles messen lässt. Die
Möglichkeiten sind sehr spannend! Wir legen sehr viel
Wert auf die Performance und die ständige Verbesserung
der Website unserer Kunden. Deshalb spielt Web
Analytics bei SinnerSchrader eine große Rolle,
möglichst von vornherein bei jedem Projekt, und immer
mit Handlungsempfehlungen verbunden. Natürlich muss die
Agentur die zu messenden Kriterien beeinflussen können,
sonst hat ein solches Modell keinen Sinn.

Wird es bei Ihnen bereits praktiziert?

Ja.

Was spricht für das Modell?

Interaktivagenturen wie SinnerSchrader, die in vielen
Branchen aktiv sind und umfangreiche Erfahrung haben,
kennen das Verhalten des interaktiven Konsumenten sehr
gut und können einen wesentlichen Beitrag zur
Steigerung der Performance der Website leisten. Bei
umsatzgetriebenen Websites erleichtert eine
erfolgsabhängige Komponente die Skalierung des
Geschäftsmodells und motiviert alle Beteiligten.

Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Wir machen seit vielen Jahren sehr gute Erfahrungen mit
erfolgsabhängiger Vergütung im Onlinemediageschäft für
E-Commerce-Websites. Im Projektgeschäft sind unsere
Erfahrungen bis jetzt eher gemischt, weil zu gering.
Wir wünschen uns mehr von solchen Modellen.

Gab es schon einmal den Fall, dass ein Kunde nachzahlen
musste, weil die Website erfolgreicher war als geplant?

Die Frage stellt sich so nicht, wenn eine
erfolgsabhängige Komponente vereinbart wird.

Klassik-Agenturen werfen den Online-Agenturen oft vor,
die Preise zu verderben. Gibt man ihnen mit diesem
Modell nicht unnötig weiteres Futter?

Es kann bei solchen Modellen nicht darum gehen, die
Preise zu senken. Wenn wir dazu beitragen, die
Performance zu verbessern, sollten wir Anteil am Erfolg
haben. Und wenn wir als Agentur das Risiko unserer
Kunden mittragen, dann muss das auch für uns attraktiv
sein.

Online beats Radio & Co.

on_air1.pngDie US-Werbespendings im Online-Bereich übersteigen zum ersten Mal die Ausgaben konventioneller Medien. Auf dem amerikanischen Markt setzt sich Online-Werbung mehr und mehr durch, so die Studie der Beratungsfirma Outsell. Mehr zu dem Thema im aktuellen Mediabrief.

Gute Zahlen, neue Kunden

SPIEGELnetDer Hauptsponsor dieses bescheidenen Onlinejournals hat heute Quartalszahlen vorgelegt. Die Zahlen (Umsatz +44 Prozent, operatives Ergebnis +613 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) können sich sehen lassen. Das laufende vierte Quartal wird nach den letzten Prognosen wie geplant das stärkste des Geschäftsjahrs werden, das am 31. August endet.

HenkelNeben einem dynamischen Bestandskundengeschäft hat SinnerSchrader in den drei Monaten von März bis Mai auch interessante Neukunden gewonnen. Darunter sind SPIEGELnet, betreut aus Hamburg, und Henkel, die Kunde des Frankfurter Büros wurden.

Benzinkutschen und Eisenbahnen

Natürlich kommt heutzutage kein Medienkongress mehr ohne Gesprächsrunden mit solch einfallsreichen Titeln wie „Chancen und Risiken der Digitalisierung“ aus. Alte Männer in maßgeschneiderten Anzügen und mit selbstzufriedenen Untertönen in den Stimmen erzählen auf diesen Podien dann immer wieder gerne, dass speziell ihre Fernsehsender starke Marken besäßen, hervorragend aufgestellt und gewappnet für die digitale Revolution seien, dass die Zukunft sowieso nur irgendwie eine buntere Version der Gegenwart und überhaupt sooo schlimm schon nicht werden wird.

Zu solchen Gelegenheiten darf auch Gerhard Zeiler, Vorstandschef der RTL-Gruppe, so lustige Sätze sagen wie: „Das traditionelle Fernsehen wird auch in der digitalen Zukunft das Leitmedium Nummer eins bleiben.“ Klar, Herr Zeiler, und diese kleinen, knatternden, benzingetriebenen Fahrzeuge werden nie zu einer Konkurrenz für eine anständig dampfende Eisenbahn.

Das Verhältnis zwischen Benzinkutschen und Eisenbahnen ist ein hübsches Beispiel für das, was die klassischen Massenmedien derzeit so umtreibt. Das Versprechen, mit dem Henry Ford seine T-Modelle unters Volk brachte, lautete genau genommen: Freiheit.

Das Internet ist das Ford-T-Modell der Medienwelt. Es gibt den Menschen Mobilität; es ermöglicht individuelle Wissens- und Unterhaltungsausflüge. Es ist ein Vehikel für Selbstfahrer, für Abenteurer und Ausflügler. Lineares Broadcast-Fernsehen dagegen ist Konsum nach Fahrplan und steuert viele hochinteressante Orte und Themen gar nicht erst an. Zu geringe Auslastung. Lohnt sich nicht. Strecke stillgelegt, Sendung abgesetzt.

Wenn ich heute lese, was Mario Sixtus den Fernsehmachern ins Stammbuch schreibt, dann finde ich die Geisterdebatte um die Frage, ob den öffentlich-rechtlichen Sendern der Zugang zum Internet gewährt werden sollte, noch viel gespenstiger.
Das ist ungefähr so sinnvoll wie die Debatten in den 80er Jahren um Satelliten- und Kabel-TV. Falls sich noch jemand erinnert – auch damals forderten die Vertreter der privat-kommerziellen Medien, seinerzeit überwiegend Verleger mit TV- und Radioambitionen, dass nur ihnen die neuen Distributionswege überlassen werden dürften. Was ihr gutes Recht ist, aber ebenso selbstverständlich auch kompletter Unsinn.
Wer ARD und ZDF abschaffen möchte, der möge das bitte offen sagen.