Ein Cartoon von Geek and Poke, hier verbreitet unter CC-Lizenz. Geek and Poke, wunderbares Wortspiel. Die heutige Generation kennt Poke nur von Facebook, aber wer jemals im ebenso wunderbaren C64-Basic programmiert hat, wird das Befehlspaar Peek/Poke nie vergessen.
Die überaus wunderbaren Cartoons dort sind geeignet, mich am Ende einer langen Krankheitswoche wieder aufzumuntern. Der Tipp kam von Jens Grochtdreis aus unsererm Frankfurter Außenstelle Niederlassung Büro.
Januar 2008
Webwirtschaftsforum
Die drei tollen Tage vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos gehören Burda und der DLD-Konferenz in München. Die Mischung von Themen und Teilnehmern stimmt, für jeden ist etwas dabei. Der Veranstaltungsort platzt aus allen Nähten und wäre mit der Hälfte der Teilnehmer auch schon gut ausgelastet.
Auf den ersten Blick überraschte, wie wenig der Börsencrash am Montag in München zur allgemeinen Kenntnis genommen wurde. Ich habe erst über Twitter davon erfahren. Auf Panels und Fluren spielte er keine große Rolle. Das lässt zwei Deutungen zu: Entweder ist die Szene bereits wieder so abgehoben, dass der Rest der Welt für sie keinerlei Bedeutung hat. Oder der Aufschwung der Webwirtschaft hat mit der Börse nur wenig zu tun.
Letzteres halte ich für wahrscheinlicher. Anders als 1999/2000 speist sich der jüngste Boom nicht aus spektakulären Börsengängen und den Ersparnissen unvorsichtiger Kleinanleger. Im Web wird heute echtes Geld verdient und wieder investiert. Zudem steht Risikokapital hinreichend zur Verfügung, auch für Projekte ohne offensichtliches Geschäftsmodell. Doch Gründer und Startups halten das Geld zusammen und sich an die Vorgaben in den Geschäftsplänen. Wer Geld aufnimmt, weiß ziemlich genau, was er damit bezahlen und erreichen will.
Insofern hat das Münchner Webwirtschaftsforum das Web nicht neu erfunden und auch keine neue Versionsnummer erteilt. Der thematische Blick reicht über die Grenzen der eigenen Szene hinaus. Namen wie Craig Venter und Richard Dawkins, um nur zwei zu nennen, stehen für relevante und streitbare Themen jenseits des Webtellerrands.
Eine Erkenntnis aus München: An vielen Stellen, bei vielen Themen zeichnet sich inzwischen ab, wie sich die small pieces des Web zu neuen Medienerlebnissen für die Konsumenten und Geschäftsmodellen für Unternehmen und Startups formieren könnten. Wir haben den inzwischen fast ein Jahrzehnt währenden Niedergang der Musikindustrie gesehen und die jüngsten Meilensteine. Wir sehen ähnliche Trends in Sachen TV: Neben Google/YouTube und Joost/Zennström saßen in München Vertreter von blip.tv und blinkx.com.
Und in der ersten Reihe WPP-Chef Sir Martin Sorrell, der die Bewegtbildpioniere des Web ungerührt nach solch trivialen Dingen wie Umsatz, Kosten, Gewinn und Cashflow fragte und damit Moderatorin Christiane zu Salm blass aussehen ließ. Solche Momente sind es, aus denen die Gesamtinszenierung DLD ihren Zauber zieht.
Wer nicht in München war oder zwar dort war, aber die Sessions verpasst hat, für den gibt es die Videos einige Appetithäppchen bei Sevenload. Bei iTunes sind sie noch nicht, aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Möglich wär’s
„It’s certainly possible“, bestätigte Matt Cohler, Vice President von Facebook, heute auf der DLD-Konferenz in München die mögliche Übernahme von StudiVZ. Gefragt hatte ihn danach FAZ-Netzökonom Holger Schmidt, der allerdings eine solche Übernahme für höchst unwahrscheinlich hält. Facebook hat auch ohne StudiVZ und ohne deutschsprachige Version bereits ein solches Momentum erreicht, dass es aus eigener Kraft groß werden kann.
Allen Webkommunikationswerkzeugen zum Trotz (oder gerade deswegen?) haben sich hier in München die digitalen Massen versammelt. Voll ist’s, die Location platzt aus allen Nähten, und mancherlei Unannehmlichkeit lässt sich offensichtlich nicht vermeiden.
