Netzradio

Das Radio hat sich eigentlich nur deshalb bis heute halten können, weil es einen großen Vorteil gegenüber anderen Medien hat: die drahtlose Übertragung. Küchenradios, Werkstatt- , Büro- und Autoradios gäbe es wohl kaum, wenn sie an irgendein Kabelnetz angeschlossen werden müssten.

Neben der klassischen analogen Lang-, Mittel-, Kurz- und Ultrakurzwelle konnten sich die digitalen Verwandten DSR, DAB und DRM allesamt noch nicht richtig oder gar nicht durchsetzen. Jetzt kommt WLAN und damit IP-Radio. Und siehe da: Es gibt längst Geräte dafür. Eines davon, das Noxon iRadio, ist gerade auf der CeBIT zu sehen. Es spielt Internetradio und MP3 vom lokalen Server. Das Schwestergerät Noxon 2 radio kann auch UKW.
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Ein anderes, die Squeezebox, hat das Zeug zum modernen Klassiker. Die Quetschkommode kommt mit eingebautem Pandora-Anschluss und kann seit Herbst auch RSS-Feeds empfangen. So eine Kiste im Badezimmer spielt also morgens beim Rasieren nicht nur die Lieblingsmusik, sondern zeigt auch noch die aktuellen Schlagzeilen von Spiegel Online, Heise und Fischmarkt.

Web 2.0 ist also nicht nur big fonts and rounded corners, sondern auch coole Endgeräte. Und demnächst geht das auch andersherum: Die Bundesnetzagentur hat just in dieser Woche den UKW-Bereich für „drahtlose Audio-Funkanwendungen“ freigegeben. Damit werden zum Beispiel MP3-Spieler mit eingebautem UKW-Sender möglich, der das Autoradio bespielt. Oder das Küchenradio.

Blitzauslieferung

Was für ein Tag! Seit Stunden schneit es wie sonst nur in Bayern. Auf den Zufahrten zum Elbtunnel geht gar nichts. Drei Stunden zur Arbeit – das ist neuer Rekord. Nur zwei Stunden Lieferzeit verspricht LicketyShip, ein neuer E-Commerce-Service, der sich – was sonst? – gerade im Betatest befindet. Wie machen die das? Ganz einfach: Sie lassen die Ware per Kurier im lokalen Einzelhandel abholen und direkt zustellen.
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Techcrunch – übrigens gerade mal wieder ziemlich down – zitiert LicketyShip-Gründer Robert Pazornik mit der Behauptung, dass 30 Prozent aller Amazon-Einkäufe (vermutlich in den USA) per Overnight-Shipping zugestellt werden, was in vielen Fällen teurer ist als die Ware selbst. Zielgruppe ist die must-have-now crowd, der es einfach nicht schnell genug gehen kann.
Das Gründerteam von LickeyShip hat im letzten Jahr die Notre Dame McCloskey Business Plan Competition gewonnen und bei der Jungle Business Plan Competition den zweiten Platz belegt. Das Startinvestment betrug rund 500.000 Dollar. Radu Olievschi:

“Most of that money actually goes into customer acquisition, because everything else is ready. We’ve got the partnerships, we’ve got the software, we’ve got the couriers lined up.”

Mobiles Ajax

Ajax ist bekanntlich ganz toll und ganz wichtig für Web 2.0. Aber was ist Ajax für den mobilen Nutzer, der zwar gern always on wäre, es aber aus vielerlei Gründen oft genug nicht ist? Die meisten Ajax-Anwendungen verlieren heute Daten, wenn die Verbindung zum Server abreißt – ein No Go, wie Robert schreiben würde.

Carsten Bormann (Viele Köche verfärben das Ei) hat da eine Idee – den PANIC-Mode. Das Akronym steht für:

 P ersistency for
A JAX in
N etworks with
I ntermittent
C onnectivity.

Der PANIC-Ansatz basiert darauf, Updates im Browser persistent zu spreichern, bis der Server bestätigt, dass sie erfolgreich gespeichert worden sind. Carsten referiert heute dazu auf der O’Reilly Emerging Technology Conference in San Diego. Kongress-Coverage von Heiko Hebig, Nicole Simon und bei Technorati.

„For Web-mogul wannabes“

Das paßt ganz gut zu untenstehendem Chart: Das Wall Street Journal (wir bekommen derzeit täglich ZWEI Expemplare, ohne daß ich weiß, wer sie bestellt hat) gibt Start-ups wichtige Tipps zur Eintscheidung, ob eine Idee gut ist oder nicht.
1. Is what your are doing really a company or just a feature that will end up as part of some existing product?
2. Do you do something 10 Times better than Google and MySpace do?
3. If you´re developing for the web, what is to stop spammers from ruining everything you are trying to do?
4. From where, precisely, did you get that dorky company name?

