Mac und Vista Kopf an Kopf, Windows 7 löst XP ab

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Die Mehrzahl aller Besucher auf unseren Websites kam 2009 wie auch in den Vorjahren mit Windows XP. Das ungeliebte Windows Vista konnte an dessen Dominanz nichts ändern, hielt sich aber vor dem Mac auf Platz 2. Newcomer Windows 7 kam zu spät auf den Markt, um ernsthaft mitmischen zu können, und blieb sogar noch hinter Linux und dem zehn Jahre alten Windows 2000.
Im Dezember und Anfang Januar hat sich das deutlich geändert. Windows 7 beginnt, das auch nicht mehr ganz taufrische XP abzulösen, das seine absolute Mehrheit schon eingebüßt hat. Windows 7 verdrängt bereits den direkten Vorgänger Vista. Der Mac legt kontinuierlich zu und kommt um den Jahreswechsel bereits auf einen Besucheranteil von fast 17 Prozent.
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Absolute Mehrheit für Firefox, Chrome holt schnell auf

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Deutlich mehr als die Hälfte aller Besucher auf unseren Websites war 2009 (und in den ersten Tagen dieses Jahres) mit dem Firefox unterwegs. Der Firefox führt bei uns schon seit Jahren die Browserstatistik an. Mehr als 30 Prozent vereinigen die drei häufigsten Versionen des IE auf sich. Der antike IE 6 lag im Gesamtjahr immer noch deutlich vor dem aktuellen IE 8.
Das hat sich im Dezember und Anfang Januar glücklicherweise geändert, doch noch immer kommen mehr Besucher mit dem IE 6 (knapp 5 Prozent) als mit Google Chrome (4,4 Prozent). Im Dezember lag Chrome bereits vor Safari und Opera 9.x.
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Google und Bing starten Echtzeitsuche. Schnell.

Binnen weniger Stunden annoncierten gestern Microsoft und Google zwei Deals mit Twitter. Beide bekommen direkten Zugang zu allen öffentlichen Tweets. In Echtzeit. Dieses Privileg genossen bis jetzt nur wenige Dienste, darunter das kürzlich von Facebook erworbene Friendfeed.
Diese Deals sind ein Meilenstein. Zehn Jahre lang hat Google das Thema Suche geprägt und darauf sein Imperium errichtet. Das Thema Echtzeit läutet eine neue Phase ein, die weitere zehn Jahre dauern wird. War bis dato der Link die kleinste Einheit, so tritt nun der Tweet hinzu. Die Herausforderung ist immens, ist doch das Thema Echtzeitsuche weder technisch noch konzeptionell auch nur annähernd gelöst.
Die heutige Twittersuche ist in etwa auf dem Stand der Internetsuche vor Google. Gesucht wird nur nach dem Suchwort selbst. Die Fundstellen werden in chronologischer Reihenfolge angezeigt. Ohne jede Gewichtung. Es bleibt dem Nutzer überlassen, aus der Datenflut den gewünschten Sinn zu filtern.
Google und Microsoft werden sich nun ein Rennen darum liefern, wer zuerst den immensen Echtzeitdatenstrom von Twitter sinnvoll in die allgemeine Suche integriert. Zu erwarten ist beispielsweise, dass häufig getwitterte Links auf den Ergebnisseiten weiter oben angezeigt werden, jedenfalls so lange, bis das Getwitter wieder abschwillt.
Das Ziel der Suchmaschinen wird sein, schneller zu werden. Sie werden neue, aktuelle und relevante Links in Echtzeit liefern müssen, um nicht selbst an Relevanz und Aktualität zu verlieren. Und womöglich dem nächsten Google Platz machen zu müssen.
Kennt jemand noch Altavista?

