Wir hatten ja nichts, außer Daten und Kreativität

Es ist eine der am wenigsten gehüteten Binsenweisheiten, dass sich die Werbebranche seit Jahren im Umbruch befindet. Dieser resultiert nicht nur aus den Veränderungen im Mediennutzungsverhalten, sondern auch aus den Möglichkeiten, die das Internet bietet. Auf der einen Seite eine Fülle von interessanten Möglichkeiten, Daten zu erheben, auf der anderen Seite die Herausforderung, diese Daten für die kreative Arbeit zu nutzen.
Mein Arbeitgeber Scholz & Friends engagiert sich auch dieses Jahr wieder auf der NEXT und kuratiert den Thementrack „Branding„. Wir versuchen der Fragestellung nachzugehen, wie zukünftig Kreation und Markenführung funktionieren wird und haben dazu einige spannende Referenten eingeladen. Wir sind allerdings ehrlich gesagt nicht ganz uneigennützig vorgegangen, denn auch für uns ist die große Frage „was kommt als nächstes?“ essentiell, wollen wir auch in Zukunft unsere Kunden optimal beraten und herausragende kreative Arbeit liefern. Dabei müssen und sollten Data & Creativity kein Gegensatz sein, sondern sich gegenseitig verstärken. „Data love“, eben.
Wir werden uns also gemeinsam durch ein Spektrum von Themen gleiten lassen, das von „Is This the End of Classic Advertising? Not yet, but There are Other Media Waiting in the Wings“ über „Data vs Creativity? Bullshit! Data as Inspiration for Creativity“ bis hin zu „Excite but don’t Ambush: Advertising that Engages Instead of Forcing us to Listen“ reicht. Wir erwarten zwar nicht die Klärung aller offenen Fragen, aber doch zumindest Impulse für die Zukunft der Kommunikation.
Dazu haben wir mit Garrett Graff, Editor-in-Chief des Washingtonian Magazine, einen intimen Kenner der amerikanischen Polit-Szene eingeladen. Er wird über das Thema „Inventing an Online Persona: How to Balance Authenticity and Your Online Brand“ sprechen. Robert Gaal, der CEO des niederländischen Startups Wakoopa, wird sich mit „Five Ways to Make Data Drive Creativity“ auseinandersetzen. Glyn Briton schließlich wird mit „Using Data to Make Advertising More Human“ einen scheinbaren Widerspruch auflösen, um nur eine kleine Auswahl des Thementracks Branding zu bieten.
Präsentiert wird der Branding-Track von meiner charmanten Kollegin Luise Hübbe und von mir. Ich freue mich auf viele interessiert-guckende Teilnehmer und nach gelungenen Anmoderationen ggf. La-Ola-Wellen.

Dieser Beitrag erschien zuerst in Lummaland.

SinnerSchrader setzt auf Mobile

SinnerSchrader goes Mobile und stärkt diesen Bereich mit einem strategischen Investment. Die Digitalagentur-Gruppe übernimmt TIC-mobile aus Berlin und formt daraus „SinnerSchrader Mobile“.
An der Spitze der neuen Agentur stehen Laurent Burdin (bislang Geschäftsführer Beratung bei SinnerSchrader) und TIC-mobile-Gründer Henri Kühnert.
vlnr-Kuehnert-Burdin-klein.jpgHenri Kühnert und Laurent Burdin: Die neuen Geschäftsführer von SinnerSchrader Mobile
Was habt Ihr mit SinnerSchrader Mobile vor?

