Performance ist die wichtigste Währung im Internet

Horizont-Redakteur Bert Rösch hat Agenturen und Vermarkter zur erfolgsbasierten Abrechnung im Onlinemarketing befragt. André Jonske, Leiter Media bei SinnerSchrader, hat geantwortet:
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Wird der Performance-Ansatz im Onlinemarketing derzeit überbewertet?
Nein, performance-orientierte Werbung bleibt im Pullkanal Internet die wichtigste Währung.
Was kann man tun, damit die Werbetreibenden die Brandingwirkung wieder entsprechend honorieren?
Publisher und Vermarkter können wenig tun. Agenturen können den Werbetreibenden jedoch über crossmediale Messung zeigen, wie branding-orientierte Maßnahmen auf das Performance-Marketing einzahlen und es in seiner Wirkung optimieren.
Ein radikaler Vorschlag lautet, Banner nicht mehr klickbar zu machen. Was halten Sie davon?
Warum nicht gleich das Internet abschaffen?
Wie kann man die Werbetreibenden überzeugen, das Internet in gebührendem Umfang als Branding-Tool einzusetzen, sprich gemäß der Nutzung des Mediums Internet?
Am besten, indem man einmal ehrlich die Performance der Offlinekanäle misst.
Wer sind die großen Bremser beim Thema Branding im Netz? Die Mediaagenturen, weil sie auf die hohen Provisionen in den klassischen Medien schielen?
Die größten Bremser sind Bequemlichkeit und Gewohnheit.

Procter & Gamble will E-Commerce-Umsatz verachtfachen

Die schnelldrehenden Konsumgüter (FMCG) führen bis jetzt meist ein Schattendasein in Sachen E-Commerce. Wer kauft schon Shampoo oder Quark im Internet? Kein Wunder, dass der US-amerikanische Konsumgüterriese Procter & Gamble bis jetzt nicht einmal ein Prozent seines Umsatzes auf diesem Weg macht. Doch der neue CEO Bob McDonald ist nun angetreten, dies zu ändern.
In den kommenden Jahren plant er, den E-Commerce-Umsatz von heute etwa 500 Mio. auf mindestens 4 Mrd. US-Dollar zu steigern – das wäre eine Verachtfachung und ein immerhin sichtbarer Anteil am Konzernumsatz von 79 Mrd. US-Dollar. Dabei geht es nicht nur um Direktvertrieb, sondern auch um den Onlineumsatz über Händler wie WalMart und Amazon. Lucas Watson, Global Team Leader Digital Business:

The ability whenever the consumer raises her hand and says, „I’m ready to buy,“ to connect her directly to a purchase rather than have her wait and go to a store, we think of it as providing better service.

Dieses Ziel harmoniert hervorragend mit steigenden Investitionen in Digital Media: Im ersten Quartal 2009 hat Procter & Gamble seine Bruttowerbeaufwendungen über alle Medien um 18 Prozent gekürzt und gleichzeitig die Investitionen in Onlinedisplaywerbung mehr als verdoppelt. Marc Pritchard, Global Marketing Officer von P&G:

Our media strategy is pretty simple: Follow the consumer. And the consumer is becoming more and more engaged in the digital world.

Chris Wallon wird Juror beim DMMA

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Am 9. Juni findet die Preisverleihung des Deutschen Multimedia Awards 2009 statt. Der Preis wird zum 13. Mal im Rahmen des Deutschen Multimedia Kongresses in Berlin verliehen. Gekürt werden die besten Online-, Offline- und Kioskanwendungen von einer Jury aus Kreativen, Machern, Medienvertretern, Wissenschaftlern und Auftraggeber.
Chris Wallon wird in diesem Jahr als Jurymitglied mitwirken. Der Kreativgeschäftsführer ist seit genau einem Jahr bei SinnerSchrader. Die komplette Jurybesetzung und Information zum DMMA gibt’s hier.
Einreichungen sind noch bis 3. April möglich. Tickets für die Preisverleihung im Juni gibt es zurzeit für 120 Euro (zzgl. Mwst.).

