Wer braucht schon eine Website?

Wer braucht eigentlich noch eine Website, wenn es andere Plattformen doch auch tun? Volkswagen war bei der Markteinführung des Polo GTI bekanntlich dieser Meinung und setzte alles auf Facebook. Und auch SinnerSchrader leistet sich schon seit bald drei Jahren nur ein dürres Flashgerippe mit einem Haufen Links, wo einst eine prachtvolle Website residierte.
Stattdessen schreiben wir uns hier auf dem Fischmarkt und bei radicalmonday die Finger wund, schreiben jede Menge offene Stellen bei monster aus, haben diverse Seiten und Gruppen bei Facebook, veranstalten zwei Konferenzen und diverse kleinere Gigs.
Und jetzt haben wir auch einen eigenen Kanal bei YouTube. Dort erfährt man definitiv mehr über uns als auf der Website.

Warum Twitter der bessere Nachrichtendienst ist

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dann hat ihn Flipboard in der vergangenen Woche geliefert: Der Nachrichtenkonsum verschiebt sich weg von den klassischen medialen Knotenpunkten hin zum persönlichen Netzwerk. Dabei bewahrheitet sich jener berühmte Satz eines unbekannten Studenten: If the news is that important, it will find me.
Flipboard ist eine iPad-App, die aus dem kontinuierlichen Strom von Neuigkeiten von Twitter und Facebook das Fleisch extrahiert: die Links. Auch zwanzig Jahre nach der Erfindung des Web sind die Hyperlinks seine heißeste Ware. Und mit dem Trend zur Echtzeit übernehmen die Links die Rolle des Nachrichtentickers. In den Echtzeitlinks steckt der Nachrichtenwert.

Flipboard bereitet die Artikel hinter den Links auf ansprechende, angenehm konsumierbare Weise auf – wie eine Zeitung oder ein Magazin. Es ist nicht die erste Anwendung, die so etwas versucht, und es wird auch nicht die letzte sein. Der Gedanke liegt einfach auf der Hand. Etwas Ähnliches leistet zum Beispiel Feedly, eine Erweitung für Firefox und Google Reader.
Als das Web anfing, sich zu beschleunigen, war RSS der Treiber. Die wirklich einfache Syndizierung (Really Simple Syndication) standardisierte den Nachrichtentransport und rationalisierte ihn. Nutzer konnten nun mit einem RSS-Reader (wie Google Reader) Dutzende oder gar Hunderte von Websites auf dem Radar behalten, ohne sie alle Naselang besuchen zu müssen. Statt dass der Nutzer zur Website ging, kam die Nachricht zum Nutzer.
RSS allerdings konnte sich niemals wirklich flächendeckend durchsetzen, weder bei den Nutzern noch auf Seiten der Medienhäuser. Unter den Nutzern sind es bis heute eher die Geeks, die sich mit RSS anfreunden können. Und während zwar Blogs standardmäßig einen RSS-Feed publizieren, tun sich klassische Medienhäuser nach wie vor schwer mit dem Kontrollverlust. Viele bieten nur verkrüppelte Feeds, schlimmstenfalls nur mit Überschriften und Links.
Doch für Überschriften und Links gibt es inzwischen ein anderes Medium, das RSS den Rang abgelaufen hat: Twitter. Der Kurznachrichtendienst scheint mit seinen 140 Zeichen wie geschaffen für Überschriften und Links. Klingt die Überschrift interessant, genügt ein Klick, um zur Quelle zu gelangen.
Flipboard dreht diese Logik einen Schritt weiter und holt zusätzlichen Inhalt wie Bilder und Textexzerpte direkt von der Zielwebsite. Damit sind wir im Prinzip wieder dort, wo wir vor RSS schon einmal waren. Und im Unterschied zu RSS kommen die Feeds nun nicht nur von Websites, sondern auch von Menschen, die Links zu ganz unterschiedlichen Websites publizieren.
Wem ich auf Twitter folge, entscheidet darüber, welche Nachrichten mich über Twitter erreichen. Auf Twitter ist die Beziehung zwischen Autor und Leser (Follower) asymmetrisch wie in anderen Medien auch. Leser entscheiden sich für Autoren, ohne dass Wechselseitigkeit gefordert wäre. Unter den reichweitenstärksten Twitter-Autoren folgen nur die wenigsten auch ihrerseits sehr vielen anderen Autoren.
Twitter ist deshalb gut dafür geeignet, Nachrichten zu verbreiten, und zwar in Form von Überschriften mit Links. Was die Nachrichtengeber auf Twitter publizieren, verbreiten andere Nutzer durch Mechanismen wie Retweets weiter. Auf diese Weise erreichen mich über Twitter auch Nachrichten, die ich sonst nicht gesehen hätte.
Die Nachrichtengebung auf Twitter ist somit höchst individuell, ohne sich allerdings vom großen, allgemeinen Nachrichtenstrom völlig abzukoppeln. Bedeutende Ereignisse finden, solange ich einer gewissen kritischen Masse an Nutzern folge, ihren Weg auf jeden Fall zu mir. Gleiches gilt im Grundsatz auch für Facebook. Zwar ist die Freundschaftsbeziehung dort immer symmetrisch, bedarf also der Zustimmung beider Seiten. Doch kennt Facebook inzwischen auch asymmetrische Beziehungen wie bei Twitter.
Flipboard ist nicht mehr als eine ansprechende Oberfläche für die individuellen Netzwerke von Twitter und Facebook. Doch es zeigt, wie die Bedeutung dieser Netzwerke für den individuellen Medienkonsum immer weiter wächst – und dass auch das iPad kein Heilsbringer für die Verlagswelt sein muss.

