in Medien

Warum das Internet-Manifest kein Cluetrain Manifesto ist

Vor zehn Jahren publizierten vier Autoren das Cluetrain Manifesto. Es besteht aus 95 Thesen, hinterlegt mit einem ganzen Buch. Das sind knapp 24 Thesen pro Co-Autor, mehr als das heute veröffentlichte Internet-Manifest (u.a. auch da und dort) insgesamt schafft. Dort ringen sich 15 (!) Autoren gerade einmal 17 Thesen Behauptungen ab.
Unter den Autoren sind so illustre Namen wie Sascha Lobo, Thomas Knüwer, Stefan Niggemeier und Mercedes Bunz. Mit einem Wort: Es sind unsere Besten, auch wenn vielleicht der eine oder andere fehlt und ich mich bei anderen wiederum frage, wie sie wohl auf diese Liste geraten sind.
Umso enttäuschender ist die geballte Mittelmäßigkeit, die aus den Behauptungen und ihrer Beweisführung spricht. Viele Gemeinplätze, wenig Kontoverses, dafür eine Reihe steiler Thesen und überaus optimistischer Annahmen. Ein paar Beispiele:

  1. Gemeinplätze: „Die Medien müssen ihre Arbeitsweise der technologischen Realität anpassen, statt sie zu ignorieren oder zu bekämpfen.“ Oder: „Durch das Internet kann der Journalismus seine gesellschaftsbildenden Aufgaben auf neue Weise wahrnehmen.“ Das ist so allgemein, dass es jeder unterschreiben könnte.
  2. Steile Thesen: „Mit journalistischen Inhalten lässt sich im Internet Geld verdienen. Dafür gibt es bereits heute viele Beispiele.“ Oder: „Das Internet entlarvt gleichförmige Massenware.“ Ein paar Beispiele, wie sich mit journalistischen Inhalten Geld verdienen lässt, wären ganz schön. An Beispielen gleichförmiger Massenware mangelt es hingegen nicht, an ihrer Entlarvung durch den Massenkonsumenten jedoch arbeiten wir wohl noch.

Weniger Autoren, dafür mehr Thesen – das wäre vielleicht mehr gewesen. So ist es nur noch ein weiteres Thesenpapier. Und an Papier herrscht in diesem Jahr der Appelle und Erklärungen nun wirklich kein Mangel.