Die Zukunft der Werbung ist überwiegend digital

Das Fachblatt Horizont hat die Chefs der deutschen Mediaagenturen zu ihren Prognosen für 2009 und ihren Investitionsplänen befragt. Die Erwartungen sind erwartungsgemäß düster, aber spannend ist, wo die Mediaspezialisten die Zukunft ihres Geschäfts sehen.
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Jürgen Blomenkamp, CEO der Group M

Die Zukunft der Werbung ist überwiegend digital. Hier werden wir uns weiter massiv und mit hohem Tempo engagieren. Insbesondere wird es uns darum gehen, die Möglichkeiten einer individualisierten Konsumentenansprache in allen Facetten auszunutzen und weiter zu optimieren. Dies ist zugleich eine Chance für alle Marktpartner: Werbungtreibende, Agenturen und Medien.

Andreas Bölte, CEO Aegis Media

Interessant ist für uns vor allem der digitale Bereich.

Jens-Uwe Steffens, Geschäftsführer Pilot Mediajens-uwe_steffens.jpg

Wir investieren schon seit Jahren in Forschung und neue Tools für die kombinierte Zielgruppenansprache über TV und Online: Stichwort „Doubleplay“. Darüber hinaus steht bei uns die Online-Kreation im Fokus – ein Bereich, der sich in einem dynamischen Entwicklungsprozess befindet.

Marianne Dölz, Geschäftsführerin Initiativemarianne_doelz.jpg

Wir werden weiter in den Bereich Kreation und Innovation insbesondere im Digitalbereich investieren, um mehr Konzepte entwickeln zu können, die Offline- und Onlineaktivitäten effizienter vernetzen. Hier spüren wir auf Kundenseite einen großen Bedarf.

Michael Dunke, CEO Universal McCann (UM)michael_dunke.jpg

Generell in den digitalen Bereich und hier speziell in den Bereich Performance-Marketing (Search, Affiliate etc.) sowie E-Commerce und Mobile. Zudem werden wir unsere Marktführerschaft beim Thema Geo-Marketing und Handels-Marketing konsequent weiter ausbauen durch Entwicklung und Integration des lokal gesteuerten digitalen Targetings.

Manfred Kluge, CEO Omnicom Media Group Germany (OMGG) und Dirk Fromm, Geschäftsführer PHD

Digitale Transformation, IT und Brand Science werden Key-Themen sein und befinden sich schon mitten in der Umsetzung.

Michael Bohn, Chairman Vivakimichael_bohn.jpg

Wir werden weiter in alle digitalen Bereiche investieren, insbesondere in Mobile- und Social Targeting.

Alle Fotos: Horizont

Acht Prognosen für 2009

Das neue Jahr ist schon fast eine Woche alt und mein Weihnachtsurlaub zuende. Höchste Zeit für meine Prognosen für 2009, zumal eine davon sich bereits zu erfüllen beginnt.

  1. Eine Reihe von Marken und Markenartiklern, für die 2009 ein wirtschaftlich schwieriges Jahr wird, werden sich öffnen, den Konsumenten zuhören und mit ihnen reden. Und damit erste Erfolge feiern.
  2. Marken und große Unternehmen werden ihre Marketingbudgets weiterhin ins Internet verschieben, das inzwischen der bei weitem effizienteste Marketingkanal ist – und deshalb ein Gewinner der Rezession.
  3. 2009 wird mehr Onlinewerbeumsatz mit Performance Marketing (SEM/Affiliate) als mit klassischer Displaywerbung gemacht. Auch Displaywerbung wird immer mehr nach Performance-Modellen abgerechnet statt nach TKP.
  4. Im New Media Service Ranking werden die Top Ten kräftig umsortiert. Aber spannend wird erst das Ranking im Folgejahr (auf Basis der Umsätze von 2009).
  5. Der Druck auf die Printmedien wird stark steigen. In den USA werden die ersten großen Tageszeitungen ihre gedruckten Ausgaben reduzieren oder ganz aufgeben und ins Web migrieren. In Deutschland werden vor allem die Verlagsapparate Federn lassen müssen. Sie sind im Web nicht refinanzierbar.
  6. Alte Medien werden Blogs kaufen, sogar in Deutschland, um ihre Position im Web zu verbessern. Problem: Es gibt in Deutschland nur wenige professionell betriebene Blogs.
  7. Holtzbrinck wird sich nach Kräften bemühen, seine Investitionen in StudiVZ zurückzuverdienen. Da die GWP es nicht schafft, StudiVZ zu vermarkten, wird der Vermarkter gewechselt. Für einen Verkauf an Facebook ist es nun zu spät. Am Ende wird ein Notverkauf stehen.
  8. Cloud Computing wird abheben, sowohl als Buzzword als auch in der Nutzung. In der Rezession 2001/2002 konnte sich Open Source in Unternehmen durchsetzen, diesmal wird es Cloud Computing sein.

