Warum Twitter der bessere Nachrichtendienst ist

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dann hat ihn Flipboard in der vergangenen Woche geliefert: Der Nachrichtenkonsum verschiebt sich weg von den klassischen medialen Knotenpunkten hin zum persönlichen Netzwerk. Dabei bewahrheitet sich jener berühmte Satz eines unbekannten Studenten: If the news is that important, it will find me.
Flipboard ist eine iPad-App, die aus dem kontinuierlichen Strom von Neuigkeiten von Twitter und Facebook das Fleisch extrahiert: die Links. Auch zwanzig Jahre nach der Erfindung des Web sind die Hyperlinks seine heißeste Ware. Und mit dem Trend zur Echtzeit übernehmen die Links die Rolle des Nachrichtentickers. In den Echtzeitlinks steckt der Nachrichtenwert.

Flipboard bereitet die Artikel hinter den Links auf ansprechende, angenehm konsumierbare Weise auf – wie eine Zeitung oder ein Magazin. Es ist nicht die erste Anwendung, die so etwas versucht, und es wird auch nicht die letzte sein. Der Gedanke liegt einfach auf der Hand. Etwas Ähnliches leistet zum Beispiel Feedly, eine Erweitung für Firefox und Google Reader.
Als das Web anfing, sich zu beschleunigen, war RSS der Treiber. Die wirklich einfache Syndizierung (Really Simple Syndication) standardisierte den Nachrichtentransport und rationalisierte ihn. Nutzer konnten nun mit einem RSS-Reader (wie Google Reader) Dutzende oder gar Hunderte von Websites auf dem Radar behalten, ohne sie alle Naselang besuchen zu müssen. Statt dass der Nutzer zur Website ging, kam die Nachricht zum Nutzer.
RSS allerdings konnte sich niemals wirklich flächendeckend durchsetzen, weder bei den Nutzern noch auf Seiten der Medienhäuser. Unter den Nutzern sind es bis heute eher die Geeks, die sich mit RSS anfreunden können. Und während zwar Blogs standardmäßig einen RSS-Feed publizieren, tun sich klassische Medienhäuser nach wie vor schwer mit dem Kontrollverlust. Viele bieten nur verkrüppelte Feeds, schlimmstenfalls nur mit Überschriften und Links.
Doch für Überschriften und Links gibt es inzwischen ein anderes Medium, das RSS den Rang abgelaufen hat: Twitter. Der Kurznachrichtendienst scheint mit seinen 140 Zeichen wie geschaffen für Überschriften und Links. Klingt die Überschrift interessant, genügt ein Klick, um zur Quelle zu gelangen.
Flipboard dreht diese Logik einen Schritt weiter und holt zusätzlichen Inhalt wie Bilder und Textexzerpte direkt von der Zielwebsite. Damit sind wir im Prinzip wieder dort, wo wir vor RSS schon einmal waren. Und im Unterschied zu RSS kommen die Feeds nun nicht nur von Websites, sondern auch von Menschen, die Links zu ganz unterschiedlichen Websites publizieren.
Wem ich auf Twitter folge, entscheidet darüber, welche Nachrichten mich über Twitter erreichen. Auf Twitter ist die Beziehung zwischen Autor und Leser (Follower) asymmetrisch wie in anderen Medien auch. Leser entscheiden sich für Autoren, ohne dass Wechselseitigkeit gefordert wäre. Unter den reichweitenstärksten Twitter-Autoren folgen nur die wenigsten auch ihrerseits sehr vielen anderen Autoren.
Twitter ist deshalb gut dafür geeignet, Nachrichten zu verbreiten, und zwar in Form von Überschriften mit Links. Was die Nachrichtengeber auf Twitter publizieren, verbreiten andere Nutzer durch Mechanismen wie Retweets weiter. Auf diese Weise erreichen mich über Twitter auch Nachrichten, die ich sonst nicht gesehen hätte.
Die Nachrichtengebung auf Twitter ist somit höchst individuell, ohne sich allerdings vom großen, allgemeinen Nachrichtenstrom völlig abzukoppeln. Bedeutende Ereignisse finden, solange ich einer gewissen kritischen Masse an Nutzern folge, ihren Weg auf jeden Fall zu mir. Gleiches gilt im Grundsatz auch für Facebook. Zwar ist die Freundschaftsbeziehung dort immer symmetrisch, bedarf also der Zustimmung beider Seiten. Doch kennt Facebook inzwischen auch asymmetrische Beziehungen wie bei Twitter.
Flipboard ist nicht mehr als eine ansprechende Oberfläche für die individuellen Netzwerke von Twitter und Facebook. Doch es zeigt, wie die Bedeutung dieser Netzwerke für den individuellen Medienkonsum immer weiter wächst – und dass auch das iPad kein Heilsbringer für die Verlagswelt sein muss.

