Sturmflut am Fischmarkt

sturmflut.jpg
Am heutigen Nachmittag wird das Elbwasser wieder einmal über den Fischmarkt schwappen. Das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie erwartet einen Wasserstand von 2,5 bis 3 Metern über dem mittleren Hochwasser. Draußen weht ein gelegentlich böiger Wind, außerdem regnet es.
In Köln haben heute um Mitternacht die ersten Europäer ein reguläres iPhone mit T-Mobile-Vertrag erworben. Hier drinnen ist heute mein neues MacBook angekommen. Schön eingerichtet von unserem Macverwalter. Fühlt sich alles neu und ungewohnt an. Mehr dazu ab Montag an dieser Stelle.
Heute habe ich keine Zeit, denn am Montag legen wir auf unserer Bilanzpressekonferenz die detaillierten Zahlen für das Geschäftsjahr 2006/2007 vor. Außerdem erläutern Matthias Schrader und Thomas Dyckhoff die Prognose für das laufende Geschäftsjahr und den Dividendenvorschlag, über den am 19. Dezember die Hauptversammlung zu befinden hat.
15.11 Uhr
Fischmarkt unter Wasser
Der Fischmarkt steht wie erwartet unter Wasser.

Sendepause

Loch in der Statistik
Heute waren unsere Blogs mal für ein paar Stunden nicht am Netz, weil wir die Technik erneuert haben. Da sieht man mal, was uns ohne sie fehlen würde.

Suum cuique

Messen und Kongresse sind fast perfekte Spiegelbilder ihrer jeweiligen Branchen. So hält auch die Web 2.0 Expo, noch bis morgen in Berlin, der einschlägigen europäischen Szene einen Spiegel vor. Und was diese Szene darin sieht, gefällt ihr nicht.

So erklären sich der Unmut und die Enttäuschung, die sich vielerorts ausbreiten. O’Reilly und CMP lassen ihren webzwonulligen Konferenzzirkus in Berlin Station machen. Der Chef und einige seiner besten Zugpferde erklären den Europäern noch einmal zum Mitschreiben, was eigentlich Web 2.0 ist.

Und ansonsten dürfen Deutsche und Europäer auf die Podien. Wo viele, was man so hört und selbst sieht, keine übermäßig gute Figur machen. Aber so ist nun einmal der Zustand des Web 2.0 in Europa, O’Reilly hin, Startups her.

Die Amerikaner haben Dave Winer:

Long-term, advertising is on its way to being obsolete. Facebook is just another step along the path. Advertising will get more and more targeted until it disappears, because perfectly targeted advertising is just information. And that’s good!

Und wir haben Don Alphonso:

Wenn es eine Gefahr gibt für das, was man als soziales Netz bezeichnet, und von denen leider auch so erkannt wird, dann ist es eben dessen werbebasierte Kommerzialisierung. An dem Tag, an dem Blogger nicht mehr miteinander reden, sondern Blogs nur noch als Möglichkeit begreifen, einander Werbetafeln ins gesicht zu halten, ist da nichts mehr soziales. Das ist eine virtuelle Tupperwareparty, sonst nichts.

In meinen Augen sind das parasitäre Wirtschaftsformen auf der Suche nach einem Wirtstier. Und Leuten, die Leuchterhirsche bei Tchibo verkaufen, glaube ich keine Sekunde, dass ihnen die Gesundheit des Wirtstiers irgendwas bedeutet. Unsere modernen Parasiten sind nicht mehr einfache Blutsauger, sie begreifen das Wirtstier als nach Möglichkeit kostenlos im Internet verfügbaren Wertschöpfungsmechanismus, dessen Regeln sie verstehen wollen, um ihm möglichst lang möglichst viel abzapfen zu können.

Keiner von beiden war in Berlin, aber der Unterschied ist doch gewaltig. Suum cuique.

Trotz aller Schwächen im Detail ist es großartig, dass O’Reilly Berlin zur europäischen Hauptstadt in Sachen Web 2.0 erkoren hat. Das lag angesichts der Kongresslandschaft im Europa nicht unbedingt auf der Hand.

