Würden Sie in die Idee investieren?

Über Zeitungen sagt Warren Buffet: »Nehmen wir mal an, Gutenberg hätte die Druckerpresse nicht erfunden und das Nachrichtengeschäft hätte sich gleich im Internet entwickelt«, holt er gut gelaunt aus. »Wenn heute jemand käme und sagte: ›Ich habe da eine großartige Idee. Lass uns alle Nachrichten auf Papier drucken. Wir werden Rotationspressen die Nacht über laufen lassen und die fertigen Zeitungen mit einer Lastwagenflotte im Land verteilen, damit die Leute am Morgen lesen können, was am Tag zuvor passiert ist.‹ Würden Sie in die Idee investieren?«

gefunden bei Robert Basic

Goldrausch, Skandale, Güterslow

Constantin Gillies schreibt in der WamS über den zweiten Goldrausch im Internet. Bevor jemand schreit, er bringe für den Web-2.0-Experten wenig Neues – das ist auch nicht sein Job. Die Geschichte muss für den WamS-Leser und dessen Vorverständnis tauglich sein.

Ihr Anlass ist natürlich GoogleTube, außerdem haben u.a. das Aal-Prinzip, Qype, MySpace, Xing/OpenBC und Plazes nebst einigen Analysten und Unternehmensberatern ihren Auftritt. Und Gillies benennt einen wichtigen Unterschied zur Bubble 1.0:

Hinzu kommt, dass Werbung im Internet im Gegensatz zum Jahr 2000 längst Bestandteil jedes Marketingkonzepts geworden ist. Allein in Amerika werden in diesem Jahr rund 20 Milliarden Dollar für Netzreklame ausgegeben.

Die Werbeeinnahmen dürften also ausreichen, um die neue Webwirtschaft am Laufen zu halten. Wahrscheinlich aber nur für wenige Anbieter.

Holger Schmidt befasst sich in der FAZ mit der Blog-Rangliste von Technorati und Edelman. Und – Skandal, Skandal! – er lässt das grobe Geschrei wie auch die präzise Kritik in der Blogosphäre komplett außen vor.

Bildblog, Spreeblick und Basic Thinking sind die Blogs mit dem größten Einfluß in Deutschland.

Na, das deckt sich doch mit den deutschen blogcharts

Technorati-Chairman Peter Hirshberg stellt Deutschland kein gutes Zeugnis aus:

„Deutschlands hinkt Amerika in Sachen Blogs um einige Jahre hinterher. In Amerika ist der Einfluß der Blogs auf die Kommunikation der Unternehmen schon viel größer als hier. Dort suchen die Öffentlichkeitsarbeiter das Gespräch mit Bloggern genauso wie mit Journalisten. Außerdem nutzen die Marktforscher die Blogs, um die Meinung ihrer Kunden ungefiltert zu erfahren.“

Mag auch einfach daran liegen, dass die deutsche Bloggerszene um einige Jahre hinterherhinkt…

Das Projekt BertelSpace beschäftigt natürlich auch die Blogwirtschaft. Alles, was dazu zu sagen ist, hat Nico Lumma gleich am Sonnabend gesagt:

Wir nähern uns dem Ende des Jahres 2006 und sogar Bertelsmann denkt schon über einen deutschen MySpace-Clone nach? Wow, das wird anständig in die Hose gehen.

Lange wurde gepennt in Güterslow und nun wird mal so richtig gezeigt, wie man User-generated Content in diesem Internetz macht. Ich sehe jetzt schon die ganzen aufgeregten Beratherhorden, die ein Web 2.0 Buch bestellen und schon mal ihre Texte üben. Heraus kommt dann irgendwas, was auf alle Kanälen beworben wird und ungefähr so spannend wie t-community oder AOL Hometown.

Wann soll das rauskommen? Ich kann vor Aufregung kaum schlafen.

Wie gerufen kommt da diese Überschrift in der heutigen FTD: Verlagen fehlt passende Web-Strategie

Die Erosion des Zeitungsgeschäfts durch die wachsende Internetkonkurrenz macht Großverlage und Medieninvestoren in den USA zunehmend nervös. Viele Verlage stellen ihre Geschäftsmodelle in Frage. […] In den vorigen zwei Jahren haben die Verlage zunehmend die Konkurrenz aus dem Internet zu spüren bekommen. „Die Auflagen sinken, und die Anzeigenerlöse schwächen sich ab“, sagte Jennifer Saba vom Branchenblatt „Editor & Publisher“. Derzeit entfielen zwar erst fünf bis zehn Prozent des traditionellen Verlagsumsatzes auf das Onlinegeschäft, mittelfristig werde dieser Anteil aber auf 50 Prozent steigen.