Google Drive Epic 2006

Schon wieder Google. Aber was hilft’s? Techcrunch – erstaunlicherweise mit sich selbst uneinig, ob es nicht doch TechCrunch heißt – berichtet über Pläne für ein Google Drive, auf dem Nutzer alle (und zwar wirklich alle) ihre Daten speichern können. Diese Pläne wurden in der letzten Woche auf einer Analystenkonferenz bekannt und vermutlich nur deshalb übersehen, weil Google-Finanzchef George Reyes kurz zuvor mit unvorsichtigen Worten über verlangsamtes Wachstum für Aufregung gesorgt hatte.

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In den Notizen der besagten Präsentation stand angeblich u.a.:

Store 100% of User Data

With infinite storage, we can house all user files, including: emails, web history, pictures, bookmarks, etc and make it accessible from anywhere (any device, any platform, etc). […]

As we move toward the “Store 100%” reality, the online copy of your data will become your Golden Copy and your local-machine copy serves more like a cache. An important implication of this theme is that we can make your online copy more secure than it would be on your own machine.

Another important implication of this theme is that storing 100% of a user’s data makes each piece of data more valuable because it can be access across applications. For example: a user’s Orkut profile has more value when it’s accessible from Gmail (as addressbook), Lighthouse (as access list), etc.

Die Präsentation war öffentlich zugänglich – bis Greg Linden über das Thema berichtete. Google ersetzte die Folien umgehend durch eine entschärfte Version, doch der ursprüngliche Text erschien prompt in den Kommentarspalten. (Wenn auch Zweifel bleiben, ob es diesen Text tatsächlich gegeben hat und ob die dort veröffentlichte Fassung tatsächlich das Original ist.)

Epic 2015, anyone?

Nachtrag: Der Text ist offenbar echt. So jedenfalls Reuters:

When asked to confirm plans for a GDrive, a Google spokeswoman declined to comment on any specific service but confirmed that presentation containing the notes had been mistakenly released on the Web.

„We deleted the slide notes because they were not intended for publication,“ Google spokeswoman Lynn Fox said.

Zweiter Nachtrag: Einige Angaben in der Präsentation waren falsch. Sagt Google in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht.

Masterplan

Die WiWo erscheint ab heute montags. Eine Botschaft, die mit massivem Werbedruck in den letzten Wochen über alle Kanäle verbreitet wurde. Und damit sie auch im Web nicht überhört wird, bringen die Baronessen und Barone heute zum Start ein netzaffines Schmankerl: den Masterplan von Google. Hier ist er.

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Gleichzeitig fällt mir auf, dass der Zugriff auf das PDF, für Abonnenten bislang im Preis inbegriffen, jetzt extra kostet: 36 Euro für 52 Wochen. Für berufliche Nutzung ist das zwar nicht übermäßig viel Geld. Trotzdem zögere ich, unsere Kostenstelle mit zusätzlichen Fixkosten zu belasten, deren dauerhafter Nutzen nicht gerade zwingend ist. Denn wozu gibt es GBI und Genios?

Onlinewerbung, einfach schlecht

Der Jubel über die jüngsten Umsatzzahlen der Onlinewerbung war groß, auch auf dem Fischmarkt. Auftritt Werner Knopf, geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Kreativagentur KNSK. Im Manager-Magazin liest er der Branche die Leviten:

Was im lauten Hurrageschrei untergeht ist die Tatsache, dass das Gros der Onlinewerbung einfach schlecht ist. Die meisten Pop-ups und Banner sind so attraktiv wie das morgendliche Autofrostfreikratzen. Nur scheint das bei all den Jubelmeldungen niemandem wirklich aufzufallen. Auch Markenartikler und Werbeprofis, von einigen Ausnahmen abgesehen, stehen nicht gerade in der Pole Position, wenn es um Know-how, Qualität und vor allem Kreativität von Onlinewerbung geht.

Warum ist das so? Und warum haben die Markenklassiker in den USA 37 Prozent Anteil an der Onlinewerbung und hier zu Lande nur magere 3 Prozent? Die Antwort ist ganz einfach: Die besten Texter und Art Directors dieser Republik haben immer noch Berührungsängste mit dem Medium Internet. Klar, es gibt sie zwar, die wie Pilze aus dem Boden schießenden neuen Agenturen, die sich auf Onlinekommunikation spezialisiert haben.

