Alex Bogusky sucht eine neue Herausforderung – außerhalb der Werbung

Werber-Ikone Alex Bogusky verlässt nicht nur die Agentur, die seinen Namen trägt. Er kehrt auch gleich der Werbung insgesamt den Rücken.
„I don’t think I’ll do much advertising“, sagte er der New York Times. „I’ve done plenty of it; I’m not able to find challenges in it.“ Er sucht also eine neue Herausforderung, und die findet er vor allem in jener Revolution, die den Konsumenten an die Macht gebracht hat.

Mostly, what I want to do is participate in this cultural revolution that’s happening mostly outside of advertising. The more interesting stuff is coming from the fringes, and that’s where I want to be. Social media is a fun place, and an amazing tool that’s making it more possible to reach consumers without the budgets because you don’t need the money now that was once required to reach them through ad campaigns.

Der Abgang von Alex Bogusky ist ein schwerer Schlag für die Werbebranche insgesamt, bezieht sie doch ihre Strahlkraft für den Nachwuchs nicht zuletzt von charismatischen Figuren wie ihm. Ambitionierte Berufseinsteiger, um die sich Agenturen reißen, suchen Herausforderungen – und finden die heute weniger in der Werbung als vielmehr in der digitalen Welt, meint Matthias Schrader:

Die klassische Werbeagentur ist tot, genauso wie die klassische Kampagne. Marken brauchen eigene Plattformen für den kontinuierlichen Dialog mit dem Konsumenten, für Interaktion und E-Commerce. Solche Plattformen können nur Agenturen liefern, die den Konsumenten in die Mitte ihres Denkens und Planens stellen – und nicht die Marke, das Produkt oder die geniale Idee.

Creative Technology: Warum Nerds die neuen Kreativen sind

Alles was in der Werbung Rang und Namen hat, fuhr letztes Wochenende zum ADC nach Frankfurt, um dort die besten Arbeiten des Jahres auszuzeichnen. Ganz nach dem Motto „The Clash of Creative Cultures“ trafen im Rahmen des Gipfels Kreative aus allen Bereichen aufeinander. Architekten, Designer, Blogger, Journalisten, Fotografen und vor allem Werber tummelten sich zu Tausenden auf dem Messegelände.
In Vorträgen und an den vielen Bistrotischen in der Ausstellung wurde
dann fleißig gemeinsam über die Zukunft der Branche diskutiert. Was können Werber von Architekten lernen? Wie inspiriert sich ein Modedesigner? Warum ist Social Media in der Markenkommunikation heutzutage unverzichtbar?
Eine spannende Debatte, bei der aber meiner Meinung nach die fehlten,
die am meisten zu erzählen haben. Es sind die Programmierer und Techniker die von vielen belächelt und meistens als „Nerds“ abgestempelt werden. Aber ihre Ideen prägen unsere Gesellschaft mehr als jeder noch so innovative Architekt, Modedesigner oder Werber. Sie entwickeln täglich neue Software, schreiben Codes und vernetzen Technologien miteinander. Der Rohstoff für neue Kommunikationsideen.
Der beste Beweis sind Menschen wie Mark Zuckerberg. Er hat es geschafft, eine Plattform aufzubauen, die mittlerweile über 400.000.000 Menschen miteinander verbindet. Für viele ist sie zum festen Bestandteil in ihrem Leben geworden. Das hat extreme Auswirkungen unter anderem auch für die Werbebranche.
Aber beim Blick in die volle Messehalle suchte man solche „kreativen Vordenker“ im Publikum leider, wie zu erwarten, vergeblich. Diese Ignoranz gegenüber diesen „anderen“ Ideen war Inspiration für unseren Vortrag „Creative Technologies – What we can learn from Nerds“ auf dem ADC Kongress.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Begriff „Kreativität“ im digitalen Zeitalter neu definieren müssen. Und wer das Thema Technologie nicht ernst nimmt, wird es in Zukunft schwer haben, überhaupt Ideen zu entwickeln, egal wie viele Nägel er in seiner Karriere schon gewonnen hat.
Was bedeutet Kreativität für euch und wer glaubt Ihr sind die Kreativen des digitalen Zeitalters? Ich freu mich auf die Diskussion und euer Feedback.

Gerd Leonhard on the Open Network Economy


A few weeks ago, the well-known Media Futurist Gerd Leonhard posted his slides from a talk held at Fundacao Dom Cabral’s innovative CEO leadership program. This is an immersive run through the current shift to an Open Network Economy, one of his favourite topics.
Leonhard expects at least 30 per cent of all advertising shift to digital, interactive, mobile, social, and video over the next two or three years. Not quite a long time.
He will be speaking at next10 in Berlin on May 11 & 12. You probably don’t want to miss his talk. The first programme draft will be out soon.