Und man vergesse nicht die Großzügigkeit, mit der die Amerikaner praktisch jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen war, mit einem kostenlosen Kongressticket beglückt haben. Da kann ich über fehlende Atmosphäre und mangelhaftes Catering schon einmal hinwegsehen. You get what you pay for.

So trifft sich diese Woche in Berlin tatsächlich eine Szene mit Menschen, die sich etwas zu sagen haben und das auch ausgiebig tun. Denn warum eigentlich besuchen wir Kongresse? Kathy Sierra nannte gestern, drastisch formuliert, den Grund: Wir wollen andere Menschen von Angesicht zu Angesicht treffen. Alle elektronischen Kommunikationsmittel können den direkten Kontakt nicht ersetzen.

Über die Zahl, Qualität und Freundlichkeit der Kontakte in diesen Berliner Tagen kann ich wirklich nicht klagen. Es war hervorragend. Und es hätten noch mehr sein können, wäre da nicht gestern eine erfreuliche Kleinigkeit dazwischengekommen: SinnerSchrader wird für das vergangene Geschäftsjahr erstmals eine Dividende zahlen, einen entsprechenden Beschluss der Hauptversammlung vorausgesetzt.

Wir konnten das kaum glauben

Zwei Stücke aus der Abteilung „Opa erzählt vom Krieg“: Der zeitgeschichtliche Spiegel-Ableger einestages.de rekapituliert die große Blase der späten 90er Jahre und deren Platzen. Autor Hasnain Kazim hatte dazu vor ein paar Wochen auch Matthias Schrader befragt.

Matthias Schrader blickt ohne Emotionen auf die Zeit zurück, als er gemeinsam mit seinem damaligen Geschäftspartner Oliver Sinner die Internetagentur SinnerSchrader in Hamburg gründete. „Eines Tages, im März 2000, schauten wir auf den Ausdruck unseres Depots, und da stand: 200 Millionen Euro.“ Schrader lächelt. „Damals haben wir noch in D-Mark umgerechnet. Wir konnten das kaum glauben: Das waren fast 400 Millionen Mark.“

Sinner ist vor ein paar Jahren, nach dem Crash, aus der Firma ausgestiegen, Schrader lenkt das 1996 gegründete Unternehmen – damals eine kleine Gesellschaft bürgerlichen Rechts – nun alleine von Hamburg aus. Die Internetagentur hat nicht nur den Crash überlebt, sie gehört jetzt wieder zu den erfolgreichen Firmen ihrer Branche, mit immerhin rund 140 Mitarbeitern. In Hochzeiten waren es mal 270.

Das Beste an der Story ist aber das Bild von Telekom-Boss Ron Sommer beim Börsengang seines Unternehmens. Schöner kann man die Bubble der 90er nicht illustrieren.

Ein anderer Krieg, der kalte nämlich, ging noch einmal zehn Jahre früher zu Ende, als der eiserne Vorhang fiel. Seine ersten Risse bekam er im Sommer 1989 in Ungarn. André Lichte, heute Art Director bei SinnerSchrader, war damals dabei.

Eigentlich wollte André Lichte mit seinen neuen Bekannten vom Plattensee nur kurz nach Budapest. Auf der Rückfahrt vom Tagestrip sind sie plötzlich nur noch zu zweit. Die anderen beiden Mitfahrer haben sich in die deutsche Botschaft abgesetzt.

Hier sein Bericht.

Gute Zahlen

Bei uns gehen die Uhren anders. Hier ist gerade Mitte Februar, und deshalb hat SinnerSchrader heute vorläufige Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlicht. Die Zahlen – 17 Prozent Umsatzanstieg auf 18,5 Mio. Euro, operatives Ergebnis an der Millionengrenze – können sich durchaus sehen lassen.

Der nächste Termin für die Freunde der harten Zahlen ist der 13. November. An diesem Tag legen wir den endgültigen, geprüften Jahresabschluss 2006/2007 und eine Prognose für das Geschäftsjahr 2007/2008 vor. Das ist dann Mitte März.

