More JP Morgan than Microsoft

Economist, Aug 30th 2007, Who's afraid of Google?

Wer hat Angst vor Google? Diese Frage stellt der Economist in seiner jüngsten Ausgabe und zieht einen interessanten Vergleich mit der Bankindustrie:

Just as financial institutions grew to become repositories of people’s money, and thus guardians of private information about their finances, Google is now turning into a custodian of a far wider and more intimate range of information about individuals.

Ich kann mich noch gut an eine gewisse Unsicherheit breiter Bevölkerungsschichten im Umgang mit Banken erinnern. Noch in den siebziger Jahren war die Gesellschaft keineswegs vollständig mit Girokonten und Sparbüchern versorgt. Bis heute gibt es Rentner, die ihre Rente in bar bei der Post abholen. Und so manche Rentnerin bewahrt ihr Erspartes lieber unter der Matratze oder zwischen dem guten Sonntagsgeschirr auf.

Das Misstrauen gegen Banken und Sparkassen speiste sich zunächst aus der Erfahrung zweier Weltkriege mit anschließender Geldentwertung. Doch dazu kam eine prinzipielle Abneigung dagegen, einer Bank die intimen Details der persönlichen Finanzlage anzuvertrauen. Letztlich arbeiten auch in einer Bank fehlbare Menschen, und womöglich solche, die mich persönlich kennen. Diese Abneigung hat sich bis heute nicht völlig verloren, auch wenn nur wenige Finanzverweigerer aus prinzipiellen Gründen kein Konto haben wollen.

Ähnlich liegt der Fall Google. Die Durchdringung der Internetnutzerschaft mit Google-Konten hat schon enorme Fortschritte gemacht. Doch das Vertrauen in das Geschäftsgebaren hält damit nicht unbedingt Schritt. Jeder neue Google-Dienst muss sich, jedenfalls in Deutschland, einer Grundsatzdebatte stellen. Stich- und Schlagworte wie Privatsphäre, Datenschutz, Datenkrake und Big Brother sind schnell bei der Hand.

Die Banken arbeiten seit Jahrzehnten daran, das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen. Das Vertrauen in die neuen Wächter unserer Daten muss noch wachsen. Einstweilen hält die digitale Rentnergeneration ihre wertvollen Datengüter lieber unter der Matratze auf eigenen Rechnern vor.

Nochmal Hamburg

Eine virtuelle Tour durch die schönste Stadt gibts jetzt Dank Hamburg in 3D und Google Earth, vermelden die Kollegen vom Mediabrief.
„Wir“ sind damit die erste europäische Metropole, die mit Häusern, Straßenzügen und Sehenswürdigkeiten dreidimensional und fotorealistisch in Google Earth integriert wurde.

Check it out, Google

Google Checkout Gadget

Ein schlummernder Riese im Reich des elektronischen Handels – das ist Google Checkout, lange erwartet und vor einem Jahr schließlich gestartet. Bis jetzt hat der universelle Bezahldienst von Google die Landschaft nicht grundlegend verändert. Das mag nun anders werden.

Denn Google hat in dieser Woche ein neues Gadget (so heißen Widgets bei Google) vorgestellt, das nicht mehr tut als die Top-Ten-Produkte anzuzeigen, die mit Google Checkout gekauft werden. Es sieht so harmlos aus, aber ist es auch harmlos? Get Elastic spekuliert nun, dass daraus ein echtes E-Commerce-Widget werden könnte.

Und mehr als das: Solche Gadgets könnten schon bald auf Suchergebnisseiten erscheinen – und damit dem Textanzeigengeschäft von Google eine völlig neue Dimension hinzufügen, nämlich die der Transaktion.

What does this mean for online retailers?

Wir werden sehen.