Do Traditional Publishers know their Consumers Better Than Start-ups?

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We hear a lot of hubbub these days on so-called Paid Content on the Web. This idea seemed to be more or less dead until rumours of the imminent iPad revived it a few months ago. Publishers now smell a breath of fresh air, betting hugely on Apple’s new geeky device and even on the WePad, at least in Germany.
To make things clear: I’m not opposed to the idea as such. Maybe there is a market for Paid Content on the Web. But this should be decided by the market itself, by consumers who might want to pay or not. It shouldn’t be forced unto them by publishers who once were herolds of the free market or maybe the so-called social market economy, as we like to say in German.
But, and that’s a huge but: The consumer already pays a lot for all kinds of digital content. This has been pointed out a lot of times, but publishers still don’t seem to get it. In the old days, old media were delivered to the consumer who just paid for his newspaper, magazine or cable TV subscription, as he still does today.
With digital media, this model has changed profoundly. Now the consumer pays for the delivery first, and at least in case of mobile media delivery, he still pays a lot of money just for the bandwidth. And just as he has learned with cable TV, the consumer expects most of the media content to be a part of the package he already pays for.
In this new world, publishers save a lot on distribution costs that now are paid for directly by the consumer. If publishers still want the consumer to pay for their content, they have to figure out an added value. It’s clearly not enough to just put the same lame old content behind a paywall and expect the consumer to happily pay a new bill. He already pays for the Web.
That kind of added value is not easy to figure out. Gazillons of start-ups struggled to come up with something the consumer would love to pay for. Most of them failed. Why on earth should traditional publishers be in a superior position? Do they know their consumers better? After watching this space for more than 15 years now (my first login to the Internet was in 1994), I seriously doubt it.

Sieben Prognosen für 2010

Wie vor einem Jahr versuche ich mich auch heute mit einer Reihe fundierter Vermutungen, das noch recht neue Jahr 2010 betreffend.

  1. 2010 wird das Jahr der digitalen Revolution. Die Internet-Generation ist reif für den Wandel, wird zum Game Changer und schickt die Babyboomer auf ihr Altenteil.
  2. Die Babyboomer und andere Verlierer der Revolution werden sich heftig wehren und weiterhin versuchen, das Internet zurück in die Verpackung zu stopfen. Doch die Konterrevolution bleibt aus.
  3. Die Netzkritik wird hingegen eines der großen Themen des Jahres. Babyboomer Frank Schirrmacher war nur das Präludium. Inzwischen schicken sich bereits die Revolutionäre von gestern an, in den Chor der Kritiker einzustimmen.
  4. Neben der Maschinenstürmerei 2.0 wird das Ende der Privatsphäre und die Neudefinition der Öffentlichkeit zum zweiten (und wichtigeren) großen Debattenthema.
  5. Der Werbemarkt wird auch im Jahr 2010 stagnieren. Marken und Unternehmen verschieben ihre Budgets weiter in Richtung Internet. Nur ein Teil davon fließt in Onlinewerbung und bleibt so dem Werbemarkt erhalten. Ein immer größerer Anteil wird in Plattformen und Applikationen investiert.
  6. Mobile, ortsbezogene Dienste kommen ganz groß raus. Foursquare wird das neue Twitter (gut, eventuell auch Gowalla). Google wird die lokale, mobile Werbung revolutionieren.
  7. 2010 wird das Jahr der erweiterten Realität. Wir werden eine Reihe spektakulärer Anwendungen auf mobilen Geräten sehen.