Aber Onlineverständnis und einige witzige Ideen reichen mittelfristig nicht aus. Nicht in einem professionellen Milliarden-Euro-Werbemarkt, in dem Etats von 30 und mehr Millionen für Kampagnen vergeben werden. Denn die wollen sehr gut investiert sein.

renault-baguette.jpgKnopf analysiert kühl die Lage, macht ein bisschen Eigen-PR für KNSK und schlägt schließlich vor, mehr Awards für gelungene Onlinewerbung zu vergeben.

Ein hervorragendes Beispiel für das, was aus Onlinewerbung entstehen kann, ist der Baguette-Spot für Renault, der zurzeit im Fernsehen läuft. Eine tolle Idee, die zuerst Online lief und nun die Fernseher erobert. Ich bin gespannt, wie viele Preise die Agentur Nordpol damit einheimsen wird.

Hmm. Ich dachte bisher, das sei zuerst ein Kinospot gewesen.

Getrennte Welten

Es gibt kleine, aber feine Veranstaltungen, die finden ein umfassendes Echo. Und dann gibt es größere, auch ganz feine Tagungen, die bleiben recht unerhört. Jedenfalls bis dato. Gestern fand der 1. Deutsche Mediatag statt, vom Fachblatt media & marketing aus der Taufe gehoben. Und so ganz langweilig kann es dort nicht gewesen sein, glauben wir einmal der Pressemitteilung von gestern, 16.58 Uhr („1. Deutscher Mediatag provoziert Werbemarkt / Kongress für Medien- und Werbestrategen gibt neue Impulse für die Vermarktung“). Ein Auszug:

So entwarf Uli Bellieno ein neues Marktkonzept für das Mediageschäft: Bisher finanzieren Mediaagenturen ihre Leistungen teilweise aus intransparenten Rückvergütungen der Medien – so genannten Kickbacks -, da Kundenhonorare durchschnittlich kaum die Hälfte der tatsächlichen Unkosten der Agenturen decken. Der Nachteil für die Kunden: Die Planungsempfehlungen der Agenturen werden davon beeinflusst, welches Medium ihnen die besten Kickbacks offeriert.

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Diese Praxis in der Grauzone möchte Bellieno durch eine einheitliche Honorierung der Agenturleistung mit drei Prozent des Buchungsvolumens durch die Medien ersetzen, die in etwa die Kosten der Agenturen deckt. Hinzu kommt eine flexible, leistungsorientierte Prämie der Werbekunden. So soll der Fokus wieder auf die Qualität der Strategie und der Planung gelenkt werden – unabhängig vom Renditedenken der Agenturen. „Die Agenturen hätten so endlich eine kalkulierbare Refinanzierungsgrundlage. Sie könnten unbeeinflusst von Einkaufs-Faktoren strategiegerecht planen“, erklärt Bellieno. Für Kunden werde sich damit in finanzieller Hinsicht nichts, in qualitativer Hinsicht jedoch vieles verändern.

Schade nur, dass ich bis jetzt über die Veranstaltung so rein gar nichts im Web lesen kann. Kleiner Tipp an die schlauen Jungs vom Europa-Fachpresse-Verlag: Beim nächsten Mal ein paar einschlägige Blogger einladen, dann rollt der Zug von ganz alleine.

Ein zweites Beispiel aus dieser Kategorie könnte der Internationale E-Commerce-Kongress 2006 werden, eine hochkarätig besetzte und hochpreisige Veranstaltung Anfang April in Wiesbaden.

E-Commerce und E-Business vernetzen unsere Welt immer stärker. E-Commerce wird damit zu einer der wichtigsten „Driver“ der Globalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft. Es entsteht ein gigantischer globaler Marktplatz, auf dem Unternehmen fast alles kaufen und verkaufen können.

Für das Jahr 2006 prognostizieren aktuelle Studien Online-Umsätze von fast 1,4 Billionen US$, wobei über 400 Mrd. US$ davon über grenzüberschreitende Marktplätze generiert werden. Laut einer aktuellen Studie von Forrester nimmt Deutschland innerhalb der europäischen Gruppe mit einem Anteil von 144 Mrd. US$ eine führende Rolle ein.

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  • Wie können deutsche Unternehmen zukünftig noch stärker an diesem globalen Trend partizipieren?
  • Welche Geschäftsmodelle, Anwendungen und Technologien funktionieren wirklich?
  • Welche Chancen ergeben sich daraus speziell für Handels- und Versandhandelsunternehmen, aber auch für die gesamte Konsumgüterwirtschaft?

Sicher eine spannende Tagung. Kann natürlich sein, dass die Medienpartner Wert auf Exklusivität legen und das gemeine Bloggervolk deshalb draußen bleiben muss…