Genug verwirrt? Unser Geschäftsjahr beginnt am 1. September und endet am 31. August, deshalb die Zeitverschiebung.

Wir brauchen Verstärkung

Dass wir Mitarbeiter suchen, ist normalerweise keine Neuigkeit und dokumentiert sich in Form dieser Liste offener Stellen. Doch auf zwei außergewöhnliche Stellenausschreibungen möchte ich auch auf dem Fischmarkt hinweisen.

  • Zum einen suchen wir einen Praktikanten (m/w) für die next08, der sich vor allem um das Kontakt- und Einladungsmanagement kümmern soll. Das Praktikum beginnt am 1. Dezember und dauert sechs Monate.
  • Zum zweiten wollen wir einen Volontär Online Conversations HR (m/w) einstellen, der ein neues Kapitel unserer Personalarbeit aufschlagen wird. Wir suchen einen Kommunikator für den Dialog mit Absolventen, (Job-)Interessenten, Bewerbern und Alumni.

Beide Stellen liegen etwas quer zum agenturüblichen Profil und sind deshalb vielleicht auch für Menschen interessant, die sich sonst nicht bei uns bewerben würden.

Alle Stellenangebote gibt es übrigens auch per RSS. Der Feed hat leider ein Umlautproblem, liefert nicht den kompletten Text und wird demnächst umziehen, ist aber besser als nichts.

Die Chance, Agentur Nummer eins zu werden

Statement von Matthias Schrader in PAGE 11.2007 (Ausschnitt)

Heute war Heft 11.2007 der PAGE in der Post. Auf dem Titel: Matthias Schrader mit seiner Antwort auf die Frage „Interactive vs. Klassik – Wer führt?“. Hier sein Statement aus dem Heftinnern in voller Länge:

Die meisten Menschen meiden heute die Unterbrecherwerbung in klassischen Medien, während sie in den digitalen gezielt Marken suchen – sie gehören zu den am häufigsten gesuchten Begriffen. Das heißt: Das Web wird das zentrale Medium für den Austausch mit einer Marke, also zum Kanal Nummer eins. Damit haben auch die Agenturen, die hier ihre Kernkompetenz haben, die Chance, zur Agentur Nummer eins zu werden. Entscheidend ist, wer den interaktiven Konsumenten am besten kennt und versteht. In den USA gibt es bereits Beispiele für diesen Prozess: Agency.com hat den Lead für Ikea in den USA übernommen, R/GA eine ähnliche Funktion für Nike.

Aus diesem Grund versuchen die klassischen Agenturen ja seit mittlerweile zehn Jahren digitale Kompetenzen aufzubauen, aber es ist ihnen bisher nicht gelungen. Das hat viel mit ihrem Selbstverständnis zu tun: Sie gehen typischerweise von einer Idee aus, die sie in eine Geschichte verpacken. Für die 360°-Kommunikation entwickeln sie eine Idee, die in allen Medien funktioniert. Doch das wird dem Medium Web nicht gerecht. Ein Konsument, der 20° Grad vorgebeugt am Bildschirm sitzt, will etwas über das echte Produkt erfahren und nicht nur eine Geschichte hören.

Denn das Tolle an diesem Kanal ist ja gerade, dass Marken das erste Mal seit Erfindung der Massenproduktion direkt mit dem Konsumenten interagieren können. Heute kann jeder quasi durch den Monitor greifen und sein Auto konfigurieren, seine Reise zusammenstellen oder die Farbe seines Turnschuhs aussuchen. Dabei sind die Kunden durch die Internet-Pure-Player verwöhnt – also die Googles, Amazons und Ebays dieser Welt. Sie geben den Takt vor und Marken müssen nun die gleiche Geschwindigkeit aufnehmen. Um das zu leisten, braucht man den direkten Austausch zwischen Interactive-Agentur und Marketing-Entscheider.

