Das Web ist das einflussreichste Medium

Für den europäischen Konsumenten ist das Internet inzwischen das wichtigste Medium, das er bei Kaufentscheidungen konsultiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Harris Interactive im Auftrag der Agentur Fleishman-Hillard. Untersucht wurden die drei großen Märkte Großbritannien, Deutschland und Frankreich.

Across all three countries addressed by the study, the Internet has roughly double the influence of the second strongest medium — television — and roughly eight times the influence of traditional print media. This indicates a need and an opportunity for companies to reprioritise their communications to address the media shift in consumer influence.

Erfolgsmessung von Marken für Dummies

Nate Elliot
Nate Elliot, Senior Analyst bei Jupiter Research hat uns live auf der next08 drei Tipps gegeben, die helfen sollen, den Erfolg einer Marke messbar zu machen.

(Bildquelle: flickr/Paul Downey)

  1. 1. Das Wissen über die eigenen Ziele
  2. 2. Die Gewissheit, welche Bereiche zu beobachten/zu kontrollieren sind
  3. 3. Der Abgleich der eigenen Ergebnisse mit den persönlichen Zielvorgaben

get realtime
Das Konferenzmotto „get realtime“ findet sich in der Arbeit des Analysten in der Erfahrung wieder, dass Kampagnen im Internet während ihres Verlaufs überprüft und angepasst werden können.

Long Tail und die Kosten für Preisänderungen

Der Begriff „Long Tail“ ist in aller Munde, und dennoch ist es schwierig, eine genaue Definition dieses Begriffes zu finden. Laut Wikipedia ist

Long Tail (englisch für „langer Schwanz“) eine Theorie, die der US-amerikanische Journalist und Chefredakteur des Wired Magazine Chris Anderson 2004 vorstellte, nach der ein Anbieter im Internet durch eine große Anzahl an Nischenprodukten Gewinn machen kann.

Allerdings wird der Begriff mittlerweile wesentlich breiter benutzt. Getrieben wird die Verlagerung hin zu Nischenprodukten jedenfalls im Wesentlichen von zwei technischen Entwicklungen: durch das Internet als Vertriebsweg und durch stark verbesserte Such- bzw. Empfehlungstechnologie.
Das Internet führt auf Seiten der Anbieter zu stark gesunkenen Grenzkosten: Zum einen existieren auch für sehr spezielle Produkte durch die hohe Reichweite des Internet einträgliche Absatzmärkte, so dass sich die Fixkosten auf mehr abgesetzte Produkte verteilen. Zum anderen sinken die Lager- und Präsentationskosten pro Produkt im Vergleich zum klassischen Einzelhandel deutlich, da keine teuren Ladengeschäfte in frequentierten Gegenden angemietet werden müssen. Zudem sinken die Produktionskosten; speziell für digitale Güter sind die Grenzkosten praktisch gleich Null.
Durch diese stark gesunkenen Grenzkosten ist es Intermediären wie Amazon, Spreadshirt oder Rhapsody möglich, ihr Sortiment erheblich zu erweitern und damit den Präferenzen der Konsumenten immer besser zu entsprechen. Wo früher noch das Sortiment auf wenige Produkte limitiert werden musste, da z.B. die Lager- und Präsentationkosten (beschränkter Regalplatz) für die Produkte mit wenig Absatz zu hoch waren, kann über das Internet ein schier endloses Sortiment vertrieben werden.
Das alles würde allerdings nichts nützen, wenn die Konsumenten die Nischenprodukte, die ihren Präferenzen entsprechen, nicht fänden. Durch Empfehlungsmechanismen wie „Andere Kunden, die sich dieses Produkt angeschaut haben, haben folgende Produkte gekauft:“ werden die Konsumenten in die Nischen geführt, die sie möglicherweise interessieren. Die Suchkosten für diese Produkte sind somit erheblich gesunken, da der Konsument nicht mehr so lange nach diesen Produkten suchen muss. Diese Entwicklung führt dazu, dass Produkte in den Nischen mehr und mehr konsumiert werden.
Falls der Markt gesättigt ist, führt das Sinken von Grenz- und Suchkosten im Wesentlichen allerdings nur dazu, dass Blockbuster durch Nischenprodukte substitutiert werden. Falls die Margen für die Nischenprodukte höher sind, kann das dennoch zu Gewinnsteigerungen für den Anbieter führen. In ungesättigten Märkten kann es allerdings auch zu realem Mehrabsatz führen. Das Long-Tail-Phänomen ist also für den Intermediär nicht unbedingt gewinnsteigernd.
Allerdings profitieren Konsumenten vom steigenden Sortiment in jedem Fall, da ihre Bedürfnisse besser befriedigt werden können. Intermediäre mit großem Angebot locken also mehr Konsumenten an. Es ist also damit zu rechnen, dass Intermediäre wie Amazon und Rhapsody ihr Sortiment immer weiter erweitern werden (solange sie keine Verluste mit dem zusätzlichen Produkt machen), selbst wenn die Erweiterung des Sortiments lediglich zur Substitution von Blockbustern führt.
Auf der International Conference on Information Systems (ICIS) in Montreal wurde jetzt aber zum ersten Mal durch aufwändige Analysemethoden gezeigt, dass Internet-Anbieter selbst für die Preisänderung für ein Produkt substantielle Kosten tragen müssen. Im Gegensatz zur weitläufigen Annahme, dass eine solche Preisänderung praktisch nichts kostet, konnte gezeigt werden, dass Amazon für die Preisänderung eines Produkts mit über 10 USD kalkulieren muss, obwohl diese Preisänderung im Wesentlichen vollautomatisch abläuft. Durch solche Kosten wird nicht nur die Länge des Long Tails erheblich beschränkt, sondern auch die Möglichkeit einer gezielten Preispolitik für Nischenprodukte wird eingeschränkt.
Die beiden Fotos geben einen Eindruck von Montreal im Dezember und der ICIS, die ich dank des Stipendiums der SinnerSchrader AG besuchen konnte:
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adidas plant Onlineshop

