Web 2.0 ist keine Schnecke

Weil es so schön ist, was Jürgen Ahting da ausgegraben hat, hier in voller Länge:

On the subject of broadcast vs broadband, Tom writes:

There’s nothing rapid about this transition at all. It’s been happening in the background for fifteen years. So let me rephrase it in ways that I understand. Shock revelation! A new set of technologies has started to displace older technologies and will continue to do so at a fairly slow rate over the next ten to thirty years!

My sense of these media organisations that use this argument of incredibly rapid technology change is that they’re screaming that they’re being pursued by a snail and yet they cannot get away! ‚The snail! The snail!‘, they cry. ‚How can we possibly escape!?‘. The problem being that the snail’s been moving closer for the last twenty years one way or another and they just weren’t paying attention.

In comments, Will writes:

If one person is claiming that the world is moving fairly slowly, and has some sound advice on what this might look like (as you are doing here), and another person is claiming that the world is moving extraordinarily quickly, but offers some quickfire measures through which to cope with this, the sense of emergency will win purely because it is present. From here, it almost becomes *risky* not to then adopt the quickfire measures suggested by the second person. Panic becomes a safer strategy than calmness. Which explains management consultancy…

and John asks:

does web2.0 count as a snail too?

But Web 2.0 is not a snail.

Web 2.0 is the people pointing and shouting ‚The snail! The snail!‘

Web 2.0 is also the people who overhear the first group and join in, shouting ‚The whale! The whale!‘ and pointing vaguely upwards and towards the nearest ocean.

Web 2.0 is also the people who hear the second group and panic about the approaching whale, or is it a land-whale? what is a land-whale anyway? whatever it is, there’s one coming and we’d all better… well, we’d better tell someone about it, anyway – I mean, there’s a land-whale coming, how often does something like that happen?

Web 2.0 is also the people who hear the third group and improvise a land-whale parade, with floats and dancers and drummers and at its centre a giant paper land-whale held aloft by fifteen people, because, I don’t know, but everyone was talking about land-whales and it just seemed like a good idea, you know?

And Web 2.0 is the people who come along halfway through the parade and sell the roadside spectators standing-room tickets.

Man beachte auch den Kommentar von Dharmesh Shah:

Absolutely brilliant.

I’d thought I’d read all the possible variations of definitions on Web 2.0 that there could be.

This is by far, one of the most insightful. I have a master’s thesis I’m working on that covers „Web 2.0 Business Models — An Oxymoron“. This might be a good fit.

Media 2.0: Wo sind die Profite?

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Scott Karp schreibt in Publishing 2.0 unablässig spannende Dinge über The Business of Publishing in the Digital Age (so die Unterzeile). So jüngst eine konzise Abhandlung über die Frage, wie profitabel Media 2.0 tatsächlich ist. Scott macht die Rechnung am Beispiel von MySpace auf, das mit 28 Mrd. Seitenabrufen im März 2006 (was 366 Mrd. auf Jahresbasis ergeben würde) nach Schätzungen auf gerade mal 200 Millionen Dollar Jahresumsatz kommt:

Do the math — that’s a CPM of $0.06 $0.55!

Nun versucht zwar MySpace auf allerlei mehr oder weniger innovative Art, zusätzlichen Werbeplatz zu verkaufen – doch wozu brauchen große Marken eigentlich Werbung auf MySpace, wenn sie genauso gut oder eher noch besser die MySpace-Community nützen können, ohne dort selbst präsent zu sein? Dann nämlich, wenn ihr Branded Entertainment (siehe Pirellifilm, auch wenn das sicher kein übermäßig brilliantes Beispiel ist) seinen Zweck erfüllt und auf MySpace von den Nutzern selbst verbreitet wird?

Es könnte also sein, meint Scott, dass die Effizienzgewinne des Marketing 2.0 zum größten Teil direkt an die Werbungtreibenden gehen – und nicht an die Medien:

I’m speculating that in a 2.0 future, total spending on marketing and advertising will shrink as marketing 2.0 proves to be far more cost efficient than marketing 1.0 — and big advertisers start pocketing that half of their advertising costs that were previously wasted.

Schlechte Nachrichten für Rupert Murdoch und Georg von Holtzbrinck?

