Das Nächste ist das Vernetzteste und das Vielste

Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, daß große Unternehmen ihr Heil in noch mehr Größe sehen. Mir fehlt bei all den Visionen der Internetvisionäre das Wesentlich(st)e: Semantik oder auch: Relevanz.

Seit dem vergangenen Jahr ist der 62 Jahre alte Mathematiker Vinton Cerf als „Chief Internet Evangelist” bei der Suchmaschine Google für die Visionen zuständig. Seine Lieblingsvision ist die totale Vernetzung, die weit über Internetrechner hinausgeht. „Geräte aller Art werden künftig zusammenarbeiten. Ein Beispiel: Wenn ich in einem Auto sitze, kann die Antwort auf die Frage, wo die nächste Tankstelle ist, nur im Zusammenspiel vieler technischer Geräte erfolgen: Mein Handy verfügt über ein Spracherkennungssystem und ist mit dem Internet verbunden. Mein Auto ist mit einem Satellitennavigationssystem ausgestattet und besitzt eine Internetadresse, so daß mein Aufenthaltsort bestimmbar ist. Dieser Ort wird an einen Internetrechner übermittelt, der als Antwort eine Landkarte mit dem Weg zur nächsten Tankstelle zum Auto sendet”, beschreibt Cerf die Zukunft des Internet. Doch damit ist noch nicht Schluß. Auch Gegenstände aller Art, die mit Funketiketten (RFID) ausgestattet sind, können schon bald zum Internet gehören.

Quelle: FAZ

Gibsnisch

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Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von Singvogel + Muchovsky bis jetzt nichts gehört habe. Aber was sie heute für Sixt (bekanntlich Kunde bei Jung von Matt) auf die Füße gestellt haben, ist beachtlich: Ganzseitige Tageszeitungsanzeigen für den neuen Autovermieter gibsnisch („Noch günstiger als Sixt“). Und eine geniale Website. Ganz großes Tennis.

April, April…

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Today I learned from a trusted source that Apple is poised to make history next Saturday when it unveils the worlds first advertisement that can be seen from space. [boakes.org]

Na klar. Schon mal auf den Kalender geschaut? Sonnabend, 1. April 2006.

mesh: Web 2.0 auf kanadisch

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Am 15. und 16. Mai findet in Toronto, Kanada, die Web-2.0-Konferenz mesh statt. Unter den Sprechern sind Om Malik (gigaOM.com), Steve Rubel (Micro Persuasion) und Stowe Boyd. Zur Zielgruppe gehören Marketing-, PR- und Medienleute, Unternehmer, Investoren und Softwareentwickler, Akademiker, Politiker und sonstwie politisch Aktive.

Ein Kongressprogramm gibt es noch nicht, aber eine eindrucksvolle Sponsorenliste und natürlich ein Blog. Schön auch dies:

why is it happening?

mesh is happening because five people with an enthusiasm for the Web and all the next-generation things happening around us decided an event like this one had to take place in Toronto. Events connecting Web ideas and leaders of the future are going on everyday around the world – Geneva has LIFT, Paris has Les Blogs, New York has BlogOn – and now Toronto has mesh so we can be part of the Web 2.0 conversation.

Let’s connect, share and inspire… let’s mesh.

Und wer nicht nach Kanada reisen möchte, der kann sich schon mal den 11. Mai in Hamburg vormerken. Mehr dazu in den nächsten Tagen auf dem Fischmarkt.

Internet-Check-In

Zu den Umständen, die Fluggäste am meisten hassen, gehört das Schlangestehen an Flughäfen. Da vergeht wertvolle Reisezeit und verlängert sich die letztlich entscheidende Zeit von Tür zu Tür – und wozu? Damit eine freundliche Servicekraft eine Bordkarte ausdruckt und dem Fluggast in die Hand drückt.

Das kann der doch auch selbst. Immer mehr Fluggesellschaften führen deshalb den Check-In per Internet ein. So auch die Billigflieger. easyjet annonciert heute:

Die Einführung von Internet Check-in ist an den drei deutschsprachigen Basen Berlin, Dortmund und Basel erfolgreich abgeschlossen. Seit diesem Monat können alle Passagiere, die nur mit Handgepäck reisen, ihre Bordkarte bequem am Computer ausdrucken und müssen sich nur noch 15 Minuten vor Abflug am Gate einfinden. Fluggäste müssen sich auch nicht wie bei anderen Fluggesellschaften kurz vor Abflug noch ein zweites Mal im System anmelden, sondern erhalten ihre Bordkarte bereits während der Buchung.