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Der Anti-IE: Was Google Chrome für das Web bedeutet

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Google publiziert heute seinen eigenen Browser namens Chrome. Der seit langem antizipierte Schachzug richtet sich direkt gegen Microsoft und dessen kommenden Internet Explorer 8. Chrome ist so etwas wie der Anti-IE:

  1. Zehn Jahre nach der Kapitulation Netscapes im ersten Browserkrieg und dem Entwicklungsstart des Firefox-Vorgängers Mozilla kommt ein völlig neu entwickelter Browser auf den Markt. Mit der Neuentwicklung will Google auf die gestiegenen Anforderungen des heutigen Web reagieren. Chrome soll ein Browser werden, wie man ihn heute bauen würde – eine klare Kampfansage an den Marktführer IE, der etwa Dreiviertel des gesamten Browsermarktes auf sich vereint.
  2. Dabei widersteht Google der Versuchung, das Rad neu zu erfinden. So verwendet Chrome Webkit als Rendering Engine – quasi der Motor unter der Haube. Für den geplagten Frontend-Ingenieur (vulgo HTMLer) eine Erleichterung: Was im Safari funktioniert, sollte auch mit Chrome laufen. Was man vom Internet Explorer 8 wieder einmal nicht behaupten kann. Immerhin wird der IE8 auf die Rendering Engine des IE7 umschalten können.
  3. Chrome ist innovativ. Eine virtuelle Maschine für Javascript namens V8 soll für Tempo sorgen. Jedes Browsertab wird komplett separat laufen und damit Tabbed Browsing erst wirklich perfekt machen. Das Interface ist neu gedacht und vom Kopf auf die Füße gestellt. Und am hinteren Ende ist Google Gears und damit Offline-Funktionalität schon eingebaut.
  4. Chrome ist Open Source. Dadurch werden die Innovationen, soweit sie sich bewähren, relativ schnell ihren Weg in andere Browser finden und damit die Chance haben, zu Webstandards zu werden.

Mit dem Start von Chrome, soviel ist sicher, hat eine neue Runde im zweiten Browserkrieg begonnen. Es bleibt spannend.

Mehr Liebe für Microsoft

Auf der next ging es erwartet geschäftig zu. Panel folgte auf Panel. Kaum Zeit zum Nachfragen. Wirft ein Podiums-Interview dann ein unerwartetes und spannendes Licht ausgerechnet auf Microsoft, lohnt es sich, der Sache nochmal auf den Grund zu gehen.
Wir haben im Nachgang mit Nicole Simon telefoniert über ihr „Customer First“ betiteltes Gespräch mit Kris Hoet, EMEA Marketing Manager der „Microsoft Online Services Group“ (OSG).
Die OSG sind das msn-Onlineportal, die Suchmaschine „Windows Live“ und Microsofts Werbe-Unit „Digital Advertising Solutions“. Letztere gewann 2007 mit dem Online-Clip „Bring the Love Back.“ internationale Preise:

Angestossen vom Clip ging es um Microsofts Umgang mit Blogs, bloggenden Microsoft-Mitarbeitern und deren Einbeziehung in aktuelle Unternehmenskommunikation. „Bring the Love back“ hat es vor allem geschafft wegen des Blogs des Clip-Schöpfers Geert Desager.
Frei bloggende Top-Microsofter sind seit Scott Guthrie und vormals Robert Scoble keine Seltenheit. Anders als in manch ghost-geschriebenem, PR-wiederkäuenden CEO-Blog sind die MS-Blogger tief mit ihren Communities verbunden. Der gegenseitige offene Austausch wird vom Unternehmen aufgegriffen und hilft bei Weiterentwicklungen.
Spätestens hier wundert sich der durschnittliche europäische Microsoft-Beobachter. Doch dem Bild vom monolithischen, verschlossenen, streng-reglementierenden Software-Giganten widerspricht Hoet im Interview. Microsoft sei offener als vermutet, „blog smart“ die auf Vertrauen aufbauende blogging policy. Den Mitarbeitern werde vertraut anstatt eine miteinander kommunizierende Außenwelt per Unternehmensorder zu ignorieren.
Mittlerweile macht sich für MS bemerkbar, dass es bei dieser Haltung um mehr geht, als nur Goodwill – Der Internet Explorer 8 wäre ohne die Anbindung an eine Entwickler-Community eben so wenig zustande gekommen wie der „Surface“ Table oder, etwas banaler, bestimmte XBOX-360-Infopages.

