Unglaublich. Kam gerade über den Ticker. Mercedes-Benz wechselt die Leadagentur. Statt S&J jetzt JvM. Nach 16 Jahren ist eine der längsten und stolzesten Kunde-Agentur-Allianzen beerdigt. Die Beziehung hielt genauso lange wie die Kanzlerschaft von Kohl, war aber ungleich kurzweiliger. Unser aufrichtiges Mitgefühl geht an die beste und beständigste Werbeagentur, die Deutschland je hervorgebracht hat und bei der durch den Etatverlust jetzt wohl einige Jobs in Gefahr sind.
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Advertising 2.0
Schon im Februar hat Paul Beelen ein Whitepaper namens Advertising 2.0 veröffentlicht, das trotz einiger Schwächen im Detail eine lesenswerte Einführung ins Thema aus Werbe-, Marketing- und Mediensicht bietet. (Nico Zorn wies gestern darauf hin.)
Eine Passage aus dem Papier:
Advertising has long been based partially on something called information-asymmetry. The company knows more than the consumer, and uses this information to seduce a target group or to correct a common perception by manipulating a market. Simplified, if a company knows its products are being seen as technically inferior by many consumers, it might want to address that problem in an advertising campaign. The effect such a campaign would have on isolated consumers is far higher than the effect it will have on a hyper connected market, as each individual is now able to tap from the knowledge of a huge base of consumers, who probably came to the conclusion the products were technically inferior even before the company knew it. In other words, information asymmetries have been ‘mortally wounded’ by today’s connecting technologies.
In fact, one might say that hyper connected individuals are less likely to be influenced by advertising. Also, hyper connectivity leaves no room for mistakes,nor does it allow advertising to lie or to omit the truth. Therefore, advertising will need to adapt and learn to communicate with consumers in a fair, transparent way. Consumers now have access to information they didn’t have access to before, and they will use it to judge advertising campaigns, and invalidate them whenever possible.
Einfach näher
T-Mobile hat einen schönen neuen Claim: einfach näher.
Einfach? Da war doch was. Hier die Antwort:
Inspiriert von Steve.
Passend dazu:
- T-Mobile hat zwar einfach-naeher.com, aber unter einfach-naeher.de wirbt die Grafschaft Bentheim. Und unter einfach-naeher.tv nun simyo.
- O2-Chef Gröger: 2006 wird ein schlimmes Jahr für die Mobilfunkanbieter [de.internet.com]
Gibsdoch
Starcar (Agentur: Bruderhartung) kontert die Gibsnisch-Kampagne von Sixt (Agentur: Singvogel + Muchovsky alias JvM). Mit erheblich geringerem Werbedruck (bislang 1 Website und 18.000 Mails, TV-Spots und Zeitungsanzeigen sollen folgen), aber dafür mehr PR (heute in der FTD).
Matthias Schrader hätte vorhin fast in den Tisch gebissen, denn die Idee hätte er auch haben können. Hatte er aber nicht.
Aprilscherze (wird fortgesetzt)
Halb drei am Vortag des 1. April 2006 – was hatten wir bis jetzt?
- Werbeblogger Patrick Breitenbach geht zu Singvogel + Muchovsky, gibt das Bloggen auf und verfasst ein Testament.
- Robert Basic verkauft an Rupert „Robert“ Murdoch und zieht sich auf eine einsame Insel zurück.
- Pixelpark erwirbt die Rechte an sämtlichen Michael-Jackson-Songs.
- Der E-Commerce wird morgen für einen Tag abgeschaltet.
- Apple baut zum 30-jährigen Firmenjubiläum die größte Anzeige aller Zeiten.
Nachträge vom 31. März:
- ThinkGeek präsentiert die must have gadgets der Saison, darunter Buzzaire, den Metered Dose Caffeine Inhaler, und die drahtlosen Verlängerungsschnüre.
- Der deutsche Frauenfußball hofft auf einen prominenten Neuzugang.
- Der Kleine Knoblauchschwindling wird zum Curryschwindling.
