Basisidee der Blog Carnivals bei BlogCarnival.com ist, dass man Nutzern Datensammlungen, die sie erstellt haben, in geeigneter Form wieder zur Verfügung stellt und so auf der Basis der Blogkultur eine Dienstleistung zur Verfügung stellt — so wie Technorati z.B. Blogsuche bereitstellt.
Brad erklärt, wie Carnivals funktionieren: In regelmäßigen Rhythmen stellen Blogger-Gruppen, in der Regel nach Themen, ‚Magazine‘ zu einem bei einem Thema ‚eingereichten‘ Blogartikel zur Verfügung, indem sie auf andere Artikel verweisen. Oft finden dabei auch thematische Events – beispielsweise bei Kochblogs – statt.
BlogCarnival.com hilft den Communities seit August 2005 (Blogcarnivals selbst gibt es seit Herbst 2002) bei organisatorischen und techischen Aspekten der Abwicklung solcher Blogevents. Durch Termininfos, Pläne, Automatisierung der Linkerstellung, Logos, Grafiken und Info-Widgets für ihre Blogs. Aktuell sind über 500 Carnivals aktiv und über 500 im Archiv bei Blogcarnival.
BC dreht praktisch die Portalidee um: Die Blogger kommen nicht zum Zentralportal, sondern stellen BC auf ihren Blogs Platz zur Verfügung: Für die Informationen des Portals, aber auch für das Branding von Blogcarnival.com, das ihre Communitybildung erleichtert.
Einzelne Carnivals erhalten bis zu 496 Einreichungen. Generell zeigt sich auch hier eine ‚Long Tail‘-Struktur: Nur wenige Carnivals erreichen viele Einreichungen, 50% der Carnivals bekommen nur ein bis zehn Einreichungen.
Mal sehen, ob Brad in den letzten zehn Minuten noch zu dem Thema kommt, das hier alle interessiert: Wie sieht das Geschäftsmodell aus?
Aktuell erzählt er, dass es sinnvoller ist, Communities mit solchen Webdienstleistungen zu beliefern, da sie sich nachhaltiger als „Kunden“ stabilisieren als Individuen.
Brad sucht nach Möglichkeiten, seine Nischencommunities besser über Anzeigen zu monetarisieren als bisher. Anzeigen werden sowohl auf dem Hauptsite als auch in den Widgets angezeigt.
11 Uhr, erste ‚Networkingpause‘. Andreas Weigend sacht: Offizielles Tag des Events bei Flickr und zum Bloggen ist „web2.0kongress“.
[Bild folgt.]
„Web 2.0“
Es gibt 168 Beiträge mit dem Schlagwort „Web 2.0“.
„Web 2.0 … und das Netz gehört Dir?!“
Es diskutieren auf dem Forum „Innovation“ am Buchmessen-Samstag:
- Heiko Hebig, Burda Media, Internetstrategien
- Kurt Jansson, Wikimedia Deutschland e.V.
- Ibrahim „Ibo“ Evsan, sevenload.de, Gründer
- Oliver Wagner, Agenurblog.de, Werber
[Alle hier von mir wiedergegeben Äußerungen sind keine Wortprotokolle und auch nicht vollständig, sondern meist sinngemäße und lückenhafte Zusammenfassungen.]
Der Begriff
Was heißt „Web 2.0“?
Heiko Hebig: Es ist einfacher geworden, Inhalte ins Netz zu stellen, das muss man nicht unbedingt „Web 2.0“ nennen. Das gab es schon früher.
Kurt Jansson: „Ich sehe den Begriff Web 2.0 kritisch, was wir jetzt sehen ist von Anfang an im Netz angelegt gewesen.“ Auch Tim Berners—Lee hatte ähnliche Ideen wie die, die jetzt beim Web 2.0 umgesetzt werden. „Was wir jetzt sehen – Wikis und Weblogs – macht diesen Prozess einfacher.“
Ibo Evsan: Was ich verbessert hat ist die Technik. Zum Beispiel dynamische Veränderung von Webseiten durch die AJAX-Technologie. Und Investoren investieren wieder in neue Ideen. Der Begriff Web 2.0 ist schon OK.