Aus großer Macht …

Anfang des Jahres lud Microsoft zu einem intensiven Gespräch über die eigene Internet-Produktstrategie. Geladen waren eine Handvoll in der jeweiligen Community bekannte Flash- und HTML/CSS-Experten. Ich war einer davon. Microsofts Grundidee ist richtig und löblich, sich von unabhängigen Experten die Meinung sagen zu lassen, egal ob positiv oder negativ. Zentrale Themen waren die neue Produktlinie Expression und die neue Technologie Silverlight. Aber natürlich lassen sich in diesem Zusammenhang die anderen internetrelevanten Produkte nicht ausschließen.
Microsofts Eigenwahrnehmung ist, sie seien nicht nur auf dem Weg der Besserung in Bezug auf Webtechnologien, sondern mittlerweile richtig gut. Insbesondere der IE7 und der kommende IE8 wurden gelobt. Das frisch erschienene Expression Web wird als professionelles Programm verstanden, das einige bei Konkurrenten nicht auffindbare Features besäße.
Beide Eindrücke finde ich falsch. Vergleicht man Expression Web mit den Platzhirschen im professionellen Bereich – Dreamweaver und Eclipse -, so bleiben keine Eigenschaften übrig, die das Programm einzigartig oder besser machen würden. Für den semi-professionellen Frontpage-Bereich sieht es natürlich anders aus. Für diese Anwender kann man froh sein, nun Expression Web zur Verfügung zu haben.
Meine Meinung wurde von den anderen geteilt und unterstützt. Mittlerweile gibt es so viele ausgereifte Entwicklungsumgebungen, daß es sich eine große Softwarefirma wie Microsoft in meinen Augen nicht erlauben kann, halbgare Produkte zu veröffentlichen. Halbgar ist die derzeitige Version allein deshalb, weil einzig eine ASP-Unterstützung eingebaut wurde, keine Unterstützung für PHP, Perl oder Ruby. Speziell in Europa ist aber PHP angesagt.
Der IE7 wiederum ist nicht mehr als ein längst überfälliges Bugfix. Nach sechs Jahren wurden endlich die schlimmsten Fehler des IE6 ausgebügelt und ein paar neue Fähigkeiten hinzugefügt, die alle anderen Browser schon seit Jahren besitzen. Noch immer kann Microsofts Browser den Konkurrenten in seinen Fähigkeiten nicht das Wasser reichen. Dies scheint mit der Version 8 nun endlich angegangen zu werden. Aber anstatt diese neue Version wie versprochen relativ schnell folgen zu lassen, wird sie voraussichtlich erst zwei Jahre nach der Veröffentlichung des IE7 erscheinen. Angesichts des technologischen Rückstandes ist dies kein gutes Zeichen.
Ich bin davon überzeugt, daß Microsoft als Ganzes das Internet als Medium, die Geisteshaltung der darin Arbeitenden und die eigene Verantwortung für das Medium nicht begriffen hat. Die beiden Vertreter von Microsoft betonten tapfer, man habe eigene Open-Source-Projekte und schlechte Erfahrungen mit der Beteiligung an solche Projekten gemacht. Aber offenbar hatte man nicht begriffen, daß Open Source die treibende Kraft des Internet in den letzten Jahren war und auf absehbare Zeit wohl bleiben wird.
Ich habe den Eindruck, Microsoft begreift das Internet als Teil des eigenen Produktportfolios. Genau deshalb wurde nur ASP unterstützt. Und genau deshalb baute man in die neue Outlook-Version Word als HTML-Renderingengine ein. Das Ergebnis dieser Entscheidung ist, daß Microsoft einen Teil der Internetindustrie nicht nur um Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen hat, sondern auch in arge Turbulenzen bringt. Outlook ist in Unternehmen die Killerapplikation für E-Mails und Zeitmanagement. Die signifikante Verschlechterung der HTML-Darstellung in Outlook mag aus der Microsoft-Binnensicht verständlich sein, für das große Bild ist sie ein großer Schaden.
Das Internet ist nunmal mehr als nur IE und Outlook. Sie sind nur zwei der vielen Zugangsprogramme. Angesichts der großen Verbreitung müssen wir als Entwickler allerdings besondere Rücksicht auf ihre Rückschrittlichkeit nehmen. Zum Nachteil aller anderer Nutzer und zum Nachteil unserer Kunden. Denn unsere Rücksicht schlägt sich in längerer Arbeitszeit und damit in höheren Kosten nieder.