2010: Werbung ist tot. Kreation lebt.

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In den letzten zwölf Monaten hat sich die Welt der Werbung mehr verändert als in den zwölf Jahren zuvor. Die Weltwirtschaftkrise war 2009 allerdings lediglich der Katalysator für eine Entwicklung, die seit einem Jahrzehnt an Dynamik gewinnt – das Internet verändert das Konsumentenverhalten radikal. Beide Entwicklungen bildeten 2009 einen perfekten Sturm, der neue Spielregeln für die Marketingwelt und die Agenturen diktierte.
Das Wichtigste zuerst: Kreation ist und bleibt das Kernprodukt jeder Agentur. Allerdings verändert sich das Spielfeld für die Kreation fundamental. In der alten Welt der Unterbrecherwerbung – ob als Plakat, 2/1-Anzeige, Radio- oder TV-Spot – lag der Fokus der Kreation auf dem Storytelling. Wie erzähle ich meine Botschaft möglichst charmant und effizient? Die Metapher: das trojanische Pferd. Heute funktionieren die gelernten Kampagnenmechaniken immer seltener, die Konsumenten suchen über das Internet die direkte Beziehung zur Marke. Lean forward statt lean back: Wenn der Konsument sich vor dem TV-Schirm zurücklehnt, akzeptiert er keine unaufgeforderte Markenkommunikation mehr. Will er was von den Marken, lehnt er sich vor und bestimmt den nächsten Klick wo, wann und wie er es wünscht.
In der Tat stellen sich immer mehr Unternehmen auf dieses neue Konsumentenverhalten ein. Sie öffnen sich, schleifen die Silos zwischen Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb, Kundenservice – und verlangen von ihren Kreativpartnern auf Agenturseite mehr als Kampagnen. Nicht wenige Marketingentscheider entwickeln sogar eine zunehmende Aversion dagegen, durch ihre Kommunikationsmaßnahmen Medienunternehmen am Leben zu erhalten, wo es ihnen doch darum geht, Beziehungen zum Konsumenten aufzubauen.
So wie sich die Konsumenten und die Unternehmen wandeln, verändert sich auch die Agenturarbeit massiv. Die wichtigste Agenturleistung ist immer seltener die Kampagne, sondern vielmehr die Kreation von Plattformen, die Konsumenten langfristig an die Marke binden. Das ist ein ungeheurer Bruch: Statt zyklischer Kampagnen gilt es Plattformen zu entwickeln, die Magnetwirkung für die Nutzer besitzen. Plattformen aus Software!
Ist diese Erkenntnis verdaut, liegt in diesem Wandel eine riesige Chance für die Agenturen: Je mehr Produkt, Kundenservice und Internet verschmelzen, desto wichtiger wird es, Marketinginnovationen als erfolgskritischen Bestandteil in die Produktentwicklung zu integrieren. Kreative werden künftig weniger visuelles Design und Text, dafür aber mehr Produktdesign betreiben und Serviceprozesse gestalten. Die Unternehmen suchen kreativen Input, um ihre Produkte mit digitalen Zusatzleistungen aufzuladen, die sie im Markt differenzieren und im Alltag der Konsumenten relevanter machen.
Der Konsumentenalltag selbst wird auch 2010 durch eine weitere dramatische Zunahme digitaler Interaktionen geprägt sein. Im Web ist der Treiber der neue Standard HTML5, der das Nutzererlebnis schneller und komfortabler macht. Vor allem sind es aber die boomenden Smartphones (und wohl auch Tablets), welche den Konsumenten jederzeit und überall Zugriff auf Informationen und Services geben. Nach dem Web und dem Point of Sale wird Mobile zum drittwichtigsten Touchpoint zwischen Marke und Mensch. Die relevantesten Apps werden nicht hastig entwickelte Gimmicks sein, sondern Applikationen, die auf den bestehenden Marketing- und E-Commerce-Plattformen der Marken aufsetzen und diese mit anlass- und ortsbezogenen Zusatzservices erweitern.
In dieser neuen Marketingwelt brauchen Agenturen auch ein neues Agenturmodell. Um Produkt- und Service-Innovationen auf Augenhöhe gemeinsam mit den Marken entwickeln zu können, benötigen sie massive technologische Kompetenzen. Erfolgreiche Interaktivagenturen wie R/GA (jüngst erst von AdAge zur Agentur des Jahrzehnts gekürt), AKQA oder eben auch SinnerSchrader haben einen Entwickleranteil von 30 bis 50 Prozent. In diesen Agenturen arbeiten Kreative und Softwaredesigner in gemeinsamen Teams zusammen, um innovative Plattformen mit hoher Konsumentenrelevanz zu kreieren. Gelingt der Brückenschlag zwischen Kreation und Technik, überwinden Agenturen die Umsetzungsrolle – und sind kreativer Businesspartner ihrer Kunden.
Das sind tolle Aussichten für 2010!
Vorwort von Matthias Schrader zum Jahrbuch Hamburgs Kreative, das soeben erschienen ist. Foto: Olaf Ballnus

