Acht Prognosen für 2009

Das neue Jahr ist schon fast eine Woche alt und mein Weihnachtsurlaub zuende. Höchste Zeit für meine Prognosen für 2009, zumal eine davon sich bereits zu erfüllen beginnt.

  1. Eine Reihe von Marken und Markenartiklern, für die 2009 ein wirtschaftlich schwieriges Jahr wird, werden sich öffnen, den Konsumenten zuhören und mit ihnen reden. Und damit erste Erfolge feiern.
  2. Marken und große Unternehmen werden ihre Marketingbudgets weiterhin ins Internet verschieben, das inzwischen der bei weitem effizienteste Marketingkanal ist – und deshalb ein Gewinner der Rezession.
  3. 2009 wird mehr Onlinewerbeumsatz mit Performance Marketing (SEM/Affiliate) als mit klassischer Displaywerbung gemacht. Auch Displaywerbung wird immer mehr nach Performance-Modellen abgerechnet statt nach TKP.
  4. Im New Media Service Ranking werden die Top Ten kräftig umsortiert. Aber spannend wird erst das Ranking im Folgejahr (auf Basis der Umsätze von 2009).
  5. Der Druck auf die Printmedien wird stark steigen. In den USA werden die ersten großen Tageszeitungen ihre gedruckten Ausgaben reduzieren oder ganz aufgeben und ins Web migrieren. In Deutschland werden vor allem die Verlagsapparate Federn lassen müssen. Sie sind im Web nicht refinanzierbar.
  6. Alte Medien werden Blogs kaufen, sogar in Deutschland, um ihre Position im Web zu verbessern. Problem: Es gibt in Deutschland nur wenige professionell betriebene Blogs.
  7. Holtzbrinck wird sich nach Kräften bemühen, seine Investitionen in StudiVZ zurückzuverdienen. Da die GWP es nicht schafft, StudiVZ zu vermarkten, wird der Vermarkter gewechselt. Für einen Verkauf an Facebook ist es nun zu spät. Am Ende wird ein Notverkauf stehen.
  8. Cloud Computing wird abheben, sowohl als Buzzword als auch in der Nutzung. In der Rezession 2001/2002 konnte sich Open Source in Unternehmen durchsetzen, diesmal wird es Cloud Computing sein.

Was meinen Sie?

PS: Noch eine Bonus-Prognose – der Blog wird sich 2009 endgültig durchsetzen, auch als Bezeichnung für einen einzelnen Blogeintrag.

Qualitätsjournalismus im Netz

Twitter & Co. bringen nichts für Redaktionen? Klar, weil die wenigsten Journalisten twittern oder bloggen, ein Profil bei Xing, StudiVZ oder gar Facebook haben und E-Mail für das Maximum an digitaler Vernetzung halten. Selbst viele Kollegen, deren Themengebiet just das Internet ist, halten sich möglichst fern von sämtlichen Kommunikations- und Interaktionswerkzeugen, die nicht mindestens 30 Jahre alt sind wie die gute, alte E-Mail.
Thomas Knüwer ist eine der wenigen Ausnahmen, selbst Stefan Niggemeier twittert nicht. Netzökonom Holger Schmidt twittert zwar auch nicht, ist aber immerhin bei Xing und Facebook zu finden und schreibt ein kundiges Blog. Ansonsten weitgehend Fehlanzeige.
Twitter & Co. bringen nichts für Journalisten? Klar, so wie Telefon, Fax und E-Mail nichts gebracht haben außer immer mehr Arbeit. Und immer neue Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion. Wer sich dem verweigert, der bekommt zunehmend größere Schwierigkeiten, die neue Medien- und Kommunikationslandschaft zu verstehen. Als journalistisches Mittel bleibt dann der gute, alte Erfahrungsbericht nach dem Muster „Mein schönstes Ferienerlebnis“.
Es gibt kein Geschäftsmodell für Qualitätsjournalismus im Netz? Selbstverständlich gibt es eines. TechCrunch verdient schon lange Geld, die Huffington Post hat gerade 25 Millionen Dollar frisches Kapital erhalten und wird mit 100 Millionen Dollar bewertet. Die Gründe sind einfach:

There is an inevitable shift from offline to online with people increasingly getting their news media online, and this election proved how powerful the Huffington Post could be,“ said [venture capitalist Fred] Harman, in an interview with BoomTown. „And I think the post-election perception of the Huffington Post has changed in the eyes of advertisers to being a key mainstream news site.“

Insofern mutet die Debatte, die hierzulande geführt wird, in jeder Hinsicht gespenstisch an. Nichts gegen Robert Basic, Spreeblick und Bildblog, gegen Spiegel Online und Heise – aber da müsste doch mehr drin sein. Nicht quatschen, machen!