Ein paar Bilder vom heutigen Tag:
Marken und Konsumenten wieder konnektieren
Interaktivagenturen haben nach Einschätzung von Forrester das Potenzial, innerhalb der nächsten zehn Jahre den Lead bei der strategischen Markenführung zu übernehmen. Die umfangreiche Untersuchung der Marktforscher steht bei Ogilvy vollständig zur Verfügung.
Das Fachblatt Horizont befasst sich in seiner heutigen Ausgabe mit dieser These. Redakteur Bert Rösch befragte dazu auch Matthias Schrader.
Bert Rösch: Was halten Sie von der Forrester-These, dass Interactive-Agenturen prinzipiell das Potenzial haben, innerhalb der nächsten zehn Jahre den Lead bei der strategischen Markenführung zu übernehmen?
Matthias Schrader: Strategische Markenführung orientiert sich immer stärker an den Bedürfnissen der Konsumenten. Das Potential zur Leadagentur hat künftig nicht mehr zwangsläufig die Agentur, die den breitesten Fächer an Kommunikationsdisziplinen unter einem Dach vereint und den größten Anteil am Mediakuchen verwaltet.
Leadagentur wird, wer für Marken und Unternehmen den höchsten Mehrwert generiert. Dieser Mehrwert speist sich aus der Fähigkeit, den Konsumenten in seinem Verhalten und seinen Bedürfnissen zu verstehen und daraus Maßnahmen abzuleiten, die Marken und Konsumenten wieder konnektieren.
Vor diesem Hintergrund werden wir in den kommenden Jahre spannende Duelle zwischen den heutigen Disziplinen und Agenturphilosophien erleben. Ich bin überzeugt, dass die Interaktivagenturen eine glänzende Ausgangssituation haben, sich hier sehr vorteilhaft zu positionieren.
Sind die in der Studie genannten zehn Jahre realistisch?
Es wird ein langsamer Wechsel sein. Ich rechne persönlich aber eher mit fünf Jahren.
Was qualifiziert Interactive-Agenturen, die Führungsrolle zu übernehmen? Was sind die Argumente, die dafür sprechen, dass die Klassiker ihre Führungsrolle behalten?
Interaktivagenturen spüren den Herzschlag von Millionen Konsumenten jeden Tag. Die Konsumenten haben sich für das Internet als den Kanal Nummer 1 entschieden, über den sie Beziehungen zu Marken und Unternehmen aufbauen wollen.
In dem Maße, wie das Web zum Medium Nummer 1 wird und die von Interaktivagenturen betreuten Plattformen auch die klassische Retailwelt am POS, CRM und (IP-)TV durchdringen, geht es immer mehr um die Entwicklung von echten Markenerlebnissen, die Beziehungen stiften. Die Stärke der Klassik, das Story-Telling, schwindet im gleichen Maße und bewegt immer weniger.
Was sagen Sie zu dem Vorwurf von Forrester, dass die Interactive-Agenturen bislang noch nicht ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt haben, Markenstrategien zu managen? Woran liegt das? Was tun Sie dagegen?
Wir sind erst im Jahre 10 der neuen Welt, die wir ruhig und zielstrebig aufbauen. Wenn die Kunden so weit sind, sind es die Interaktivagenturen auch.
Sind Ihnen Kampagnen bekannt, bei denen eine Interactive-Agentur die Führung bei der strategischen Markenführung übernommen oder zumindest eine zentrale Rolle gespielt hat?
Die strategische Markenführung der Zukunft zielt auf den Kern: Beziehungen zwischen Marken und Konsumenten zu bauen und zu vertiefen. Taktische Maßnahmen wie Kampagnen werden auch in Zukunft von Interaktivagenturen nicht zu sehen sein.
Entdeckungen des Jahres
Yahoo hat die beliebtesten, originellsten und innovativsten Newcomer des Jahres 2007 gekürt. In der Kategorie „Schlau für lau“ war carmondo nominiert, das von SinnerSchrader für Sixt realisierte Autoportal. Die Jury entschied sich in dieser Kategorie jedoch für learn2use.de.
Die übrigen Gewinner
Die gute Tat: utopia.de
Freunde im Netz: docinsider.de
Am Puls der Zeit: hausgemacht.tv
Schrill & Schön: watchberlin.de
Das Rennen um die Gunst der Nutzer hat hausgemacht.tv für sich entschieden. Mehr dazu in der Pressemitteilung von Yahoo.