Die Sportmarke adidas wird vom kommenden Jahr an ihre Produkte auch in Europa selbst im Web verkaufen, meldet die Internet World. In den USA ist der hauseigene Onlineshop schon seit 1999 am Start, nun soll mit Holland als erstem Land endlich auch Europa folgen.
Die meisten Markenhersteller sind in Sachen Direktvertrieb im Web nur sehr vorsichtig unterwegs. Der Hauptgrund dafür ist der vor allem in Deutschland übermächtige Handel, der solchen Aktivitäten skeptisch bis ablehnend gegenübersteht. Die Händler fürchten den Verlust von Marktanteilen durch die Konkurrenz seitens der Hersteller.
Zum Großteil sind diese Bedenken jedoch unbegründet und die schwache Position der Marken im Web letztlich auch eher schädlich für den Handel. So stehen im Web häufig das Thema Preis und die Schnäppchensuche im Vordergrund, Produkt, Marke und Hersteller treten dahinter zurück.
Eine starke Webpräsenz mit Direktverkauf hat demgegenüber fast nur Vorteile. Sie stärkt das Markenbild und prägt das Preisbild auf dem Markt. Die Konsumenten erwarten die direkte Bestellmöglichkeit beim Hersteller als Dienstleistung. Und auch nach dem Kauf gehen sie ins Web, wenn sie den Kundendienst brauchen – oder weitere Produkte kaufen wollen.
Es geht also gar nicht zuerst um Marktanteile und Wettbewerb zwischen Hersteller und Handel, sondern um Marke, Preisbild und Kundendienst. Wer im Web glänzt, macht auch dem Handel das Leben leichter, weil er seine Produkte mit besseren Argumenten als dem günstigsten Preis verkaufen kann. Vorbildlich führt diese Strategie seit Jahren Apple vor.
Am Rande bemerkt sei der Weg, den diese Nachricht im Web genommen hat. Die TextilWirtschaft berichtete bereits am 7. Dezember darüber, die Lebensmittel Zeitung zog jetzt nach. Beide Blätter erscheinen im Deutschen Fachverlag und verstecken ihre Nachrichten im Web hinter ihren Gartenmauern. Heute griff nun die Internet World das Thema auf, allerdings ohne Quellenangabe.
So können Fachblätter mit ihren exklusiven Nachrichten natürlich auch umgehen. Allerdings sollten sie sich dann nicht wundern, dass ihre Relevanz im Web gegen Null geht und sich niemand kaum jemand für ihre Nachrichten interessiert.