Und eine Bonus-Prognose: 2010 wird das Jahr, in dem Print digital wird. Kindle und Nook, iTablet oder iSlate (oder wie auch immer Apple das neue Spielzeug nennen wird) transformieren Nutzererlebnis und Geschäftsmodell des Gedruckten ins Digitale. Binnen fünf Jahren werden die Folgen ähnlich gravierend sein wie iPod und iTunes für die Musikindustrie waren. Behalten Sie auch innovative Formate wie das Miki im Auge.

Was meinen Sie? Welche Themen bestimmen das Jahr 2010?

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Was aus meinen Prognosen für 2009 wurde

Es war mein erster Arbeitstag im Januar, als ich acht Prognosen für das nun fast abgelaufende Jahr 2009 abgab. Und da heute mein letzter Arbeitstag in diesem Jahr ist, frage ich mich nun, was daraus geworden ist.

  1. Prognose: Eine Reihe von Marken und Markenartiklern, für die 2009 ein wirtschaftlich schwieriges Jahr wird, werden sich öffnen, den Konsumenten zuhören und mit ihnen reden. Und damit erste Erfolge feiern. Realität: Es gibt zwar einige Beispiele für eine Öffnung, doch die großen Erfolge bleiben aus. Ab Mitte des Jahres dominiert die eher mäßig erfolgreiche Kampagne von Vodafone die Diskussion.
  2. Prognose: Marken und große Unternehmen werden ihre Marketingbudgets weiterhin ins Internet verschieben, das inzwischen der bei weitem effizienteste Marketingkanal ist – und deshalb ein Gewinner der Rezession. Realität: Der OVK prognostiziert der Onlinewerbung für 2009 ein Plus von 10 Prozent. Das kann sich in einem insgesamt rückläufigen Werbemarkt sehen lassen.
  3. Prognose: 2009 wird mehr Onlinewerbeumsatz mit Performance Marketing (SEM/Affiliate) als mit klassischer Displaywerbung gemacht. Auch Displaywerbung wird immer mehr nach Performance-Modellen abgerechnet statt nach TKP. Realität: Nimmt man die OVK-Prognose als Maßstab, so ist der erste Teil nicht eingetroffen, auch wenn das Affiliatemarketing überproportional gewachsen ist. Die Abrechnung nach Performance hingegen hat an Boden gewonnen.
  4. Prognose: Im New Media Service Ranking werden die Top Ten kräftig umsortiert. Aber spannend wird erst das Ranking im Folgejahr (auf Basis der Umsätze von 2009). Realität: In den Top Ten hat sich wenig getan. Das Ranking 2010 bleibt abzuwarten.
  5. Prognose: Der Druck auf die Printmedien wird stark steigen. In den USA werden die ersten großen Tageszeitungen ihre gedruckten Ausgaben reduzieren oder ganz aufgeben und ins Web migrieren. In Deutschland werden vor allem die Verlagsapparate Federn lassen müssen. Sie sind im Web nicht refinanzierbar. Realität: Die Krise der Printmedien war eines der großen Themen des Jahres 2009. Mehrere US-Tageszeitungen sind eingestellt worden. In Deutschland haben die Verlage massiv Stellen abgebaut.
  6. Prognose: Alte Medien werden Blogs kaufen, sogar in Deutschland, um ihre Position im Web zu verbessern. Problem: Es gibt in Deutschland nur wenige professionell betriebene Blogs. Realität: Bereits im Januar wurde Basic Thinking verkauft, allerdings nicht an ein klassisches Medienunternehmen. Der Mangel an professionell betriebenen Blogs bleibt bestehen.
  7. Prognose: Holtzbrinck wird sich nach Kräften bemühen, seine Investitionen in StudiVZ zurückzuverdienen. Da die GWP es nicht schafft, StudiVZ zu vermarkten, wird der Vermarkter gewechselt. Für einen Verkauf an Facebook ist es nun zu spät. Am Ende wird ein Notverkauf stehen. Realität: Holtzbrinck hat den Vermarkter nicht gewechselt, sondern umbenannt. Facebook ist kräftig gewachsen. Zu einem Notverkauf von StudiVZ ist es bis jetzt nicht gekommen.
  8. Prognose: Cloud Computing wird abheben, sowohl als Buzzword als auch in der Nutzung. In der Rezession 2001/2002 konnte sich Open Source in Unternehmen durchsetzen, diesmal wird es Cloud Computing sein. Realität: Google hat mit seiner „Go Google“-Kampagne massiv um Unternehmen geworben, die ihre elektronische Büroinfrastruktur weg von Microsoft und lokalen Maschinen hin zur Google-Cloud bewegen wollen. Das Google Chrome OS wird im kommenden Jahr dem Thema einen weiteren kräftigen Schub geben.

