Es gibt tatsächlich Entwicklungen, die der Aldisierung entgegenlaufen: Der wachsende Erfolg des E-Commerce und der Bioläden, die zunehmende Verbreitung von Convenience-Stores. Aufgehalten hat das den Aufschwung der Discounter aber bisher nicht entscheidend. Gleichwohl gibt es seit einiger Zeit Anhaltspunkte dafür, dass die Qualitätsorientierung des Käuferverhaltens wächst. Jüngere Marktforschungsstudien deuten darauf hin, dass sich der «Geiz ist geil»-Trend der vergangenen Jahre abschwächt.
Das erkannte Professor Wolfgang Fritz, Marketingprofessor aus Braunschweig und Autor von „Aldisierung. Ist Geiz geil?“, bereits im letzten Sommer. Diese Woche überraschte Saturn (nicht wirklich) mit der Ankündigung, seinen „Geiz ist geil“-Slogan aufzugeben. In Zeiten eines beständig steigenden Konsumklimaindexes ist es mit der Knauserigkeit vorbei – der Geldbeutel sitzt wieder lockerer.
Gute Nachrichten für den E-Commerce, denn das Netz besteht nicht nur aus Preissuchmaschinen. Im Gegenteil – gerade dem qualitätsbewussten Konsumenten bietet das Web unbegrenzte Möglichkeiten, sich über Produkte zu informieren und dem Unternehmen den idealen Kanal, dem Kunden den Service zu bieten, den er sucht.
Was ich mir vom Buchungssystem der Bahn wünsche: mehr Interaktivität! Im Unterschied zu neulich war das System am Freitag vor Pfingsten vollständig verfügbar. Ich konnte also meine Reise kurz vor Toresschluss buchen.
Doch wie erfahrene Bahnfahrer wissen, sind Züge aus Hamburg gen Süden am Freitag vor Pfingsten ziemlich ausgebucht. Leider erzählt mir das Buchungssystem davon erst etwas, wenn ich schon alle Daten eingegeben habe und nur noch den letzten Klick tun muss, um zu buchen.
Erst in diesem Moment kommt die Botschaft, dass meine Reservierung nicht möglich ist. Von da an setzt ein wildes Spiel mit Versuch und Irrtum ein. Ich bekomme genau eine Chance, meinen Reservierungswunsch zu ändern und zum Beispiel Raucher statt Nichtraucher zu wählen. (Warum eigentlich sind selbst in knallvollen Zügen die Raucherabteile immer halb leer?)
Das System gibt mir in diesem kritischen Moment keinerlei Hinweis, welche andere Option Erfolg versprechen würde. Und ich habe auch nur einen Versuch, danach kann ich entweder ohne Reservierung buchen oder gar nicht.
Was schließe ich daraus? Das Interesse der Bahn, mir eine Fahrkarte zu verkaufen, ist nach zwei Versuchen so gut wie erloschen. Ich kann noch nicht einmal zurückspringen und vielleicht einen anderen Zug probieren (wenn mir das System schon nicht einfach einen vorschlagen kann).
Nein, ich muss den ohnehin nicht gerade übersichtlichen Buchungsprozess ein weiteres Mal von Anfang an durchlaufen. Einmal? Mehrfach! Oder ich lasse es gleich ganz.
Warum kann bahn.de mir nicht einfach sagen: „Der Zug um 17.58 Uhr ist ausgebucht, aber um 18.05 Uhr fährt der nächste, und da gibt es noch reichlich Plätze. Wollen Sie den nehmen?“
Früher, als alles besser war(TM), am Schalter, da haben sie es so gemacht. Warum nicht heute?
Die Bahn macht 17 Prozent ihres Umsatzes online? Das dann aber wohl eher trotz als wegen des unglaublich unhandlichen und langsamen Buchungssystems. Mich hat es gerade ziemlich viel Zeit und Nerven gekostet, mein Ticket zu kaufen. Das geht wirklich erheblich besser, schneller und eleganter.