Blog08 bald in Amsterdam

badge_blog08.jpgUnd da wir gerade dabei sind – am 24. Oktober, einen Tag nach der Web 2.0 Expo in Berlin, findet im schönen Amsterdam die Blog08 statt. Worum geht es da?

Blogging is no longer the domain of the geeky kid. With easy-to-use blog software, everybody can start their own publishing platform. Millions of people do so. Together these bloggers are changing the world, one post at a time. They are the rockstars of the web.

A rockstar without a stage is like… well, a rockstar without a stage. With BLOG08 we’re offering a stage for some of the most inspiring bloggers around the world. Like Pete Cashmore from Mashable. Or Hugh MacLeod from Gapingvoid. On October the 24th we will have an awesome gig in Amsterdam. Stop washing yourself and stay away from fancy hairdressers for a while, because you’re invited to one rocking blog conference.

Fischmarktleser bekommen auch für die Blog08 einen ordentlichen Nachlass: Mit dem Code sinnerschrader reduziert sich der Preis von 195 auf 150 Euro. Hier registrieren bitte.
Hinter der Blog08 stecken übrigens die Macher der fabelhaften Next Web.

simyo hat jetzt ein Blog

Die ersten Einträge stammen noch aus dem September, heute hat das neue Blog des Mobilfunkdiscounters simyo auch einen Link auf der Startseite spendiert bekommen. Das vielköpfige Autorenteam lässt regelmäßiges Blogging erwarten.
Zum Start erklärt Unternehmensgründer Rolf Hansen persönlich den Sinn und Zweck des Unterfangens:

Von Anfang an haben wir auf einen offenen und ehrlichen Dialog in alle Richtungen und auf eine enge Einbindung unserer Kunden sowie deren Wünsche gesetzt. Anregungen und Kritik haben wir, soweit machbar, konsequent auf eine Weiterentwicklung unseres Angebotes ausgerichtet.

Der simyo Blog soll es von nun an allen simyo Kunden und Interessierten ermöglichen, einen tieferen Blick in unser Unternehmen, auf die Menschen dahinter und das alltägliche Leben „an Bord“ von simyo zu werfen. Ebenso hoffe ich, daß der simyo Blog sich zu einer weiteren Dialog-Plattform für den Austausch zwischen dem simyo Team und unseren Kunden sowie allen anderen Marktteilnehmern entwickeln wird.

Wie bei simyo üblich werden wir im simyo Blog auf Ehrlichkeit, Fairness und Transparenz achten. Und jede Form von konstruktivem Feedback ernst nehmen.

Schon die ersten Kommentare zeigen, dass Gesprächsbedarf besteht. Und Rolf Hansen nimmt den Ball sofort wieder auf:

Hinsichtlich neuer Produkte (zB Daten-Flat) werden wir genauso wie in der Vergangenheit vorgehen: sofern wir merken, daß die Nachfrage nach einem neuen Angebot groß genug ist (und dies erfahren wir in der Regel von unseren Kunden) setzen wir alles daran ein zu simyo passendes Produkt schnell in den Markt zu bringen.

Hierbei sind wir auf unsere Partner, also E-Plus als Netzbetreiber und Bertelsmann/arvato (IT-Backend, Logistik, Kundenservice und Billing) sowie SinnerSchrader (Internet Front-End) angewiesen – was bei komplexen Projekten einiges an Aufwand und Zeit erfordert. Es ist eben nicht wirklich einfach, wirklich einfach zu sein!

Wenn wir gute Anhaltspunkte dafür haben, daß der Aufwand den wir betreiben müssen in einem gesunden Verhältnis zur Nachfrage steht legen wir los – trotzdem kann die Umsetzung manchmal Monate dauern.

Womit last, but not least auch erwähnt wäre, dass simyo ein Kunde von SinnerSchrader ist. Von hier aus die besten Wünsche für das Blog!

Bloggen kommt in Mode

otto_fashion.JPGDer, wenn auch zweite, Schritt auf dem Catwalk des Otto-Blogs ist getan. Die Modejournalistinnen Kathrin Leist und Mahret Kupka schreiben auf Two for fashion über Trends, neue OTTO-Designs und Lifestyles. Nahe an der Modeszene soll die Nähe zum Kunden intensiviert werden, quasi postwendend.