Das Ende der Microsites? Oder gleich der Websites?

volkswagen_facebook.pngVolkswagen bewirbt den neuen Polo GTI nur noch in Facebook. Keine klassische Werbung (das freut uns), aber auch keine Microsite – der Link von volkswagen.de führt direkt ins Reich von Mark Zuckerberg. Das beunruhigt womöglich. Die Älteren unter uns erinnert das an Zeiten, als AOL das war, was heute Facebook ist.
Und Volkswagen ist nicht einmal Trendsetter. Coca-Cola hat schon Anfang des Jahres seine Kampagnen-Microsites zugunsten von Facebook und YouTube aufgegeben. Unilever geht in die gleiche Richtung.
Wird das alte Versprechen des Webs, das Marketing aus der Push-Ecke herauszuholen und es ins Gespräch mit den Konsumenten zu bringen, nun ausgerechnet von Facebook eingelöst? Mark Zuckerberg lässt sich von dieser Vision nicht erst seit gestern leiten. Auf Facebook-Seiten und in Facebook-Anwendungen geht heute schon vieles, wofür es bis vor kurzem noch eine eigene Website brauchte.
Wenn Facebook erst einmal alles kann, wofür dann überhaupt noch eine Website? Auf die ja erst einmal Traffic kommen muss, eingekauft mit viel Geld, das an Leute wie Matthias Ehrlich fließt. Der Traffic ist bei Facebook wahrscheinlich auch nicht umsonst, aber die Konsumenten haben dort, anders als im traditionellen Web, Gesichter und bringen ihre demografischen Daten mit.
Mark Zuckerberg verfolgt zudem eine Doppelstrategie: Wenn die Websites nicht zu Facebook kommen, dann kommt Facebook zu ihnen. Der Like-Button und die übrigen Social Plugins sind nur der Anfang.

Man muss weiterdenken. An das Ende der Website nämlich. Denn welcher Kunde will sie wirklich, diese Flash-Friedhöfe aus Pressemitteilungen und Broschüren? Er will sich vielmehr heimisch fühlen. Er sucht eine digitale Heimat, er will sein digitales Dorf. In diesem Dorf ist noch niemand Bürgermeister geworden, der nur Plakate geklebt hat. Wer regieren will, der geht von Mensch zu Mensch, von Haustür zu Haustür, von Kneipe zu Kneipe, dorthin, wo „gequatscht“ wird.

Facebook and Twitter Users Spend More Online

Need a reason why you should invest in a brand presence on Facebook or Twitter? Have a look at this research recently published by Comscore. According to their findings, heavy users on Facebook and Twitter spend more money online than average users.
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Comscore defines heavy users as the top 20 per cent of visitors by time spent on the site, medium users as the next 30 per cent and light users as the lowest 50 per cent. The average e-commerce spending per visitor increases in correlation with the Facebook usage. Compare the numbers with the average Internet user who spent slightly less than 50 US-Dollars in the first quarter of 2010. Or, as eMarketer puts it:

Notably, Internet users who did not visit Facebook at all bought significantly less online than average, spending only $27 during the quarter. Not only are retailers on Facebook targeting above-average spenders, but the audience missing from the site is also worth much less in revenues.

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On Twitter, we see a different picture, with even higher average spendings, but without a linear correlation between Twitter usage and spendings. What Facebook and Twitter users have in common is that they spend more money online than non-users.
Please note that these figures apply to the US market. Don’t know if there are similar figures available for Germany or Europe.
Hat tips to eMarketer and s2planning.

Sehe ich mich gezwungen

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner droht bekanntlich Facebook damit, ihr Profil zu löschen.

Sollte Facebook nicht bereit sein, seine Firmenpolitik zu ändern und die eklatanten Missstände zu beheben, sehe ich mich gezwungen, meine Mitgliedschaft zu beenden.