Auch Microsofts Mantra der Abwärtskompatibilität, der zehnjährigen Gewährleistung, ist in Bezug auf das Internet eine fatale Fehlentscheidung. Das Web als Massenphänomen ist kaum älter als diese Zehnjahresfrist. Wir können nicht ernsthaft als Entwickler heutzutage noch Rücksicht auf Nutzer von IE3 oder Netscape 4 nehmen. Ebenso wenig sollte dies ein Softwarehersteller tun. Die Browser der ersten Generationen waren aus heutiger Sicht mies. Selbst der IE6 ist bei nur oberflächlicher Betrachtung ein schlechter Browser, obwohl er zur Zeit seiner Veröffentlichung klasse war.
Es ist das Schicksal aller Produkte, die mit dem Internet zusammenhängen, daß sie extrem schnell altern. Unternehmen wie Microsoft brauchen den Mut, ihren Kunden sagen zu können, daß sie entweder auf ein neues Modell aufsteigen sollen oder aber von der Entwicklung abgehängt werden. Die enge Verzahnung von Betriebssystem und Browser ist hierbei allerdings nur hinderlich. Denn jedes Browserupdate wird so zu einem Systemupdate. Doch dieses Dilemma teilen alle Betriebssysteme – entgegen der landläufigen Meinung. Bei Apple heißt dies einfach Safari, beim KDE von Linux ist es der Konqueror. Genau wie bei Microsofts IE kann man bei Apple den neuesten Safari nicht auf einem älteren Betriebssytem installieren.
Wir brauchen ein allgemeines Bewußtsein dafür, daß alle Anzeigeprogramme für das Internet derzeit noch nicht den möglichen und eigentlich nötigen optimalen Stand erreicht haben. Kein Browser unterstützt alle existierenden Standards, obwohl diese nun schon seit teilweise 10 Jahren (HTML 4) existieren. Bei der HTML-Darstellung von Mailprogrammen und Webmailern ist die Unterstützung der gängigen Webstandards sogar noch viel schlechter.
Es sind die Fehlentscheidungen der Vergangenheit, an denen Microsft und wir heute leiden. Man versucht die Unsicherheit in HTML-Mails durch eine neue, wesentlich schlechtere Rendering Engine zu beheben. Dabei ist der IE nur mittelbar der Übeltäter. Das eigentliche Problem heißt ActiveX. Diese Technologie ist das eigentliche Problem, der eigentliche Fehler, den Microsoft beging. Ihn zu beheben, diese Technologie zu beseitigen, wäre eine wichtige Aufgabe für die nahe Zukunft.
Microsoft sollte ohne Rücksicht auf eine irgendwie geartete Produktkontinuität aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Es wäre sinnvoll, sich am Gecko-Projekt oder an WebKit zu beteiligen, um deren fortschrittliche Rendering Engines für den eigenen Browser zu nutzen. Sie könnten mehr Kreativität auf Zusatzfeatures und die Oberfläche konzentrieren.
Microsofts Situation sehe ich analog zum Spiderman-Dilemma: „Aus großer Macht folgt große Verantwortung.“ Microsoft muss die richtigen Schlüsse aus der eigenen führenden Rolle in der Industrie ziehen. Denn egal ob wir wollen oder nicht: Microsoft hat angesichts der hohen Nutzerzahlen für den IE und Outlook die führende Rolle bei Internetzugangssoftware inne. Aus dieser Führungsposition in Nutzerzahlen muß eine technologische Führung entspringen. Diese haben aber in Sachen Browser eher Opera und Apple inne. Microsoft kennt seine Macht, erkennt aber nicht die eigene Verantwortung für das gesamte Medium.
Der Dialog mit uns – genauso wie der Dialog, der mit dem Webstandards Project schon vor Jahren geführt wurde – ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir benötigen allerdings handfestere Signale für einen Strategiewandel. Der IE muss in kürzeren Abständen verbessert werden. Microsoft könnte einer vollen Nummer innerhalb von drei oder vier Monaten eine Zwischennummer folgen lassen. Jede neue Version (8.1, 8.2 …) würde ein paar Funktionen mehr besitzen und weitere Fehler beseitigen. Und Microsoft muss sich im Bezug auf das Internet von seinem Gewährleistungsmantra verabschieden. Das Internet ist nicht zerbrochen, obwohl alle modernen Browser um Lichtjahre besser sind als IE6 und IE7.
Mit einer offensiven Kommunikation, daß der IE6 zum uralten Eisen gehört, könnte Microsoft sich und uns allen einen großen Gefallen tun. Derzeit hält dieser Konzern die Entwicklung im spannenden Medium Internet zurück. Wir alle sind auf die eine oder andere Art Gefangene von Microsoft. Das muss sich ändern. Aber nur Microsoft kann dies wirklich ändern.