Die Emotionalisierung des Online-Shoppings und die Einbindung der User ist einer der strategischen Pfeiler unserer Innovationsoffensive eShopping 2.0,

erläutert Dr. Rainer Hillebrand, Sprecher des OTTO-Vorstands. Mit dem Fashion-Blog bestätigt OTTO den Trend der sozialen, interaktiven Form der Kommunikation zwischen Unternehmen und Konsumenten. Mitarbeiter sollen in Gastbeiträgen bloggen und der Leser als aktiver Nutzer an Votings teilnehmen. Wie gesagt, es ist erst der zweite Schritt. Aber in die richtige Richtung.

Wozu wir noch Journalisten brauchen

Meine leicht polemisch gefärbte Analyse, warum Journalisten das Web nicht mögen, hat eine Reihe von interessanten Repliken erzeugt. Eines der wiederkehrenden Gegenargumente ist der Glaube, dass wir Journalisten auch weiterhin brauchen. Das stimmt wahrscheinlich sogar. Die Frage ist aber, wozu eigentlich.

Die Einordnung und „Reduktion von Komplexität“, wie die Medienwissenschaftler sagen, kann durchaus auch eine Aufgabe für Journalisten im Web darstellen. Hunderte abonnierter Feeds, aber keiner sagt mir, welcher wichtig ist.

Doch. Allerdings sind es keine Journalisten, die mir das sagen. Es sind Techmeme, Rivva, Digg, Friendfeed und Twitter (z.B. Twitlinks). Es sind Maschinen, die von Menschen gefüttert werden, wie immer, wenn wir von Medien sprechen. Sie sind dabei, den Journalisten ihre Selektionsfunktion abzunehmen. Es wird noch dauern, bis es flächendeckend soweit ist. Aber der Trend ist klar.

Der menschliche Faktor ist das, was den Journalismus interessant macht.

Wenn ich mich recht entsinne, dann hatte der Journalismus einst einen Objektivitätsanspruch – an dem er freilich vielfach scheiterte, was verständlich ist, da Menschen involviert sind. Im Unterschied zum Journalismus war das Blogging mit einem Subjektivitätsanspruch angetreten – und auch damit oftmals grandios gescheitert.
Objektivität ist veraltet. Sie wird nur in Medien gebraucht, die den Gesetzen der physischen Knappheit unterworfen sind. Wenn es nur ein Fernsehprogramm gibt, muss das furchtbar objektiv sein, weil es ja außerhalb des eigenen Kanals keine Gegenstimme gibt.
Schon der Versuch, die Regelungsmechanismen aus öffentlich-rechtlichen Monopolzeiten auf das privat-kommerzielle Fernsehen zu übertragen, ist völlig zu Recht weitgehend gescheitert. Stefan Niggemeier schreibt Romane darüber. Wenn er nicht gerade im Urlaub ist.
Im Web können wir uns Subjektivität leisten, weil Objektivität, sofern sie gebraucht wird, aus der Summe der Subjektivitäten entsteht. Wie in der Wikipedia. Habermas müsste jubeln, aber er versteht das Web nicht.
Das journalistische Produktionsmonopol ist aufgebrochen, heute kann jeder publizieren. Das Selektionsmonopol bricht jetzt ebenfalls auf, Maschinen und kollaborative Systeme sind heute schon besser als es Journalisten je waren. Was bleibt dann noch? Ganz zu schweigen davon, dass die Zahlungsbereitschaft für journalistische Produkte sowohl bei den Konsumenten als auch bei den Werbungtreibenden dramatisch gesunken ist.
Es bleiben PR und Corporate Publishing. Journalisten werden sich als Kommunikatoren und Lohnschreiber für Unternehmen verdingen.
Selbstverständlich werden die klassischen Medien überleben. Sie bewegen sich aber längst in einem schrumpfenden Markt, und dort gelten andere Gesetze als in Wachstumsmärkten. Medienobjekte werden zu Melkkühen umgebaut und auf Rendite getrimmt, Stellen gestrichen und das gesamte Niveau abgesenkt.
Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Dass eine Redaktion wie die der Berliner Zeitung nur im Web und ohne gedrucktes Blatt überleben könnte, ist eine wohlfeile Illusion.

Versuch macht klug

Warum? Weil wir es können 😉
Holger Blank, Geschäftsführer Technik

Soweit die lakonische Begründung für das neueste Blog von SinnerSchrader. Es ist das Werk eines Teams aus dem kopfstärksten Bereich des Hauses, der Technik.

Seit einigen Wochen schreiben auf trycatchfinally einige Kollegen mit der technischen Brille auf der Nase. Der Name trycatchfinally leitet sich aus einer in verschiedenen Programmiersprachen gängigen Konstruktion für die Ausnahmebehandlung her.

