Wunder

Erinnert sich noch jemand außer mir an jenen Song von Nena?

Wunder geschehn ich hab’s gesehn
es gibt so vieles was wir nicht verstehn
Wunder geschehn ich war dabei
wir dürfen nicht nur an das glauben was wir sehn

Seit vergangenem Sonnabend erklärt uns die FAZ in einer Serie Das zweite Web-Wunder. In seinem programmatischen Leitartikel nutzt Holger Schmidt das Traumpaar Döpfner/Google für einen fulminanten Einstieg ins Thema. Was er dann dem Einzelhandel diagnostiziert, entspricht vollkommen dem Credo des Fischmarktes:

Die
Umwälzungen im Handel stehen erst am Anfang. Aus Rücksicht auf ihren
stationären Vertrieb gewähren viele Unternehmen im Netz noch keine
Preisvorteile. Das wird sich bald ändern. In Zeiten eines schärfer
werdenden Wettbewerbs denken selbst große Autohersteller inzwischen
darüber nach, die Kostenvorteile des Direktvertriebs an ihre Kunden
weiterzugeben.

Wenn der
Vorteil groß genug ist, werden sich auch Produkte, die sich bisher
nicht als Web-tauglich erwiesen haben, im Netz verkaufen lassen.
Inzwischen werden sogar Grabsteine per Mausklick verkauft. Welche
Vorteile das Internet bieten kann, zeigt ein Beispiel aus der
Finanzbranche: Bauherren können mehrere Zehntausend Euro bei ihrem
Hypothekenkredit sparen, wenn sie Kreditmakler im Netz den Vorzug vor
klassischen Sparkassen oder Banken geben.

Für
den Einzelhandel kommt es aber noch dicker. Das Internet hat mit Ebay
ein mächtiges Paralleluniversum zum Handel möglich gemacht, das viele
Kunden aus den Läden fernhält. Produkte, für die es in der Zeit vor
Ebay gar keinen Markt gab, sind plötzlich leicht verkäuflich geworden.
Da Anbieter und Nachfrager beinahe ohne Transaktionskosten zueinander
finden, steigt die Popularität des Marktplatzes mit jedem neuen
Handelspartner. Heute nutzen mehr als zehn Millionen Deutsche Ebay und
mehr als Zehntausend Menschen haben ihren Arbeitsplatz als Ebay-Händler
gefunden.

Der Druck auf
den Handel kommt aber nicht nur von der Verbraucherseite. Da die
Produzenten die Endverbraucher heute am Handel vorbei direkt erreichen
können, haben sie ein Druckmittel in der Hand, die Margen des Handels
zu senken. Die Entwicklung in der Reisebranche hat gezeigt: Wenn die
etablierten Unternehmen das Internet nicht konsequent für den direkten
Kontakt zum Kunden einsetzen, tun es eben Neueinsteiger. Neue
Geschäftsmodelle wie die Billigfluglinien wären ohne das Internet gar
nicht möglich gewesen. Kein anderer Vertriebskanal ist für die
Unternehmen so günstig wie das Netz.

Die
wahre Herausforderung für den Handel steht aber noch bevor. Der Kunde
erhält dank moderner Technik den Zugang zur vollkommenen Information
über Preise und Anbieter. Der erste Schritt auf dem Weg ist bereits
getan: Produkt- und Preisvergleiche im Internet gehören zu den
Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen im Internet. Noch nie waren die
Verbraucher so gut informiert wie heute. Viele Kunden kaufen Produkte
gleich per Mausklick oder konfrontieren ihren stationären Händler mit
den Preisen im Internet.

Faz_umsaetzeAlles ist wieder da: die altbekannten Prognosen und Konfliktlinien, Hoffnungen und Befürchtungen. Die allseits beliebten Charts mit exponentiellem Anstieg.  Und Internet-Aktionäre, die ihren Reichtum feiern.

Die FAZ-Reihe dekliniert das Thema nun anhand der einzelnen Marktsegmente durch:

  1. dot.com ist wieder gefragt (Der neue Boom im Allgemeinen und für das Segment E-Commerce im Besonderen)
  2. Von der Wundertüte zur gläsernen Kiste (Einkauf und Logistik)

Mehr wird folgen.