Fünf Mythen über Facebook und StudiVZ

Dieser Tage werden jede Menge Fakten über Facebook und StudiVZ bekannt. Mark Zuckerberg selbst sprach gestern über den für 2008 geplanten Umsatz (300 bis 350 Mio. US-Dollar), das erwartete Ergebnis (50 Mio. EBITDA) und die vorgesehenen Investitionen (200 Mio.). Anlass genug, einige der gängigen Mythen auf ihren Realitätsgehalt hin zu untersuchen.

  1. Ist Facebook 15 Mrd. US-Dollar wert? Schon möglich, aber worauf stützt sich diese Bewertung? Microsoft hat im Oktober 2007 zwar zu dieser Bewertung einen Minderheitsanteil erworben, wurde aber gleichzeitig exklusiver Werbevermarktungspartner für Facebook, und zwar weltweit. Diese Tatsache dürfte bei der Preisfindung eine Rolle gespielt haben.

    Der Handel sieht in etwa so aus: Microsoft stellt große Teile des für die weitere Expansion nötigen Kapitals bereit und sorgt gleichzeitig für zusätzliche Einnahmen, an denen Microsoft wiederum direkt (aus der Vermarktung) und indirekt (als Miteigentümer von Facebook) partizipiert. Ob sich das Geschäft für Microsoft lohnt, hängt viel stärker von den direkten Mittelrückflüssen ab als von den indirekten.

    Mit anderen Worten: Die Bewertung von Facebook kann Microsoft weitgehend kalt lassen. Als exklusiver Werbevermarktungspartner sitzt Steve Ballmer am Drücker. Alles andere ist eine Wette für den Fall eines Börsengangs, der nicht vor 2009 zu erwarten ist. Hier winken Microsoft weitere Erlöschancen. Ob Facebook also 15 Mrd. US-Dollar wert ist, wird sich erst beim Börsengang zeigen. In diesem Punkt hat WPP-Chef Martin Sorrell völlig Recht.

  2. Mögen die Nutzer keine Werbung? Schon möglich, aber welche Rolle spielt das? Es gibt in der ganzen Medienlandschaft ja nur zweieinhalb Finanzierungsmodelle: Werbung oder Abonnements, letztere auch in Form von Gebühren für öffentlich-rechtliche Anstalten. Im Web hat sich das Abomodell bis jetzt nur in Nischen (Xing, Singlebörsen, Porno) durchsetzen können. Bleibt also Werbung als Geschäftsmodell, und dagegen ist in einer kapitalistischen Marktwirtschaft auch nur wenig einzuwenden.

    Die Nutzer werden im Zweifel mit den Füßen abstimmen, aber mir ist bis jetzt kein Fall bekannt, in dem dies tatsächlich zu Schwierigkeiten geführt hätte. Der übliche ZwergenNutzeraufstand anlässlich der Einführung irgendwelcher neuer Features gehört zum Ritual und muss durchgestanden werden. Wir haben ihn bei der Einführung des Newsfeed gesehen (bei Facebook wie auch bei Xing) oder bei der Einführung neuer Werbeformen, -formate und -bedingungen (bei Facebook, StudiVZ und Xing).

    Am Ende wird etwas modifiziert, reformuliert, hier und da ein neuer Konfigurationsknopf eingeführt oder die Voreinstellungen angepasst – und am Ende läuft die Sache. Plattformbetreiber haben nur die Wahl, sich etwas geschickter (Facebook), weniger geschickt (Xing) oder total ungeschickt (StudiVZ) anzustellen. Der Rest wird im weltweiten Dialog entschieden, und die Presse hat was zu schreiben. In diesem Punkt hat GWP-Chef Harald Wahls völlig Recht, wenn er in Horizont 5/2008 feststellt:

    Die Frage ist, wie groß die Protestwelle der Mitglieder wirklich war. Kritik an einem so großen Portal, das Studenten als Zielgruppe hat, ist anscheinend vor allem für die Journalisten interessant.

