Nach und nach kommen die ganzen Debatten der späten neunziger Jahre wieder zum Vorschein. Damals war die Aufregung um digitale Vertriebswege, die herkömmliche Kanäle und eine alte Wirtschaft bedrohen, vielleicht verfrüht. Doch jetzt kommt sie vermutlich zu spät – jedenfalls für manche Branchen und etliche Unternehmen, die sich nach dem Crash vor fünf Jahren wieder sanft schlafen gelegt haben. Max Zorno nimmt die jüngste Pleite im Fotogeschäft zum Anlass für Generalisierungen:
Jedes Unternehmen ist von der Digitalisierung
bedroht, nicht nur die Fotofirmen. Ich denke dabei an die
Digitalisierung der Vertriebswege. Viele Firmen verkennen diesen
unaufhaltsamen Trend. Sie unterschätzen, dass sich immer Kunden über
das Internet informieren, was sie kaufen möchten und von welchem
Lieferanten. Beharrlich hält sich der Irrglaube "Das Internet spielt in
unserer Branche keine Rolle."Diese Firmen beschäftigen sich zu wenig mit
Onlinemarketing, bemerken nicht, was sich auf den digitalen Märkten
abspielt. Sie verschlafen, dass sich das Informationsverhalten der
Kunden kontinuierlich ändert. In fast allen Branchen haben wir es heute
mit einem hybriden Kundenverhalten zu tun: Wenn sie eine
Kaufentscheidung zu treffen haben, informieren sich die Leute über die
traditionellen Vertriebwege UND über das Internet – mit steigender
Bedeutung des Internets.Es gilt die goldene Regel: Entweder Du digitalisiert Deine
Vertriebswege selbst – oder es übernimmt jemand anders für Dich. Wen
trifft als als Nächsten? Und … wo steht Ihr Unternehmen?
E-Plus hat das gerade getan – mit einer preisaggressiven Zweitmarke. Und das ausgerechnet in einer oligopolistischen Branche, in der es lange Zeit so schien, als sei der Kuchen zwischen den beiden Marktführern und den beiden Underdogs mehr oder weniger stabil aufgeteilt…