Was die Finanzkrise für die Agenturen bedeutet

Wenn die Banken sich gegenseitig kein Geld mehr leihen und auch anderen den Kredithahn abdrehen, wenn die Börse verrückt spielt und Automobilkonzerne ihre Produktion zurückfahren, weil die Konsumenten weniger konsumieren und insbesondere immer weniger Autos kaufen wollen, dann kann das auch nicht ohne Folgen für die Agenturen bleiben. In welche Richtung weisen die jüngsten Trends?

  • Die Werbeausgaben sinken, aber das Web gewinnt an Bedeutung. Die Mitglieder der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM), darunter viele Markenartikler mit hohen Werbeetats, sind für das kommende Jahr skeptisch. 35 Prozent der jetzt befragten OWM-Mitglieder prognostizieren rückläufige Werbeausgaben für 2009 (Vorjahr 6 Prozent), 43 Prozent rechnen mit konstanten Ausgaben. Immerhin 22 Prozent erwarten noch steigende Budgets, nach 42 Prozent im Jahr 2007. Klarer Gewinner im Mediamix ist das Internet: Bei 81 Prozent der Befragten (Vorjahr 66%) hat die Relevanz dieses Mediums zugenommen.
  • Die Gattung Zeitschriften wird im nächsten Jahr ein Anzeigenminus von 10 bis 15 Prozent einfahren, meint Wolfgang Schuldlos, Geschäftsführer von Zenithmedia. Die Werbespendings der Kunden werden sich laut Schuldlos weiter von Print ins Internet verlagern: Statt heute 12 Prozent wird der Anteil mittelfristig auf 8 Prozent sinken. Die Internetwerbeausgaben steigen dagegen von 10 auf 13 Prozent.
  • Die internationalen Werbeholdings treten auf die Kostenbremse. Die WPP-Gruppe hat bis Februar 2009 einen Einstellungsstopp verhängt und will auch die Kosten für Freelancer deutlich kürzen. Bei Publicis gilt der Einstellungsstopp sogar bis April kommenden Jahres. Ob es auch zu weiteren Entlassungen kommt, ist unklar. Bei der Mediatochter Starcom Mediavest in den USA wurden bereits Kündigungen ausgesprochen.
  • Top-Werber wechseln von der Klassik zu den Interaktivagenturen. Jüngstes Beispiel: Andreas Berens, bis vor kurzem Mitglied der Geschäftsleitung von BBDO Düsseldorf, wird Geschäftsführer von Syzygy Deutschland. In den ersten neun Monaten 2008 hat Syzygy in Deutschland 27,5 Mio. Euro Bruttoumsatz (plus 9,7 Prozent), 11,3 Mio. Euro Nettoumsatz (plus 18 Prozent) und ein operatives Ergebnis von 2,6 Mio. Euro (plus 25 Prozent) eingefahren. Gute Zahlen!
  • Die Interaktivagenturen stehen im Vergleich zu den großen Werbeholdings deutlich besser da: Omnicom, Publicis und Interpublic haben im abgelaufenen 3. Quartal Zuwachsraten zwischen 4 und 7,6 Prozent erreicht – und ihre Erwartungen für den weiteren Verlauf des Jahres und vor allem für 2009 deutlich nach unten korrigiert. Bei Syzygy hingegen liegt der Auftragsbestand für das vierte Quartal 2008 über dem Niveau des Vorjahres. Und die Wachstumserwartungen für 2008 sind deutlich zweistellig.

SinnerSchrader hat den Bruttoumsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 um 30 Prozent auf 24 Mio. Euro gesteigert. Das operative Ergebnis stieg auf über 2,2 Mio. Euro. Wie unsere Vorstände Matthias Schrader und Thomas Dyckhoff die Aussichten für 2008/2009 einschätzen, werden sie am kommenden Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz erklären.

Wer unter unseren geneigten Lesern gern dabei sein möchte, ist herzlich willkommen. Bitte sagen Sie einfach per Xing oder per Mail zu.