Sieben Prognosen für 2010

Wie vor einem Jahr versuche ich mich auch heute mit einer Reihe fundierter Vermutungen, das noch recht neue Jahr 2010 betreffend.

  1. 2010 wird das Jahr der digitalen Revolution. Die Internet-Generation ist reif für den Wandel, wird zum Game Changer und schickt die Babyboomer auf ihr Altenteil.
  2. Die Babyboomer und andere Verlierer der Revolution werden sich heftig wehren und weiterhin versuchen, das Internet zurück in die Verpackung zu stopfen. Doch die Konterrevolution bleibt aus.
  3. Die Netzkritik wird hingegen eines der großen Themen des Jahres. Babyboomer Frank Schirrmacher war nur das Präludium. Inzwischen schicken sich bereits die Revolutionäre von gestern an, in den Chor der Kritiker einzustimmen.
  4. Neben der Maschinenstürmerei 2.0 wird das Ende der Privatsphäre und die Neudefinition der Öffentlichkeit zum zweiten (und wichtigeren) großen Debattenthema.
  5. Der Werbemarkt wird auch im Jahr 2010 stagnieren. Marken und Unternehmen verschieben ihre Budgets weiter in Richtung Internet. Nur ein Teil davon fließt in Onlinewerbung und bleibt so dem Werbemarkt erhalten. Ein immer größerer Anteil wird in Plattformen und Applikationen investiert.
  6. Mobile, ortsbezogene Dienste kommen ganz groß raus. Foursquare wird das neue Twitter (gut, eventuell auch Gowalla). Google wird die lokale, mobile Werbung revolutionieren.
  7. 2010 wird das Jahr der erweiterten Realität. Wir werden eine Reihe spektakulärer Anwendungen auf mobilen Geräten sehen.

Und eine Bonus-Prognose: 2010 wird das Jahr, in dem Print digital wird. Kindle und Nook, iTablet oder iSlate (oder wie auch immer Apple das neue Spielzeug nennen wird) transformieren Nutzererlebnis und Geschäftsmodell des Gedruckten ins Digitale. Binnen fünf Jahren werden die Folgen ähnlich gravierend sein wie iPod und iTunes für die Musikindustrie waren. Behalten Sie auch innovative Formate wie das Miki im Auge.

Was meinen Sie? Welche Themen bestimmen das Jahr 2010?

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Was aus meinen Prognosen für 2009 wurde

Es war mein erster Arbeitstag im Januar, als ich acht Prognosen für das nun fast abgelaufende Jahr 2009 abgab. Und da heute mein letzter Arbeitstag in diesem Jahr ist, frage ich mich nun, was daraus geworden ist.