Kaffeeklatsch in Hamburg

Neulich in Hamburg, Medienstadt: Ein media coffee zum Thema „Von der Edelfeder zum Contentlieferanten? – Printmedien im Wandel“ – bester Frontalunterricht mit eingebauter Fragemöglichkeit im Auditorium der Bucerius Law School.
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Das Podium von links nach rechts: Annette Hillebrand, Moderation, Akademie für Publizistik. Kuno Haberbusch, Zapp/Das Medienmagazin und extra 3/Das Satiremagazin. Holger Stark, Der Spiegel. Frank Thomsen, Stern.de. Jan-Eric Peters, Axel Springer Akademie. Dr. Wilm Herlyn, dpa.
Viel Altbekanntes: Spiegel-Online hält verdient das Quasi-Monopol der Online-Nachrichtenmagazine (alle). Online wird nicht zu einem Qualitätsverfall führen (Thomsen) und „alles wird weiterleben, aber anders“ (wieder Thomsen). Online ist nicht mehr die interne Abschiebestation, sondern die Zukunft (Peters). Und so weiter.
Zwei Sprecher haben spannendere Dinge von sich gegeben: Kuno Haberbusch, Leiter von Zapp/Das Medienmagazin und extra 3/Das Satiremagazin hat gezeigt, wieviel Sinn es macht, sich bei aller Euphorie über Web 2.0 (s)eine kritische Sicht auf die Dinge zu bewahren. Haberbusch war also dagegen, was mich zugegebenermaßen schonmal grundsätzlich begeistert. Kurze Szenenbeschreibung:
Dass Google sich jeglicher Transparenz verweigere („die lehnen kategorisch jedes Interview ab!“), sei nicht hinnehmbar, ja – gar skandalös sei, dass die deutschen Medien das klaglos hinnehmen. Jan-Eric Peters (Axel Springer Akademie) dazu: „Es ist, wie es ist.“ Haberbusch spornt das erst richtig an: Er geht dazwischen und erklärt erstmal, wie man früher gekämpft habe. Herrlich.
Dagegen war er auch, dass die Regionalblätter „außerhalb der privilegierten Insel Hamburg“ ihre Online-Ableger nebenher machen. Auch ein Thema des zweiten Sprechers, der hier Lob erhält: Holger Stark, Der Spiegel, wies immer wieder auf die Wichtigkeit von Investitionen in Leute hin – statt die Online-Ausgaben aus dem Print mit zu bedienen.
So war vor allem er es, der das Fazit prägte. Am Ende waren sich alle einig, dass es Edelfedern immer geben wird (und bekamen damit noch eben den Dreh zum Veranstaltungstitel) und machten sich kollektiv um eines Sorgen: um die Qualität der Recherche und um die Zukunft des investigativen Journalismus – angesichts der Tatsache, dass dort gespart wird, „wo Zeit, Geld und Energie nötig sind“ (Stark).
Die Veranstaltung hätte also besser „Lässt sich guter Journalismus im Internet überhaupt bezahlen?“ geheißen.
Hingewiesen wurde auf eine spannende Studie: „Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichten-Sites im Internet. Wie das Web den Journalismus verändert.“
Die media-coffee-Reihe tourt übrigens durch Deutschland und lässt sich im media-coffee-blog mitverfolgen.

Menschen und Maschinen

Warum Social Bookmarking den klassischen Suchmaschinen gefährlich werden kann, erklärt Christian Clawien von Mr. Wong im Nach-next07-Interview. Hier nochmal sein Vortrag „Schwarmintelligenz von Links“.