Pflichtlektüre: Offener Brief an manche Werbekreativen

„Loser Generated Content“ ist eine Wortschöpfung, die einem Teil der Kreativszene mal wieder so richtig um die Ohren fliegen könnte. So bestätigen Werber jenes tiefsitzende Klischee über ihre Zunft, das da lautet: Arroganz.
So lange man sie sich leisten kann, ist alles fein. Doch der Tag scheint nicht mehr fern, an dem diese Arroganz in die kommunikative Sackgasse führt. Das gilt insbesondere in Zeiten wie diesen, da die Effizienzschere an den Etats angesetzt wird und Controller wegzuschneiden beginnen, was den Wirksamkeitsnachweis verfehlt.
Martin Oetting von trnd hat das böse Wort vom „Loser Generated Content“ zum Anlass für eine Philippika genommen, die er verharmlosend als Offenen Brief bezeichnet. Pflichtlektüre für Werber, Kreative und Kommunikationsexperten!

Offener Brief an manche Werbekreativen in Deutschland.

Sehr geehrte Damen und Herren,

vergangene Woche konnte ich in einem Gastbeitrag auf diesem Blog lesen, dass sich bei manchen von Ihnen zwei Synonyme für die Zunft der Blogger und ihrer Aktivitäten eingebürgert haben: „Army of Davids“ oder auch „Loser Generated Content“. Außerdem konnte man dem Text entnehmen, dass sich offenbar in den Kreationsabteilungen Ratlosigkeit breit macht – dazu, wie in der Werbung mit dieser Armee von Verlierern wohl umzugehen ist.

Gegenüber all den Werbern, die das so sehen – die sich in den Kreativabteilungen der Agenturen das Maul zerreißen, über Loser-Blogs und schlechten Schreibstil auf Facebook oder Twitter, über wackelige Videos und pink leuchtende MySpace-Profile, die dort mangelnden Geschmack oder Stil (oder beides) belachen – würde ich mich gern kurz äußern. Denn einerseits habe ich das allergrößte Verständnis für Ihre wahrlich schwierige Lage: Sie haben Ihre Jobs gewählt, weil Sie sich dafür begeistern, knappe punktgenaue Texte und starke bedeutungsvolle Bilder zu entwerfen. Plakate. Anzeigen. Werbefilme. Die Werbebranche ist jahrzehntelang auf genau Ihren Menschenschlag angewiesen und vorbereitet gewesen, hat sogar einen eigenen Verein dafür gegründet. Da will ich nun gern einsehen, dass es schwer zu ertragen ist, wenn nach und nach, Schritt für Schritt, Blog für Blog, ganz andere und eher normalsterbliche Schreiber und Bildermacher immer mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen – mit Texten, die so gar nicht dem werblichen Verständnis von medialer Kreativität entsprechen. Mit Bildern, die sich für keine Pitch-Präsentation eignen.

Aber leider gibt es neben allem Verständnis auch einen Aspekt Ihrer Haltung, der sehr gefährlich ist: denn wenn Sie die Auffassung hegen, dass all die Blogger, die sich ohne kreative Weihen und aus ihrem Keller, Schlafzimmer, dem Zug, einem Restaurant oder aus dem Supermarkt medial äußern, nichts anderes als Verlierer und Kleinkrieger sind, die eigentlich nichts zu bestellen haben, dann gibt es ein gravierendes Problem: Sie lassen jeden Respekt vor den Menschen vermissen, die Ihr Gehalt bezahlen.

Weiterlesen.

Geht der Trend zum Vollbildmodus?

In den letzten Tagen sind mir gleich zwei Websites (und eine halbe) über den Weg gelaufen, die im Vollbildmodus spielen. Für IKEA wartet Nils auf September und mithin auf den neuen IKEA-Katalog. Nebenbei – kam der nicht früher schon im August?
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In der Fußzeile gibt es einen kleinen Umschalter für den Vollbildmodus. Die Agentur ist laut off the record übrigens Nordpol, Hamburg.
Sofort im Vollbildmodus startet, sofern der Browser sie lässt, die neue Website von Closed.
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Auch funktioniert die Umschaltung zwischen Vollbild und Normalmodus sauber. Für eine Modewebsite ist Vollbild eine gute Sache.