Am Ende der bekannten Werbewelt

Am Mittwoch vor zwei Wochen saßen unser Beratungschef Laurent Burdin und meine Wenigkeit im schicken Konferenzraum von Draftfcb an der Außenalster mit deren Chef Peter John Mahrenholz und den beiden w&v-Redakteuren Peter Hammer und Ulrike Schäfer. Das Münchner Werbefachblatt hatte Laurent und Peter John zum Disput geladen über die Zukunft der Werbung.
Einen Tag zuvor hatte die w&v in ihrer Onlineausgabe über eine Studie von Booz, Allen, Hamilton berichtet, der zufolge Kaufentscheidungen immer weniger von klassischer Werbung beeinflusst werden:

Nur noch zu fünf Prozent beeinflusst Werbung im Fernsehen oder in den Printmedien, ob wir ein Produkt oder eine Dienstleistung kaufen oder nicht. Im Vergleich dazu legt das Internet als Einflussgeber zu: Zehn Prozent lassen sich durch das Web leiten. Das bedeutet, dass nach dieser Studie, das Web doppelt soviel Einfluss hätte wie Print- und TV-Werbung.

Dementsprechend vertrat Laurent im Streitgespräch die These, dass die klassische Werbung immer mehr an Relevanz verliert. Der Grund: Die Konsumenten wollen nicht ungefragt unterbrochen werden. Sie verbannen unerwünschte Werbung aus ihrem Alltag.
Gleichzeitig sind Markennamen die häufigsten Suchbegriffe im Netz. Der interaktive Konsument versteckt sich also vor der Markenkommunikation in den klassischen Medien und sucht gleichzeitig den Kontakt zur Marke im Netz. Die Konsumenten haben sich für das Internet entschieden.
Diese Entscheidung bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Werbung. Mittelfristig wird sich daher auch die Rolle der Interaktivagenturen verändern – zu Lasten der klassischen Agenturen, von denen viele mit dem Siegeszug der TV-Werbung groß und stark geworden sind.
Die Debatte mit Mahrenholz war spannend und interessant. Sie ist heute wird demnächst in Heft 47/07 der w&v nachzulesen sein. Der Draftfcb-Chef argumentierte aus der Logik einer Netzwerkagentur, die auf die Herausforderung durch das Netz vollkommen anders reagiert: Sie legt ihre Ressourcen zusammen. Und damit auch die Etats ihrer Kunden.
Draftfcb will alle Kanäle gleichermaßen gut bedienen und kreative Ideen über unterschiedliche Kanäle spielen. Statt Spezialagenturen für unterschiedliche Medien zu beschäftigen sollen werbende Unternehmen mit einer Agentur (lies: Draftfcb) auskommen.
Das Problem ist nur: Es gibt keine medienneutralen Ideen. Jede kreative Idee ist an ein Medium gebunden. Ein TV-Spot ist keine Printanzeige ist keine Onlinekampagne und lässt sich nicht 1:1 übertragen. Und der Konsument will auch gar nicht über unzählige Kanäle mit Werbung beschossen werden.
Zu den Schwierigkeiten in einem solchen Streitgespräch gehören die unterschiedlichen Ebenen, auf denen wir uns bewegen. Draftfcb macht Werbung. SinnerSchrader ist eine Interaktivagentur. Wir machen auch Onlinewerbung, aber das ist nur ein Teil unseres Geschäfts.
Ich habe den Konferenzraum verlassen mit der Überzeugung, dass die klassische Werbung ihrem schleichenden Bedeutungsverlust wenig entgegenzusetzen hat. Sie wird weiterhin existieren, aber mit stagnierenden Budgets auskommen müssen und ihre Führungsrolle einbüßen. It’s The End of Advertising as We Know It.
Die Grabgesänge sind vielleicht verfrüht, aber die Trends sind auf unserer Seite: Die Reichweite des Mediums Internet wächst, die Nutzungsdauer nimmt zu, die Umsätze mit Onlinewerbung und E-Commerce steigen. Und damit auch der Anteil am Werbekuchen und am Handelsumsatz. Das alles nicht erst seit gestern, sondern stabil seit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre.
Das Medium Internet ist etabliert. Jetzt ist die Frage, wie die Agentur für dieses Medium aufgestellt sein muss. Unsere Antwort: Der Konsument ist interaktiv, also muss es auch die Agentur sein.