The Medium is Still the Message
I’ve been designing websites professionally since 1995, and never has any site I’ve worked on been discussed as much as the new SinnerSchrader site, and, to be exact, it’s not even a site at all.
Let’s get the full disclosure out of the way first: I’m an Art Director at SinnerSchrader, and other than the occasional over the shoulder comment and discussion over a smoke, I had nothing to do with the idea, concept, or design of the new site. Go check out sinnerschrader.de, click around a little, and come back for my thoughts on it.
As you hopefully noticed, it’s just a link list. That’s it. All of our content is „out there“ in the web. Of course most of it always has been, and now our site is the place where all of the disparate elements — job offers, client sites, employee profiles, how to find us, etc. — meet. Instead of a perfectly polished and organised glossy brochure, which is what most agency websites are, ours is a knot which loosely joins our small pieces.
What’s Good?
I’ve loved the idea ever since one of my favourite coleagues, Ron (whose blog is still „coming soon“) told me about it. And, in so far as our site is just a list of links, I find it a logical and consequent execution of the idea. The web is not a book or a wall or a television, so a cover or a poster or a video is certainly in the medium, but not really of the medium.
As I explained in my Naked Relaunch article, I’m also a strong believer in the „it’s never finished“ mentality, when it comes to web design and content. The most exciting aspect of the web is that it’s continually changing, growing and becoming more and other than it is at this moment. Our new site doesn’t take this aspect far enough (more on that below) but the idea of a living collection of links that are easy and fast to add, change and remove is where I hope the site’s going.
Those are just two short and small „what’s goods,“ but for me they’re much more important than the more numerous „what’s not yet good“ comments listed below. I’m a fan of ideas, and, when compared with ideas, niggling details don’t weigh very heavily on my scales.
What’s Bad Not Yet Good?
Well, the first thing that makes my idea-focussed brain itch is: the thing’s static. Nothing’s happened since it went online on the 5th of December (be careful, there’s German behind that link). If the most exciting thing about the web is the continual change, then an agency website which says, „our stuff isn’t packed away in a shiny wrapper, it’s living out there in the chaos“ must have a site where something’s happening. For now it’s just a link list. There’s nothing new, nothing changes, it’s not alive.
The site is an idea, and it’s pretty brave, and I haven’t seen anything like it before, but we couldn’t stop ourselves from squeezing in at least a little wobbly, animated, flickering Flash. Maybe we were afraid it wouldn’t be „pretty“ enough for an agency site; I wasn’t involved in the decisions, so I don’t really know. Personally I think the Flash is decoration which doesn’t serve the goal or message of the page itself. Although I actually quite like wobbly pink, gold and grey aesthetically, I don’t think the page would suffer much if it wasn’t there. In fact, Flash is a shot in our own foot as far as search engines, the back button, auto-discovery of the rss feed, and copying text and links are concerned. These are as much the nature of the web as are links and distributed content, so why did we ignore these? I don’t know.
Other than all of that, there are a few little details which picky usability freaks have been pinning on us — e.g. the newsletter field should make it clear that it requires an email address — but I think the basic function (open external pages in a frame and close the frame again) works and is understandable. A few tweaks, and we’ll shake the bugs out. No big deal.
How Could it be Better?
Number one on my wishlist: let it live. Collect feeds from employee, spit in whatever turns up under the tag „sinnerschrader“ on Flickr, collect the Tweets of employees, friends and the company itself, mash it up and call it „The Secret Life of S2“ or „S2nd Life“, whatever. We’re a web company, we make web stuff, and more than a few of us live in the web, so why not show it?
We could get our hands a little dirtier with the clients. Just linking to their sites isn’t really enough, or sometimes it could be too much — a link suggests we did all of it. Sure, we design and program complete sites for many of our clients, but we also produce banners, single pages, micro-sites, etc. Why not — in addition to the links — simply throw up some screenshots at Flickr, a case study in the blog, whatever it is that best describes our work for that client?
Kick the Flash out. As far as I’m concerned kick the graphic typography out as well — with the exception of the logo and the claim, of course. The flashier it is, the harder it is to change, as well as the problems mentioned above. If the idea is links, make it 95% about links. Right now we’re around 70%.