  3. Erfindet Facebook die Werbung neu? Schon möglich, aber bislang spielt das keine große Rolle. Facebook Beacon hat seine Bedeutung innerhalb der Eigenvermarktung von Facebook. Microsoft setzt für die Vermarktung zunächst einmal auf herkömmliche Instrumente. Targeting wird erst nach dem Abschluss der aQuantive-Übernahme durch Microsoft relevant, wenn Atlas zum Einsatz kommt. Wie ernst es Microsoft mit dem Thema Webwerbung ist, zeigt nach aQuantive und Facebook der dritte Schritt – Yahoo.

    Google ist so groß und so wertvoll geworden, weil Google die Onlinewerbung um eine bis dahin praktisch unbekannte Dimension erweitert hat – höchst zielgerichtet eingespielte Textanzeigen. Werbung wird besser, je genauer sie gezielt wird. Perfekt gezielte Werbung ist gar keine Werbung mehr, sondern Information.

    Facebook könnte die Onlinewerbung um eine weitere Dimension erweitern, wie auch immer das im Detail aussehen wird. Auf diese Möglichkeit stützt sich die oben diskutierte Unternehmensbewertung. Da sie die Zukunft betrifft, bleibt uns nur abzuwarten, wie weit Facebook kommt.

  4. Wird das deutschsprachige Facebook zuerst StudiVZ angreifen? Schon möglich, aber wozu sollte das gut sein? Facebook ist längst viel breiter positioniert als zu jener Zeit, da StudiVZ eine billige Kopie vom großen Original zog. Studenten stehen nicht mehr im Vordergrund. Erst recht nicht in Deutschland, da unter den 600.000 hiesigen Nutzern nur relativ wenig Studenten zu finden sind. Und siehe da: Facebook setzt vor allem auf die vielen viralen Effekte seiner Plattform. (Mit Viren kenne ich mich jetzt aus, die können ganz schon hartnäckig sein.)

  5. Wird Facebook StudiVZ kaufen? Schon möglich, aber wozu sollte das gut sein? Um die Investition Holtzbrincks am Ende doch noch mit einem schönen Ausstieg zu krönen? Um eine Zielgruppe an Land zu ziehen, die Facebook gar nicht braucht? Um eine Plattform zu übernehmen, die sich nach allen Regeln der Kunst selbst demontiert hat? Um Geld auszugeben, dass Facebook anderswo viel besser investieren kann?

Die Kirche des Mac

Ich gebe zu, dass ich nicht aus freien Stücken in die Kirche des Mac eingetreten bin. Mein Äpfelchen ist gar nicht meins, sondern ein Arbeitsgerät, das mir mein Arbeitgeber zur Verfügung stellt. Cuius regio, eius religio.
Trotzdem wäre mein Arbeitsleben auch als Windows-Protestant irgendwie weitergegangen. Und der freundliche Macverwalter hat sogar schon mit einem Windows-Rechner gedroht, nachdem ich das MacBook in kürzester Zeit in die Knie gezwungen hatte und über mangelnde Leistung klagte. Vielleicht sollte ich doch nicht gleichzeitig Outlook unter VMware, Entourage und Firefox oder Flock betreiben.
Firefox und Flock sind ziemlich lahm – jedenfalls dann, wenn man wie ich gern mal zwanzig bis sechzig Tabs offen hält. Safari sei der Browser der Wahl auf dem Mac, höre ich überall. Das mag ja richtig sein, aber ich bin seit Jahren mit Firefox unterwegs. Und in gewisser Weise eingesperrt, weil der Fuchs vermutlich um die hundert Kennwörter für alle möglichen Websites gespeichert hat, an die ich mich kaum noch erinnern kann.
Entourage ist gar nicht so schlecht, wenn man wie ich fast acht Jahre lang Outlook benutzt hat. Es hat ein paar nette Funktionen, die Outlook nicht hat. Entourage kann zum Beispiel Projekte verwalten. Das könnte nützlich sein. Entourage zeigt mit einem Klick Mail an, die Bezug zur gerade gelesenen Mail hat. So genügt ein Klick, um zu sehen, auf welche Mail sich eine Antwort bezogen hat. Entourage 2008 soll noch viel besser sein.
Für einen Umstieg auf Apple Mail, Adressbuch und iCal müsste irgendwie das Problem der Synchronisation mit Exchange gelöst werden. Da gab es zwar schon ein paar freundliche Hinweise in den Kommentaren, aber noch keine fertige Lösung. Seit heute synchronisiert Entourage das Adressbuch und den Kalender. Funktioniert.
Womit wir beim entscheidenden Unterschied zwischen Windows und Mac wären: dem Markenversprechen von Apple.