Was meinen Sie?

PS: Noch eine Bonus-Prognose – der Blog wird sich 2009 endgültig durchsetzen, auch als Bezeichnung für einen einzelnen Blogeintrag.

FOMA. Das Fachforum. Das Blog.

FOMA.pngDas Blog des Fachforums der Online-Mediaagenturen ist seit Dienstag online. Neben Neuigkeiten aus der Interessengemeinschaft gibt es hier aktuell den diesjährigen Trendmonitor zur Gegenwart und Zukunft der Online-Werbung. Als Basis für die Studie, die dieses Jahr zum zweiten Mal erscheint, dienen Online-Interviews unter FOMA-Agenturen. Klarer Trend: Interaktive Kommunikationskonzepte, die den Konsumenten integrieren werden an Signifikanz gegenüber reinen Werbebotschaften gewinnen.
Gegründet wurde die FOMA 2007 von zweiundzwanzig Agenturen und ist durch die OMG repräsentiert im Gesamtverband der Kommunikations- agenturen.

OMD oder dmex – see you next year in Hamburg?

Die Hallen waren voll, die Messestände zahlreicher und größer als in den Vorjahren, die Besucherzahl ein neuer Rekord. „See you next year“, so verabschiedet die OMD 2008 (die nicht mehr so heißen durfte, weil eine gleichnamige Mediaagentur ihr Veto eingelegt hatte) ihre Besucher. See you next year?
Gern, aber da war doch was? Der BVDW und das Fachforum Online-Mediaagenturen (FOMA) haben den Standort Düsseldorf gekippt und möchten den Branchentreff 2009 nach Köln verlegen. Der neue Name dmex steht für digital marketing exposition.
Die Hintergründe dieser umstrittenen Entscheidung sind politisch. Ein intimer Kenner winkt nur ab und macht keinen Hehl daraus, dass er sie für eine Fehlentscheidung hält. Und das ist sie wohl auch. Denn was wird passieren?

  • Die großen Vermarkter und damit die größten Messestände ziehen nach Köln und bilden den Nukleus der dmex.
  • Viele der übrigen Aussteller bleiben in Düsseldorf auf einer vermutlich verkleinerten OMD.
  • Nur wenige Aussteller werden auf zwei Hochzeiten tanzen.
  • Viele Aussteller werden bis zum letzten Moment pokern. Koelnmesse wie IGEDO werden ein extrem kurzfristiges Buchungsverhalten sehen.
  • Und am Ende wird es Absagen geben. Die Summe von dmex und OMD dürfte kleiner sein als die OMD in diesem Jahr alleine.

Angesichts der Gesamtlage beginnen bei vielen Ausstellern Überlegungen, ob sie nicht 2009 besser komplett auf Messeauftritte verzichten. So wälzt ein großer Aussteller der diesjährigen OMD bereits Pläne für eine eigene Veranstaltung – statt dmex oder OMD. Das kommende Jahr könnte zur Nagelprobe für die Internetwirtschaft werden. Denn was sind die Fakten?

  • Das Wachstum der Onlinewerbung in Deutschland schwächt sich ab. In diesem Jahr werden nach aktualisierter OVK-Prognose nur noch 25 Prozent erreicht – 2007 waren es noch 40 Prozent. Der europäische Onlinewerbemarkt hingegen wächst auch 2008 noch um 40 Prozent.
  • Die gesamte Wirtschaft wackelt. Die Finanzkrise beginnt sich auf andere Branchen auszuwirken. Dies wird auch an der Internetwirtschaft nicht spurlos vorübergehen. Im Unterschied zu den Jahren ab 2000 kommt die Krise zwar diesmal nicht aus der Branche selbst. Aber was nutzt das, wenn die großen Werbungtreibenden ihre Budgets zusammenstreichen?
  • Es wird zuerst die Displaywerbung treffen. Sie dürfte ähnlich wie die Klassiketats schrumpfen, vielleicht sogar stärker. Denn ihr fehlt es am Wirksamkeitsnachweis. Was die Werbewirkung betrifft, ist die Klassik mit jahrzehntelangem Vorsprung nach wie vor im Vorteil.
  • Dagegen ist performanceorientierte Onlinewerbung weit unempfindlicher als die übrigen Gattungen. Hier wird für zusätzlichen Umsatz bezahlt. Und der ist, solange die Konsumenten nicht in den Käuferstreik treten, den Produzenten etwas wert. Solange die Reichweite des Internets und die Onlinekaufbereitschaft der Internetnutzer wachsen, wird auch das Performancemarketing zulegen.