Laurent Burdin: „SinnerSchrader sieht in dem Segment einen wesentlichen Wachstumsmotor für die nächsten Jahre. Die Übernahme ist also ein strategisches Investment. Mobile Anwendungen werden 2012/2013 dominieren und auch darüber hinaus überdurchschnittlich wachsen. Nicht ohne Grund steht Mobile auch bei den Platzhirschen Facebook und Google ganz oben auf der Agenda. SinnerSchrader Mobile setzt sich selbstbewusste Ziele. Wir starten mit 30 Mitarbeitern, wollen aber wachsen – sowohl im Bereich Technologie als auch Strategie, Beratung und Kreation. Wir sind überzeugt, dass wir für qualifiziertes Personal ein hochattraktives Arbeitsumfeld bieten werden.“
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TIC-mobile ist etablierter Player im Mobile-Markt. Warum wird daraus nun eine SinnerSchrader-Tochter?
Henri Kühnert: „TIC-mobile ist seit Gründung 2006 als technischer Spezialdienstleister für mobile Anwendungen erfolgreich. Der Markt fragt vermehrt nach Unterstützung im Bereich Strategie, Konzeption und Design. Hier ergänzt uns SinnerSchrader perfekt. Der Markt bewegt sich in unsere Richtung.“
Laurent, 2007 bist Du nach zehn Jahren Springer & Jacoby zu SinnerSchrader gewechselt. Was reizt Dich jetzt an Mobile?
Laurent Burdin: „Damals wie heute ist es das Wissen um die Dynamik im Markt. Was Mobile angeht, stehen wir an vielen Stellen noch komplett am Anfang. Ein Stück weit steht meine Biographie für den fundamentalen Wandel von Geschäftsmodellen und Marketings in Zeiten der Digitalisierung. 2007 reizte mich das Web, deshalb der Gang zu einer Digitalagentur. In den Folgejahren konnte ich bei SinnerSchrader einiges bewegen und aufbauen. Wir sind erheblich gewachsen. Im Mobile-Bereich sehe ich nun wieder diese Chance. Da können wir richtig Gas geben, worauf ich mich sehr freue.“
Henri, was sind für Dich Themen, die Euch in den nächsten 12 Monaten beschäftigen werden?
Henri Kühnert: „Neben dem Smartphone und Tablet Devices werden wir jede Menge neue Geräte sehen auf denen „Apps“ laufen. Dies sind beispielsweise Automobile (InCar Entertainment) und Connected TV Devices (TV Apps). Unternehmen wollen künftig auch über diese Endgeräte mit ihren Kunden kommunizieren. Wir sind der ideale Partner dafür.“

Die digitale Revolution und die Allmacht der Bilder

Die digitale Revolution ist überall. Auch ein Kommentar zur Tötung von Osama bin Laden in der Welt kommt nicht ohne einen Hinweis darauf aus:

Die digitale Revolution hat die Macht, man kann auch sagen Allmacht der Bilder ins Unermessliche gesteigert. Jeder fotografiert, dreht Videos und postet, manchmal auch die nichtigsten Dinge. Natürlich ist der Impuls ein aufklärerischer, man will sich ein Bild machen, man will verstehen, dabei sein. Doch auch die Wege der Aufklärung führen manchmal ins Tal der niederen Instinkte und dienen der Sensationslust.

Nur gut, dass auch die Welt kein Foto des toten Terroristen hat. So kann sie gar nicht erst in Versuchung geraten, ihren niederen Instinkten und der Sensationslust zu erliegen.

SinnerSchrader ist 15 Jahre alt!

Und beinahe hätten wir es verpasst. Nicht zuletzt dank der vielen Projekte, die uns tagtäglich beschäftigen. Wir freuen uns über anderthalb spannende Jahrzehnte! Da in der der letzten Zeit viel über Geburtsurkunden diskutiert wurde, wollte wir Euch unsere nicht schuldig bleiben. Hier also unser „Long Form Birth Certificate“.