Especially when it comes to fashion brands, to be able to exploit the whole screen, without the functional but ugly browser buttons, allows you to establish a cleaner, more immersive, visual relationship with the user.
I really like the Closed website (and even their collections), because it’s aesthetically fascinating, easy to navigate and, last but not least, it integrates well the e-commerce part into the virtual look book.

Die Website stammt laut Quelltext von unseren Ottenser Nachbarn Superreal, deren eigene Website momentan auch sehr schön mit Vollbild spielt.
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Haben wir es da mit einem neuen Trend zu tun? Fallen Ihnen gar weitere Beispiele ein? Dann lassen Sie es uns bitte wissen.

Online beats Radio & Co.

on_air1.pngDie US-Werbespendings im Online-Bereich übersteigen zum ersten Mal die Ausgaben konventioneller Medien. Auf dem amerikanischen Markt setzt sich Online-Werbung mehr und mehr durch, so die Studie der Beratungsfirma Outsell. Mehr zu dem Thema im aktuellen Mediabrief.

The Walled Garden Awards

lion.gifDear Cannes Cyber Lions,

I’m writing just to say hi. I’ve looked at, and occasionally up to you for the seven years I’ve been working in an agency, but I’m leaving the agency microcosm soon and wanted to give you some advice before I go. It’s, um, kind of difficult to say, but, well, we’ve known each other for a while, and good friends tell each other the truth, right? So. Here goes.

I believe you’ve misunderstood the internet.

There, I said it. I know this has got to be embarrassing for you, being an internet awards thingie and all. I guess you didn’t get the memo. Although the truth hurts, I’m sure you’ll come out the other side a happier, shinier Cyber Lion.

Cannes Registration Ticks Me Off

Why do you force me to register to see the winners? It can’t be purely so that „the IAF, our official awards partners and relevant Emap Communications brands“ can throw a few more nuggets on top of my already overflowing spam folder, can it? That’s not what that extremely creatively worded bit on the rego form meant, is it? And, um, describe my job role? Give you my address? My phone number? Twenty-one mandatory fields? You’ve built a walled garden with high, thick walls, and want a DNA sample before you let me inside? For what exactly? You’re throwing press releases over the wall anyway, so what’s in it for me?

I’m afraid your site’s also doing your clients a disservice, and if they aren’t pissed yet, they sure as hell should be. What? You don’t have clients? Well, who are the agencies who send you submissions (and money) every year? And what if they realised that you’re using the medium for which they win awards (that’s the internet) in such a way that it reduces the chance of people hearing about their good work? If I was them, I’d be pretty pissed.

But, considering the way so many of your clients still use the internet–beautifully designed and animated, closed, unmashable ads that equal little more than click-a-minute-television–I’m honestly not surprised that you’re doing little better. My recommendation, and hope, is that you’ll one day see your role as a leading internet marketing awards thingie as a possibility to espouse and spread the spirit of the web and the methods that actually work. Openness. Transparency. Sharing. Participation.

You see, and it embarrasses me to have to explain this to you, but the internet is all about linking. Copy & paste is today’s marketing. Letting your fans mash your stuff up leads to success. Connecting little bits all over the place is what we do here outside the wall, and how people hear about new stuff. If your stuff’s good, some guy will carry it over the wall anyway, even if he does have to fill your form with bullshit to do it (yes, I’m sorry, but we do lie to marketers). And there’s a nasty chance that guy will own your Google juice, too. Making it easier by not building a wall in the first place just improves your chances of being loved. Have you heard that there’s a 14 year old on YouTube with 45 million views? He certainly didn’t do that with a registration form. How many registered users have you got? And how many registered as „Dr. Mickey Mouse“ like I did?

That’s it for now. I hope you take some time to think about this, and it makes you a bigger, better lion.

Yours sincerely,

Matt Balara

P.S.: I didn’t want to say it, but what the hell’s up with your logo? Dude, are you sure you want to wear that in public?

