Blogvermarktung radikal

DauerWerbeBlog
2007 war auch das Jahr der werblichen Vermarktung von Blogs (und der heftigen, teils hassbefeuerten Grundsatzdebatten darüber). Im April ging adical an den Start, das Blogwerbenetzwerk von Johnny „Spreeblick“ Haeusler und Sascha „Wir nennen es Arbeit“ Lobo. Mit dem Namen adical assoziiere ich sofort den neuen Claim von SinnerSchrader. Schon einen Monat nach dem Start verstummte adical wieder, ohne indes die Arbeit einzustellen.
Ende August trat Jens Kunath mit Ad 2.0 an, nicht nur auf die Vermarktung von Blogs fokussiert, sondern auf Web-2.0-Startups aller Art. Anfang Januar erklärte er den vorläufigen Rückzug.
Robert Basic begann im Herbst mit der Selbstvermarktung seines Blogs, das mittlerweile die von adical vermarkteten Bildblog und Spreeblick in den Deutschen Blogcharts hinter sich lassen konnte und unangefochten auf Platz 1 residiert.
Die Blogvermarktung im deutschsprachigen Raum – zu nennen wäre auch noch Trigami – leidet allen Bemühungen zum Trotz vor allem unter den erheblich zu geringen Reichweiten der allermeisten Blogs. Was jetzt folgt, ist ein radikal anderer Ansatz.
Oliver Gassner und Stefan „jovelstefan“ Heß gehen in der Nacht zu Montag mit dem Dauerwerbeblog ans Netz. Ihre Devise lautet: 99 % Werbung – 1 % Eigenwerbung. In der Charta heißt es:

DauerWerbeBlog.de (dwb) ist eine Dauerwerbesendung im Netz. Als Reaktion auf die gebotene Trennung zwischen redaktionellen und werbenden Inhalten, haben wir uns gedacht: „Gut, trennen wir!“ Hier gibt es nur Werbung.

Im Dauerwerbeblog ist eine notwendige, unaufhaltsame, heftig und kontrovers diskutierte Entwicklung einmal konsequent auf die Spitze getrieben und zuende gedacht – die Kommerzialisierung des Mediums Blog. Michael „TechCrunch“ Arrington ist schließlich damit reich geworden.
Die Idee entstand schon auf dem Barcamp Cologne 2 im Sommer. Und einige Wochen später im Ottenser Café Knuth hatte ich Gelegenheit, mir die Idee aus erster Hand erläutern zu lassen. Jetzt ist es soweit: Das Dauerwerbeblog ist fast fertig, der Start steht unmittelbar bevor.
Oliver Gassner muss eine Familie ernähren und ist sich ausweislich seiner Autobiografie für kaum einen Job zu schade. Stefan Heß ist Berater bei SinnerSchrader und arbeitet für Projekte wie carmondo oder Stockflock. Als Autor auf dem Fischmarkt befasste er sich zuletzt intensiv mit Sportcommunities.

Jahresrückblick 2008 (Was bisher geschah)

2008 verspricht ein aufregendes Jahr zu werden. Es ist kaum elf Tage alt, und schon ist jede Menge passiert. Das Jahr begann mit viel Lärm um nichts. Werbung bei Xing – wo ist das Problem? Falsch war einzig und allein das Timing. In der nachrichtenarmen Zeit so kurz nach dem Jahreswechsel ist jeder dankbar, wenn er was zu schreiben hat. Ein paar Wochen später (oder früher) hätte kein Hahn danach gekräht. So musste Lars Hinrichs zurückrudern und einen kleinen Teil der Xing-Profile künftig werbefrei lassen. Macht auch nix.
Still und leise startete zum Jahresbeginn die Youngtimer-Community carsablanca.de ihre öffentliche Beta. Damit meldet sich Peter Kabel zurück, seines Zeichens Gründer der Agentur Kabel New Media, die das Krisenjahr 2001 nicht überlebt hatte. Carsablanca ist eine Beteiligung von b-to-v, charmant gemacht, mein Profil dort noch etwas unausgereift. Aber wer weiß, was noch kommt – ich sehe vor meinem geistigen Auge schon die Pressemitteilung: SinnerSchrader arbeitet für Peter Kabel…
Apropos Autocommunity: Das bei uns realisierte kleine Autoportal aus dem Hause Sixt ist unlängst für seinen ersten Award nominiert worden. Yahoo! kürt die Entdeckungen des Jahres 2007 und lässt über die Gewinner per Online-Voting abstimmen. Carmondo steht in der Kategorie „Schlau für lau“ auf der Liste. In der Jury sitzt u.a. Nico Lumma. Ich habe allerdings noch nicht verstanden, wozu es eine Jury braucht, wenn die Nutzer abstimmen.
Matt Balara, Designer bei SinnerSchrader, hat sein Blog radikal reduziert. Wenn jetzt der Hintergrund noch grau wäre, dann sähe es fast aus wie die ersten Websites, die ich 1994 auf Netscape gesehen habe. Der legendäre Browser wird in Kürze das Zeitliche segnen.
Yvonne Neubauer, seit Mitte Dezember bei uns als Volontärin Online Conversations, schreibt von Anfang an auch im Netz. Und twittert, wenn auch noch etwas zaghaft. Herzlich willkommen von dieser Warte!
Der Fischmarkt begrüßt dieser Tage seinen Abonnenten No. 3.000, und da sind die treuen Leser, die mehr oder weniger täglich direkt hier aufschlagen, noch gar nicht mitgezählt. Euch und Ihnen allen sei nicht verschwiegen, dass seit dieser Woche die Registrierung für die next08 zum unschlagbaren Freundschaftspreis von 190 Euro möglich ist. Das Kontingent ist begrenzt, die Nachfrage bereits hoch.
Die Sensation des Tages ist aber zweifelsohne Jürgen Klinsmann als Trainer beim FC Hollywood Bayern. Das Wochenende ist gerettet.