Ist Mister Wong das deutsche del.icio.us?
Christian Clawien: In Deutschland hatten wir im Mai über zwei Millionen Unique Visitors. Damit haben wir die Konzern-Kollegen von Yahoo, denen del.icio.us ja zu 100 Prozent gehört, weit hinter uns gelassen und sind weltweit mittlerweile die Nummer zwei im Social Bookmarking.
Aber wir wollen uns nicht nur auf den deutschen Sprachraum beschränken. Mister Wong ist mittlerweile auch in China und Russland online, eine spanische und eine französische Version verlassen in Kürze die Closed-Beta-Phase. Ende Juni starten wir dann mit der internationalen Version in Englisch.
Das ist unser Gegenkonzept zu del.icio.us: lokale Sprachvarianten und eine bessere Funktionalität. Unser erklärtes Ziel ist es, del.icio.us binnen zwei Jahren weltweit und nicht nur im deutschen Sprachraum überholt zu haben.
Warum beurteilen „echte Menschen“ Informationen und Inhalte intelligenter als Google & Co. ?
Eine Maschine kann schwer interpretieren. Googles Pageranking ergibt sich nach der Anzahl der Verlinkungen, nach der Aktualität. Die genauen Rankingkriterien sind ein Geheimnis. Der Hauptschwerpunkt liegt auf der Verlinkungsdichte. Die kann man manipulieren, und die gefundenen Seiten müssen nicht unbedingt gut sein.
Bei Mister Wong bookmarken die Leute, was sie selber gut finden, ihre persönlichen Favoriten. Menschen können die Relevanz von Websites besser beurteilen als Maschinen.
Kann Social Bookmarking eine echte Alternative zu klassischen Suchmaschinen werden?
Für zahlreiche Themen ist es das schon: Musik, News, Software, Bilder, Videos. Bei uns gibt es 1,8 Millionen Bookmarks, und wenn man über die Suche geht, findet man viele gute Websites. Die Themenvielfalt ist so groß wie die Menge der Nutzer, die gerade mitmachen.
Nehmen wir das Beispiel Heuschnupfen: Gebe ich „Heuschnupfen“ bei Google ein, werden mir Medikamente angezeigt. Bei Mister Wong bekomme ich Tipps gegen Heuschnupfen. Der Long Tail ist riesig! Auch wenn zu Nischenthemen nur wenige Bookmarks drin sind, werden die dann auch gefunden.
Schwarmintelligenz von Links – was ist das?
In vielen Bereichen gibt es eine Weisheit der Massen. Zum Beispiel, wenn in Städten Wege angelegt werden und die Leute doch ihre eigenen Trampelpfade bilden, weil die Wege unklug angelegt sind. Da wird mit den Füßen abgestimmt, welcher der bessere Weg ist.
Das Witzige ist, dass die Leute das unabhängig voneinander tun. Im Web entwickelt sich daraus eine kollektive Intelligenz, wie wir sie von Wikipedia her kennen.

Schreiben wir für Google?

Sam Zell, vor kurzem Eigentümer einer Reihe großer US-Tageszeitungen geworden, hat mit einer kleinen Bemerkung für große Erregung gesorgt:

„If all of the newspapers in America did not allow Google to steal their content, how profitable would Google be?“ Zell said during the question period after his speech. „Not very.“

Dagegen ist leicht eingewendet, dass Google News nur Überschriften und Textauszüge verwendet und ansonsten direkte Links zur Quelle setzt. Von Diebstahl keine Rede.

Aber: Wenn Google tatsächlich das Betriebssystem der Werbung baut (und das hat Eric Schmidt nun bestätigt), dann muss die Frage vielleicht etwas anders gestellt werden:

It could be that Zell is brilliant, and is saying something that simplifies the truth to make a bigger point, and he doesn’t mind if you think he’s inept if some people get the bigger picture — which is he thinks of the Internet and Google as being the same thing, and you know what — I bet a lot of other people do too, and they have a point. Like the public radio stations, maybe we’re fooling ourselves if we think we’re not writing for Google, as they are fooling themselves into thinking they’re not creating for NPR. We want to cling to our theory that each of us is independent of the others, but what if he’s right, and it’s us vs them.

„Für wen schreiben wir? Und warum?“, fragt Doc Searls:

All kinds of deals may be possible between news organizations and Google. Some conceivably could alter the simple matter of who we’re writing for. It might not just be ourselves.
If Web = Google comes to look like a fact for a critical mass of people and organizations, then we will all become part of the same commercial ecosystem: one controlled by a single company.

Hinter dem digitalen Busch sitzend

Fast offline. Nur das Mobiltelefon stellt eine Paketdatenverbindung ins weltweite Netz bereit. Welche Mail funktioniert?

Outlook

Der dicke Mailclient schaufelt zwar fleißig Daten vom Exchange-Server auf die Platte, ist aber nicht ansprechbar. „Outlook versucht, Daten vom Microsoft Exchange Server abzurufen“, ist die häufigste Rückmeldung an den Nutzer. Ob nach dem Ende der Verbindung brauchbare Daten vorliegen werden?

Der Outlook Web Access lädt mühsam seine überladene, dem dicken Mailclient nachempfundene Oberfläche. „Wird geladen…“ steht dort, wo ich Mails erwarten würde. Keine Mails. Erst beim zweiten Versuch sehe ich Mails. Sie zu bearbeiten ist mühsam und langsam.