Ein Schritt, der nicht nur Betroffenheit ausgelöst hat. Er hat der Ministerin auch einen vielbejubelten Auftritt bei Maybrit Illner verschafft (der dank sinnloser Mediengesetze nur noch sechs Tage lang im Internet vorrätig gehalten werden kann).
Das Muster ihrer Drohung ist durchaus verallgemeinerbar. Das zeigt Nico Lumma mit seheichmichgezwungen.de, einer Persiflage auf die ministerielle Drohung. Einige PerlenBeispiele aus den letzten Minuten:

Sollte das Internet nicht bereit sein, die andauernde Informationsüberflutung zu ändern und die eklatanten Missstände zu beheben, sehe ich mich gezwungen, meine Mitgliedschaft zu beenden. (15.22 Uhr)

„Sollte Deutschland nicht bereit sein, seinen sozialen, ökonomischen, ökologischen, moralischen und bildungspolitschen Abstieg zu ändern und die eklatanten Missstände zu beheben, sehe ich mich gezwungen, meine Mitgliedschaft zu beenden. (15.08 Uhr)

„Sollte das Finanzamt nicht bereit sein, meinen Steuerbescheid zu ändern und die eklatanten Missstände zu beheben, sehe ich mich gezwungen, meine Mitgliedschaft zu beenden.“ (15.07 Uhr)

Google launches Buzz, Game Changer for the Social Web


There was a lot of buzz yesterday in my timeline. All of a sudden, Google revealed its brand-new social web product and called it Google Buzz. From what I can read on the web, it’s Gmail going social (maybe going even Facebook or Twitter, I don’t know) and mobile at the same time. Unfortunately, I still don’t have Buzz in my Gmail.
As Googler Jyri Engeström explains, Google Buzz has its roots in Jaiku, the Finish start-up that Jyri founded and sold to Google more than two years ago.

When the Jaiku team joined Google, we were tasked with doing „something cool with mobile and social“. The problem at the time was that there was no Google-wide social graph. There was no sharing model or friend groups. There was no working activity stream back-end. There were not even URLs for people. All this had to be built, and parts of the whole (such as Google Profiles and Latitude) were shipped incrementally along the way. The archstone that brings everything together is Buzz in Gmail.

To me (and Tim O’Reilly) Buzz even sounds like the dream of Gina Trapani: a merger of Gmail with Google Wave. The latter was hot when it launched last year, but, as TechCrunch puts it:

So far, the public has proven to be not ready for Wave yet.

So maybe Google Buzz is what we get for now while Google Wave might indeed be the future. By the way, the first glimpse of what was later revealed as Google Buzz was „buzz“ reserved as a system name which couldn’t be used as a label in Gmail. This story broke on one of Leo Laporte’s shows, I don’t remember if it was This Week in Google or This Week in Tech.
What’s missing in Buzz for now? While Twitter is integrated, Facebook isn’t. Facebook is the real competitor for Google Buzz. And Facebook is said to be working on a potential Gmail killer. It remains to be seen if Google gets Facebook somehow in the game or not.

Facebook becomes Gmail while Gmail goes Facebook

Things are starting to get funny on the convergence side of the Web. If the latest reports and rumours are true, then Facebook is going to launch a full-featured webmail service soon.
In what might look as a response to this potential threat to Gmail, Google is reported to launch a new feature for sharing content and status updates with friends soon. Maybe as early as Tuesday.
In other words, Gmail goes Facebook (and Twitter), while Facebook aims at becoming Gmail. This reminds me of the old days when it looked like Amazon, Ebay and Google were up to converge.

Facebook ist Marktführer in Deutschland

Mark Zuckerberg hat nun endlich bestätigt, was ich schon vor einem Monat schrieb: Privatsphäre war gestern. Öffentlich ist das neue privat.
Wenn das kein Game Changer ist. Erst sammelt Facebook 350 Millionen aktive Nutzer weltweit ein, alles auf der Basis, dass nur die eigenen Freunde mein Profil sehen können. Anders übrigens als bei StudiVZ & Co., wo innerhalb des Netzes Öffentlichkeit von Anfang an die Norm war. Und dann erklärt Zuckerberg, dass ab sofort der Schalter auf Öffentlichkeit umgelegt wird. Alle Achtung!
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In Deutschland ist Facebook inzwischen übrigens ganz klar Marktführer, mit deutlich über drei Millionen aktiven Nutzern pro Tag, knapp 5,8 Millionen pro Monat und einem klar aufwärts weisenden Trend. Die VZ-Netzwerke liegen nur noch in der Kombination vorne, alle drei stagnieren spätestens seit dem vergangenen Sommer. Der Trendindikator Suche deutet darauf hin, dass sich an diesem Bild so schnell nichts ändern dürfte.

Facebook und Das Ende der Privatsphäre

Als kleiner Nachtrag zu gestern sei jenen, die sich jetzt rituell über die neuen Datenschutzeinstellungen von Facebook aufregen, nur kurz ins Notizbuch geschrieben: Im sonst so datenschutzverrückten Deutschland gibt es ein sehr großes Social Network. Dort ist nach den Voreinstellungen jedes Profil innerhalb des gesamten Netzwerkes vollkommen offen sichtbar.
Als ich seinerzeit mein Profil dort nur für meine Freunde freigeschaltet hatte, bekam ich sogar mindestens einen Hinweis, ich möge doch mein Profil öffnen. Was ich dann aus verschiedenen Gründen auch tat. Facebook war in puncto Datenschutz, ähnlich wie auch Xing, von Anfang an sehr viel vorsichtiger und kleinteiliger.
Mit den neuen Optionen öffnet sich Facebook für jene, die eher eine Publikationsplattform denn ein semi-privates Netzwerk wünschen. Warum man sich so eine Plattform wünschen sollte? Weil es durch Öffentlichkeit mehr zu gewinnen als zu verlieren gibt.

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