Sendepause

Loch in der Statistik
Heute waren unsere Blogs mal für ein paar Stunden nicht am Netz, weil wir die Technik erneuert haben. Da sieht man mal, was uns ohne sie fehlen würde.

Das Daimlerblog ist da

Oder heißt es doch „der Daimlerblog„? Wie auch immer – heute ist das seit langem erwartete Mitarbeiterblog des deutschen Automobilkonzerns an den Start gegangen. Web-Communications-Manager Christian Fachat erklärt im ersten Beitrag die Ziele (und hat eine klare Präferenz in der Frage nach dem Genus):

Auch wir wollen nun einen Blog nutzen, um deutlich zu machen: Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Sie lebt vom Austausch – und dafür brauchen die Empfänger einen Kanal für offenes Feedback. Zum Beispiel diesen Daimler-Blog, in dem Mitarbeiter durch ihre Beiträge unser Unternehmen etwas transparenter machen. Und bei diesen Themen geht es nicht um die Unternehmensmeinung, sondern um Einblicke in das „Leben beim Daimler”.

Wir sind gespannt! Die im Vergleich zum Prototypen geänderte Farbigkeit des Blogs wirkt jedenfalls leichter und freundlicher, wie auch der gesamte neue Auftritt des Unternehmens.

Google kauft Jaiku

Blogs habe ich erstmals entdeckt, als Google seinerzeit Blogger.com übernahm. Jetzt kauft Google Jaiku. Falls noch jemand Zweifel hatte, dass Micropublishing eines der next big things ist – jetzt bitte die Zweifel ablegen. (Twitter war vermutlich zu teuer oder nicht zu haben.)

Eine erste Einschätzung hat der Scobleizer: „a major move against Facebook“. Steve Rubel prognostiziert: „I give Twitter 45 days to be sold. My pick? Yahoo. Reason – Yahoo is focusing on developers and Twitter’s API is attractive.“ Der Haltungsturner macht sich Sorgen: „Should I be scared that another service I use since a long time is sacked by one of the two monoliths?“ Und Dave Winer hebt das Kennedyhafte des Moments hervor: „In any case, our world changed today, while we were in a cab on our way to lunch.“

Mein Jaiku ist hier und ich kann gerne einladen.

Via Loic le Meur

Subjektivitätsanspruch und Unterhaltsamkeit

Auf der OMD habe ich Markus Willnauer von Value Mountain und Buzz Paradise getroffen. Markus hatte eine Kamera am Start und nutzte die Gelegenheit für ein kleines Interview über meine Erfahrungen mit dem Fischmarkt.

Meine Erfahrungen mit dem Interview: Das „und“ im Unternehmensnamen, seit 1999 abgeschafft, werden wir wohl nie los. Außerdem rede ich zu viel, zu schnell und könnte die eine oder andere Floskel ganz gut weglassen. Interessant ist auch, was der Kollege Kolbrück zu sagen hat.

Daimlerblog vor dem Start

Fast hätte die seinerzeit im Himmel geschlossene Firmenehe zwischen Daimler und Chrysler noch ihre hölzerne Hochzeit überstanden. Doch nun ist die Scheidung besiegelt, und am Donnerstag wird die Hauptversammlung das Suffix „Chrysler“ aus dem Unternehmensnamen meißeln.

Für die Marke Daimler ist das eine neue Wendung auf einer langen Irrfahrt. Denn auch wenn der Volksmund gern vom Daimler spricht, wenn ein Mercedes-Benz gemeint ist – der Markenname Daimler gehört Ford, und nach wie vor gibt es Jaguar-Varianten, die unter diesem Namen verkauft werden.