Warum ist das Spreadshirt-Geschäftsmodell so erfolgreich, seinen Kunden einen Teil der Herstellung zu überlassen?
Weil unsere Kunden einerseits das T-Shirt als Medium entdeckt haben und dass man da ohne großen Aufwand viele bunte lustige Sachen draufdrucken lassen kann – und wahrscheinlich, weil sie satt hatten, dass ihnen andere vorschreiben, was cool und lustig ist.
Natürlich könnte man jetzt wieder die große 2.0 Keule rausholen und sagen, dass wir den Long Tail reiten: ‚Demokratisierung der Produktionsmittel‘, Vereinfachung der technischen Infrastruktur, Verringerung der Kosten, user-generated Content, Do-it-yourself, MeCommerce, Social Commerce, äh – fehlt noch was Wichtiges?
Loyal readers are already aware of the OTTO Store and my part in creating it. In a past post I questioned whether this is the future of shopping or not, but left the question unanswered. Well, the answer’s simple. No. It’s not. What is the future of shopping? Step right this way and I’ll explain it all to you.
Hah! Do you really think I’m arrogant enough to believe that I can predict the future of such a fast moving market? Forget about it. I have, however, been thinking about the subject quite a bit during this project, and I can certainly share my thoughts and guesses as to where the market could be going.
For anyone who hasn’t seen it yet, this is the OTTO Store:
The OTTO Store is an application (i.e. it doesn’t run in a browser) which the user downloads and installs locally. For the purpose of catalog downloads and the order process, it’s connected to the net, but otherwise everything you see runs locally. The OTTO Store was and is for us in the Studios a job, which means the basic idea (an e-commerce app which runs in Vista) was defined before we started. Although we asked ourselves early in the process if it couldn’t all be done better/faster/the same in Flash, it was and remains an irrelevant question. It was simply a Vista project. This made it possible for us to learn a hell of a lot, and, considering how unavoidable any new Windows release is in the long-term, we earned some rather valuable competence, making us one of very few agencies in Germany who can pull something like this off. And for those of you who’ve been following my articles about the Store and are beginning to get sick of it, I promise I won’t be writing any more about it for a while after this.
So, is the OTTO Store really the “next generation of internet shopping” that the marketing says it is?
Yes?
Well, it’s certainly a step in the right direction. “In browser” internet shopping in Otto’s market looks like Eddie Bauer, Gap or Abercrobie & Fitch (when did they go soft-porn?). Sites like these — and almost all of the internet to be honest — are essentially clickable books. Read from top to bottom, typography and photos, turn the page. Yes it’s sometimes non-linear, and books certainly can’t be clicked, but essentially a web page is exactly that — just another page.
A page has no “here”, which is to say, it’s about as unimmersive as it gets. A page can inform, and a page can inspire, but a page can’t give the user a feeling of having been somewhere and experienced something, which the OTTO Store can and does. This is definitely the most interesting difference between the OTTO Store and the Web we’re all used to.
No?
Regardless of what’s cool about it, the objections are simply too many to crown the Store the future of shopping.
Imagine this idea really takes off, and every company that has a web store today wants an immersive Vista Store tomorrow. I’d have to download and install OTTO, Amazon, and every other store where I shop online. Every app would be a closed environment, with it’s own look, sounds, and more importantly, interface, which means I’d have to learn how to buy the junk I want all over again for every store.
I’ve also seen comments that the OTTO Store can’t be a long-term success because it’s not “open” enough. The web is a pretty open system. Any user can jump from any web site to any other any time, and they don’t need anything special in order to look at (and buy at) any site other than freely available browser software. So the web is just a medium — like 3D space in the real world — in which companies can set up shop. The openness of the web and the 3D interface of real life is reflected better by Second Life (although the user experience is still pretty dismal) which provides an open and theoretically unlimited space which an company or individual ca buy into and present themselves and their goods. By contrast, the OTTO Store is like being locked in a room full of OTTO products, and not being able to leave, which is not likely to be that big a success with consumers in the long-term.
Maybe.