Oh yeah, and let’s put in a search, as Martin „Nielsen“ Seibert suggested (Achtung! More German!), thereby proving that he didn’t even begin to understand the idea. But if you do, please link our search to Google.
How do you like our new site? If you were the boss, what would you add, remove or change? Let me know.
Originally published at mattbalara.com.
Blogvermarktung radikal
2007 war auch das Jahr der werblichen Vermarktung von Blogs (und der heftigen, teils hassbefeuerten Grundsatzdebatten darüber). Im April ging adical an den Start, das Blogwerbenetzwerk von Johnny „Spreeblick“ Haeusler und Sascha „Wir nennen es Arbeit“ Lobo. Mit dem Namen adical assoziiere ich sofort den neuen Claim von SinnerSchrader. Schon einen Monat nach dem Start verstummte adical wieder, ohne indes die Arbeit einzustellen.
Ende August trat Jens Kunath mit Ad 2.0 an, nicht nur auf die Vermarktung von Blogs fokussiert, sondern auf Web-2.0-Startups aller Art. Anfang Januar erklärte er den vorläufigen Rückzug.
Robert Basic begann im Herbst mit der Selbstvermarktung seines Blogs, das mittlerweile die von adical vermarkteten Bildblog und Spreeblick in den Deutschen Blogcharts hinter sich lassen konnte und unangefochten auf Platz 1 residiert.
Die Blogvermarktung im deutschsprachigen Raum – zu nennen wäre auch noch Trigami – leidet allen Bemühungen zum Trotz vor allem unter den erheblich zu geringen Reichweiten der allermeisten Blogs. Was jetzt folgt, ist ein radikal anderer Ansatz.
Oliver Gassner und Stefan „jovelstefan“ Heß gehen in der Nacht zu Montag mit dem Dauerwerbeblog ans Netz. Ihre Devise lautet: 99 % Werbung – 1 % Eigenwerbung. In der Charta heißt es:
DauerWerbeBlog.de (dwb) ist eine Dauerwerbesendung im Netz. Als Reaktion auf die gebotene Trennung zwischen redaktionellen und werbenden Inhalten, haben wir uns gedacht: „Gut, trennen wir!“ Hier gibt es nur Werbung.
Im Dauerwerbeblog ist eine notwendige, unaufhaltsame, heftig und kontrovers diskutierte Entwicklung einmal konsequent auf die Spitze getrieben und zuende gedacht – die Kommerzialisierung des Mediums Blog. Michael „TechCrunch“ Arrington ist schließlich damit reich geworden.
Die Idee entstand schon auf dem Barcamp Cologne 2 im Sommer. Und einige Wochen später im Ottenser Café Knuth hatte ich Gelegenheit, mir die Idee aus erster Hand erläutern zu lassen. Jetzt ist es soweit: Das Dauerwerbeblog ist fast fertig, der Start steht unmittelbar bevor.
Oliver Gassner muss eine Familie ernähren und ist sich ausweislich seiner Autobiografie für kaum einen Job zu schade. Stefan Heß ist Berater bei SinnerSchrader und arbeitet für Projekte wie carmondo oder Stockflock. Als Autor auf dem Fischmarkt befasste er sich zuletzt intensiv mit Sportcommunities.
Jahresrückblick 2008 (Was bisher geschah)
2008 verspricht ein aufregendes Jahr zu werden. Es ist kaum elf Tage alt, und schon ist jede Menge passiert. Das Jahr begann mit viel Lärm um nichts. Werbung bei Xing – wo ist das Problem? Falsch war einzig und allein das Timing. In der nachrichtenarmen Zeit so kurz nach dem Jahreswechsel ist jeder dankbar, wenn er was zu schreiben hat. Ein paar Wochen später (oder früher) hätte kein Hahn danach gekräht. So musste Lars Hinrichs zurückrudern und einen kleinen Teil der Xing-Profile künftig werbefrei lassen. Macht auch nix.