Oliver Wagner: es ist eine Evolution, keine Revolution. Es gibt Entwicklungen, wie den neuen Rückkanal, die das Web besser benutzbar machen.
Datenschutz
Gehört das Netz den Nutzern oder werden sie (wieder?) Opfer von Datensammlern.
Wagner: Man kann nun seine Daten der Welt zur Verfügung stellen und kann diese Chance nutzen.
Hebig: Das Netz ist aktuell recht wenig reguliert und wir müssen aufpassen, dass das auch so bleibt. Das Netz ist das einzige Medium, das uns die Chance gibt, als Kreative darzustellen. Das ist eine immense Chance.
Ibrahim Evsan: Wenn man es möchte kann man sich in kürzester Zeit durch persönliche Präsenz – bei Videopodcasts – zum Star zu werden.
Kurt Jansson: Gehört nur das mir, was ich beigetragen habe? Und inwieweit gehört mir der Rest? Welche Rolle spielt das Urheberrecht? Man kann in solchen Projekten sogenannte freie Lizenzen nutzen und so sicher stellen, dass die Inhalte, die man ins Netz stellen auch von anderen nutzbar sind und beispielsweise auch verändert und weiterentwickelt werden können? Man kann bei Lizenzen der „Creative Commons“ beispielsweise kommerzielle Nutzung erlauben oder beschränken.
Hebig: Wir prüfen, ob wir unsere Inhalte in dieser Weise zur Verfügung stellen können und müssen eruieren, welche Rechte wir selbst überhaupt haben, Wir hoffen, bald Inhalte unter Creative Commons Lizenz zur Verfügung stellen zu können.
Weiterlesen
Mediathek 2.0
Die SZ-Mediathek hat jetzt eine Markierungswolke und sieht auch sonst ganz frisch aus. Die Tagcloud ist eine Art Trendbarometer und zeigt an, wonach Mediathek-Nutzer zuletzt am häufigsten gesucht haben.
Neu ist auch die Navigation zur Linken, die das Vollsortiment der Mediathek erschließt. Der Süddeutsche Verlag will künftig mehr Umsatz mit dem Vollsortiment aller lieferbaren Bücher machen. Die sich stetig vermehrenden hauseigenen Editionen (SZ-Bibliothek, Cinemathek & Co.) gingen schon von Anfang an gut weg.
Das Projekt hat SinnerSchrader Neue Informatik realisiert.
CoreMedia bloggt
Eva Herman tut es. Sören Stamer auch. Unter der unbescheidenen Adresse superdistribution.net schreibt der CoreMedia-Gründer seit einiger Zeit über Web 2.0, Unternehmertum und sein Spezialgebiet, das ich jetzt mal mit Content Management 2.0 umschreiben möchte.
Auch aus der Feder von Christian Jung wurden dort bereits Einträge gesichtet.
Web vs. ZDF
Als „Wetten, dass“ heute in den letzten Zügen lag, hatte Peter Turi im Spiegel vom kommenden Montag (2. Oktober) eine Preziose entdeckt. Die lapidare Meldung gibt einen kleinen Vorgeschmack darauf, was den alten Medien noch so alles blühen wird. (Und die Turi-Kinder sitzen nebenbei am Rechner, so wie ich heute auch.)
Barcamp: Eine Un-Konferenz in Berlin
2005 rief Tim O’Reilly 250 seiner Freunde zum Foo-Camp (Friends of
O’Reilly). Die Reaktion darauf war die Einrichtung des ersten Barcamp,
einer Nicht-Konferenz, die sich ‚on the spot‘ selbst organisiert. Bei
der spontan Themen und „Slots“ organisiert werden. Die erste solche
Konferenz findet an diesem
Wochenende in Deutschland in Berlin statt. Gastgeber ist Pixelpark
nahe dem Warschauer Platz, aber organisiert wird das Camp von einer
unabhängigen Kern-Orgatruppe und den Teilnehmenden selbst. JedeR ist
aufgefordert einen eigenen Vortrag oder eine Gesprächsrunde anzubieten
und wie nicht anders zu erwarten kreisen viele der Themen um Technik
und Konzepte von Social Software, Social Media und Onlineapplikationen
(auch „Web 2.0“ genannt – aber wer kann das noch hören?).
Session 1: Zukunft der klassischen Medien
Roland Riethmüller von der NWZ in Oldenburg
skizziert,
wie seine Zeitung sich mit seiner Unterstützung auf die gewandelte
Situation eingestellt hat. Blogs, Portale und Homepages machen ihr
Konkurrenz im Textbereich, Radio bekommt Konkurrenz durch Downloads,
Podcasts und Streaming, TV muss sich mit Vodcasts, IP-TV und
Videoportalen um das Zeitbudget der Zuhörer kloppen.
Doch auch die Zeitung ist im Netz selbst präsent: auf dem Web, via SMS
auf Handys, mit M-Papers oder gar mit eigenen Blogs.
Die Mediennutzer aber lassen sich weniger in Zielgruppen einteilen
(der bei ALDI kaufende Porschefahrer) und Medien werden – auf Kosten
der Aufmerksamkeit – parallel genutzt.
Der One-to-Many-Ansatz wird durch eine
Many-to-Many-Dialogkommunikation ersetzt. Das Kommumnikationsmonopol
ist gefallen.
Die Zeitung kann als Qualitätsprodukt jedoch Marktaneile
zurückgewinnen und ihre starke Marke ins Spiel bringen: Zeitungen
gelten als vertrauenswürdiger als die oft pseudonym publizierten
Blogs. Über eine Aufspreizung ihrer Kanäle Richtung Mobilcontent,
Audio und Video kann die Zeitung mehr Menschen erreichen.
Die NWZ beispielsweise setzte eine Jugendcommunity mit Partyfotos auf.
Jugendliche können sich selbst auf den Fotos mit Mitgliedsnamen
‚taggen‘ und sich so vernetzen. Fotos werden getaggt.
Peter Schink berichtet über den Aufbau der Netzeitung
und deren „Readers Edition“
– einem Versuch, ‚user generated
content‘ für diese Newsplattform nutzbar zu machen.
User Generated Content treibt das Konzept des Leserfeedbacks und der
Leserbindung auf eine neue Ebene. Während Wikinews nicht funktioniere,
erklärt Schink.
Verlage haben ihre Vorteile bei Reichweite, Kompetenz der Journalisten
(„Infostärke“, Wissen verbreiten können), Finanzierung. Ein Nachteil
ist ihre Schwerfälligkeit.
Das Konzept: User schreiben Artikel und Redakteure schalten sie frei.
Sich zu profilieren und die trafficstarke Plattform ist für die
‚Prosumer‘ attraktiv. Andere große und kommerzielle Verlage wie
Springer könnten solche Plattformen eher nicht aufbauen.
Manche UGC-Konzepte wie die Leserreporter der Bildzeitung sind relativ
kostenintensiv und es ist fraglich, ob damit jenseits des Hypes Geld
verdient wird.
Peter Schink sagt: Die Vertriebskanäle werden sich ausweiten, es wird mehr UGC
geben, parallele Plattformen werden sich nicht unbedingt gegenseitig
schaden und auf lokaler Basis gibt es kaum Interferenzprobleme der
Plattformen. Zeitungsverlage werden zeitungsunabhängige Plattformen
betreiben zu verschiedensten Themen, um ihre Reichweite zu erhalten.
Bezahlinhalte sind vom Tisch und selbst bei bezahltem Archivzugang
gibt es Probleme. Offene Archive bringen mehr Werbegelder als
Einnahmen durch Archivgebühren.
Generell bleiben viele Fragen in diesem ersten Track offen: Wird man
User bezahlen müssen oder wie sehen Incentives aus? Wie genau ist mit
Urheberrechten und Haftung umzugehen? Werden Bereiche, die jetzt
kostenintensiv besetzt werden, in Zukunft überhaupt Einnahmen für
Verlage generieren? Einige dieser Fragen sollen in für morgen geplanten
Panels wieder aufgenommen werden – ob sie jetzt schon beantwortbar
sind, darf bezweifelt werden.
Auf der Buchmesse
Bis jetzt 17 10 Blogger plus Backoffice berichten live von der Frankfurter Buchmesse (Termin: 4. bis 8. Oktober). Und wir können sagen, wir sind dabei gewesen – und zwar als Sponsor des offiziellen Buchmesse-Blogs. Es ist uns eine Ehre und ein Vergnügen.
Übrigens, es hilft nichts: Auch die Buchmesse debattiert über Web 2.0. Die Runde wäre, falls alle zusagen, prominent besetzt – mit Ibrahim Evsan (sevenload), Lars Hinrichs (openBC/Xing), Kurt Jansson (Wikimedia) und Oliver Wagner (Lycos/Agenturblog).
Versandhandel goes Web 2.0
Auch der Versandhandel kommt am Thema Web 2.0 nicht mehr vorbei. Auf dem Versandhandelskongress (Termin: 25./26. Oktober und damit parallel zur Internet World) moderiert Matthias Schrader eine Fachkonferenz namens „Web 2.0: E-Marketing und neue Verkaufsmodelle“.
Nach seinem Impulsreferat („The next 10 years“) kommen Jürgen Siebert (FontShop, FontBlog) und Michael Schröpfer (Schober) zu Wort. Den Abschluss bildet eine Diskussionsrunde mit Markus Krechting (neckermann.de), Patrick Palombo und Jürgen Siebert.
Schaun mer mal, ob Matthias Schrader inzwischen die Kunst der Bilokation beherrscht, sitzt er doch am gleichen Tag in München auf einem anderen Podium…
Raus aus der Komfortzone! (Und Aufruf zur Kongreßgründung)
Xinging in the Rain
Das Thema des Wochenendes ist die anstehende Umbenennung von openBC in Xing. Dass eine solche bevorstand, hatte Lars Hinrichs schon vor geraumer Zeit in der Wirtschaftswoche angekündigt.
Der Kommunikationsfahrplan von openBC war ein anderer. Für Montag sind einige Blogger nach Hamburg geladen, und die große Glocke sollte erst zur Mitte der Woche geläutet werden. Doch nun gewann das Thema eine gewisse Eigendynamik, als Remo Uherek in seinem Blog mit dem unaussprechlichen Namen den Schleier lüftete.
Ganz ähnlich war es vor geraumer Zeit dem Scobleizer ergangen, als er seinen Posten bei Microsoft aufgab. Auch er hatte einen PR-Plan, wollte er doch die Story dem Wall Street Journal exklusiv verkaufen. Doch richtig groß wurde die Geschichte genau andersherum: Blogger griffen sie vorzeitig auf, bis die klassischen Medien nicht mehr an ihr vorbeikamen.
Ja, mach nur einen Plan
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch ’nen zweiten Plan
Geh‘ n tun sie beide nicht.
Auch wenn der weitere Verlauf der Change Communication noch nicht absehbar ist – bis hierhin ist alles bestens gelaufen, wenn auch offenbar anders als geplant. Herzlichen Glückwunsch!
Nachtrag: Was aus markentechnischer Sicht gegen Xing spricht, hat Hannes Offenbacher zusammengetragen.