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Anfang März hatte Hapag-Lloyd Express (HLX) als erste deutsche Low-Cost-Airline den Internet-Check-In angekündigt. Start ist am 1. April. Zuvor hatte easyjet mit der Einführung begonnen (und das ebenfalls angekündigt). Ryanair war wiederum Anfang des Jahres mit einer Ankündigung für Mitte März an die Öffentlichkeit gegangen. Die Pioniere des Internet-Check-In waren jedoch große Full-Service-Carrier.

Dass das Thema nicht ganz ohne ist, zeigt übrigens dieser Erfahrungsbericht.

Die auf den Plattformen leben

Martin Röll prägt einen bösen, aber irgendwie treffenden Begriff: Primitivinternet.

Manche glauben, dass Menschen vor allem durch Neugierde und Macht- bzw. dem daraus resultierenden Selbstdarstellungstrieb angetrieben sind. Sie möchten Neues, Interessantes finden und sich selbst darstellen. Sie wollen das Vertrauen und die Anerkennung der anderen und sichtbare Symbole, die ihren Status repräsentieren.

Sie werden deshalb Teil einer „Community“, das ist hier: eine technische Plattform im Internet, in der sie das finden und in der es ein System des Aufstiegs im „Trust“, das ist das technisch ausgedrückte Vertrauen der anderen in einen, gibt. […]

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Das ist das Primitivinternet. Es gibt das schon lange, aber jetzt ist mir das richtig klar.

Es gibt die: die, die auf den Plattformen leben, die Reputation-Points sammeln, die gierig die von den Viral-Marketers geseedeten Clips replizieren und weiterschicken (hurra! Wirtstiere!), die jede noch so dumme Frage auf COSMiQ beantworten, um Punkte, Reputation, Trust oder wasauchimmer zu sammeln oder auch einfach nur die Zeit totzuschlagen. Es gibt sie.

In der Tat. Aber sind sie die bevorzugte Zielgruppe für das Marketing? Wohl kaum (oder jedenfalls nicht generell), meint wohl auch Martin. Doch da gibt es auch noch ein anderes Internet, das völlig andere Züge trägt. Welche Leute findet man dort?

Die, die nur wenig Zeit am Netz verbringen, ganz gezielt, wenn sie was suchen oder kommunizieren wollen. Die im wesentlichen woanders, vielleicht offline, leben, ein richtiges Leben [tm] haben und nicht Mitglied auf einer, sondern auf vielen Plattformen sind. Für die „Community“ nicht Software und Plattform bedeutet, sondern menschliche Gemeinschaft. Die Reputation an menschlichen Äußerungen spüren und nicht als Trustpoints messen. Manche von denen haben vielleicht ein Weblog, in dem sie mal schreiben, mal behaupten, mal fragen, mal Information weitergeben, über das sie Leute kennenlernen, Kontakte pflegen, sich selbst „darstellen“, naja: Sie leben halt da und dabei stellt man sich fast automatisch dar.

Manche lassen sich durch Bonbons und Trust-Punkte motivieren. Manche sind komplexer.

Nun gut. Das ist jetzt eine übersichtliche Dichotomie zur Veranschaulichung der komplexen Realität. Aber warum nicht? Es sind übrigens Resultate der gestrigen Diskussion in der Labrador Lounge. Erste Bilder bei Lummaland, Behindertenparkplatz und Ringfahndung. Das Foto oben ist von Nico Lumma.

arena goes E-Commerce

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Ab 11. August rollt der Bundesligafußball statt bei Premiere bei arena. Bevor es soweit ist, hat der neue Eigner der Pay-TV-Rechte jedoch noch eine Aufgabe zu lösen: Er muss erst einmal Kunden gewinnen, und zwar nicht zu knapp. Dafür setzt die Muttergesellschaft Unity Media auf das Web. Siehe die druckfrische Pressemitteilung der dafür gewonnenen Leadagentur SinnerSchrader Studios:

„Unser Ziel ist klar: Wir wollen in kurzer Zeit sehr viele Kunden über das Web gewinnen“, beschreibt Nakul Dewan, Vice President Marketing Strategy & Communication von Unity Media, die Ausgangslage. „Für diese anspruchsvolle und zeitkritische Aufgabe haben wir uns den Top-Spezialisten in Deutschland ausgesucht.“

Mit dieser web-orientierten Marketingstrategie wird sich arena auch deutlich vom bisherigen Rechteinhaber absetzen, der vor allem auf klassisches Marketing setzt – und von Anfang an mit den resultierenden Kosten zu kämpfen hatte. Im Unterschied dazu gibt arena den Kostenvorteil der Onlinebestellung laut FTD an seine Kunden weiter:

Kunden, die per Web buchen, sollten ein besseres Angebot erhalten, heißt es.

Mehr über die Details werden wir am Montag wissen, wenn arena zur Pressekonferenz lädt. Seit gestern ist bekannt, dass TBWA die klassische Kommunikation betreut.