Weihnachtsgeschäft wandert ins Netz

Schöne Aussichten für den E-Commerce-Umsatz in den letzten, starken Wochen des Jahres. Darin sind die Marktforscher sich einig. Laut iBusiness erwarten sie, dass die Online-Ausgaben für Weihnachtseinkäufe in diesem Jahr stark zunehmen. Im Gegensatz dazu sollen die Gesamtausgaben für Weihnachtseinkäufe im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig steigen.
Mit anderen Worten: Der Umsatz im Weihnachtsgeschäft bewegt sich weiterhin in Richtung Internet. Unser Beratungschef Laurent Burdin sieht dahinter einen größeren Trend:

Die Konsumenten haben nicht auf Weihnachten gewartet, um sich mehr und mehr im Internet zu informieren und einzukaufen. Dieses Jahr wird wieder ein Rekordjahr werden. Tippen Sie mal „Weihnachten“ in Google ein – dann sehen Sie weltbild.de und quelle.de.

Worauf es online jetzt ankommt ist, mit den wichtigsten Argumenten, mit den originellsten Kampagnen und mit den richtigen Konsumenten zu sprechen. Diese Themen beschäftigen uns und unsere Kunden, z. B. mit Rich-Media-Kampagnen, mit neuen Webauftritten und mit zielgruppenabhängiger Ansprache (Web-Analytics).

Nie wieder Versandkosten

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Wenn SinnerSchrader-Mitarbeiter „Prime“ hören, überlegen sie kurz, ob sie auch alle ihre Stunden brav eingetragen haben und befürchten schon Erinnerungsmails aus dem Controlling.
Auch Amazon hat jetzt Prime, aber nicht um Projektleistungen zu erfassen, sondern um Kunden rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft mit einer Versandkosten-Flatrate zu beglücken.
Auf den zweiten Blick gar kein schlechtes Angebot: ich zahle einmal 29 € und bekomme dafür ein Jahr lang alle Lieferungen kostenlos am nächsten Werktag (natürlich nur, wenn der Artikel verfügbar ist). Nennt sich „Premiumversand“ und kostet ohne Prime je Lieferung 6 €. Außerdem kann ich den sonst noch viel teureren „Overnight-Express“ für 5 € nutzen. Da bekomme ich bis mittags, was ich am Vorabend vor 19:30 bestelle. Sehr praktisch am 23. Dezember früh abends. 😉

Ätschibätsch

Letzte Woche habe ich eine Festplatte bestellt — über Amazon, bei einem kleinen Händler aus dem Rheinland. Laut Amazon sollte die Platte „binnen eines Werktags“ verschickt werden. Als am Mittwoch immer noch keine Platte da war, schrieb ich dem Händler eine Mail, auf die ich auch nach 24 Stunden noch keine Antwort bekam. Da habe ich die Bestellung storniert und woanders bestellt. Der Händler ist jetzt böse auf mich und revanchiert sich für die Stornierung auf ganz eigene Weise — er verkauft mir die Platte einfach nicht:

Und da Sie ja gestern Abend dann sofort storniert haben weil ich mich erdreistet habe mal eine Tag nicht im Büro zu sein um mails zu beantworten werden Sie die Platte jetzt gar nicht erhalten, zumindest nicht von mir.

Das ist so gemein. 😉