Do I think every shop that wants to sell online is going to be building software for Vista this year to do just that? Nope. Is the OTTO Store an interesting and important step in the right direction? Sure. And I can’t help but being surprised by and proud of OTTO, a relatively conservative company, for taking such a bold step in an uncharted direction. It may not be the future of shopping, but OTTO has shown what an online shopping experience can be like if you put user experience first.
Bei uns schlägt seit Jahren der Manufactum-Katalog gleich in doppelter Ausführung auf, und ich lese die kulturkritischen Elaborate von Thomas Hoof nach wie vor mit Genuss. Nur mit dem Web tut sich Manufactum ähnlich schwer wie fast alle Versender, die unter dem Zwang zum Multichannel und dessen Bürden ächzen.
Weniger einsturzgefährdet sind Neubauten ohne Altlasten aus Vor-Netz-Zeiten. DaWanda ist eine Art Manufactum ohne ideologischen Überbau, ohne Hinterlassenschaften aus der industriellen Hochzeit und ohne klassisches Versandgeschäft.
Also ganz anders, aber doch verwandt in der Zielgruppenansprache. Denn auch DaWanda wendet sich – à la Etsy – an
eine kaufkräftige und anspruchsvolle Zielgruppe, die für erstklassige Produkte, aufwendige Herstellungsverfahren und den persönlichen Kontakt zum Produzenten den entsprechenden Preis zu zahlen bereit
ist (iBusiness). Statt guter Dinge aus vergangenen Tagen bietet DaWanda Handgefertigtes von Kunsthandwerkern und Privatpersonen. Und natürlich hält sich DaWanda nicht mit der Logistik auf, sondern überlässt Versand und Inkasso nach dem Ebay-Prinzip den Anbietern selbst.
Lauschen wir zum fröhlichen Ausklang dieser kleinen Geschichte nun Exciting Commerce:
Glückwunsch an das DaWanda-Team, das nach der Übernahme von Sozeug.net nun zumindest in Deutschland allein auf weiter Flur ist und den Vorsprung nun entsprechend nutzen kann.
Multichannel ist ein altes, noch immer uneingelöstes Versprechen und eine Aufgabe für jeden Versender – Fluch und Verheißung zugleich. Es ist eine Schlacht an vielen Fronten, und eine davon ist die technische Seite.
Nun schickt sich ein neuer Spieler an, aufs Feld zu laufen. Sein Name, ganz programmatisch, lautet n2N Commerce. Der erste Kunde, kein Zufall, heißt Victoria’s Secret. Der Versender wird sein gesamtes, 1,3 Milliarden Dollar schweres E-Commerce- und Kataloggeschäft auf einer einzigen Plattform betreiben.
n2N Commerce ist ein Spin-off von Limited Brands, der Muttergesellschaft von Victoria’s Secret. Trotzdem hält Jeff Barry die Nachricht für signifikant:
It’s a sure sign of changing times when a $1.3 billion direct-to-customer, multichannel business decides to switch to a software-as-a-service platform. The big news related to the n2N model is the scale involved. Prior to this, only small- to medium-sized companies have used on-demand solutions. N2N’s goal is to be the first cross-channel, on-demand, e-commerce software solution designed for large multichannel retailers.
The company is targeting only the very largest of retailers (top 50), so it has the advantage of a highly targeted audience, however with such a small market they have limited opportunities and a limited timeframe. Its first challenge is putting this platform together — it has chosen the technologies pretty wisely to speed up the development process, but despite a very aggressive time frame with Victoria Secret and by the time it brings the full solution to market, it may have missed the boat – there are several other vendors who have come to me recently with plans to do the same thing, and many retailers are beginning the replatforming process — choosing vendors and creating a strategy — NOW.
Der OTTO-Store ist eines der Top-10-Strategieprojekte, mit denen zum Launch von Microsoft Windows Vista Anwendungsbeispiele demonstriert werden. Er wurde von OTTO in Zusammenarbeit mit den SinnerSchrader Studios realisiert, die als Kreativagentur auf den Bereich Digitale Medien spezialisiert sind.