Dies nützt Google. Aber auch andere Spieler im Markt werden profitieren. Performancemarketing ist technologiegetrieben, Themen wie Targeting, Analytics oder Planning brauchen eine solide technische Basis und entsprechendes Know-how.
Auf der wie immer marktschreierischen und auf Mediaplaner zugeschnittenen OMD spielte Marketingtechnologie nur eine Nebenrolle. Auf der next09 im kommenden Jahr bieten wir daher neben der bewährten Konferenz auch eine Expo für die next marketing technologies. Es wird auf Kampnagel in Hamburg reichlich Ausstellungsfläche geben, um eine hochspannende Zielgruppe mit großem Entscheideranteil anzusprechen.
OMD oder dmex, Düsseldorf oder Köln? Wer für 2009 vor dieser Entscheidung steht, sollte die next expo, Hamburg und das Thema next marketing technologies in Erwägung ziehen.

Online beats Radio & Co.

on_air1.pngDie US-Werbespendings im Online-Bereich übersteigen zum ersten Mal die Ausgaben konventioneller Medien. Auf dem amerikanischen Markt setzt sich Online-Werbung mehr und mehr durch, so die Studie der Beratungsfirma Outsell. Mehr zu dem Thema im aktuellen Mediabrief.

Die Zukunft des Musikgeschäfts

Dr. Stefan Glänzer, Gründungsinvestor und früherer Executive Chairman von last.fm spricht nach seinem next08-Vortrag über Musik als Bestandteil von Kommunikation und stellt die These auf, dass Musik in Zukunft für jedermann frei zur Verfügung stehen wird. Die Musikindustrie müsse sich neue Einnahmequellen neben dem klassischen CD-Geschäft erschließen, so die nicht ganz neue Schlussfolgerung Glänzers.
Er verweist auf den einzelnen Musiker als kreative Quelle des Musikgeschäfts und spricht über eine neu entstehende Kultur des Musikschaffens durch die neuen Möglichkeiten rückkanaliger mobiler Aufnahme- und Distributionsgeräte. last.fm basiere auf dem Motto „get realtime“, so Glänzer.

Bereits zur next07 sprach Glänzer über individualisiertes Radiohören.

Fünf Mythen über Facebook und StudiVZ

Dieser Tage werden jede Menge Fakten über Facebook und StudiVZ bekannt. Mark Zuckerberg selbst sprach gestern über den für 2008 geplanten Umsatz (300 bis 350 Mio. US-Dollar), das erwartete Ergebnis (50 Mio. EBITDA) und die vorgesehenen Investitionen (200 Mio.). Anlass genug, einige der gängigen Mythen auf ihren Realitätsgehalt hin zu untersuchen.

  1. Ist Facebook 15 Mrd. US-Dollar wert? Schon möglich, aber worauf stützt sich diese Bewertung? Microsoft hat im Oktober 2007 zwar zu dieser Bewertung einen Minderheitsanteil erworben, wurde aber gleichzeitig exklusiver Werbevermarktungspartner für Facebook, und zwar weltweit. Diese Tatsache dürfte bei der Preisfindung eine Rolle gespielt haben.

    Der Handel sieht in etwa so aus: Microsoft stellt große Teile des für die weitere Expansion nötigen Kapitals bereit und sorgt gleichzeitig für zusätzliche Einnahmen, an denen Microsoft wiederum direkt (aus der Vermarktung) und indirekt (als Miteigentümer von Facebook) partizipiert. Ob sich das Geschäft für Microsoft lohnt, hängt viel stärker von den direkten Mittelrückflüssen ab als von den indirekten.

    Mit anderen Worten: Die Bewertung von Facebook kann Microsoft weitgehend kalt lassen. Als exklusiver Werbevermarktungspartner sitzt Steve Ballmer am Drücker. Alles andere ist eine Wette für den Fall eines Börsengangs, der nicht vor 2009 zu erwarten ist. Hier winken Microsoft weitere Erlöschancen. Ob Facebook also 15 Mrd. US-Dollar wert ist, wird sich erst beim Börsengang zeigen. In diesem Punkt hat WPP-Chef Martin Sorrell völlig Recht.