Die digitalen Agenturen müssen sich dieser gewachsenen Bedeutung noch bewusst werden. Das ist vor allem eine mentale Anstrengung. Viele haben bisher stark in Richtung Umsetzung gedacht und gearbeitet. Das ist zwar ein echtes Asset, das klassische Agenturen in der Regel nicht haben, aber es reicht letztlich nicht, um auch auf Vorstands- oder Geschäftsführungsebene als Partner wahrgenommen zu werden. In den USA und Skandinavien hat dieser Wechsel in den letzten zwei, drei Jahren schon stattgefunden. Deutschland hinkt da sicherlich noch ein Stück hinterher.

Lead-Agentur der Zukunft

PAGE 11.2007
Im Frühjahr antwortete Matthias Schrader auf die ketzerische Frage, ob die Klassik tot ist:

„Ein klares Ja! Die Lead-Agenturen der Zukunft werden Interactive-Agenturen sein, die Klassik hat nur noch dienende Funktion.“

Dies ist das Titelthema der Page 11.2007, die am 4. Oktober erscheint. Im Heft kommen Kreative und Kunden zu Wort.

Das Web als Forschungsinstrument

Die Erfindung des Web war ein Segen für die Forschung. Es macht wissenschaftliche Befragungen praktisch ohne Budget möglich. Da Online-Fragebögen im Vergleich zu telefonischen oder gar brieflichen Umfragen nichts kosten, ist ihre Zahl gewaltig in die Höhe geschnellt.

Und so erreichen uns fast täglich Befragungen, die angeblich maximal fünf bis zehn, zwanzig oder auch dreißig Minuten unserer Zeit kosten sollen. Man ahnt vielleicht, wie teuer es für ein Unternehmen wäre, all diese Umfragen tatsächlich zu beantworten. Zumal sie meist nicht an konkrete Personen adressiert sind, der richtige Ansprechpartner also erst einmal ermittelt werden müsste.

Vom Schüler, der seine Hausarbeit mit einer Umfrage aufzuwerten gedenkt, bis zum mit EU-Mitteln geförderten millionenschweren Forschungsprojekt ist alles dabei. Die Themen unterliegen gewissen Moden. Wie oft ich in den letzten Jahren zum Thema Corporate Blogging befragt werden sollte, kann ich nicht einmal schätzen.

Drei der häufigsten Fehler solcher Befragungen:

  • Sie geben nicht oder nicht sofort zu erkennen, an welche Zielgruppe sie sich richten. Das herauszufinden wird dem Empfänger überlassen. Der Weg in den digitalen Papierkorb ist garantiert.
  • Sie erklären nicht oder nicht sofort, welchen Nutzen der Befragte von der Befragung haben soll. Bekommt er später die Ergebnisse zu Gesicht? Gibt es etwas zu gewinnen? Bleibt auch diese Frage unbeantwortet, sinkt die Antwortrate dramatisch.
  • Sie stellen zu schwierige Fragen. Oder Fragen, die durch einfache Online-Recherche auch selbst zu beantworten wären. Die Recherche-, Denk- und Abstraktionsarbeit wird auf den Empfänger abgewälzt. Der wird sich bedanken und die Befragung abbrechen.

Dies vorausgeschickt, sei nun auf eine Online-Befragung von Ingo Körle hingewiesen, der seine Diplomarbeit am Institut für Marketing und Medien der Universität Hamburg bei Prof. Dr. Henrik Sattler schreibt. Die Umfrage wendet sich an Nutzer von Webanalyse-Lösungen und an Personen, die am Beschaffungsprozess solcher Lösungen beteiligt sind. Ingo verspricht:

Nach Abschluss der Studie erhalten Sie dann – sofern Sie möchten – die Umfrageergebnisse zugeschickt. Diese geben Ihnen eine Marktübersicht über aktuelle Webanalyse-Systeme. Weiterhin zeigen wir, welches derzeitige Angebot Ihre Wünsche am besten erfüllt! Innerhalb der Befragung möchten wir Ihnen deswegen zentrale Funktionen aktueller Webanalyse-Systeme vorstellen und herausfinden, wie wichtig diese für Ihre Arbeit sind.

Das Analyse-Team von SinnerSchrader betreut die Diplomarbeit von Ingo. Hier geht es zur Befragung.