Still und leise startete zum Jahresbeginn die Youngtimer-Community carsablanca.de ihre öffentliche Beta. Damit meldet sich Peter Kabel zurück, seines Zeichens Gründer der Agentur Kabel New Media, die das Krisenjahr 2001 nicht überlebt hatte. Carsablanca ist eine Beteiligung von b-to-v, charmant gemacht, mein Profil dort noch etwas unausgereift. Aber wer weiß, was noch kommt – ich sehe vor meinem geistigen Auge schon die Pressemitteilung: SinnerSchrader arbeitet für Peter Kabel…
Apropos Autocommunity: Das bei uns realisierte kleine Autoportal aus dem Hause Sixt ist unlängst für seinen ersten Award nominiert worden. Yahoo! kürt die Entdeckungen des Jahres 2007 und lässt über die Gewinner per Online-Voting abstimmen. Carmondo steht in der Kategorie „Schlau für lau“ auf der Liste. In der Jury sitzt u.a. Nico Lumma. Ich habe allerdings noch nicht verstanden, wozu es eine Jury braucht, wenn die Nutzer abstimmen.
Matt Balara, Designer bei SinnerSchrader, hat sein Blog radikal reduziert. Wenn jetzt der Hintergrund noch grau wäre, dann sähe es fast aus wie die ersten Websites, die ich 1994 auf Netscape gesehen habe. Der legendäre Browser wird in Kürze das Zeitliche segnen.
Yvonne Neubauer, seit Mitte Dezember bei uns als Volontärin Online Conversations, schreibt von Anfang an auch im Netz. Und twittert, wenn auch noch etwas zaghaft. Herzlich willkommen von dieser Warte!
Der Fischmarkt begrüßt dieser Tage seinen Abonnenten No. 3.000, und da sind die treuen Leser, die mehr oder weniger täglich direkt hier aufschlagen, noch gar nicht mitgezählt. Euch und Ihnen allen sei nicht verschwiegen, dass seit dieser Woche die Registrierung für die next08 zum unschlagbaren Freundschaftspreis von 190 Euro möglich ist. Das Kontingent ist begrenzt, die Nachfrage bereits hoch.
Die Sensation des Tages ist aber zweifelsohne Jürgen Klinsmann als Trainer beim FC Hollywood Bayern. Das Wochenende ist gerettet.
Long Tail und die Kosten für Preisänderungen
Der Begriff „Long Tail“ ist in aller Munde, und dennoch ist es schwierig, eine genaue Definition dieses Begriffes zu finden. Laut Wikipedia ist
Long Tail (englisch für „langer Schwanz“) eine Theorie, die der US-amerikanische Journalist und Chefredakteur des Wired Magazine Chris Anderson 2004 vorstellte, nach der ein Anbieter im Internet durch eine große Anzahl an Nischenprodukten Gewinn machen kann.
Allerdings wird der Begriff mittlerweile wesentlich breiter benutzt. Getrieben wird die Verlagerung hin zu Nischenprodukten jedenfalls im Wesentlichen von zwei technischen Entwicklungen: durch das Internet als Vertriebsweg und durch stark verbesserte Such- bzw. Empfehlungstechnologie.
Das Internet führt auf Seiten der Anbieter zu stark gesunkenen Grenzkosten: Zum einen existieren auch für sehr spezielle Produkte durch die hohe Reichweite des Internet einträgliche Absatzmärkte, so dass sich die Fixkosten auf mehr abgesetzte Produkte verteilen. Zum anderen sinken die Lager- und Präsentationskosten pro Produkt im Vergleich zum klassischen Einzelhandel deutlich, da keine teuren Ladengeschäfte in frequentierten Gegenden angemietet werden müssen. Zudem sinken die Produktionskosten; speziell für digitale Güter sind die Grenzkosten praktisch gleich Null.
Durch diese stark gesunkenen Grenzkosten ist es Intermediären wie Amazon, Spreadshirt oder Rhapsody möglich, ihr Sortiment erheblich zu erweitern und damit den Präferenzen der Konsumenten immer besser zu entsprechen. Wo früher noch das Sortiment auf wenige Produkte limitiert werden musste, da z.B. die Lager- und Präsentationkosten (beschränkter Regalplatz) für die Produkte mit wenig Absatz zu hoch waren, kann über das Internet ein schier endloses Sortiment vertrieben werden.
Das alles würde allerdings nichts nützen, wenn die Konsumenten die Nischenprodukte, die ihren Präferenzen entsprechen, nicht fänden. Durch Empfehlungsmechanismen wie „Andere Kunden, die sich dieses Produkt angeschaut haben, haben folgende Produkte gekauft:“ werden die Konsumenten in die Nischen geführt, die sie möglicherweise interessieren. Die Suchkosten für diese Produkte sind somit erheblich gesunken, da der Konsument nicht mehr so lange nach diesen Produkten suchen muss. Diese Entwicklung führt dazu, dass Produkte in den Nischen mehr und mehr konsumiert werden.