Barcamp: Eine Un-Konferenz in Berlin

Barcamp

2005 rief Tim O’Reilly 250 seiner Freunde zum Foo-Camp (Friends of
O’Reilly). Die Reaktion darauf war die Einrichtung des ersten Barcamp,
einer Nicht-Konferenz, die sich ‚on the spot‘ selbst organisiert. Bei
der spontan Themen und „Slots“ organisiert werden. Die erste solche
Konferenz
findet an diesem
Wochenende in Deutschland in Berlin statt. Gastgeber ist Pixelpark
nahe dem Warschauer Platz, aber organisiert wird das Camp von einer
unabhängigen Kern-Orgatruppe und den Teilnehmenden selbst. JedeR ist
aufgefordert einen eigenen Vortrag oder eine Gesprächsrunde anzubieten
und wie nicht anders zu erwarten kreisen viele der Themen um Technik
und Konzepte von Social Software, Social Media und Onlineapplikationen
(auch „Web 2.0“ genannt – aber wer kann das noch hören?).

Session 1: Zukunft der klassischen Medien

Roland Riethmüller von der NWZ in Oldenburg
skizziert,
wie seine Zeitung sich mit seiner Unterstützung auf die gewandelte
Situation eingestellt hat. Blogs, Portale und Homepages machen ihr
Konkurrenz im Textbereich, Radio bekommt Konkurrenz durch Downloads,
Podcasts und Streaming, TV muss sich mit Vodcasts, IP-TV und
Videoportalen um das Zeitbudget der Zuhörer kloppen.

Doch auch die Zeitung ist im Netz selbst präsent: auf dem Web, via SMS
auf Handys, mit M-Papers oder gar mit eigenen Blogs.

Die Mediennutzer aber lassen sich weniger in Zielgruppen einteilen
(der bei ALDI kaufende Porschefahrer) und Medien werden – auf Kosten
der Aufmerksamkeit – parallel genutzt.
Der One-to-Many-Ansatz wird durch eine
Many-to-Many-Dialogkommunikation ersetzt. Das Kommumnikationsmonopol
ist gefallen.

Die Zeitung kann als Qualitätsprodukt jedoch Marktaneile
zurückgewinnen und ihre starke Marke ins Spiel bringen: Zeitungen
gelten als vertrauenswürdiger als die oft pseudonym publizierten
Blogs. Über eine Aufspreizung ihrer Kanäle Richtung Mobilcontent,
Audio und Video kann die Zeitung mehr Menschen erreichen.

Die NWZ beispielsweise setzte eine Jugendcommunity mit Partyfotos auf.
Jugendliche können sich selbst auf den Fotos mit Mitgliedsnamen
‚taggen‘ und sich so vernetzen. Fotos werden getaggt.

Peter Schink berichtet über den Aufbau der Netzeitung
und deren „Readers Edition“
– einem Versuch, ‚user generated
content‘ für diese Newsplattform nutzbar zu machen.

User Generated Content treibt das Konzept des Leserfeedbacks und der
Leserbindung auf eine neue Ebene. Während Wikinews nicht funktioniere,
erklärt Schink.

Verlage haben ihre Vorteile bei Reichweite, Kompetenz der Journalisten
(„Infostärke“, Wissen verbreiten können), Finanzierung. Ein Nachteil
ist ihre Schwerfälligkeit.

Das Konzept: User schreiben Artikel und Redakteure schalten sie frei.
Sich zu profilieren und die trafficstarke Plattform ist für die
‚Prosumer‘ attraktiv. Andere große und kommerzielle Verlage wie
Springer könnten solche Plattformen eher nicht aufbauen.

Manche UGC-Konzepte wie die Leserreporter der Bildzeitung sind relativ
kostenintensiv und es ist fraglich, ob damit jenseits des Hypes Geld
verdient wird.

Peter Schink sagt: Die Vertriebskanäle werden sich ausweiten, es wird mehr UGC
geben, parallele Plattformen werden sich nicht unbedingt gegenseitig
schaden und auf lokaler Basis gibt es kaum Interferenzprobleme der
Plattformen. Zeitungsverlage werden zeitungsunabhängige Plattformen
betreiben zu verschiedensten Themen, um ihre Reichweite zu erhalten.
Bezahlinhalte sind vom Tisch und selbst bei bezahltem Archivzugang
gibt es Probleme. Offene Archive bringen mehr Werbegelder als
Einnahmen durch Archivgebühren.

Generell bleiben viele Fragen in diesem ersten Track offen: Wird man
User bezahlen müssen oder wie sehen Incentives aus? Wie genau ist mit
Urheberrechten und Haftung umzugehen? Werden Bereiche, die jetzt
kostenintensiv besetzt werden, in Zukunft überhaupt Einnahmen für
Verlage generieren? Einige dieser Fragen sollen in für morgen geplanten
Panels wieder aufgenommen werden – ob sie jetzt schon beantwortbar
sind, darf bezweifelt werden.