Das Mißverständnis UMTS

UMTS ist spätestens seit der unseligen Versteigerung von Luft der Sendelizenzen im Jahr 2000 ein reines E-Commerce-Thema. Denn seit damals sind die sechs siegreichen Mobilfunker vom Mißverständnis geblendet, daß sie sich mit Hilfe von UMTS vom Infrastrukturdienstleister zum Content-Lieferanten veredeln könnten. Nicht nur, daß dies kultureller Größenwahn ist – die Tatsache, daß wir auch fünf Jahre später noch keinen nennenswerten UMTS-Markt haben, liegt einzig und allein in diesem verzerrten Selbstbild begründet. PAID CONTENT HAT KEINE ZUKUNFT, weder im Internet noch im Mobilfunk. Deswegen möchten die Mobilfunkunternehmen bitte aufhören, nach interessanten Geschäftsmodellen für ihre Mobilfunkportale zu suchen. Stattdessen möchten die Provider bitte ihrer ureigensten Aufgabe nachkommen und attraktive mobile Internetzugänge anbieten – und das per UMTS. Denn die Killerapplikation im Handy heißt Internet, nicht irgendetwas, das der Logik von T-Mobile, Vodafone oder Mobilcom entspringt. Bitte laßt mich überall dort, wo ich gehe und stehe, googlen können, im Wiki nachgucken und SPON oder Shopblogger lesen. Und andere wollen halt was ganz anderes. Aber niemand wird T-Mobile dafür mehr zahlen, als die reine Übertragung dieser Inhalte wert ist.

Einkaufserlebnis

Soliver_1Bei Martin Röll gefunden, schon etwas älter, aber lesenswert: Beate Paland kauft einen Rock bei S. Oliver. Natürlich offline, aber unter Zuhilfenahme gewisser Online-Werkzeuge.

Also im Storefinder
geschaut, ob ich Läden übersehen hatte oder von deren Existenz ich
nichts wusste. Gemerkt, dass der Storefinder hoffnungslos veraltet ist
(ob die Daten bei der Erstellung der Website ins Flash eingepflegt
wurden, und man diese jetzt nicht mehr aktualisieren kann? ;))

Und dabei hat S. Oliver doch einen Online-Shop, und zwar – man höre und staune – auf Basis der IBM WebSphere Commerce Suite. Sollte es, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, doch ernsthafte Referenzen dieser Plattform im deutschen Markt geben?

Aber ob es sich um diesen Rock gehandelt hat?

Brutto, Netto, Merkel

Bild_7Kaum gestartet, verstolperte das Dreamteam MerkelKauder bereits den Wahlkampfauftakt im virtuellen. Gelegenheit für uns, den Aufreger des Tages als eleganten Aufhänger zu nutzen, auf unseren kleinen Shop bei Spreadshirt hinzuweisen. Letztere erfreuen uns seit Jahren mit einem Service, auf den Jochen Krisch mit Blick auf Zazzle und CafePress jüngst zu recht hinwies: Personalisierte Produkte schnell und kostengünstig in Losgröße 1 herzustellen.


Kleiner Nachtrag zum Thema Merkel+Pop von Tobias Kniebe in der heutigen SZ: "Kann man Deutschland überhaupt regieren, wenn man zwar ein Dauerticket für den Bayreuther Wagnerhimmel, aber nur eine einzige "Beatles"-Platte besitzt? Angela Merkel und der Pop, das sind zwei getrennte Universen."

Rätsel um M-Commerce Erlösmodelle gelöst

Rjmobile01 Auf der Suche nach Zukunftskonzepten für mobilen E-Commerce lohnt es sich immer, bei der Pornobranche vorbeizuschauen. So bringt der angeblich aus 1.600 entsprechenden Filmen bekannte Ron Jeremy gemeinsam mit dem britischen Mobilfunkprovider "3" einen mobilen Ratgeber mit Namen "dear Ron" heraus. Der digitale Nachfolger von Dr. Sommer Dr. Markus wird sich wohl nicht lange mit jugendfreien Fragen aufhalten. Der kostenpflichtige Dienst hat natürlich auch Videos, Wallpapers und Lustlaute (!) im Sortiment. Start ist im August. Alle Infos finden sich unter rjmobile.com. Wer wagt da noch, an der Zukunft von M-Commerce zu zweifeln?