Falls der Markt gesättigt ist, führt das Sinken von Grenz- und Suchkosten im Wesentlichen allerdings nur dazu, dass Blockbuster durch Nischenprodukte substitutiert werden. Falls die Margen für die Nischenprodukte höher sind, kann das dennoch zu Gewinnsteigerungen für den Anbieter führen. In ungesättigten Märkten kann es allerdings auch zu realem Mehrabsatz führen. Das Long-Tail-Phänomen ist also für den Intermediär nicht unbedingt gewinnsteigernd.
Allerdings profitieren Konsumenten vom steigenden Sortiment in jedem Fall, da ihre Bedürfnisse besser befriedigt werden können. Intermediäre mit großem Angebot locken also mehr Konsumenten an. Es ist also damit zu rechnen, dass Intermediäre wie Amazon und Rhapsody ihr Sortiment immer weiter erweitern werden (solange sie keine Verluste mit dem zusätzlichen Produkt machen), selbst wenn die Erweiterung des Sortiments lediglich zur Substitution von Blockbustern führt.
Auf der International Conference on Information Systems (ICIS) in Montreal wurde jetzt aber zum ersten Mal durch aufwändige Analysemethoden gezeigt, dass Internet-Anbieter selbst für die Preisänderung für ein Produkt substantielle Kosten tragen müssen. Im Gegensatz zur weitläufigen Annahme, dass eine solche Preisänderung praktisch nichts kostet, konnte gezeigt werden, dass Amazon für die Preisänderung eines Produkts mit über 10 USD kalkulieren muss, obwohl diese Preisänderung im Wesentlichen vollautomatisch abläuft. Durch solche Kosten wird nicht nur die Länge des Long Tails erheblich beschränkt, sondern auch die Möglichkeit einer gezielten Preispolitik für Nischenprodukte wird eingeschränkt.
Die beiden Fotos geben einen Eindruck von Montreal im Dezember und der ICIS, die ich dank des Stipendiums der SinnerSchrader AG besuchen konnte:
Fünfzig Tage mit dem iPhone
Das Internet ist in meinem Computer. Zumindest war das die letzten 13 Jahre so. Onlineshops, Social Networks, Nachrichten, Karten, Webseiten – das war unterwegs nur verfügbar, wenn ich gerade mein Notebook dabei hatte und zufällig ein WLAN in der Nähe war. Früher. Jetzt nicht mehr. Denn seit sieben Wochen habe ich ein iPhone. Und ich weiß wirklich nicht, wie ich früher ohne zurecht kam.
Nie mehr muss ich E-Mails auf einem Fünfzeilendisplay lesen und mich ärgern, dass ich das angehängte PDF eh nicht lesen, die Bilder sowieso nicht sehen und die HTML-Mail auch nicht anschauen kann. Nie mehr muss ich mich durch völlig verunstaltete Webseiten wühlen, weil mein Handybrowser mit irgendeiner Seite nicht wirklich etwas anfangen kann. Nie mehr muss ich am Straßenrand anhalten und Karten im Kofferraum suchen, weil ich den Weg nicht finde.
Mein Notebook klappe ich nur noch zum Arbeiten auf. E-Mails, Nachrichten, Blogartikel, Twitter-Updates lese ich auf dem iPhone, wenn ich fünf Minuten Zeit habe. Wenn ich abends surfe, liege ich gemütlich auf dem Sofa und tippe auf einem hübschen Multitouch-Interface rum anstatt mein MacBook auszupacken.
Das iPhone macht das Internet mobil – das richtige Internet, nicht nur ein paar WAP-Seiten und Textmails. Doch es gibt nur zwei Arten von Nutzern, die das iPhone interessieren dürfte – zumindest im Moment: Technikfreaks, die wissen, wie man es entsperrt oder Leute, die sich völlig überteuerte T-Mobile-All-Inclusive-Tarife leisten können. Bis Apple also über seine Preispolitik nachdenkt oder die Konkurrenz adäquate Alternativen anbietet, bleibt das iPhone eine nette Spielerei für manche – die Revolution auf dem Massenmarkt wird auf sich warten lassen.