Zweites Kölner Barcamp

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Das zweite Kölner Barcamp ging am Samstag/Sonntag bei QSC in Köln über die Bühne. Ein großes Dankeschön an alle Teilnehmer, Organisatoren, Sponsoren und wer da sonst noch so reingefummelt hat. Die Un-Konferenz war allererste Sahne. Ich könnte mich nicht erinnern, schon einmal so viel kreativen und erhellenden Input in nur 2 Tagen bekommen zu haben. Und es ist schwer unmöglich, diesen in einen Blogartikel zu komprimieren. Ich versuch’s aber trotzdem.
Die Themenvielfalt der Sessions war extrem, teilweise wurden acht Sessions gleichzeitig gehalten. Die Aufnahmekapazität meines Geistes wurde bis zur Grenze ausgeschöpft und doch habe ich leider noch so viel Interessantes verpasst. Aus allen Ecken der Netzwelt war etwas dabei: Vom Recht in Metaversen und den ultimativ unverzichtbarensten Mac-Tools bis hin zu SEO-Fragerunden und den leidigen Softwarepatenten. Nebenbei lernte man auch noch, dass die deutsche Polizei das Web2.0 erfunden und auch schon lange installiert hat (sagt Guido Karl). Und endlich wurde nachgewiesen, dass Katzen 75% des Internet ausmachen.
Neben den Sessions war natürlich vor allem Diskutieren, Austauschen, Netzwerken und gegenseitiges Inspirieren angesagt. Und logisch, es waren auch wieder etliche Gründer am Platz, die meisten mit tollen Ideen, manche auch mit, naja, nicht ganz so guten. Aber alle mit bedingungsloser Leidenschaft und inbrünstiger Überzeugung für ihre Sache. Dabei sind mir vor allem folgende Projekte hängengeblieben, die entweder noch gar nicht gelauncht sind, oder die bisher an meiner Wahrnehmung vorbeigerauscht sind, so dass sie für mich ‚richtig‘ neu waren.
konsumo zum Beispiel macht in Wiki und E-Commerce. Die Nutzer sollen sich über ein Wiki gegenseitig bei der Kaufentscheidung helfen. Im Gegensatz zu den klassischen Produktbewertungsplattformen wie ciao.de geht es hier aber nicht um konkrete Produktmodelle sondern um den Produkttyp an sich und was man bei einem geplanten Kauf eines solchen beachten muss. Zum Beispiel, welche Griffgröße die richtige ist, wenn mir ich einen Tennisschläger zulegen möchte. Und was dabei die Rahmenhärte bedeutet. Social Kaufberatung also. Die closed beta sieht recht vielversprechend aus. Ein Blog gibt’s natürlich auch dazu.
spickmich.de ist ein Schülernetzwerk. Schon wieder eins? Naja, spickmich ist dann doch ein bisschen besonders und positioniert sich im umkämpften Community-Markt mit einer spannenden Funktion: Hier geben die Schüler ihren Lehrern die Noten. Und die Lehrer müssen dies auch hinnehmen, wie inzwischen gerichtlich bestätigt worden ist. Ob aber dieser USP gegen die Marketing-Power des StudiVZ-Abkömmlings SchülerVZ ausreicht? Bis Juli waren nach eigenen Angaben immerhin schon 150.000 Schüler registriert. Ich hätte mich als Schüler auf jeden Fall für spickmich entschieden.
Spannend könnte auch Mikestar werden (kurz vor der closed beta). Hier gibt es Karaoke im Netz. Musik, Video und Texte werden über das Netz gestreamt, die Nutzer trällern mit und zeichnen ihre akustischen Verbrechen dabei auf. Das neue Gesamtkunstwerk kann dann veröffentlicht werden und die Schmähkritik der anderen Nutzer kann losgehen. Hört sich nach Spaß an, ich bin in der Zielgruppe. Allerdings mache ich mir Sorgen, dass die Masse der Netznutzer nicht über ein adäquates Mikrofon verfügt und daher sich nicht von Mikestar fangen lassen wird.
Der Nutzen von Townster (einer der Sponsoren) erschließt sich mir bisher hingegen nicht so ganz, wobei ich aber auch überzeugter Qype-Nutzer bin. Auch hier kann man Orte eintragen und bewerten. Zusätzlich Events. Und den Standard-Community-Kram gibt es auch. Vielleicht kann mich hier jemand aufklären, was Townster besser kann als Qype (OK, die Gestaltung ist einiges angenehmer)?
Und dann muss ich noch Townkings bashen. Leute, danke für das Kölsch am Freitag Abend, aber was habt ihr denn da ins Netz gestellt? Die Anwendung ist komplett in Flash gebaut und jetzt weiß ich auch wieder, warum ich bei Flash erst mal schräg gucken muss. Überall hektisches Geblinke und Getue und dazu noch ganz schön viele Bugs. Das Tabbing in Formularen ist Grütze, Button-Klicks sind oft ohne Reaktion, das Scrollrad kann man auch nicht benutzen. Und mal ehrlich, müsst ihr den Nutzer dazu zwingen, dass er schon bei der Registrierung ein Foto von sich hochlädt? Und ich brauche Deeplinks!
Aber: Irgendwie sehe ich bei den meisten Projekten nur eingeschränkte Monetarisierungsmöglichkeiten. Wo sind die Geschäftsmodelle? Naja, auch eine Exit-Strategie ist eine Strategie. Blase2.0, ick hör dir tappsen…
Wer mehr vom Barcamp sehen will, schaut sich am besten die Mashup-Seite im Barcamp-Wiki an. Vorsicht, Material für viele Tage am Rechner!