Warum Unternehmen auf E-Business setzen

Ibm_studie2005_01_4 E-Business ist auch im Mittelstand im Mittelpunkt vieler Innovationen. Dies ist die Kernaussage einer Studie des Wirtschaftsmagazins Impulse und IBM, die vor einigen Wochen veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse ermutigen:

|1| Der Positivtrend des vergangenen Jahrs setzt sich fort. Die Investitionen ins digitale Geschäft zeigen einen handfesten Return-on-Invest. Insbesondere steigt die Zahl der Projekte, die sich bereits innerhalb von sechs Monaten amortisiert haben.
|2| Unternehmer senken mit E-Business ihre laufenden Kosten und steigern deutlich ihre Umsätze. Sie modernisieren ihre Prozesse und verbessern die Vertriebstätigkeiten. Richtig eingesetzt, zeigt es sich immer mehr, dass das digitale Geschäft nahezu sämtliche Bereiche des Unternehmens positiv beeinflussen kann.
|3| Erfolgreiches E-Business kann nur derjenige Unternehmer betreiben, der sich aktiv in digitale Lieferketten einklinkt, seinen Betrieb mit moderner Soft- und Hardware ausstattet und das Internet als Geschäftschance wahrnimmt. Reine Präsenz im Web ist bald überholt und bringt wenig.
|4| Die Kunden verlangen digitale Abläufe, die Geschäftsprozesse erfordern es, der Wettbewerb zwingt dazu. Das zeigt sich etwa in der Wachstumsdynamik, die Programme zum Kundenmanagement aufweisen.
|5| Auf der Strecke bleiben diejenigen, die Ausgaben für das E-Business nicht als feste Größe einkalkuliert haben. Denn die zu hohen Kosten sind nach Aussage der Unternehmer weiterhin gewichtigster Grund, am E-Business zu scheitern. Darüber hinaus zeigt sich, dass die operative Umsetzung der Projekte manche Unternehmen schlichtweg überfordert.

Download IBM_Studie_2005.pdf

Die Ehre, kopiert zu werden

Simyo bleibt nicht mehr lange alleine. Wer hätte auch anderes erwartet? Nicht, daß aktuell wohl 100.000 Kunden die Magenta-, Blau- und Rotfarbenen erschrecken würden. Was diese viel mehr beunruhigt, ist die Begeisterung, mit der Marke und Tarif in der Öffentlichkeit aufgenommen wurden. Während die einen seit Jahren darüber reden, daß sie die Handy-Subventionen reduzieren möchten, um die Verbindungspreise zu senken, machen es die anderen einfach. Und degradieren die Marktführer zu Nachzüglern. Aber das kennen wir ja schon von den Fluglinien und Autovermietern. Zur Nachahmung auch in anderen Branchen dringend empfohlen.

„Schwindelversuche sind öfters geworden“

Postbank_phishing_2Endlich hatte auch ich einmal eine Phishing-Mail in meiner Mailbox. Cases D. Syllabifying warnt mich im Namen der Postbank davor, daß die "Betrügereien mit den Bankkonten von unseren Kunden häufig geworden sind". Nach dem Klick auf den Link "Form ausfüllen" gelangt man auf die Website banking.pastbank.net (die nur wenige Stunden nach dem Versand der E-Mail aktiv war), der man neben PINs und TANs auch gleich die "Geheimfrage" und die "Antwort auf die Geheimfrage" mitteilen soll. Erklärend heißt es dort:

"Heutzutage sind die Schwindelversuche, die Gelder von den Bankkonten zu stehlen, öfters geworden. Die Verwendung des TAN – Aufstellungssystems hat sich nicht besonders gut bewährt. Die Missetäter haben verstanden, wie sie diese Schutzart aufmachen können."

Solange die Attacken sprachlich in dieser Form brillieren, erscheint mir das Problem für den Kunden
zumindest händelbar. Wer allerdings glaubt, diese Seite sei wirklich von der Bank seines Vertrauens und er müsse ihr tatsächlich seine letzten Kontogeheimnisse anvertrauen, kann keine gute Meinung von seinem Geldinstitut haben. Vielleicht sollte man dort das Problem einmal von der kommunikativen Seite behandeln?

Deutschland ist Ebay-Land

EbayRockmusik bei Ebay zählt die FTD zu den Bestsellern der deutschen Wirtschaft. Weil die Sortimente des stationären Tonträgerhandels immer schmaler werden, weichen die Musikkonsumenten auf die Auktionsplattform aus, wo sich die Nachfrage leicht ein entsprechendes Angebot schafft. Ebay dominiert das Thema E-Commerce in Deutschland so wie in keinem anderen Land:

Im Mai haben rund 51 Prozent aller deutschen Internetnutzer das
Auktionshaus besucht, hat das Marktforschungsunternehmen Nielsen
Netratings ermittelt. Amazon kommt auf 24 Prozent, Tchibo auf 12 Prozent, Otto auf 11 Prozent. Selbst in den USA erreicht Ebay nur 34 Prozent.

Warum das so ist und welchen Anteil die Handelspolitik der Hersteller daran hat – das erklärt der Fischmarkt diesmal nur in der FTD.