Kreative aufgewacht! In 13 Tagen beginnt in Frankfurt das ADC Festival

Frankfurt am Main entwickelt sich mehr und mehr zum kreativen Kraftzentrum der Republik. Beweisstück No. 1 ist das Büro von SinnerSchrader, das demnächst in die Hanauer Landstraße umzieht – und damit mitten ins Agenturviertel. Beweisstück No. 2 ist das ADC Festival, das im letzten Jahr ebenfalls umgezogen ist – und zwar von Berlin nach Frankfurt.
Keyvisual.jpgVom 4. bis 8. Mai 2011 findet das ADC Festival zum zweiten Mal in Frankfurt am Main statt. Das Motto in diesem Jahr: IDEEN.DURCHSETZEN. Selbstverständlich großgeschrieben. Unter diesem Motto will das größte Treffen der Kreativbranche in Deutschland erlebbar machen, was es heißt, eine Idee über die Ziellinie zu bringen.
Kreative und führende Vertreter aus Wirtschaft und Unternehmen diskutieren zusammen mit den ADC-Mitgliedern aller Fachbereiche und dem Publikum über die Kraft, die Wirkung und die Potenziale von Ideen. Ein interdisziplinärer Gedanken- und Erfahrungsaustausch, den man nicht verpassen darf.
Als Referenten sind in diesem Jahr unter anderem Paola Antonelli, die Chefkuratorin für Architektur und Design des Museum of Modern Art New York, und Lapo Elkann, der weltbekannte Designer und Unternehmer, beim ADC Festival zu Gast. Außerdem mit dabei sind Chuck Porter als Chairman der Jury, Filmkomponist Peter Thomas und Regisseur Marcus Vetter.
Der ADC ist in diesem Jahr erstmals auch Partner der NEXT. Deshalb können wir Festivalpässe zum exklusiven Partnertarif von 250 Euro anbieten. Festivalpässe gibt es hier mit dem Aktionscode ADC_2011_Partner_next für zwei Tage spannendes Kongressprogramm, drei Tage Ausstellung und die Winners Party als Höhepunkt des Festivals.

Matthias Schrader: Daten muss man positiv sehen


Data Love heißt bekanntlich das Motto der NEXT11. Matthias Schrader bekennt sich in diesem Interview mit T3N zu seinem positiven Verhältnis zu Daten: „Ich bin ein großer Fan von Daten.“
Wir neigen in Deutschland dazu, zuerst die Risiken zu sehen, bevor wir die Chancen wahrnehmen. Das führt bisweilen zu gespenstischen Debatten, wie wir sie im letzten Jahr beim Thema Google Street View erlebt haben. Matthias Schrader plädiert für eine Umkehr der Blickrichtung.
Tickets für die NEXT11 gibt es hier. Am besten sofort registrieren und 700 EUR sparen. Solange der Vorrat reicht.
Noch keine Übernachtungsmöglichkeit in Berlin? 9flats.com bietet Gutscheine im Wert von 25 EUR an.

Professionalitätsverweigerung oder: Mein verspätetetes Fazit zur re:publica XI

Es ist, zumal in Deutschland, nicht leicht, den Menschen die Wahrheit zu sagen. Es gibt einen Weg, wie ihn vor allem Harald Schmidt perfektioniert hat, der unter dem Deckmantel von Ironie und Doppelbödigkeit seinem Publikum den Spiegel vorhält. Das Publikum weiß dabei nie genau, ob er es nun ernst meint oder nicht. Das kann dann jeder selbst entscheiden, wie es ihm gerade in den Kram passt.
Auf der re:publica habe ich zwei Vorträge verfolgt, die sich beide des gleichen Mechanismus bedienten. Der eine stammte von Sascha Lobo, der unter dem Vorwand, über Trollforschung sprechen zu wollen, dem Publikum eine fast zwölfminütige Strafpredigt hielt (im Video die ersten zwölf Minuten).

