Aprilscherze (wird fortgesetzt)

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Halb drei am Vortag des 1. April 2006 – was hatten wir bis jetzt?

Nachträge vom 31. März:

Online-Handel wird abgeschaltet

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Deshalb ruht morgen für einen Tag der gesamte E-Commerce in Deutschland. Der Grund:

Der deutsche Internethandel soll ein einheitliches Shopping- und Bezahlsystem bekommen.

Doch lest selbst.

Interactive-Agenturen: Gebt jetzt Gas!

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Bernd Michael, der nach seinem Ausscheiden aus allen Grey-Ämtern sichtbar entspannter pointiert, schrieb auf dem gestrigen New Media Award den Interactive-Agenturen einen knackigen Drei-Punkte-Schlachtplan ins Stammbuch:

  1. Macht Euch zum Freund der Marketing-Controller! Ihr habt richtig gehört: Effizient und Media werden die Kommunikation künftig stärker prägen als je zuvor. Und mit dem Thema Messbarkeit habt ihr den heiligen Gral in der Hand.
  2. Arbeitet an der Verständlichkeit Eurer Sprache! Wenn Ihr Vorstände überzeugen wollt, sprecht klares, einfaches Deutsch — kein Buzz.
  3. Sagt den jungen Kreativen in den Werbeagenturen, dass sie sich in der Tür geirrt haben. Kreativität entsteht heute aus dem Online-Kanal, nicht aus dem 30-Sekünder.

Wenn er selbst noch mal 25 wäre, würde er heute in eine Interactive-Agentur gehen. Procter & Gamble schickt erst jetzt hunderte von Mitarbeiten in die New-Media-Abteilungen. Sie haben sich das Thema jahrelang sehr intensiv angeschaut: es funktioniert. Und was Procter macht, werde der Rest der Industrie kopieren. Das Spiel beginnt nun wirklich.

Reinhard Springer

reinhardspringer.pngAuf einer ganzen Doppelseite in der Horizont erklärt Reinhard Springer die Welt des Marketings. Köstlich. Muss ich erklären, wer Reinhard Springer ist? Sein legendäres Interview in der w&v sagt alles. Das hängt ihm bis heute nach, wie er jetzt bekennt:

Dank einer Schlagzeile, in der es hieß, dass ich die Abschaffung der Marketingabteilungen fordere, mussten mich diese Leute fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Mein Statement wurde nicht als konstruktive Provokation angesehen, sondern hat Angst geschürt. Daran sehen Sie, wie dünnhäutig das Marketing heutzutage ist.

Seinen Rückzug aus der Markenberatung reinhards erklärt er mit fehlender Energie:

Wir erleben gerade eine Eiszeit der Innovation. Um dieses Eis zu schmelzen, brauchst du jede Menge jugendliche Hitze. Die habe ich aber nicht mehr.

Springer hat den Innovationsantrieb lokalisiert: Die Inspiration der Zukunft wird aus dem Online-Business kommen, sagt er. Und:

Klassische Werbeagenturen werden aussterben wie die Postkutschen. Darum finde ich die Symbiose von S&J und E7 auch so wichtig. Ansonsten sehe ich zwei Kategorien von Dienstleistern: Zum einen die echten Partner in der Markenführung, die mit Fachwissen, Erfahrung und Überzeugung für den Erfolg einer Marke kämpfen. Zum anderen die Helfer, die von der Regalnase über Events bis hin zu Direct-Mails an der Umsetzung des Markenauftritts mitarbeiten.

Web 2.0 Awards

Mehr als 300 Web-2.0-Sites in 38 Kategorien, 21 Interviews mit den Gründern der Preisträger – die Web 2.0 Awards bieten eine Menge Futter für alle Web-2.0-Enthusiasten (und für Kritiker gleichermaßen, sofern sie wissen wollen, wovon sie reden).
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Irgendwie bezeichnend: In der Kategorie Marketing gibt es keine Preisträger, sondern nur lobende Erwähnungen für Opinity, Root und Your Elevator Pitch. Bei Retail gewann Etsy vor threadless und wists. Dazu ein Interview mit Robert Kalin von Etsy:

We want to create new ways to shop that are only possible using the Web as a medium. The industrial revolution and consolidation of corporations are making it hard for independent artisans to distribute their goods. We want to change this.

