Wer hat Angst vor Google? Diese Frage stellt der Economist in seiner jüngsten Ausgabe und zieht einen interessanten Vergleich mit der Bankindustrie:
Just as financial institutions grew to become repositories of people’s money, and thus guardians of private information about their finances, Google is now turning into a custodian of a far wider and more intimate range of information about individuals.
Ich kann mich noch gut an eine gewisse Unsicherheit breiter Bevölkerungsschichten im Umgang mit Banken erinnern. Noch in den siebziger Jahren war die Gesellschaft keineswegs vollständig mit Girokonten und Sparbüchern versorgt. Bis heute gibt es Rentner, die ihre Rente in bar bei der Post abholen. Und so manche Rentnerin bewahrt ihr Erspartes lieber unter der Matratze oder zwischen dem guten Sonntagsgeschirr auf.
Das Misstrauen gegen Banken und Sparkassen speiste sich zunächst aus der Erfahrung zweier Weltkriege mit anschließender Geldentwertung. Doch dazu kam eine prinzipielle Abneigung dagegen, einer Bank die intimen Details der persönlichen Finanzlage anzuvertrauen. Letztlich arbeiten auch in einer Bank fehlbare Menschen, und womöglich solche, die mich persönlich kennen. Diese Abneigung hat sich bis heute nicht völlig verloren, auch wenn nur wenige Finanzverweigerer aus prinzipiellen Gründen kein Konto haben wollen.
Ähnlich liegt der Fall Google. Die Durchdringung der Internetnutzerschaft mit Google-Konten hat schon enorme Fortschritte gemacht. Doch das Vertrauen in das Geschäftsgebaren hält damit nicht unbedingt Schritt. Jeder neue Google-Dienst muss sich, jedenfalls in Deutschland, einer Grundsatzdebatte stellen. Stich- und Schlagworte wie Privatsphäre, Datenschutz, Datenkrake und Big Brother sind schnell bei der Hand.
Die Banken arbeiten seit Jahrzehnten daran, das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen. Das Vertrauen in die neuen Wächter unserer Daten muss noch wachsen. Einstweilen hält die digitale Rentnergeneration ihre wertvollen Datengüter lieber unter der Matratze auf eigenen Rechnern vor.