Es lautet: It just works. If it doesn’t, it’s your fault.
Ich bin durchaus begeistert von der freundlichen Aufnahme in die Gemeinde der Apple-Jünger. Von allen Seiten kommen nützliche Hinweise. Jeder freut sich, wie sich der Hirte freut über das verlorene und wiedergefundene Schaf.
Der Punkt ist nur der: Apple erfüllt nicht einmal annähernd sein Markenversprechen. Der Mac funktioniert eben nicht immer und überall. Bei Windows haben wir uns daran gewöhnt. Aber Windows verspricht auch nichts dergleichen. Sein Markenversprechen lautet eher: Windows ist der Standard und gut genug für die meisten von uns.
Bei Apple ist eine gewisse Arroganz eingebaut, wie die berühmte Vorfahrt im Mercedes. Und die Freundlichkeit dem Konvertiten gegenüber wandelt sich schnell in Hass auf den Dissidenten, der es wagt, am Denkmal zu kratzen. (Ich hoffe, diesem Schicksal zu entgehen. Ich finde das Äpfelchen schick, auch wenn mich stört, dass ich mich seinen Regeln unterwerfen muss.)
Wo ist das Problem? Ich könnte es nicht besser sagen als Dave Winer:

The problem isn’t with Microsoft or Apple as a culture, the problem is with the tech industry.

Google has it too. They will break us, I’m sure of it. If I told you how, they’d unleash a storm of hate at me very much like what you get when you criticize Apple. Even Microsoft used to have its anonymous assholes on the net who would make you feel pain for questioning their competence or integrity. [Winer’s point is] the hypocrisy of Apple’s marketing, the lack of humility that guarantees that everything we care about, as users, will eventually break if we trust the tech industry to take care of our needs.

The only way this is going to change, and the signs are good, is if the users take over from the press at telling the truth about these products.

Bubble 2.0? Who cares?

Befinden wir uns zum zweiten Mal in einer Blase aus überhitzten Erwartungen, überzogenen Bewertungen und übertriebenen Investitionen? Der jüngste Microsoft-Facebook-Deal hat die Debatte über diese Frage wieder einmal angeheizt.

Die Frage selbst ist nicht neu. Sie begleitet den zweiten Aufschwung der Internetwirtschaft mindestens schon seit Anfang 2006. Heute hat nun Edelmanblogger und Aufschwungsprophet Steve Rubel in einer Philippika der gesamten Branche starke Trunkenheit bescheinigt. Eines seiner Alkoholmessgeräte ist die Menge an blödsinnigen Pressemitteilungen in seinem Posteingang.

Die von Rubel angezettelte Debatte kommt rechtzeitig zur Web 2.0 Expo, die übernächste Woche in Berlin stattfindet. Die Frage wird, so viel scheint sicher, auf den Podien und in den Gängen heiß diskutiert werden.

Möglicherweise ist es tatsächlich eine Blase. Warum das, jedenfalls aus der Sicht des Silicon Valley, gar nicht so schlimm wäre, erklärt John Heilemann im New York Magazine. Und der New Yorker Venture Capitalist Fred Wilson beschreibt in diesen knappen Sätzen die wesentlichen Trends:

We have the following opportunity in front of us; the web is going mobile, programmable, social, and semantic all at the same time. And this is happening on a global scale in real time. In ten years, we will have a completely different world wide web and I am not going to miss out on the fun of helping to build a few parts of it.

In der Tat: Selbst wenn es eine Blase sein sollte, ist Stillhalten keine sinnvolle Option. Denn die grundlegenden Trends des Internetaufschwungs sind sämtlich seit mehr als zehn Jahren intakt. Es gibt Zeiten, in denen zu viel investiert wird, und Zeiten, in denen zu wenig investiert wird. Aber die knappste Ressource bleibt die Zeit. Verlorene Zeit lässt sich im Internet nur schwer aufholen.