Der E-Commerce residiert in einer Sammelkategorie mit Business und Money (Gewinner: LinkedIn, Basecamp und Sidejobtrack). Lobend erwähnt wird hier Shopify, deren Blog ich auch den Hinweis auf die Awards verdanke.

Feeding the MySpace Beast

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Pete Cashmore wirft einen erfrischenden Blick auf MySpace (das, wie wir letzte Woche gelernt haben, mit gerade mal 150 Servern auskommt) als Web-2.0-Phänomen.

Despite being a centralized site, it’s showing many characteristics of the decentralized web.

MySpace, so seine These, war eine wesentliche Ursache für das exponentielle Wachstum von YouTube – obwohl MySpace seinen eigenen (weniger überzeugenden) Video-Service bietet und zeitweilig sogar YouTube blockiert hatte.

Diese Beobachtung führt in den Kommentaren zu einem interessanten Gedanken, ausgesprochen von Lawrence Coburn:

Given YouTube’s success in using the MySpace community for distribution, the question for every other social web entrepreneur should be: “How else can we feed the MySpace beast?”

Lawrence Coburn ist übrigens Head Geek von RateItAll, einer Meinungs- und Bewertungsplattform, die schon seit 1999 existiert (und wahrscheinlich deshalb auf den ersten Blick wie Web 1.0 aussieht).

Microsoft betritt den Werbemarkt

Seit geraumer Zeit schon testet Microsoft eine Werbeplattform, die gegen Google AdWords und Yahoo Search Marketing (vormals Overture) antreten soll. Aus dem, was bis jetzt bekannt ist, ergibt sich noch kein klares Bild.
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Ein adCenter Pilot läuft bei MSN Advertising – Registrierung erforderlich, nur ausgewählte Teilnehmer. Das adCenter Blog hält die Pilotwerbekunden auf dem Laufenden. Deren Anzeigen sind bei Windows Live Search und bei MSN Search zu sehen. Microsoft ist gerade dabei, den Anteil der bislang von Yahoo vermarkteten Keyword-Werbung zu verringern.

Als Alleinstellungsmerkmal betont Microsoft insbesondere das demographische Targeting:

For some advertisers, exposure is not the only thing they are looking for. Some are looking for exposure to the right audience. For instance, if you sell running shoes, you want an audience who is interested in running shoes to see your ad and take action, which may result in the audience clicking on your search ad, visiting your web site, and buying a pair of running shoes. […]

While most existing search engine services count the number of clicks your ad receives, it is important to also know as many demographics of those individuals clicking on your search ads. The in-depth reports revealing specific details about the audiences behind the clicks have either been unavailable or cost thousands of dollars to purchase from a third party source. MSN believes audience data is essential to planning and maintaining successful search marketing.

Unklar ist, wie Microsoft dieses Versprechen einzulösen gedenkt. Ein paar Hinweise dazu gab es vor zwei Wochen in einem Reuters-Artikel:

Microsoft officials said adCenter provides advertisers with demographic data to better target customers with projections about the search user’s age, sex and location. Eventually, the company wants to integrate projections about the user’s wealth, preferences and online behavior patterns.

„Woher kennt Microsoft Geschlecht und Alter seiner Nutzer?“, fragte finanso.de schon im Herbst – und hatte die nun bei Reuters zu lesende Antwort schon geahnt:

Backed by registration information obtained from 230 million e-mail accounts and 205 million instant messaging users, Microsoft said that database allows it to provide more accurate projections than Google or Yahoo.

„Ich bin gespannt, wie die Öffentlichkeit darauf reagieren wird“, schrieb finanso.de seinerzeit. Dem schließe ich mich an.