Werdet endlich erwachsen, war seine Aufforderung an eine Szene, die zwar fast 3.000 Menschen für drei Tage an einem Ort versammeln kann, aber es dabei nicht schafft, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Eine Szene, der kaum ein Sprecher etwas Neues erzählen kann, weil sie alles schon besser weiß. Und eine Szene, die sich für nichts interessiert, was sie nicht ohnehin schon kennt.
Täusche ich mich oder nimmt unter den Teilnehmern der Anteil jenes Typus zu, der wirkt wie ein Junge vom Land, der heimlich zum Schwulenkongress nach Köln fährt? Der sich für die drei Tage Berlin Urlaub nehmen muss und das auch gerne tut, weil er so wenigstens einmal im Jahr rauskommt aus dem analogen Elend der Provinz? Der sich zwar brennend für alles Digitale interessiert, aber damit kein Geld verdient (und das wahrscheinlich auch gar nicht will)?
Was ihn dann mit einem großen Teil der Berliner Szene verbindet, die sich irgendwie durchschlägt, ihr Hobby zum Beruf gemacht hat, letztlich aber nicht wirklich professionell arbeiten will oder kann. Womit ich beim zweiten Vortrag wäre, der von Gunter Dueck stammt. Seine zentrale These, vorgetragen im lockeren Plauderton, war weitaus radikaler.

Wir müssen künftig mehr können als nur das zu wissen, was ohnehin schon im Internet steht. Meint Dueck. Sonst werden wir durch das Internet überflüssig gemacht. Gerade dem Publikum der re:publica, das sein Wissen vor allem aus dem Internet bezieht, müssen angesichts dieser Botschaft die Ohren klingeln.
Wobei sich hier der Kreis wieder schließt. Denn wer gar nicht professionell ist und es auch gar nicht sein will, dem kann das Internet als Wettbewerber schließlich nur wenig anhaben. Möchte man meinen. Was dabei leider übersehen wird, ist die Tatsache, dass diese Entwicklung alle Berufe betrifft, die mit Wissen zu tun haben. Also wahrscheinlich auch die Zivilberufe jener digitalen Bohème vom Lande, wie sie sich jedes Frühjahr in Berlin versammelt.
So ein Pech aber auch.

Unser Haus, unser Auto, unser Boot

Beim gestrigen open betabreakfast im Hamburger Co-Workingspace betahaus ging es um die Chancen und Herausforderungen von Peer-to-Peer-Modellen – kurz P2P. Der Begriff stammt aus der IT-Branche und steht für ein Rechnernetzwerk, in dem alle Computer gleichberechtigt sind und diese sowohl Dienste in Anspruch nehmen, als auch zur Verfügung stellen können.
Dieses Modell ist in der Offline-Welt mittlerweile zu einer gesellschaftlichen Bewegung mit einer enormen kulturellen und wirtschaftlichen Kraft geworden. Moderne Technologien ermöglichen nicht nur das vereinfachte Teilen von Gütern, sondern bringen auch Menschen zusammen und reduzieren überflüssigen Konsum. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das amerikanische NeighborGoods, eine Tauschbörse für die Nachbarschaft.
Doch auch in Deutschland sind der Gemeinschaftsgedanke und das Teilen, Tauschen und Verschenken im vollem Gange. Beim betabreakfast stellte Ingo Struckmeyer sein Hamburger Start-Up Rent’n’Roll vor. Über die Carsharing-Plattform lassen sich zukünftig private Autos mieten und vermieten. Für Struckmeyer ist der Marktplatz eine Ergänzung zum kürzlich gelaunchten Mobilitätskonzept car2go – denn Rent’n’Roll bietet verschiedene Fahrzeugklassen an und nutzt in der Stadt bereits vorhandene Ressourcen.
Der Hyperkonsum des 20. Jahrhunderts, in dem der Besitz jedes Einzelnen eine große Rolle spielte, wird allmählich vom kollaborativen Konsum abgelöst. Auch Unternehmen und Dienstleister müssen sich diesen neuen Marktgegebenheiten anpassen. So befindet sich Amazon derzeit mit dem Kindle Lending Club in der Beta-Phase. Über die Plattform können die Leser von Kindle E-Books ihre gekauften Titel über eine begrenzte Zeit an Freunde verleihen.
Griffin Farley, BBH New York, fasst diese Entwicklung prägnant zusammen:

„Plan not just for those that buy your products, but for those that will eventually buy your products from them“

Wer noch weiter in das Thema einsteigen möchte, sollte sich dieses Video der beiden Buchautoren Rachel Botsman und Roo Rogers anschauen: