Der Social-Bookmarking-Dienst Mister Wong präsentiert ein interessantes neues Feature: Wer nach Tags sucht, bekommt jetzt die Möglichkeit, die „aktuell populären“ Bookmarks aufzulisten. Sortiert wird nach einem „Buzz-Faktor“, der anzeigt, wie die Popularität einer Website ansteigt. Richtig spannend wird’s, wenn die Zahl der Bookmarks noch weiter wächst und Mister Wong nicht nur bei den absoluten Top-Themen eine größere Auswahl an aktuellen Bookmarks präsentieren kann — dann könnte das Feature eine echte Konkurrenz für Technorati & Co. werden.
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Goldrausch, Skandale, Güterslow
Constantin Gillies schreibt in der WamS über den zweiten Goldrausch im Internet. Bevor jemand schreit, er bringe für den Web-2.0-Experten wenig Neues – das ist auch nicht sein Job. Die Geschichte muss für den WamS-Leser und dessen Vorverständnis tauglich sein.
Ihr Anlass ist natürlich GoogleTube, außerdem haben u.a. das Aal-Prinzip, Qype, MySpace, Xing/OpenBC und Plazes nebst einigen Analysten und Unternehmensberatern ihren Auftritt. Und Gillies benennt einen wichtigen Unterschied zur Bubble 1.0:
Hinzu kommt, dass Werbung im Internet im Gegensatz zum Jahr 2000 längst Bestandteil jedes Marketingkonzepts geworden ist. Allein in Amerika werden in diesem Jahr rund 20 Milliarden Dollar für Netzreklame ausgegeben.
Die Werbeeinnahmen dürften also ausreichen, um die neue Webwirtschaft am Laufen zu halten. Wahrscheinlich aber nur für wenige Anbieter.
Holger Schmidt befasst sich in der FAZ mit der Blog-Rangliste von Technorati und Edelman. Und – Skandal, Skandal! – er lässt das grobe Geschrei wie auch die präzise Kritik in der Blogosphäre komplett außen vor.
Bildblog, Spreeblick und Basic Thinking sind die Blogs mit dem größten Einfluß in Deutschland.
Na, das deckt sich doch mit den deutschen blogcharts…
Technorati-Chairman Peter Hirshberg stellt Deutschland kein gutes Zeugnis aus:
„Deutschlands hinkt Amerika in Sachen Blogs um einige Jahre hinterher. In Amerika ist der Einfluß der Blogs auf die Kommunikation der Unternehmen schon viel größer als hier. Dort suchen die Öffentlichkeitsarbeiter das Gespräch mit Bloggern genauso wie mit Journalisten. Außerdem nutzen die Marktforscher die Blogs, um die Meinung ihrer Kunden ungefiltert zu erfahren.“
Mag auch einfach daran liegen, dass die deutsche Bloggerszene um einige Jahre hinterherhinkt…
Das Projekt BertelSpace beschäftigt natürlich auch die Blogwirtschaft. Alles, was dazu zu sagen ist, hat Nico Lumma gleich am Sonnabend gesagt:
Wir nähern uns dem Ende des Jahres 2006 und sogar Bertelsmann denkt schon über einen deutschen MySpace-Clone nach? Wow, das wird anständig in die Hose gehen.
Lange wurde gepennt in Güterslow und nun wird mal so richtig gezeigt, wie man User-generated Content in diesem Internetz macht. Ich sehe jetzt schon die ganzen aufgeregten Beratherhorden, die ein Web 2.0 Buch bestellen und schon mal ihre Texte üben. Heraus kommt dann irgendwas, was auf alle Kanälen beworben wird und ungefähr so spannend wie t-community oder AOL Hometown.
Wann soll das rauskommen? Ich kann vor Aufregung kaum schlafen.
Wie gerufen kommt da diese Überschrift in der heutigen FTD: Verlagen fehlt passende Web-Strategie
Die Erosion des Zeitungsgeschäfts durch die wachsende Internetkonkurrenz macht Großverlage und Medieninvestoren in den USA zunehmend nervös. Viele Verlage stellen ihre Geschäftsmodelle in Frage. […] In den vorigen zwei Jahren haben die Verlage zunehmend die Konkurrenz aus dem Internet zu spüren bekommen. „Die Auflagen sinken, und die Anzeigenerlöse schwächen sich ab“, sagte Jennifer Saba vom Branchenblatt „Editor & Publisher“. Derzeit entfielen zwar erst fünf bis zehn Prozent des traditionellen Verlagsumsatzes auf das Onlinegeschäft, mittelfristig werde dieser Anteil aber auf 50 Prozent steigen.
Schlüsselerlebnisse
Zwei Kollegen kamen gestern, unabhängig voneinander, an meinen Schreibtisch. Beide sind zweifelsfrei absolute Profis in ihrem Spezialgebiet und nutzen selbstverständlich das Internet für ihre Arbeit – anders geht es gar nicht.
Der Erste fragte nach der Blogsoftware, die wir für den Fischmarkt einsetzen. Er hatte sich gerade diesbezüglich im Netz umgesehen. Movable Type jedoch war ihm kein Begriff, und den Namen WordPress hatte er auch noch nicht gehört.
Ist ja auch nicht weiter schlimm und gehört sicher noch nicht zur Allgemeinbildung. Wir kamen dann über das Bloggen im Allgemeinen, den Nutzen für Unternehmen im Besonderen und die Frage ins Gespräch, wer eigentlich Blogs liest und wie man sie am besten abonniert.
Ich zeigte ihm unsere Nutzungsstatistik, wir verglichen die Zahlen mit den verschiedenen Unternehmenswebsites und warfen einen Blick in die Abonnentenzahlen, die Feedburner uns ausweist. Fazit: sinnerschrader.de hat nach zehn Jahren ein stabiles Grundrauschen, gespeist aus dem allgemeinen Interesse am Unternehmen. Der Fischmarkt hingegen zeigt eine anhaltende Wachstumsdynamik und liegt inzwischen gleichauf. (Und in diesen Zahlen sind die 500 RSS-Abonnenten noch gar nicht enthalten.)
Unser Gespräch endete damit, dass ich ihm das Whitepaper von Paul Beelen – der geneigte Leser kennt es womöglich bereits – zur Lektüre empfahl, um gerüstet zu sein für künftige Debatten darüber, was das mit dem Web 2.0 eigentlich alles soll.
Kurze Zeit später der Zweite. Er hatte das Handelsblatt gelesen und einen Artikel von Thomas Knüwer über Robert Scoble gefunden, besser bekannt als Scobleizer. Von dem hatte er noch nie etwas gehört.
Was ihn aber wirklich elektrisierte, war diese lakonische Notiz:
Sein Weblog Scobleizer (http://scobleizer.wordpress.com) ist auf Platz 38 in der Rangliste der meistverlinkten Blogs weltweit.
Da gibt es eine Rangliste? Großes Staunen. Ich zeigte ihm Technorati und wie man dort den Scobleizer findet. Und siehe da: Inzwischen ist er schon auf Platz 34. Denn die Nachricht, dass er Microsoft verlässt, ging nicht nur durch die Presse, sondern vor allem durch die Blogosphäre – und hat ihm zahlreiche neue Links und damit den Aufstieg im Ranking beschert.
Jetzt wollten wir es natürlich wissen: Fischmarkt – Platz 14.464, Themenblog – Rang 43.966, Next 10 Years – Position 28.515. Und selbst der Mediabrief in seinem relativen Schattendasein ist zu finden.
Noch größeres Staunen. Woher weiß Technorati davon? Ich erzählte ihm, dass unsere Software automatisch eine Nachricht an Technorati schickt (ein Ping), wenn ein neuer Artikel veröffentlicht wird. Weshalb Technorati weiß, was passiert, und selbst unbekannte Nischenblogs zuverlässig auffindet.
Alles keine Raketenphysik, würde ein dritter Kollege jetzt sagen, seines Zeichens Doktor der Physik. Und trotzdem noch lange kein Allgemeingut. Selbst in einer Internetagentur.
Weshalb ich mir jetzt vornehme, auch scheinbar selbstverständliche und längst bekannte Dinge hier aufzuschreiben. To whom it may concern.