  2. Mögen die Nutzer keine Werbung? Schon möglich, aber welche Rolle spielt das? Es gibt in der ganzen Medienlandschaft ja nur zweieinhalb Finanzierungsmodelle: Werbung oder Abonnements, letztere auch in Form von Gebühren für öffentlich-rechtliche Anstalten. Im Web hat sich das Abomodell bis jetzt nur in Nischen (Xing, Singlebörsen, Porno) durchsetzen können. Bleibt also Werbung als Geschäftsmodell, und dagegen ist in einer kapitalistischen Marktwirtschaft auch nur wenig einzuwenden.

    Die Nutzer werden im Zweifel mit den Füßen abstimmen, aber mir ist bis jetzt kein Fall bekannt, in dem dies tatsächlich zu Schwierigkeiten geführt hätte. Der übliche ZwergenNutzeraufstand anlässlich der Einführung irgendwelcher neuer Features gehört zum Ritual und muss durchgestanden werden. Wir haben ihn bei der Einführung des Newsfeed gesehen (bei Facebook wie auch bei Xing) oder bei der Einführung neuer Werbeformen, -formate und -bedingungen (bei Facebook, StudiVZ und Xing).

    Am Ende wird etwas modifiziert, reformuliert, hier und da ein neuer Konfigurationsknopf eingeführt oder die Voreinstellungen angepasst – und am Ende läuft die Sache. Plattformbetreiber haben nur die Wahl, sich etwas geschickter (Facebook), weniger geschickt (Xing) oder total ungeschickt (StudiVZ) anzustellen. Der Rest wird im weltweiten Dialog entschieden, und die Presse hat was zu schreiben. In diesem Punkt hat GWP-Chef Harald Wahls völlig Recht, wenn er in Horizont 5/2008 feststellt:

    Die Frage ist, wie groß die Protestwelle der Mitglieder wirklich war. Kritik an einem so großen Portal, das Studenten als Zielgruppe hat, ist anscheinend vor allem für die Journalisten interessant.

  3. Erfindet Facebook die Werbung neu? Schon möglich, aber bislang spielt das keine große Rolle. Facebook Beacon hat seine Bedeutung innerhalb der Eigenvermarktung von Facebook. Microsoft setzt für die Vermarktung zunächst einmal auf herkömmliche Instrumente. Targeting wird erst nach dem Abschluss der aQuantive-Übernahme durch Microsoft relevant, wenn Atlas zum Einsatz kommt. Wie ernst es Microsoft mit dem Thema Webwerbung ist, zeigt nach aQuantive und Facebook der dritte Schritt – Yahoo.

    Google ist so groß und so wertvoll geworden, weil Google die Onlinewerbung um eine bis dahin praktisch unbekannte Dimension erweitert hat – höchst zielgerichtet eingespielte Textanzeigen. Werbung wird besser, je genauer sie gezielt wird. Perfekt gezielte Werbung ist gar keine Werbung mehr, sondern Information.

    Facebook könnte die Onlinewerbung um eine weitere Dimension erweitern, wie auch immer das im Detail aussehen wird. Auf diese Möglichkeit stützt sich die oben diskutierte Unternehmensbewertung. Da sie die Zukunft betrifft, bleibt uns nur abzuwarten, wie weit Facebook kommt.

  4. Wird das deutschsprachige Facebook zuerst StudiVZ angreifen? Schon möglich, aber wozu sollte das gut sein? Facebook ist längst viel breiter positioniert als zu jener Zeit, da StudiVZ eine billige Kopie vom großen Original zog. Studenten stehen nicht mehr im Vordergrund. Erst recht nicht in Deutschland, da unter den 600.000 hiesigen Nutzern nur relativ wenig Studenten zu finden sind. Und siehe da: Facebook setzt vor allem auf die vielen viralen Effekte seiner Plattform. (Mit Viren kenne ich mich jetzt aus, die können ganz schon hartnäckig sein.)

  5. Wird Facebook StudiVZ kaufen? Schon möglich, aber wozu sollte das gut sein? Um die Investition Holtzbrincks am Ende doch noch mit einem schönen Ausstieg zu krönen? Um eine Zielgruppe an Land zu ziehen, die Facebook gar nicht braucht? Um eine Plattform zu übernehmen, die sich nach allen Regeln der Kunst selbst demontiert hat? Um Geld auszugeben, dass Facebook anderswo viel besser investieren kann?