Was so einigermaßen funktioniert, ist der Blackberry auf dem E61.

Google Mail

Sekunden nach dem Start der Paketdatenverbindung hat Google Mail den Posteingang aktualisiert. Alles funktioniert wie gewünscht, nur nicht ganz so schnell wie gewohnt.

Conclusio: Wer öfter mal unterwegs ist, für den ist Outlook/Exchange eher nix. Und Blackberry auch nur ein Pflaster für die gröbste Unbill.

Google spricht

Keiner ändert die Medienlandschaft so grundlegend wie Google. Wen wundert’s da, dass Google-Nordeuropachef Philipp Schindler als der derzeit wichtigste Manager der Kommmunikationsbranche in Deutschland gilt. Nach Ansicht der w&v-Redaktion gehört er damit zu den Persönlichkeiten, „die im Jahr 2006 auffallend mutig und innovativ handelten und – oft auch gegen Widerstände – Entscheidungen trafen, die ihren Unternehmen künftig neue Erlösquellen erschließen“.
Schindler kam auf Platz eins,

weil er mit Google derzeit daran arbeitet, die Medien- und Agenturlandschaft in Deutschland gründlich umzukrempeln. So hat er beispielsweise den in der Branche üblichen Rabattpoker um Werbepreise abgeschafft und den vermittelnden Agenturen die gewohnten Provisionen gestrichen.

Philipp Schindler, Jahrgang 1970, leitete vor seinem Google-Engagement den Bereich Marketing und Sales von AOL Deutschland (seit 1999). „Google wird in Deutschland noch viel Spaß haben“, sagte Schindler im letzten Jahr zur FAZ.
Alle, die gern aus erster Hand erfahren möchten, wie das geht, mögen am 3. Mai 2007 zur next07 „Inspiration und Interaktion“ kommen. Philipp Schindler hält dort die Keynote zum Thema „Vom E-Business zum Me-Business: Märkte sind Gespräche“.

Ihre Marke ist mehr, als Google anzeigt


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Dass sich Unternehmen neu positionieren (müssen), ist nicht wirklich neu. Vielmehr ist für Unternehmen neu, dass ihre Marken fremdgesteuert positioniert werden.

Den beliebten Blogs und Message Boards kommt hierbei eine zentrale Rolle zu: Sie werden als Einflussnehmer vor allem für Interessenlenkung und Kaufentscheidung von Produkten immer bedeutender.

Es ergeben sich viele Fragen aus diesem Umstand:
„Wie sollten Unternehmen reagieren, wenn die Zielgruppen eigene Inhalte/Spots kreieren?“
„Sind Marken nicht längst demokratisch formbar? Ob Unternehmen das wollen oder nicht?“
„Wer gaukelt eher Realitäten vor, die es nicht gibt: Die Marken oder das Web 2.0?“

Marken verlieren ihre kommunikative Macht. Die Multiplikation von negativen Amateur-Botschaften durch Suchmaschinen macht aus Konsumenten-Beeinflussung eine handfeste Markenbedrohung.

SinnerSchrader Analyse zeigt in einem neuen Whitepaper Ansätze, wie Marken auf diese Bedrohungen reagieren können, damit die Markenbotschaft unmissverständlich gehört, in der Blogosphere entsprechend reflektiert wird und auch in den Suchergebnissen wie gewünscht ankommt.

Pages to the People

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Jimdo hat sich einiges vorgenommen. Den Google Page Creator zu attackieren zum Beispiel. Zu diesem Zweck wurde soeben der neue Dienst „Jimdo – Pages to the People“ gelauncht.
Mit beiden Diensten (Google und Jimdo) können einfach Webseiten erstellt werden, aber:

„In einigen Bereichen geht Jimdo wesentlich weiter als Googles Page Creator, ohne dabei auf eine angenehme Benutzung zu verzichten, und dank einer vorgefertigten mehrseitigen Webpräsenz kann der Anwender schon in wenigen Minuten eine größere Webseite seinen eigenen Bedürfnissen entsprechend anlegen.“

Die Macher von Jimdo freuen sich über das „schier unglaubliche
Userfeedback“
. Wir freuen uns mit und wünschen unseren ehemaligen Nachbarn alles Gute!