  1. Prognose: Eine Reihe von Marken und Markenartiklern, für die 2009 ein wirtschaftlich schwieriges Jahr wird, werden sich öffnen, den Konsumenten zuhören und mit ihnen reden. Und damit erste Erfolge feiern. Realität: Es gibt zwar einige Beispiele für eine Öffnung, doch die großen Erfolge bleiben aus. Ab Mitte des Jahres dominiert die eher mäßig erfolgreiche Kampagne von Vodafone die Diskussion.
  2. Prognose: Marken und große Unternehmen werden ihre Marketingbudgets weiterhin ins Internet verschieben, das inzwischen der bei weitem effizienteste Marketingkanal ist – und deshalb ein Gewinner der Rezession. Realität: Der OVK prognostiziert der Onlinewerbung für 2009 ein Plus von 10 Prozent. Das kann sich in einem insgesamt rückläufigen Werbemarkt sehen lassen.
  3. Prognose: 2009 wird mehr Onlinewerbeumsatz mit Performance Marketing (SEM/Affiliate) als mit klassischer Displaywerbung gemacht. Auch Displaywerbung wird immer mehr nach Performance-Modellen abgerechnet statt nach TKP. Realität: Nimmt man die OVK-Prognose als Maßstab, so ist der erste Teil nicht eingetroffen, auch wenn das Affiliatemarketing überproportional gewachsen ist. Die Abrechnung nach Performance hingegen hat an Boden gewonnen.
  4. Prognose: Im New Media Service Ranking werden die Top Ten kräftig umsortiert. Aber spannend wird erst das Ranking im Folgejahr (auf Basis der Umsätze von 2009). Realität: In den Top Ten hat sich wenig getan. Das Ranking 2010 bleibt abzuwarten.
  5. Prognose: Der Druck auf die Printmedien wird stark steigen. In den USA werden die ersten großen Tageszeitungen ihre gedruckten Ausgaben reduzieren oder ganz aufgeben und ins Web migrieren. In Deutschland werden vor allem die Verlagsapparate Federn lassen müssen. Sie sind im Web nicht refinanzierbar. Realität: Die Krise der Printmedien war eines der großen Themen des Jahres 2009. Mehrere US-Tageszeitungen sind eingestellt worden. In Deutschland haben die Verlage massiv Stellen abgebaut.
  6. Prognose: Alte Medien werden Blogs kaufen, sogar in Deutschland, um ihre Position im Web zu verbessern. Problem: Es gibt in Deutschland nur wenige professionell betriebene Blogs. Realität: Bereits im Januar wurde Basic Thinking verkauft, allerdings nicht an ein klassisches Medienunternehmen. Der Mangel an professionell betriebenen Blogs bleibt bestehen.
  7. Prognose: Holtzbrinck wird sich nach Kräften bemühen, seine Investitionen in StudiVZ zurückzuverdienen. Da die GWP es nicht schafft, StudiVZ zu vermarkten, wird der Vermarkter gewechselt. Für einen Verkauf an Facebook ist es nun zu spät. Am Ende wird ein Notverkauf stehen. Realität: Holtzbrinck hat den Vermarkter nicht gewechselt, sondern umbenannt. Facebook ist kräftig gewachsen. Zu einem Notverkauf von StudiVZ ist es bis jetzt nicht gekommen.
  8. Prognose: Cloud Computing wird abheben, sowohl als Buzzword als auch in der Nutzung. In der Rezession 2001/2002 konnte sich Open Source in Unternehmen durchsetzen, diesmal wird es Cloud Computing sein. Realität: Google hat mit seiner „Go Google“-Kampagne massiv um Unternehmen geworben, die ihre elektronische Büroinfrastruktur weg von Microsoft und lokalen Maschinen hin zur Google-Cloud bewegen wollen. Das Google Chrome OS wird im kommenden Jahr dem Thema einen weiteren kräftigen Schub geben.

Insgesamt ein eher gemisches Bild, wie das mit Prognosen so ist, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. So schließe ich nun das Kontor für dieses Jahr. Anfang Januar geht es weiter, dann mit Prognosen für das Jahr 2010.

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Liebe digitale Generation, lieb mich!

Die Digital Natives werden von vielen Marken umworben. Die Aufgabe ist vorhersehbar:

Bitte entwickeln Sie eine Kommunikation für mein Produkt, die die neue Web-Generation anspricht. Und machen Sie ihnen klar, dass mein Produkt gut zu Ihnen passt. Wir sind einer von ihnen!

Auf diesem Briefing wurden gerade zwei Kampagnen für Zeitungen entwickelt.
Beispiel 1: The Sun

Beispiel 2: Welt kompakt

Und da gewinnen die Engländer mit Abstand: besserer TV-Spot und vor allem besseres Produkt online mit SunTalk und der mobile edition. Es reicht nicht zu behaupten, man sei das Produkt für die neue Web-Generation.
Deshalb The Sun 1: – Welt kompakt: 0

Onlinewerbung in Großbritannien überholt TV

Mercedes steht mit seinem Werbeausgabeverhalten in Großbritannien offensichtlich nicht alleine: Im ersten Halbjahr 2009 war das Internet zum ersten Mal das größte Werbemedium in Großbritannien, noch vor dem Fernsehen.
Der Onlinewerbeumsatz wuchs in den ersten sechs Monaten um 4,6 Prozent auf 1,75 Mrd. Pfund. Das entspricht einem Anteil von 23,5 Prozent am Werbemarkt. Die Zahlen stammen aus einer Untersuchung des Internet Advertising Bureau (IAB).
Die TV-Werbung schrumpfte im gleichen Zeitraum um 16,1 Prozent auf 1,64 Mrd. Pfund, entsprechend einem Marktanteil von 21,9 Prozent. Der gesamte Werbemarkt in Großbritannien schrumpfte mit 16,6 Prozent sogar noch etwas stärker auf 7,74 Mrd. Pfund.
Mehr dazu: IAB, WSJ, turi2