Aus der Pressemitteilung der OTTO Group Pressebild OTTO
Der OTTO Store hat es mit Windows Vista übrigens bis in die Tagesthemen geschafft (ab 2:40 Inzwischen ist der Vista-Beitrag nicht mehr online – auch ein bemerkenswerter Vorgang übrigens).
Besonders nett, wie Tom Buhrow fast den Moderationsgag versemmelt… public-beta.com schreibt:
OTTO hat es tatsächlich geschafft, den ganz dicken E-Commerce Knaller für 2007 auszulegen. Nach der Social Commerce Euphorie in 2006 schlagen die Großen jetzt mit schweren Geschützen zurück.
Und Chairman Bill William Henry Gates III, der immer noch aussieht wie gerade frisch von der Uni, war gestern bei Jon Stewart in der Daily Show:
Mehr zum OTTO Store bei ibusiness, bei Matt Balara, der am Projekt mitgearbeitet hat, und bei André Schuster, der gern am Projekt mitgearbeitet hätte.
Onlinewerbung und E-Commerce wachsen weiterhin kräftig. Soviel steht fest. In den letzten Wochen sind einige Zahlen auf den unbedarften Beobachter eingeprasselt, die ein reichlich verwirrendes Bild hinterlassen. Sortieren wir mal.
Onlinewerbung
Es begann mit einer Meldung des Bitkom, die der klassischen Werbung im Internet für 2006 ein Wachstum von 45 Prozent (schön) auf rund 480 Millionen Euro (zu wenig) attestierte. Der Onlinevermarkterkreis (OVK) hielt sofort zwei Tage später dagegen und wies auf seine September-Prognose hin, die für 2006 bereits 785 Millionen Euro klassische Online-Werbung erwarten ließ.
Inzwischen hat der OVK diese Zahl noch einmal nach oben korrigiert: 903 Millionen Euro seien es tatsächlich gewesen. Die Basis für diese Einschätzung sind die Zahlen von Nielsen Media Research [PDF]. Nielsen hat Bruttowerbeaufwendungen von 692 Mio. Euro ermittelt, der OVK schlägt da noch etwas auf.
Für Suchwortvermarktung (Prognose: 710 Mio.) und Affiliatemarketing (155 Mio.) gibt es noch keine neuen Zahlen. Die drei Segmente addierten sich in der September-Prognose bereits auf 1,65 Milliarden Euro. Die Gesamtumsätze mit Onlinewerbung und die erste Prognose für 2007 sollen bei der Jahrespressekonferenz des BVDW am 15. März auf der CeBIT auf den Tisch gelegt werden.
Hier ist die Lage umgekehrt. Traditionell gibt der Bitkom für den E-Commerce-Umsatz vergleichsweise hohe Zahlen an. 46 Milliarden Euro seien es 2006 gewesen, lautet die jüngste Meldung. Das ist ein Plus von 44 Prozent. Für 2010 werden 145 Milliarden Euro prognostiziert, das wären durchschnittlich 33 Prozent Wachstum pro Jahr.
Zurückhaltung übt dagegen der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE), der im November 2006 an seiner im Vorjahr abgegebenen Prognose festhielt und 16,3 Milliarden Euro E-Commerce-Umsatz für 2006 erwartete, davon 4,1 Mrd. im Weihnachtsgeschäft (November/Dezember). Für 2007 peilt der HDE 18,3 Mrd. an.
Noch darunter liegen die Zahlen des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels (bvh). Der Online-Umsatz mit Waren – ein Teilsegment des E-Commerce – lag danach 2006 erstmals über 10 Milliarden Euro. Dazu kommen jedoch die Umsätze mit Dienstleistungen, für die der bvh keine Angaben macht – ist ja auch nicht sein Geschäft.
Für diese großen Unterschiede habe ich bislang keine plausible Erklärung. Warum die bvh-Zahlen so niedrig sind, hat Jochen Krisch im vergangenen Sommer in zweiBeiträgen erläutert.