Insgesamt ein eher gemisches Bild, wie das mit Prognosen so ist, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. So schließe ich nun das Kontor für dieses Jahr. Anfang Januar geht es weiter, dann mit Prognosen für das Jahr 2010.

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Das Internet auf dem Weg zum Medium Nr. 1

Diese beiden Folien aus der jüngsten ACTA-Studie sollte sich jeder Marketing- und Medienentscheider einmal in Ruhe ansehen. Sie beschreiben zehn Jahre Revolution.
1999 suchten nur 9 Prozent der Bevölkerung im Internet nach näheren Informationen zu einem Thema, aber 67 Prozent achteten auf Berichte im Fernsehen, 58 Prozent lasen Berichte in Zeitungen und 44 Prozent in Zeitschriften. Heute ist das Internet mit 55 Prozent Medium Nr. 2 hinter dem Fernsehen (64 Prozent), aber vor Zeitungen (50 Prozent) und Zeitschriften (38 Prozent).
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Bei den 20- bis 29-Jährigen ist das Internet mit 81 Prozent bereits Medium Nr. 1, das Fernsehen (56 Prozent), Zeitungen (34 Prozent) und Zeitschriften (32 Prozent) haben den Anschluss verloren.
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[via]

DRM als Leimrute für die Unterhaltungsindustrie

Erinnert sich noch jemand an DRM, auch bekannt als Digitale Rechteverwaltung? Wenn es dazu noch etwas zu sagen gibt, dann sagt es Google gleich in den Suchergebnissen:

In der Musikindustrie konnte sich DRM nicht durchsetzen.

Ausgerechnet diesen Satz zitiert Google aus der Wikipedia, und ein paar Fundstellen weiter südlich aus dem englischen Pendant:

In practice, all widely-used DRM systems are eventually defeated or circumvented.

Nuff said. Doch halt, warum gibt es dann immer noch DRM? Warum hat Amazon den Kindle mit digitaler Rechteverwaltung ausgestattet und warum ist das iPhone nicht offen wie Android? Weil Amazon und Apple die Medien- und Unterhaltungsindustrie brauchen, um ihre schönen Geräte mit dem Stoff auszustatten, den die Konsumenten haben wollen. (Beim iPhone ist es die Telekommunikationsbranche, aber das Schema ist das Gleiche.)
So war es mit iPod und iTunes, so ist es mit Kindle und iPhone. Doch irgendwann ist Schluss damit. Als iTunes als Absatzkanal für die Musikindustrie so wichtig geworden war, dass es ohne nicht mehr zu gehen schien, konnte Apple den Stecker ziehen und das DRM abschalten. Das iPhone wird offen sein, wenn und sobald der Erfolg von Android Apple dazu zwingen wird und sich die neuen Machtverhältnisse in der Telekommunikationsbranche gefestigt haben.
Gleiches gilt für den Kindle, wenn und sobald der Druck durch den Nook von Barnes & Noble groß genug. Und wer weiß, was aus dem lange erwarteten Apple Tablet wird? Die New York Times scheint bereits für diese Zukunft zu planen.
Das Muster ist immer das Gleiche: Die Medien- und Unterhaltungsindustrie besteht auf DRM und Bezahlschranken, die Geräteindustrie und der Handel (mit Amazon, Apple und Barnes & Noble in beiden Rollen) spielen das Spiel genau so lange mit, wie sie müssen. Bis ihnen die Text-, Bild- und Tonlieferanten auf den Leim gekrochen sind. Dann ist Schluss mit lustig, also mit DRM.
DRM funktioniert nur für eine Übergangszeit. Es ist ein Placebo mit schmerzlindernder Wirkung für Branchen, deren Geschäftsmodell durch die digitale Revolution bedroht ist. Es macht aber abhängig, und früher oder später stellt der Dealer den Nachschub ein.