So congratulations to all the well-hidden winners of the Cannes Cyber Lions 2008! For those you you outside the wall who couldn’t be bothered registering, Dr. Mickey Mouse has sacrificed his 100% fake DNA for you. Here are all the winners in a PDF (unfortunately completely devoid of URLs), and here are the links:

Grand Prix

Gold

Silver

There are a hell of a lot of bronze winners, and my copy & paste finger’s getting tired, so if you’re interested in the Cannes Cyber Lions bronze winners, check out the PDF and you know what to do.

Originally published at mattbalara.com.

Ein TV-Spot im Gespräch


Es kommt nicht oft vor, dass ich auf einen TV-Spot angesprochen werde. In den letzten Tagen ist das gleich mehrfach passiert. Ein Ziel zumindest hat die Deutsche Telekom damit erreicht – über ihre neue Kampagne wird gesprochen. Auch im Netz.
Der von Tribal DDB erdachte TV-Spot nutzt eine andere Medieninszenierung, um den Claim „Erleben, was verbindet“ zu illustrieren: den Auftritt von Paul Potts, der mit einer Arie aus der Puccini-Oper Turandot im vergangenen Jahr das Finale der Casting-Show „Britain’s Got Talent“ gewann.
Und es mag sein, dass der Spot als Werbung nicht funktioniert. Jedenfalls bringt er die Telekom ins Gespräch.

Award-Demokratie in Hamburg

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Das (anwesende) Volk entscheidet zusammen mit Experten wie Lotto King Karl und Corny Littmann beim diesjährigen Neptun Crossmedia Award über die Gewinner. Sechs Kampagnen stehen im Finale, drei weitere kämpfen um den Sonderpreis Mobile Advertising. Der 29. Mai verspricht spannend zu werden.

Mobile Marketing – Die Zukunft bleibt vorerst die Zukunft

Ein Plädoyer für den richtigen Content in der richtigen Situation hielt Rolf Hansen von simyo. „Bei Sonnenschein am Strand will man kein 90 Minuten Fußballspiel auf dem Handy gucken“.
Er und Sarik Weber von cellity gaben einen Einblick in die zukünftigen Möglichkeiten des Mobile Marketing – und die Zukunft im Titel war in der Tat Programm – Beide Diskutanten und Moderator Volker Müller von der ftd waren sich einig dass die mobile Infrastruktur noch weit hinter dem Gewollten hinterher hinkt. Webentwicklungen seien nicht einfach auf das Handy übertragbar und „Die Sturm und Drang Kreativbewegung wird erst entfacht, wenn es offene Standards gibt.“ ist Weber sich sicher und nennt doch eine Parallele zum Web denn er spricht den Erfolg von facebook seit Öffnung der api-Schnittstelle an.
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Es seien aber noch nicht die Endgeräte am Markt, die Entwickeln „sexy“ machen würden. Auf dem Weg dahin können höchstens vertraute „neue“ Features weiterwachsen, z.B. reguläre mobile E-Mail statt extrakostenpflichtigem Blackberry.
Revenue Share Modelle wie simyo sie mit cellity oder Yahoo! Go betreibt seien einzelne Puzzlestücke zukünftiger Vermarktunsstrategien.
Von Moderator Müller auf die „Achillesferse Tarife“ angesprochen sind sich alle einig – Die schnelle Daten-Flatrate wird der einzige Weg sein in die Zukunft des Mobile Marketing.

O2 auf der Überholspur?

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Ein echter Hingucker ist der heutige Umschlag der w&v, bedruckt mit pesonalisierter Werbung, die den Betrachter gleich auf den ersten Blick fasziniert. Die unmittelbare Reaktion der meisten Kollegen ist ein ungläubiges Staunen, und selbst wer das Wörtchen „Anzeige“ gelesen und verstanden hat, denkt zuerst an eine Anzeige von SinnerSchrader – und erst danach an O2. Kein Wunder, ist doch O2 auf dem Titel fast gar nicht zu sehen.
Die w&v-Anzeige von O2 ist nach Cicero das zweite prominente Beispiel für personalisierten Magazindruck, das mir untergekommen ist. Weitere werden folgen, doch nur den ersten wird die große Aufmerksamkeit gehören, die diese Werbeform heute noch bekommt.