- IBM kauft (gerüchteweise und trotz Betriebsrat) SAP.
- Radfahrer aufsteigen: ADFC fordert neues Verkehrszeichen.
- mabber starts Head-Up-Display for cars. [Danke, ix!]
Interactive-Agenturen: Gebt jetzt Gas!
Bernd Michael, der nach seinem Ausscheiden aus allen Grey-Ämtern sichtbar entspannter pointiert, schrieb auf dem gestrigen New Media Award den Interactive-Agenturen einen knackigen Drei-Punkte-Schlachtplan ins Stammbuch:
- Macht Euch zum Freund der Marketing-Controller! Ihr habt richtig gehört: Effizient und Media werden die Kommunikation künftig stärker prägen als je zuvor. Und mit dem Thema Messbarkeit habt ihr den heiligen Gral in der Hand.
- Arbeitet an der Verständlichkeit Eurer Sprache! Wenn Ihr Vorstände überzeugen wollt, sprecht klares, einfaches Deutsch — kein Buzz.
- Sagt den jungen Kreativen in den Werbeagenturen, dass sie sich in der Tür geirrt haben. Kreativität entsteht heute aus dem Online-Kanal, nicht aus dem 30-Sekünder.
Wenn er selbst noch mal 25 wäre, würde er heute in eine Interactive-Agentur gehen. Procter & Gamble schickt erst jetzt hunderte von Mitarbeiten in die New-Media-Abteilungen. Sie haben sich das Thema jahrelang sehr intensiv angeschaut: es funktioniert. Und was Procter macht, werde der Rest der Industrie kopieren. Das Spiel beginnt nun wirklich.
Gibsnisch
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von Singvogel + Muchovsky bis jetzt nichts gehört habe. Aber was sie heute für Sixt (bekanntlich Kunde bei Jung von Matt) auf die Füße gestellt haben, ist beachtlich: Ganzseitige Tageszeitungsanzeigen für den neuen Autovermieter gibsnisch („Noch günstiger als Sixt“). Und eine geniale Website. Ganz großes Tennis.
April, April…
Today I learned from a trusted source that Apple is poised to make history next Saturday when it unveils the worlds first advertisement that can be seen from space. [boakes.org]
Na klar. Schon mal auf den Kalender geschaut? Sonnabend, 1. April 2006.
Ein Anruf von Leo Burnett Italy
Der Pirellifilm ist da. Und siehe da: Es kommen auch Reifen drin vor.
Branded Entertainment by Pirelli
Pirelli tritt in die Fußstapfen von BMW. Am 23. März startet ein Internet-Kurzfilm („The Call“) mit John Malkovich und Naomi Campbell in den Hauptrollen. Das Projekt stammt von Leo Burnett Italy und spielt das alte, ewig neue Thema vom Kampf zwischen Gut und Böse. Ort der Handlung ist der Vatikan, Protagonisten sind ein päpstlicher Exorzist (Malkovich) und das personifizierte Böse (Campbell). Ein Trailer ist auf der Website bereits zu sehen.
Pirelli will damit eine neue Generation von Internet-Kurzfilmen starten, die mit den gleichen Mitteln produziert werden wie die großen Hollywood-Filme – anders als die BMW-Filmreihe:
Pirelli says its project, developed by the Leo Burnett advertising agency, goes several steps further. For one, the branding will be unusually subtle, with more Christian crosses than Pirelli P’s in the frame. The other automakers‘ films have featured lingering, loving shots of cars.
„The Call“ will be the centerpiece of Pirelli’s marketing for several years; and advertising in other media, including print and television, will be built around the Internet film. Pirelli said „The Call“ and its associated advertising would account for 60 percent of the company’s marketing budget — a Hollywood-style gamble on one production.
„We’re talking about a very important project, not just an ‚Internet‘ project,“ said Nicola Novellone, chief operating officer at Leo Burnett Italy, a subsidiary of Publicis Groupe. [E-Commerce Times]
Production.com zitiert AdAge mit weiteren Details. Demnach plant Pirelli einen Film pro Jahr.