Die ersten Einträge befassen sich gut denglisch mit Dingen wie dem Styling von Fileuploads, einem Flash-Player-Switcher für Firefox oder flexiblen versus festen Layouts.

trycatchfinally ist nach Fischmarkt, Mediabrief, dem inzwischen exterritorialen Themenblog und radicalmonday das jüngste Kind unserer stetig wachsenden Blogfamilie. Von hier aus immer eine Handbreit Code unter dem Kiel!

Barrierefreie Zukunftsperspektiven

Die Aktion Mensch lud am 6. Mai zu einer Fachtagung zum barrierefreien Web in den Wissenschaftspark Gelsenkirchen. 300 Experten, Interessierte und Betroffene diskutierten „Konzepte und Zukunftsbilder für ein Barrierefreies Internet“. In 16 Workshops diskutierten die Teilnehmer fleissig mit eingeladenen Experten, manchmal hart am Thema des Workshops vorbei, aber immer mit dem Fokus auf das barrierefreie Internet.
Einen ausführlichen Bericht finden Sie im neuen Technik-Blog von SinnerSchrader: trycatchfinally.

Bloggertreffen vor der next08

Die ersten zehn Teilnehmer sind schon registriert: Am Vorabend der next08 organisiert PR-Blogger Klaus Eck ein Bloggertreffen in Hamburg.

Das Event findet im NeidKlub auf der Reeperbahn statt. Als
Mitveranstalter und erster Sponsor mit an Bord ist Hamburg@work, auch Sponsor der next08.
Die Kollegen von cellity, ansässig praktisch in Rufweite von hier, werden ein Wiki aufsetzen
und sich auf der Veranstaltung um eine Twitterwand kümmern.

Es gibt nur 150 Plätze, also nicht lange fackeln und schnell bei Klaus registrieren.

Die Gespräche wandern durch das Netz

Als ich 1994 meine ersten Schritte im Internet unternahm, faszinierte mich das Usenet mit seinen schon damals unzähligen Diskussionsforen und seiner eigenen Diskussionskultur. Eher abseitige Themen wurden auf Mailinglisten diskutiert, und für den kurzen Schnack gab es IRC und talk.
Dann kam das Web, mit ihm neue Gespräche in Webforen und bald darauf auch Blogs. Mit den Blogs kamen Kommentare, Trackback und RSS und damit die Möglichkeit, den Debatten mittels Feedreader zu folgen, ohne das Blog selbst besuchen zu müssen. Damit war wieder der Stand erreicht, den das Usenet zuvor bereits geboten hatte, allerdings auf einem neuen Niveau.
Die nächste Generation von Konversationswerkzeugen trat 2006 mit Twitter auf den Plan. Sie hat neben RSS auch Programmierschnittstellen, die neue Möglichkeiten für die Netzgesprächskultur bieten. Das Wanderungstempo der Gespräche im Netz hat sich damit dramatisch erhöht.
Hatte Twitter bereits einen Teil der zuvor auf Blogs geführten Debatten angezogen (jenen nämlich, der sich mit Statements von maximal 140 Zeichen Länge führen lässt), so folgen nun in immer kürzeren Abständen Plattformen, die Debatten geradezu magnetisch anziehen.

  • FriendFeed zeigt die Lifestreams seiner Nutzer auf einer Plattform. Da jeder Eintrag kommentiert werden kann, hat sich bereits eine lebendige Diskussionskultur entwickelt. Früher in Kommentaren auf Blogs geführte Debatten wandern zu FriendFeed ab.
  • AlertThingy ist ein Programm, das FriendFeed auf den Desktop holt – wie zuvor Twitterific oder Twhirl für Twitter, Feedreader für RSS oder Newsreader für das Usenet. Es nutzt dazu die Programmierschnittstelle von FriendFeed.
  • fav.or.it ist ein Feedreader der nächsten Generation (noch in geschlossener Beta), der verspricht, die Kommentare seiner Nutzer wieder auf die Blogs zurückzubringen – anders als FriendFeed und
  • Shyftr (steht für Share Your Feeds Together), ebenfalls ein webbasierter Feedreader, der wie FriendFeed Kommentare auf der eigenen Plattform erlaubt.

Für manch altgedienten Blogger mögen das aufregende Entwicklungen sein, die mit einer gebührenden Portion Argwohn betrachtet gehören, doch letztlich ist es nicht mehr als die weiterziehende Karawane, der die Hunde nachbellen. Ob im Usenet oder bei Shyftr – die Gespräche im Web sind auf einer stetigen Wanderung und finden immer dort statt, wo ihre Teilnehmer sich gerade wohlfühlen. Sie gehören allen und niemandem.
Die Technik ändert sich, die Menschen bleiben gleich.