Amir Kassaei und die Arroganz der Agenturen

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Amir Kassaei scheint in der Form seines Lebens zu sein. Oder auch nur auf Krawall gebürstet. Neben seiner Dauerfehde mit dem ADC treibt ihn ein echtes Anliegen: die digitale Revolution im Marketing. Auf der dmexco prangerte er die Arroganz der Agenturen an:

Die digitale Markenführung kann nur vom Mensch draußen auf der Straße gemacht werden. Der Konsument selbst ist das größte Tribunal überhaupt. Wer das nicht einsieht, ist verlogen, kapiert nicht, was in der Welt passiert oder hat den Schuss nicht gehört.

Der Werbeblogger geht noch einen Schritt weiter und demontiert gleich den ganzen Begriff:

Meine These: Digitale Markenführung ist ein Widerspruch in sich. Entweder die Marke wird über alle Wege und Berührungspunkte mit den Menschen (klassisch und online) geführt, oder es ist gar keine Markenführung. Eine Abgrenzung ist nicht möglich.

Die Frage ist: Wer führt? Die Unternehmen, die Agenturen – oder der Konsument?
Foto: Horizont

Mercedes gibt jedes zweite Marketing-Pfund digital aus

Die Nachricht des Tages kommt weder aus Köln noch aus Amsterdam: Mercedes gibt die Hälfte seines Marketingbudgets in Großbritannien jetzt digital aus. Das ist ein Meilenstein auf dem Weg der digitalen Revolution. Und offensichtlich wird diese Revolution aus Deutschland gesteuert, präzise: aus Baden-Württemberg.

„We don’t have normal marketers just doing online ads, or just putting our TV ads online,“ he said. „We have a whole department, for example, at our headquarters in Germany just doing digital marketing.“

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Die digitale Revolution erreicht die Werbebranche

Mit einem Paukenschlag trat in der vergangenen Woche Amir Kassaei von seinem Posten als Chef des ADC zurück. Im Interview mit Spiegel Online äußert er sich heute zu den Gründen. Und die sind nicht ohne Zündstoff: Kassaei sieht radikalen Veränderungsbedarf, wo andere ihn nicht sehen wollen.

Verändert sich aber die Werbebranche nicht, wird sie wie die Musikindustrie untergehen. Die klassische Werbeagentur kann nicht überleben. Aber die Bettdecke, unter der man liegt, ist eben noch lauwarm, und man scheut sich, freiwillig raus in den Regen zu gehen. Für manche kommt aber auch der lauteste Schuss zu spät.

Kassaei wollte insbesondere den teuren Kreativwettbewerben an den Kragen, konnte sich damit aber im Kreativverband ADC nicht durchsetzen.

Nicht Kreativpreise sondern Kreativität im Sinne von Innovation wollen die Kunden. In Zeiten knapper Kassen zählt nur die herausragendste und kreativste Lösung für die schwierigen Marketingprobleme und nicht Pokale in verschiedenen Farben. Bei vielen Agenturen stimmt die Leistung bei den Wettbewerben mit der realen Leistung nicht überein. Davon lässt sich auch keiner mehr blenden.

Wer wollte, konnte auf dem DMMK im Juni in Berlin hören, wie Kassaei die digitale Revolution sieht. Hier die Aufzeichnung (ab 1:06:42):