Holtzbrinck lässt bloggen

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Da braucht es doch glatt den gedruckten kress und einen aufmerksamen Kollegen, um mich (und vermutlich auch Heiko Hebig) auf germanblogs aufmerksam zu machen. Robert hatte die Plattform schon im März entdeckt und ein erstes Urteil abgegeben, das sich aufs Schönste mit meinem ersten Eindruck von heute trifft:

Ist mir insgesamt zu künstlich, kaum Faces, wenig bis gar keine Bloglinks (keine via-Links, was bei mir ziemlich sauer aufstößt), die Stories sind mE auch zu sehr auf bloggisch gemacht, schauts nach einem Versuch aus, Mainstream-Themen in Blogmagazin Form einzukapseln, mit dem Ziel, sich über Werbung finanzieren zu wollen. Die Ladezeiten sind urig langsam.

Die News vom Freitag ist: Hinter Germanblogs verbirgt sich Holtzbrinck. Und auch das hätte man schon am 14. April bei Oliver Gassner lesen können, der dort – für Geld – u.a. den blogwatch betreut. Die Bezahlung ist „regionalpresseüblich“  (Oliver) oder auch „ganz kleines Geld“ (kress), aber das wird niemanden überraschen, der schon einmal gegen Zeilenhonorar Texte bei Verlagen abgeliefert hat.

Die Technik kommt von 21Publish (Stefan Wiskemann), und Boogie Medien ist ebenfalls dabei.

Was hier nicht steht

Relevantes aus den Feiertagen:

Abgesang, die zweite

Peter Turi eröffnet sein (schon nebenan gewürdigtes) Branchendienstblog turi2 mit einem Abgesang auf die Printbranche. Etwas Ähnliches hatten wir erst neulich bei Martin Röll. Dort ging es um die klassische Werbung, mithin den wirtschaftlichen Antrieb der klassischen Medien, hier um die melancholischen Aussichten für das Verlagsgeschäft.

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Zum Glück für ihn und die allgemeine Debattierlust formuliert Turi seine Thesen hinreichend interpretationsoffen. Am Beispiel der ersten These:

Das etablierte Printgeschäft wird den Zeitschriften- und Zeitungs-Verlagen in den nächsten zehn Jahren um die Ohren fliegen.

Was heißt das genau? Es wird schrumpfen? Es wird explodieren? Soviel steht fest: Es wird sich verändern. Und zwar dramatisch. Ungefähr so, wie sich das Buchgeschäft durch die Erfindung der Tageszeitung verändert hat, die Tageszeitung durch das Radio und das Radio durch das Fernsehen. Wird es verschwinden? Nein. Das wäre ein absolutes Novum.

Aber weiter im Text:

Wer jetzt nicht den Einstiegs in die digitalen Media-Communities schafft, verspielt seine Zukunft.

Was heißt das jetzt wieder? Was sind digitale Media-Communities? Und was haben Verlage damit zu schaffen? Muss ich mir das ungefähr so vorstellen wie die Dominanz der Verlagshäuser über das private Radio in Deutschland – das vor allem deshalb so schlecht ist, weil es die Verlage als cash cow bar jeglichen publizistischen Anspruchs missbrauchen und so ihre gedruckten Pfründe verteidigen?

Oder These 3:

Die nachwachsende Generation, die erste, die mit dem Internet aufwächst, hat sich längst von Zeitungen und Zeitschriften verabschiedet.

Die ma 2005 Radio II kommt zu einem anderen Ergebnis: Demnach sagen 52 Prozent der 14- bis 19-Jährigen, sie läsen mehrmals in der Woche Zeitung, und 29 Prozent bekennen sich zur Zeitschriftenlektüre. Das ist zwar signifikant weniger als in den älteren Zielgruppen – aber vom Abschied zu reden, ist doch etwas verfrüht.

Die Tageszeitungen verlieren schon seit 1980 kontinuierlich an Tagesreichweite (laut ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation), aber das dürfte ebenso auf das Konto der gestiegenen Reichweite von TV und Hörfunk gehen wie auf das seit 2000 an Relevanz zunehmende Internet.

