in Agenturen, Economy

Krise

Die Finanzkrise hat auf alle diejenigen weniger Auswirkungen, die vergleichsweise unabhängig von Banken und Krediten agieren. Bei den meisten kleinen Dienstleistungsunternehmen ist das der Fall. Nicht nur, dass sie weniger Fremdfinanzierung benötigen, weil die eigene Dienstleistung (zumindest bei Beratung, IT- und Kreativdienstleistungen) zwar viel Know-how und Erfahrung, aber auch wenig Kapital braucht. Das ist die gute Nachricht.
Schwieriger wird es, wenn die großen Kunden anfangen, zuerst die flexibleren projektbezogenen Aufträge zu kündigen. Dann sind die kleineren Dienstleister erfahrungsgemäß immer zuerst dran. Jetzt ist entscheidend, dass sie sich eine Zeit lang über Wasser halten können.
Was machen die Auftraggeber? Sie bauen Kosten ab. Das geht am besten durch die Reduzierung von Personal, und hier am leichtesten bei den freien Mitarbeitern. Gerne wird auch den Agenturen gekündigt, weil an Marketing und Kreativleistung zuerst gespart wird. Auch innovative F&E-Projekte sind oft betroffen. Wenn das durch ist, sagen wir nach drei bis sechs Monaten, hat man zwar weniger Kosten, aber auch weniger Leistung, die in der Regel nur aus einem Grund eingekauft wird: Man braucht sie.
Das aber merkt man erst so richtig, wenn sie dann weg ist. Nächster Schritt ist meist die Restrukturierung (gut für Unternehmensberater übrigens, deren Spezialgebiet das ist). Und – wenn man was aus der Krise lernt – die konsequente Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen mit flexibler Gestaltung aller anderen Bereiche.
Und schon sind die Freelancer, Agenturen, Spezialisten in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wieder drin. Das Unternehmen ist fitter und schlanker als vorher. Die Qualität ist gestiegen, das Leistungsniveau ebenfalls.
Eigentlich doch gut! Oder? Brauchen wir denn immer eine Krise, um das Notwendige zu lernen? Ist das die menschliche Natur? Wenn ja, frage ich mich: Wie bekommt man da nur die Trägheit raus?
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Christiane Strasse ist Gründerin und Geschäftsführerin von projektwerk. Sie beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und gründete projektwerk 1999 als Plattform für die Akteure dieses Marktes. projektwerk war Sponsor der next08.