Die neue Ära beginnt Daimler mit dem Start eines Unternehmensblogs. Erste Vorzeichen waren schon im März zu sehen, als der Automobilkonzern einen Praktikanten für das Thema suchte.

Inzwischen hat Uwe Knaus, bei Daimler für Web-Kommunikation und Unternehmensblog zuständig, schon den nächsten Praktikumsplatz ausgeschrieben. Unterstützung hat er sich bei Edelmans Chief Blogging Officer Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach geholt.

In den letzten Tagen hatte ich Gelegenheit, einen Blick auf den Blogprototypen zu werfen. Der erste Eindruck: Das Blogdesign ist ebenso bieder wie das der Unternehmenswebsite. Thematisch sieht es bis jetzt eher nach Gemischtwarenladen aus, was nichts Schlechtes sein muss. Denn die ersten Testbeiträge lesen sich teils ganz erfrischend.

Wie bei den meisten Blogs wird es darauf ankommen, dass die Autoren sich freischreiben und einen unkomplizierten Zugang zum Medium finden. Dann aber ist das Potential groß, denn in einem Konzern wie Daimler passieren viele Dinge, über die zu schreiben sich lohnt.

Micropublishing verändert das Web

Micropublishing

Liveblogging ist tot, es lebe Livetwittering. Veranstaltungen wie das gerade vergangene Barcamp Cologne 2 ziehen ihre digitale Spur längst nicht mehr allein in Blogs oder auf Fotos. Inzwischen gibt es Neuigkeiten in Echtzeit, kurz aber heftig.

Auf der next07 im Mai hatten wir dank unseres Sponsors Cellity eine große Twitter-Wand mit Kurznachrichten aus dem Auditorium. Warum? Wozu soll das gut sein? Und was ist so spannend daran?

Twitter ist nur der vielleicht prominenteste Vertreter für ein neues Genre von Micropublishing-Werkzeugen und für ein Phänomen, das die Kommunikation im Internet derzeit stark verändert. Die Rede ist von MicroMedia, von Echzeitkommunikation und auch schon von der Twitterization der Massenmedien. Der Trend zum Micropublishing schafft einen sozialen sechsten Sinn und bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Blogs und Blogging.

Auf dem Fischmarkt werden wir uns in den kommenden Tagen mit Micropublishing, Microblogging & Co. etwas ausführlicher beschäftigen. Wie schon in der StudiVZ-Testwoche bleibt es nicht bei der akademischen Betrachtung. Ich werde einige konkrete Schritte tun und darüber berichten. Mehr dazu morgen an dieser Stelle.

Bei Twitter bin ich übrigens hier zu finden.

Write for the reader

Jason Fried in Signal vs. Noise:

Most copywriting on the web sucks because it’s written for the writer, not for the reader. Write for the reader. That is all.

Blogging is copywriting, too.

Höflichkeit ist optional

Der Fischmarkt ist seit jeher sehr zurückhaltend in Sachen Metablogging. Doch aus Anlass der seit Menschengedenken größten Metablogging-Veranstaltung auf deutschem Boden sei eine Ausnahme gemacht.

Warum ein Code of Conduct für die Blogosphäre nicht funktionieren kann, sagt keiner so schön und treffend wie Tony Long, der Luddite vom Dienst bei Wired:

Civility? They’re proposing a code of conduct for the blogosphere to ensure civility online?

Who’s kidding who here?

Before you can expect a bunch of utterly spoiled, self-indulgent bloggers (i.e. the kind who indulge in their online mudslinging) to practice civility, you might try restoring a bit of it to what passes for civilization these days.

Civility is all about self-restraint. It’s not about being told by someone else to say „no,“ but finding the inner resolve to say it to yourself. Call it self-discipline. Call it having a little class. Whatever name you give it, it’s almost completely absent from modern society.

And in a culture where idolatry of the crass and vulgar encourages the mantra of instant gratification and me-so-important, what the hell do you expect?

Which is why Tim O’Reilly’s proposal for a code of conduct won’t fly.

Unfortunately, you can’t just pass a bunch of rules to make incivility go away. Someone who has been getting his way since he was 2 and has grown up into a self-involved, bombastic narcissist isn’t going to have a come-to-Jesus moment just because he’s offended somebody’s sense of etiquette. You can put earrings on a hog but it’s still a hog, y’know?

So trying to impose some sort of artificial code on the blogosphere is pretty much a waste of time. Love the sentiment, though.

Wer weiterliest, findet auch gleich noch einen netten Rant zum Verhältnis von Blogging und Journalismus.