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Google Wave und die Ökonomie der Aufmerksamkeit

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Gestern bekam ich eine Einladung zu Google Wave (danke, Malte!). Ich will nicht verschweigen, dass mir beim ersten Blick auf die Testimplementierung das revolutionäre Potential noch verschlossen blieb. Aber das ist ja immer so und kein Grund, wie der Spiegel in technik- und kulturfeindliche Reflexe zu verfallen.
Oder noch schlimmer, wie WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach sinnarmes Geschwurbel zu Protokoll zu geben, nur weil sich das Geschäftsmodell eines Zeitungsverlages nicht 1:1 ins Internet übertragen lässt. Diese Tatsache war spätestens seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre praktisch allgemein bekannt. Und ist gar nicht ungewöhnlich für ein neues Medium, werden doch auch in Radio und Fernsehen nicht etwa Zeitungsartikel vorgelesen, gegen Geld, dass der Zuschauer oder Hörer pro Beitrag zu entrichten hätte.
Das Schlimme Neuartige am Internet ist aber, dass es alte Medien stückchenweise inhaliert und transfomiert. Musik, Zeitungen, Bücher, Filme, TV-Serien und was sonst noch so in alten Medien transportiert werden kann finden sich allesamt im Netz wieder und absorbieren die knappe Aufmerksamkeit des Konsumenten. Dass die knapp ist und immer knapper wird, ist übrigens auch keine Neuigkeit.
Gewöhnlich lassen sich Geschäftsmodelle in einer Marktwirtschaft ganz gut auf Knappheiten aufbauen. Was knapp ist und nicht etwa im Überfluss vorhanden, dafür sind Kunden meist zu zahlen bereit. Nachrichten sind im Internet nicht gerade knapp, weshalb es schwierig ist, die Konsumenten zum Zahlen zu überreden, ohne zuvor ein Nachrichtenoligopol zu errichten. Was auch kaum möglich wäre.
Einladungen zu Google Wave hingegen sind knapp, weil der Dienst noch in einem sehr frühen Stadium ist. Selbst die noch überschaubare Nutzerzahl bringt die Server offensichtlich schon an ihre Leistungsgrenzen. An Aufmerksamkeit mangelt es Google Wave hingegen nicht, und das hat auch mit der Knappheit der Einladungen zu tun. Den Dienst umweht noch eine Aura des Geheimnisvollen.
Dem unbedarften Erstnutzer erschließt sich Google Wave zunächst ungefähr so schnell und leicht wie Twitter, nämlich praktisch gar nicht. Es braucht eine Initiation durch bereits Eingeweihte. Es scheint Potential für Kollaboration zu geben, aber so genau weiß man das noch nicht.
Muss Bodo Hombach zu den ersten 100.000 Nutzern gehören? Muss nicht, aber schaden könnte es auch nicht. Solange Verlagshäuser von Leuten geführt werden, die keinen Computer, aber dafür eine Vorzimmerdame haben, wäre es sogar ein Wettbewerbsvorteil.
PS: Ich bin m.recke@googlewave.com. Mal sehen, wann der erste Spam ankommt.
PS2: Nein, als Testnutzer der zweiten Welle habe ich (noch) keine Einladungen zu vergeben.

Neue Regeln für den Journalismus

Kaum jemand bestreitet noch, dass der Journalismus sich verändern muss, um zu überleben. Die Frage ist nur, wie. Dan Gillmor, seinerseits Journalist und Akademiker, beantwortet diese Frage mit 22 neuen Regeln für den Journalismus. Ole Reißmann hat Gillmors Antworten ins Deutsche übersetzt. Einige dieser Regeln klingen reichlich hart in meinen Ohren, die meisten aber hören sich gut an. Pars pro toto hier die erste Regel:

1. Wir verzichten bis auf wenige Ausnahmen auf Jahrestags- und Jubiläumsgeschichten. Sie sind Rückzugsort für faule, unkreative Journalisten.

Das Original und die Übersetzung.