Das muss man sich auch mal auf der Zunge zergehen lassen, bevor Untergangsszenarien für das gute, alte Fernsehen an die Wand gepinselt werden: Von 2000 bis 2005 ist die Tagesreichweite des Fernsehens von 73 auf 74 Prozent gestiegen, die Sehdauer von 190 auf 211 Minuten und die Verweildauer von 259 auf 283 Minuten (laut AGF/GfK Fernsehforschung). Sehdauer und Verweildauer sind auch bei den 14- bis 29-Jährigen gestiegen, nur die Tagesreichweite sank um einen Prozentpunkt.

Also bitte nicht von den Nutzungsgewohnheiten einiger, weniger Geeks auf die Gesamtbevölkerung schließen – das kann nur schiefgehen.

mix06: Der Mix macht’s

Malte Blumenthal live aus Vegas vom zweiten Tag der mix06:

Früh am Morgen zeigt uns Joe Belfiore den neuen Mix. Mit der totalen Vernetzung und seinem Präsentationstalent zieht Belfiore uns alle in seinen Bann.

Nachdem in den letzten Monaten bekannt wurde, dass die Xbox 360 und Windows (MCE) sich gut verstehen werden, wird aus dem Mediaplayer das Microsoft-Media-Herz. Der Mediaplayer spielt auf dem PC oder im Mediacenter sämtliche Medien ab, vernetzt sich mit der Xbox und synchronisiert sich natürlich auch mit mobilen Endgeräten, sehr gerne z.B. mit Windows Mobile 5.

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Um all diesen Mediendaten Herr zu werden, wird es State-of-the-Art-Sortier- und Suchfunktionen geben. DVD-Wechsler werden nun auch unterstützt. Sehr gut hat mir die neue Musiksortierung nach 70’s, 80’s, 90’s gefallen. Ich persönlich begrüße es, dass Microsoft nun endlich auch die eifrigen Broadband-Sammler & -Jäger unterstützt, die doch heute nicht mehr wissen, was sie gestern runtergeladen haben. Inwieweit da das neue DRM-System einen Strich durch die Rechnung macht, werden wir sehen.

Eins ist aber klar: 2006 – das Jahr, in dem das Mediacenter kam. Das Mediacenter wird aus seinem Dornröschenschlaf erwachen, integriert in zwei von fünf Vista-Versionen, kombiniert mit der neuen Xbox. Wir können in den Wohnzimmern schonmal Platz machen und darüber nachdenken, wie hier die zukünftigen Webanwendungen aussehen werden…

Was bisher geschah:

Masterplan

Die WiWo erscheint ab heute montags. Eine Botschaft, die mit massivem Werbedruck in den letzten Wochen über alle Kanäle verbreitet wurde. Und damit sie auch im Web nicht überhört wird, bringen die Baronessen und Barone heute zum Start ein netzaffines Schmankerl: den Masterplan von Google. Hier ist er.

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Gleichzeitig fällt mir auf, dass der Zugriff auf das PDF, für Abonnenten bislang im Preis inbegriffen, jetzt extra kostet: 36 Euro für 52 Wochen. Für berufliche Nutzung ist das zwar nicht übermäßig viel Geld. Trotzdem zögere ich, unsere Kostenstelle mit zusätzlichen Fixkosten zu belasten, deren dauerhafter Nutzen nicht gerade zwingend ist. Denn wozu gibt es GBI und Genios?

Größer, schneller, weiter

Faz_internetnutzungMontag ist Internettag. Die FAZ, Ressort "Netzwirtschaft", berichtet,  daß das Internet der große Gewinner
unter den Medien ist. Die Deutschen sind heute mehr als sechsmal so lange
online wie 1999.

Der Bundesverband Deutscher Versandhandel veröffentlicht, daß in Online-Shps Waren im Wert von 6,1 Milliarden Euro verkauft werden, gut 24 Prozent mehr als noch
im Jahr zuvor. Zusammen mit geschätzt 2,5 Milliarden Euro Umsatz von
Händlern auf der Auktionsplattform eBay wird der elektronisch erzielte
Versandhandelsumsatz mit Waren aller Art im Jahr 2005 rund 8,6
Milliarden Euro erreichen. Bis zum Jahr 2010
rechnet der Verband damit, dass rund 50 Prozent des gesamten
Versandhandelsvolumens online erzielt sein wird.

Und Spiegel Online beschäftigt sich mit der Frage, wie wir in Zukunft über das Internet fernsehen. Fazit: Die Sender sind dabei, alles mit DRM vollzupflastern und alle Vorteile zunichte zu machen.